Amphi Festival - Tag II - Tanzbrunnen, Köln - 24.07.2016
Veranstaltungsort:
Stadt: Köln, Deutschland
Location: Tanzbrunnen
Kapazität: ca. 12.000
Stehplätze: Ja
Sitzplätze: Nein
Homepage: http://www.amphi-festival.de
Sonntag, 24.07.2016 - Amphi Festival Tag 2:
Es ist relativ früh, für den Morgen eines zweiten Festival-Tag sogar sehr früh, als ich auf den Platz vor der Mainstage trete und mich umschaue. Das viele der vom Vortag erschöpften Gäste um diese Uhrzeit wohl noch selig in ihren Betten ruhen, frühstücken oder sich gerade erst langsam bereit machen, ist mit einem kurzen Blick auf das lichte Besucheraufkommen schnell ersichtlich. Doch jene, welche mit einem Übermaß an morgendlicher Energie gesegnet sind oder sich diese zumindest aus einem exzessiven Koffein-Konsum ziehen, sollen für ihr Kommen belohnt werden...
Mainstage, 11.00 Uhr - Beyond Obsession:
Recht kurz vor Beginn bestätigten sich auch die letzten beiden Acts im diesjährigen Programm und einer von ihnen ist „Beyond Obsession“, welche auch sogleich pünktlich die Bühne entern. Das fulminante Duo, um Sänger Nils Upahl und Keyboarder Andre Wylar, konnte sich bereits 2015 durch Support-Slots für Szene-Größen wie „And One“ oder „Solar Fake“ einige Sympathien erspielen, die ihnen jetzt deutlich zugute kommen. Trotz der überschaubaren Anzahl an Besuchern, mangelt es nicht an Stimmung, als der Auftritt mit „Pieces Of Machinery“, „Nothing Like That“ und dem bekannten „On My Way“ beginnt. Die beiden Musiker paaren warme, harmonische Melodien mit äußerst tanzbaren Beats und Clean-Vocals, was auf sichtlichen Zuspruch stößt. „Song For The Dead“ und „Never Turn Your Back“ treiben weiter voran, bevor mit „Ghost Pictures“ ein gänzlicher neuer Song vom Stapel gelassen wird. „Tokio Underground“ beendet das kurze Set direkt im Anschluss, für eine Zugabe bleibt keine Zeit und dennoch lässt sich vermelden: Erfolg auf ganzer Linie, weiter so!
Mainstage, 12.10 Uhr - TÜSN:
Der zweite, in diesem Fall etwas undankbare, Slot im sonntäglichen Running Order, wird von den Newcomern „TÜSN“ belegt. Die 2014 gegründete Formation zählte Anfang diesen Jahres zu meinen persönlichen Neuentdeckungen - Ihr Erstlingswerk, schlicht und effektiv „Schuld“ betitelt, rotierte selbst lange Monate nach Release in Dauerschleife im heimischen Player. Nicht nur, dass das ungewöhnliche Trio mit seiner Mischung aus vertrackten Lyrics, emotionalen Thematiken und dunkel-eingängigen Melodien erfrischend anders und neu klingt, auch können die Mannen um Sänger Snöt durch eine einzigartige Bühnenpräsenz und Ästhetik bestechen, welche unwillkürlich in den Bann zieht und alles andere als typischen Standard oder Einheitsbrei bietet. Das Bühnenbild wirkt bewusst statisch, kühl und minimalistisch: Im Hintergrund thront das weiße Logo auf schwarzem Grund, rechts das Podest für das Schlagzeug, links der Platz für den Gitarristen, im Zentrum eine Obelisk-artige, stählerne Säule als Keyboard-Vorrichtung und Erhöhung für den Frontmann. Mit dem bisher unveröffentlichten und somit großflächig unbekannten „Zehntausend“ startet man direkt in das knackige Set. Auch hier also alles andere als die typische Nummer sicher. Das elegant-schmissige „Schuld“ folgt als Hoch auf die Schönheit des vermeintlich Verbotenen und „Sturm“ reißt mit dunkel-rockiger Attitüde weiterhin mit. Ein äußerst gelungener Start… Findet deutlich sichtbar auch das Mehr der bisherigen Zuschauer und spendet positiv gestimmten Applaus. Während ihrer Spielzeit balancieren „TÜSN“ immer wieder den schmalen Grad zwischen Dramaturgie, Kitsch, Pop,Exzentrik und Theatralik aus, spielen perfekt und doch distanziert mit dem Publikum. Kleine Requisiten, wie etwa die obligatorische und aus Video-Clips bekannte Krone, tragen bei Songs wie „Hannibal“ oder „In Schwarzen Gedanken“ ihren nicht unerheblichen Teil dazu bei. „Ewig Allein“ dürfte schon bald zum Hit avancieren und das ausgelassen-verruchte „Schwarzmarkt“ setzt dann den gewollten und gleichsam gekonnten, zielgenauen Schlusspunkt einer starken Show. Eine großartig eigenständige Band, mit dem Hang zu stimmig, konzeptioneller Ausgestaltung und persönlichem Stempel mit Wiedererkennungswert. Und somit genau das, was die hiesige Musiklandschaft so oft vermissen lässt. „TÜSN“ - Kunst mit Zukunft.
Mainstage, 13.25 Uhr - Unzucht:
Immer wieder gern gesehen auf den Bühnen der nationalen Szene-Festivals, sind die Hannoveraner von „Unzucht“. Ähnlich wie die Kollegen aus Hamburg, „Lord Of The Lost“, konnten sich diese durch Support-Einsätze, ein hohes Engagement, Kreativität und zahlreiche Live-Auftritte einen festen Platz im Herzen der schwarzen Gemeinde erspielen, der Kurs steht auch 2016 auf Erfolg! Mit „Unendlich“ vom letzten Studioalbum „Venus Luzifer“ preschen die vier Dark Rocker auch sogleich direkt nach vorn und es wird direkt und ohne Umschweife jedem klar, dass auch heute keine Gefangenen gemacht werden. Brettharte Riffs stehen im Wechselspiel mit zart-zerbrechlichen Klavier-Passagen, immerzu getragen von der unvergleichlichen Stimme von Frontmann David „Der Schulz“ Schulz. Dieser befeuert und dirigiert zu anfangs noch in schwerer Lederjacke und der markanten Wollmütze auf dem Kopf die Massen, legt diese aufgrund der schier unerschöpflichen Hitze jedoch schon bald ab. „Todsünde 8“ hält das hohe Tempo dann weiter aufrecht, bevor das energetische „Seelenblind“ etwas an Fahrt nimmt und einen Mid-Tempo zum singen und tanzen offenbart. Viel positive Resonanz erntet natürlich auch der Club-Hit „Deine Zeit Läuft Ab“, einer der ersten großen Songs der Band. Wer nun glaubt, man könne die Leistung der Gitarren und der Fans nicht mehr hochschrauben, irrt gewaltig, denn mit dem aggressiven und brutalen „Kettenhund“ donnert im Anschluss ein Vorbote auf das neue Album „Neuntöter“ auf den Tanzbrunnen nieder. „Schweigen“ macht seiner Betitelung alle Ehre und beruhigt die Gemüter dann wieder, doch schon weiß „Kleine Geile Nonne“ die dezent heruntergekühlte Feierlaune wieder hervorzulocken. Melancholisch wird es mit dem hochemotionalen „Nur Die Ewigkeit“, dann mobilisieren die Hymne „Unzucht“ und der Closer „Engel Der Vernichtung“ schlussendlich alle letzten Kräfte und lassen ein erschöpftes, aber umso ausgelasseneres Publikum, als auch eine dankbare „Unzucht“ zurück.
Theater-Stage, 14.05 Uhr - The Beauty Of Gemina:
Ein kurzer Blick auf die Running Order und ein weiterer auf meine Uhr verrät mir, dass mich mein Weg nun wieder zum Theater führt, in welchem ich die nächste Zeit sogar gleich für drei namhafte Acts hintereinander und ohne stressigen Wechsel verbringen kann. Damit ich diesem persönlichen Luxus allerdings auch frönen kann, ist zuerst jedoch wieder etwas Einsatz gefragt. Immer begleitet von der Befürchtung, in der prallen Mittagssonne den Klängen von außerhalb lauschen zu müssen, weil ein erneuter Einlassstop das Durchkommen verhindert. Vor allem bei diesen Temperaturen und dem folgenden musikalischen Aufgebot, ein wenig attraktiver Gedanke. Somit manövriere ich auf schnellstem Wege durch die dichten Menschenmengen, zurück zum Haupteingang, biege so zügig wie nur möglich um die Ecke und finde eine erstaunlich geringe Schlange vor. Ein Glück! Wie ich einigen Gesprächen entnehme und es auch in den sozialen Netzwerk kundgetan wurde, waren offenbar einige Gäste für die gestrigen Verzögerungen verantwortlich, welche die auferlegten Brandschutzbestimmungen missachtet und sich vor Türen und Notausgängen gesetzt hatten. Heute kann dies nicht mehr passieren, gehen doch in regelmäßigen Abständen fleißig Securitys durch die Reihen und bitten alle Sitzenden, wieder aufzustehen und die Wege somit freizuhalten. Das Licht wird gedämmt und zu den Takten von „Run Run Run“ treten die Schweizer von „The Beauty Of Gemina“ ins Zentrum aller Aufmerksamkeit und sorgen mit ihrer kongenialen Mixtur aus poetischer Schwere, dunklen Rock-Elementen, wavigen Rhythmen und mystischen Arrangements für einen gelungenen Auftakt. „All Those Days“ vom letzten Album „Ghost Prayers“, „This Time“ und „Kings Men Come“ führen weiter durch das Set. Das Fundament der einzigartig-eigenwilligen Kompositionen wird durch Sänger Michael Sele, Gitarrist Simon Ambühl, Bassist Andi Zuber und Schlagzeuger Mac Vinzens gegeben, die es perfektionistisch und hoch professionell verstehen, ihren Kompositionen geisterhaftes Leben einzuhauchen. Titel wie „Hunters“ bestechen nicht minder intensiv und auch das clubtaugliche „The Lonsesome Death Of A Goth DJ“ finden nach wie vor seinen festen Platz im reichhaltigen Repertoire. Das beliebte „Rumors“ findet erwartet viel Zuspruch, bevor man mit dem elektronisch gehaltenen „Suicide Landscape“ den letzten Song, eines zeitlich insgesamt leider viel zu knapp bemessenen Sets preisgibt und sich ein besonderer Schleier Beschwingtheit im Publikum legt.
Mainstage, 14.50 Uhr - Solar Fake:
Halbzeit beim „Amphi Festival“ und nach all der metallischen Härte seitens der freundlichen „Unzucht“ Zeit, für einen viel erwarteten Electro-Act: „Solar Fake“! Das Projekt um Sänger Sven Friedrich, welcher dem ein oder anderen dieser Tage sicher von „Zeraphine“ oder den „Dreadful Shadows“ her ein Begriff ist, konnte sich über die letzten Jahr eine große Fan-Base erspielen und ist schon lange mehr als ein bloßes zweites Steckenpferd. Wenig überraschend also, dass sich selbst um die frühe Nachmittagszeit so einige Interessierte vor der großen Bühne gespannt ausharren und vor ekstatischer Begeisterung laut aufschreien, als das Duo aus Andre Feller, seines Zeichens Keyboarder, sowie Friedrich selbst zu den Takten von „Not What I Wanted“ erscheinen und so den Startschuss für die folgende Stunde geben. „Under Control“, „Here I Stand“ und „All The Things You Say“ beleuchten unterschiedlichste Glanzlichter der bisherigen Diskographie und bedienen sowohl Freunde des gepflegt-tanzbaren Synthie-Pop, Liebhaber emotionaler Balladen, als auch die härter veranlagte EBM-Fraktion. Man könnte sagen, für viele ist das gut gemischte Set sozusagen ein Wechselbad diverser Gefühlslagen, so differenziert fallen die Reaktionen der Besucher vor der Hauptbühne von Zeit zu Zeit aus. Das raue „Parasites“ und „More Than This“ gibt es im Anschluss auf die Ohren und es wirkt ganz so, als könnten die beiden sympathischen Musiker heute spielen was sie wollen… Es würde ohnehin begeistert angenommen! Immer wieder sind pure Freude und Glückseligkeit aus den Gesichtern und Ausrufen der Fans zu entnehmen und auch die Nicht-Kenner nicken so manches mal zustimmend mit dem Kopf. „Reset To Default“ und „Where Are You“ leiten so langsam den nahenden Abschluss ein und während ich mich schon an der Warteschlange des Theaters eingereiht wusste, sollen die letzten Takte des Club-Hits „If I Were You“ verklingen und eine mehr als nur zufriedene Menge zurücklassen. Was für ein Spirit! Doch jetzt geht es für mich wieder Richtung Theater, denn das nächste Highlight wartet...
Theater-Stage, 15.20 Uhr - Ost+Front:
Wie zu erwarten, ist das, für Menschenmengen dieser Art, ohnehin recht knapp bemessene Theater bis zum Anschlag gefüllt, als sich das NDH-Geschwader um Mastermind Patrick Lange aka „Herrmann Ost+Front“ bereit macht. Kein Wunder, konnten sich die Maskierten, zuerst als lauer „Rammstein“-Abklatsch abgetan, insbesondere durch ihre starken Veröffentlichungen der letzten Jahre, einen Namen in der Szene machen. Zu symphonischen Klängen betreten die Musiker nach und nach die Bühne und nehmen zum dramatischen Opener „Sternenkinder“, eine der Single-Auskopplungen aus dem neuen Album „Ultra“, ihre Plätze ein. Die Kannibalen-Hymne „Fleisch“ und das bizarre „Fiesta De Sexo“ flogen nahtlos im Anschluss. Schon jetzt scheint die Marschrichtung für die folgende Stunde klar und deutlich, schlagen doch auch „Freundschaft“ oder das brettharte „Liebeslied“ in eine ähnliche Kerbe, welche sicher nichts für Zartbesaitete und jeden Geschmack ist. Einen ihrer ersten Songs, das sogenannte „Denkelied“, präsentieren die Herren mit dem unverkennbaren, bedrohlichen Erscheinungsbild ebenso, wie Hits der Marke „Mensch“ oder das punkige „Bruderherz“. Die vermummte Gestalt an den Tasten, „Eva Edelweiß“, muss währenddessen immer wieder als Spielball des hünenhaften Fronters herhalten und wird zu Brechern wie „Gang Bang“ oder „Ich Liebe Es“, zur Freude des zahlreich erschienenen Publikums, immer wieder brutal malträtiert. Das rohe „911“ ertönt, bevor es mit „Moldau“ nicht nur abermals neues Liedgut, sondern im gleichen Atemzug auch eine echte Power-Ballade zu hören gibt. Das nach sich selbst benannte "Ost+Front“ verleitet die Fanschar dann wieder zum mitgrölen und feiern, bevor „Bitte Schlag Mich“ das unerwartet ausgiebige Set furios beendet. Neben dem auffälligen Auftreten der Berliner, sorgen vor allem die äußerst gelungenen Eigenkompositionen, brachiale und kompromisslose Härte, als auch energiegeladene Shows mit immer besonderer Atmosphäre für das steigende Interesse an diesem Projekt. Gänzlich Neues gab es neben einigem Material von „Ultra“ zwar nicht zu sehen oder zu hören, sollte künftig auch in diesen Bereichen Stück für Stück aufgestockt und nachgebessert werden, so sei den Frontlern ein fester Platz im Herzen diverser Szene-Anhänger auch weiterhin sicher.
Theater-Stage, 16.40 Uhr - Coppelius:
Auf die Minute genau erloschen die Lichter und die sanften Klänge von Tschaikowskys „Tanz Der Zuckerfee“ erfüllen den Saal. Wie es die Tradition will und es sich für den Hochadel ziehmt, betritt zunächst Butler „Bastille“ mit einer Laterne die Bretter und trifft für die werten Herren ergiebig letzte Vorbereitungen. „Bitte Ruhe“ steht auf einer Tafel geschrieben, welche er immer wieder Richtung Auditorium streckt und seinen Finger dazu auf die Lippen legt. Nach und nach treffen nun auch seine Meister ein, „Sissy Voss“ am Kontrabass, „Graf Findorff“ am Cello, „Nobusama“ am Schlagwerk, sowie „Comte Caspar“ und „Max Coppella“ an den Klarinetten. „Bitten, Danken, Petitieren“ macht den Anfang, danach gibt es mit der Steampunk-Nummer „Der Luftschiffharpunist“ vom 2014er-Werk „Hertzmaschine“ aktuelle Klänge zu vernehmen. „I Get Used To It“, „Rightful King“ und „Locked Out“ decken dann die fremdsprachige Kartei des coppelianischen Schaffenszyklus ab, wobei eine abwechslungsreichere Mischung mit den verbleibenden Titeln hier sicher gut getan hätte. Wie dem auch sei, die Stimmung ist trotz des eher drückenden Sounds, welcher das Vernehmen der Texte stellenweise kaum möglich macht, gerade in den vorderen Reihen bestens. „Ziemlich warm bei euch… Das werden wir ändern“, bemerkt der Comte und hat nicht zu viel versprochen, denn schon das ausgelassene „Diener 5er Herren“, vom Erfolgsalbum „Zinnober“, treibt die Temperaturen weiter nach oben. „Phantom“ gibt dann erneut Raum für die hohe Virtuosität und einige interessante Soli, bevor das ruppige „Reichtum“ die Reihen dann wieder aufpeitscht. Mit der dem dröhnenden „Der Handschuh“ und „Risiko“ halten die Herren dann abschließend nochmal eine satte Prise an krachenden Hits parat, bevor der wehmütige Abschied naht. Nicht ohne Grund wiegt dieser am heutigen Nachmittag umso schwerer, da „Coppelius“ hier einen ihrer bisher letzten Festivalauftritte gaben. Für das Ende des Jahres ist eine Konzertreise anberaumt, danach werden die Herren sich vorerst zur Ruhe setzen und bis auf Weiteres Vatermörder und Zylinder an den Haken hängen, um über eine mögliche Zukunft der Band nachzudenken. Auf das es nur eine temporäre Pause sein möge und wir schon bald mit neuen Melodien aus einem anderen Jahrhundert rechnen können. Für die Zukunft alles Gute und besten Dank für die vielen Jahre - „Coppelius hilft!“. Nun heißt es aber wieder auf zur großen Mainstage, es geht weiter.
Mainstage, 17.35 Uhr - Covenant:
Das diesjährige Line-Up des „Amphi Festival“ ist tatsächlich nicht zu verachten und so hat auch ein weiterer, seltener Gast zur sonnendurchfluteten Hauptbühne geladen. Die schwedische Future-Pop-Legende „Covenant“ gibt sich die Ehre und zieht mit einem ihrer raren Deutschland-Termine massig Fans und Interessierte an. Schon viele Minuten vor Beginn verdichten sich die vorderen Reihen zunehmend bis nach ganz hinten, so ziemlich der gesamteTanzbrunnen scheint ein Auge auf diesen Termin im Running Order geworfen zu haben. Alles ist bereit und die Gentlemen des Electro sind es ebenfalls: Unter kratzigen, maschinellen Geräuschen und einem druckvollen Dröhnen, welches den gesamten Platz vor der Bühne erschüttern lässt und stetig lauter wird, schreitet das stilsichere Dreigespann zu Werke. Daniel „Dupont“ Jonasson, begibt sich unverzüglich an Keyboard und Vocoder und auch Ex-Member Daniel Myer nimmt, für viele der Anwesenden überraschend, Platz hinter seinem Instrument. Dieser vertritt derzeit Andreas Catjar, welcher sich momentan auf sein reaktiviertes Band-Projekt fokussiert, sehr zur Freude der Anhängerschaft. Unerwartet startet man mit dem melancholischen „Bullet“ in die Show, welches anno 2016 natürlich längst absoluten Klassiker-Status in der Szene genießt und schon beim ersten Refrain frenetisch mitgesungen wird. Verzerrte Harfen-Klänge verweisen sodann auf „Thy Kingdom Come“, vom letzten Longplayer „Leaving Babylon“. Dieser soll an diesem Abend überraschend der einzige Song vom 2013er-Album sein, denn dankbarerweise wissen „Covenant“ die ihnen zur Verfügung stehende Zeit zu nutzen und bescheren einen reichhaltigen Querschnitt durch ihre gesamte Diskographie. Besonders schön: Auch rare Schätze, wie das technoid-futuristische „Figurehead“ kommen endlich wieder zum Zuge und verleiten sofort zum mystischen Tanze. Wenn eines klar ist dann, dass diese Formation nicht nur viele großartige Party-Referenzen im eigenen Portfolio zu verzeichnen hat, sondern auch viele hochkarätige Balladen. Mit „The Beauty And The Grace“ vergeben die Herren im Anzug nun eine Kostprobe davon und treffen damit abermals nicht nur meinen Nerv. Zerbrechlich, hoch emotional und sicher viel zu selten gespielt… Gerade auf den einschlägigen Festivals. Deutlich bekannter hingegen die insgeheime Band-Hymne „The Men“, welche mit ihren tiefen Glockenschlägen und dem schleppenden Rhythmus direkt düstere Atmosphäre versprüht, welche von „Ritual Noise“ nur noch gesteigert wird. Das grandiose „Lightbringer“ darf als eine der begnadeten Myer-Tüfteleien in einer speziellen Remix-Version natürlich auch nicht fehlen und so verlässt Daniel seinen angestammten Platz, um gemeinsam mit Eskil zu performen - Reunion at its best! „Wie fühlt sich das an?“, fragt der in einen weißen Anzug gekleidete und vor Euphorie strahlende Mr. Simonsson und sieht sich seiner Stimmung im Publikum gespiegelt. Gerade auch, weil die Band den Anwesenden mit „Sound Mirrors", der Ende August erscheinenden Single vom kommenden Album „The Blinding Dark“ nun ein echtes Geschenk macht. Was zwar ein wenig schade ist, aber nicht allzu arg ins Gewicht fällt, betrifft die wie immer ausgeklügelte Lichtshow, von welcher man aufgrund von strahlendem Sonnenschein nicht wirklich etwas mitbekommt. Durch den stetigen und stimmigen Einsatz von kräftigen CO2-Jets, gelingt es den Mannen dennoch ihrer Anlage ein solides Fundament zu verschaffen und immerhin bietet sich so endlich mal wieder ein uneingeschränkter Einblick auf die Band, welcher mehr ist, als bloße Silhouetten im Kunstnebel. Als nächstes folgt der Song, auf den wohl die meisten Zuschauer gewartet haben und so setzt man mit „Call The Shops To Port“, nach welchem das gleichnamige „Amphi Festival“-Pre-Event benannt ist, die Segel Richtung Finale und verabschiedet sich zunächst unter Jubel. Ein Blick auf die Uhr verrät, dass der Auftritt nun sein reguläres Ende gefunden haben müsste, doch kehren die Schweden ein weiteres Mal zurück. „Wir haben noch einen weiteren Song für euch.“, verkündet Eskil und stimmt „Der Leiermann“ an, die deutschsprachige Adaption zum Ursprungssong „Like Tears In Rain“. Ich lasse mich mitreißen, werde ob des nahenden Endes jedoch gleichsam etwas wehmütig und sehe meine Felle abermals davonschwimmen. Schon vor gut drei Jahren, als ich die Band zuletzt sah, erhoffte ich mir meinen bis dato nie live gehörten Lieblingssong „Dead Stars“ im Set… Heute soll es endlich soweit sein und die sehnlichst erhoffte Synthesizer-Spur flirrt über den Platz. „Eins, Zwei, Drei, Vier…“ zählt die Stimme aus dem Sample, ehe der Beat einsetzt. Auch viele andere Besucher haben diesen Club-Hit nun erkannt und feiern mit rund 10 Minuten Verzug das Ende eines wahnsinnig starken Gigs. Ein perfekt eingespieltes Trio, eine unglaublich überzeugende und überraschend gut durchgemischte Setlist und Wahnsinnsstimmung am Tanzbrunnen. Nun heißt es warten, bis im Herbst das neue Album erscheint. Danke, „Covenant“!
Mainstage, 19.10 Uhr - Project Pitchfork:
Fans elektronischer Klänge, welche schon bei „Covenant“ zuvor ihre helle Freude gehabt haben dürften, brauchen im Anschluss weder einen umständlichen Location-Wechsel vornehmen, noch sollten sie sich allzu weit von der Hauptbühne entfernen, denn mit den Kult-Vorreitern von „Project Pitchfork“ steht im direkten Anschluss ein weiteres Schmankerl auf dem Programm. Und wie zu erwarten, wird es auch jetzt wieder richtig voll: Nahezu der ganze Vorplatz wird von einer breiten Masse in Schwarz ausgefüllt und selbst an ein Durchkommen zu den Seiten, geschweige denn an eine gute Sicht, ist spätestens zu Beginn des Auftritts nicht mehr zu denken, als die Hamburger mit dem sphärischen „What Have We Done“, einem exklusiven Titel der 2016 veröffentlichten „Second Anthology“, eröffnen. Im Hintergrund prangen nach wie vor drei große Backdrops, auf welchen unter anderem das unverkennbare Logo der Formation, die Forke, sowie ein Heptagramm abgebildet ist. Ganz im Sinne eines Best-Of-Sets zum 25-jährigen Jubiläum, dürfen auch die ganz großen Hits nicht fehlen: „Timekiller“ steht, wie seit geraumer Zeit üblich, überraschend früh auf dem Programm, es folgen „The Longing“ und „God Wrote“. Trotzt jahrelanger Bühnenerfahrung der beiden Begründer, steht sowohl Frontmann Peter Spilles, als auch dem Mann den Tasten, Dirk „Scheubi“ Scheuber, die Freude ins Gesicht geschrieben. Eine kleine aber feine Überraschung hat man sich, ebenso wie beim diesjährigen „Wave Gotik Treffen“, in Form eines besonderen Gastes bis zum jetzigen Zeitpunkt aufgespart: Zu „The Dividing Line“ lädt man Sven Friedirch, welcher erst kürzlich mit seinem Projekt „Solar Fake“ auftrat, zum gemeinsamen Feature ein. Das rau-verzerrte Organ von Spilles harmoniert bestens mit der warmen Stimmfarbe Friedrichs und machen diesen Titel zu einem Highlight, sowohl auf der neuen CD, als auch live. „Alpha Omega“ wirft einen weiteren Blick in die Vergangenheit und geht anschließend in das treibende „Blood Stained (Give Me Your Body)“ vom letzten Album zurück. Der druckvolle und organische Sound gefällt vortrefflich und verleiht der klanglichen Zeitreise einiges an Dynamik, nicht zuletzt beschert durch die vortreffliche Professionalität an den Drums, durch Nook oder „Eisbrecher“-Trommler Achim Färber. So kleidet man auch weiterhin Fan-Lieblinge und rares Liedgut gleichermaßen in aktuelle Gewänder, von „IO“, über „Conjure“ und „Requiem“. Energetisch, pur, berührend. Das großartige „Souls“ und „Blood-Thirst“ bilden dann das große Finale eines viel zu kurz erscheinenden Auftritts… Wie gut, dass „Pitchfork“ schon nach kurzer Zeit wieder hautnah zu erleben sind und zwar im Rahmen ihrer großen Jubiläums-Tour. Wer hat noch nicht, wer will nochmal? Ganz bestimmt ein Großteil aller Anwesenden dieses Auftritts!
Theater-Stage, 20.45 Uhr - Joachim Witt:
Nach einem kurzen Aufenthalt auf dem Sonnendeck der MS Rheinenergie, geht es abermals Richtung Theater. Auch am heutigen Abend kämpfen gleich drei Künstler um die Gunst der Festival-Besucher. Neben „Spiritual Front“ auf der Orbit-Stage, welche sich an Bord befindet, spielen die bekannten „Editors“ auf der Hauptbühne auf. Meine Wahl jedoch fällt auf NDW-Ikone „Joachim Witt“, welcher die dritte Alternative darstellt. Habe ich ihn 2015 auf eigener Headliner-Tour aus zeitlichen Gründen doch verpasst, so bietet sich mir nun endlich die Gelegenheit dem Programm zum Senfmade-Album „Ich“ beiwohnen zu können, ehe im Herbst diesen Jahres bereits das nächste Werk, „Thron“, in den Startlöchern steht. Dank zeitiger Ankunft vor den Toren des Theaters, entgehe ich einer möglichen Auslastung der Kapazitäten und suche mir einen Platz mit guter Sicht auf das Geschehen. Ein weiteres Getränk darf dank unmittelbarer Nähe zum Ausschank nicht fehlen, denn immer noch drückt die Hitze des Tages unerbittlich jedwede Luftquelle nieder. Nach dem Soundcheck herrscht dann erstmal verwirrende Stille, bevor Witt mit guten 15 Minuten Verspätung beginnt. Während Schlagzeuger Sebastian Rupio, Keyboarder Lennart Götzen und Gitarrist Ruben Roe unter mediterraner Sound-Kulisse in Rampenlicht treten, versinkt der Saal in tiefem Blau. „Über Das Meer“ heißt der sehnsuchtsvolle Opener und ist nur einer von vielen Hits an diesem Abend. Versprühte der erste Titel gerade eben noch stärkende Worte gepaart mit Schwermut, steuert man mit dem krachzig-symphonischen „Jetzt Und Ehedem“ direkt und konterkarierend wieder entgegen. Es ist Zeit aufzuwachen und zum letzten Mal an diesem Wochenende die schiere Sogkraft der Musik zu feiern. Gesagt, getan. Nicht nur bei besagtem Kracher von „Bayreuth Zwei“ ist klar ersichtlich, dass der Altmeister der deutschen Musik seine helle Freude hat, auch bei Songs neueren Datums, wie etwa „Es Regnet In Mir“, zeigt sich Witt äußerst aktiv und spielfreudig. Davon zeugen auch einmal mehr seine bissig bis selbstironischen Ansagen in den Pausen, welche alle Liebhaber schwarzen Humors zu amüsieren wissen, den Rest jedoch ratlos bis verstört zurücklassen. Über Humor lässt sich bekanntlich so gut streiten, wie über den Geschmack selbst. Nicht aber über die Aktualität und Zeitlosigkeit des „goldenen Reiters“ höchstpersönlich. „Zeit Zu Gehen“ ist einer der überraschend zelebrierten Titel und wird insbesondere von den Kennern in den vorderen Gefilden dankbar aufgesogen, danach gibt es gleich den nächsten Leckerbissen. „Tag Für Tag“ vom kommenden Album, gibt bereits jetzt einen guten Einblick in die zukünftige Marschrichtung, wirkt ebenso epochal wie straight. Schon nach dem ersten Hören ist klar: Ein echter Ohrwurm mit kritischer Message, Bravo! Joachim verlässt die Bretter und gibt so seinen Musikern den Raum für klangliche Idylle, dann kehrt er zurück und nimmt für das tragische „Gloria“ auf einem Hocker am vorderen Bühnenrand Platz. Die powernde Ballade geht jedes Mal erneut durch Mark und Bein, das spüren nun alle und singen den Refrain lauthals mit. Ein ergreifend schöner Moment. Die „Mal-Gucker“ haben mittlerweile das Theater verlassen und doch bleibt es gut gefüllt, immer wieder rücken Zuschauer aus dem Foyer nach. Nun darf es gerne etwas härter zugehen und so kredenzt Witt mit dem wütenden „Ole“ einen vermeintlich geplanten Bonus-Track. In sozialkritischem Fahrwasser bewegt man sich weiter und zwar mit „Shut The Fuck Up“, welches gleichermaßen zum tanzen wie mitsingen animiert. Eine gelungene Abstimmung ist alles und folglich wird es im Folgenden wieder etwas sanfter, doch keinesfalls leise. Schon am Vortag hoffte ein Großteil des Publikums, auf ein Duett der beiden Größen, eine Art temporäre Reunion, zum Hit „Die Flut“. „Ich versuche es dann heute alleine, Peter hat es wahrscheinlich gestern auch schon versucht?“, revidiert Witt schon eingangs jedwede Hoffnung und liefert dennoch mit äußerster Intensität ab, das Publikum zieht mit. Danach heißt es kurzzeitig Abschied nehmen, Zugaben werden lautstark gefordert. Auch wenn die Uhr verrät, dass das diesjährige „Amphi Festival“ eigentlich gerade geendet sein sollte, kehren die Musiker natürlich noch einmal zurück. Mit dem heavy rockenden „Supergestört Und Superversaut“, gibt es feinste NDH-Kost aus „Bayreuth“-Tagen, dann kommt man endlich den vielen Wünschen der Fans nach und gibt „Goldener Reiter“ zum Besten - auch nach all den Jahren noch immer ein absoluter Stimmungsgarant! Das Theater im Ausnahmezustand. Auch wenn der Zeiger erbarmungslos weiter voranschreitet, lässt sich Joachim einen letzten Song nicht nehmen und beschließt den Abend, sowie da Festival mit dem obligatorischen „Tri Tra Trullala (Herbergsvater)“. „Danke ihr Lieben, kommt gut nach Hause!“, ruft er noch und verlässt wankend die Bretter. Die Band spielt im Gewitter des stürmischen Stroboskop-Lichts das Outro, dann gehen die Lichter an. Es ist weit nach 22.30 Uhr, Witt hat also eine halbe Stunde überzogen. Sehr zur Freude der Besucher und die Bestätigung der Gewissheit, dass die Entscheidung seiner Show beizuwohnen goldrichtig war.
Als ich mit all den anderen Gästen aus dem Theater hinaustrete, bemerke ich, dass es mittlerweile schon überraschend dunkel geworden ist. Einige holen noch ihre Jacke von der Garderobe, ordern noch das ein oder anderen Getränk zur Erfrischung oder tauschen sich im Raucherbereich aus, dann kehrt langsam Stille ein. Auch die letzten Besucher verlassen den Tanzbrunnen durch den Haupteingang und auch von der großen Hauptbühne ist nicht mehr zu hören - die "Editors" haben ihr Set offenbar ebenfalls erfolgreich beendet und gleichsam als stimmungsvoller Rausschmeißer fungiert. Zu meiner Freude hat sich auch das Wetter im Vergleich zu den vorherigen Stunden und dem Vortag etwas abgekühlt, was den Heimweg etwas leichter gestaltet. Einige Stände des "Daywalker"-Markts, welcher direkt neben dem Gelände mit vielen Sitz- und Verköstigungsgelegenheiten aufwartet, haben noch geöffnet. Hier sitzt noch der ein oder andere, man verabschiedet sich und genießt den Blick auf den Rhein, auf welchem sich die hell erleuchtete Kölner Skyline spiegelt. Immer wieder eine besondere Augenweide, die mir wohl niemals langweilig werden wird. Mein Weg führt mich auch an diesem Abend über die Hohenzollernbrücke, es kommt mir jedes Jahr wieder ein wenig wie eine kleine Tradition vor.Auch oder gerade weil der Weg zur Dom-Seite nach einem anstrengenden Festival-Tag umso beschwerlicher und länger erscheint, so bietet dieser stets eine angenehme Ruhe und Möglichkeit zur Reflexion des vergangenen Wochenendes. Während unter dem eisernen Übergang noch ab und an ein Motorboot und gar ein Schiff unter einem hindurchfährt, zischt in unregelmäßigen Abständen hin und wieder der ein oder anderer Zug Richtung Hauptbahnhof an der, von Liebesschlössern gesäumten, Passage vorbei. Endlich einmal genügend Zeit also, das Vergangene Revue passieren zu lassen. Den Tanzbrunnen gerade erst hinter mir gelassen, den altehrwürdigen Dom fest im Blick. Wie war es denn so, das diesjährige „Amphi Festival“? Nun, will man diese Frage beantworten, so muss man nach genau zwei wesentlichen Hauptkriterien, die da „Line-Up“ und „Gelände“ lauten, folgerichtig aufschlüsseln. Ersteres fiel wie gewohnt über weite Strecken hochwertig und gut gemischt aus. Der Veranstalter scheint auch im Jahr 2016 um ein stets abwechslungsreiches und auf diverse Genres abgestimmtes Band-Angebot sichtlich bemüht. So fanden sich neben harten Gitarren-Klängen, mal harmonischer und mal derber Elektronik, auch folkloristische Anleihen und besonders die Chance, fernab der ganz großen Namen, mal ganz unvoreingenommen und entschleunigt Interessantes und Neues zu entdecken. Durch die insgesamt drei Bühnen war ein laufendes Programm gewährleistet, welches auf unterschiedlichste Geschmäcker ausgerichtet war und unter anderem mit „Tarja“, „Peter Heppner“ oder den „Editors“ auch einige seltene Acts fernab des bezeichnenden Szene-Mainstreams bereithielt.
Dieser hingegen ist auch zugleich jährlich ein viel genannter Kritikpunkt, scheint sich unter den nationalen Szene-Events doch seit geraumer Zeit eine Art Besetzungskarussell zu drehen, was nicht wenige Wiederholungen im Kader mit sich bringt. Sicher hingegen jedoch auch, dass diese Übersättigung bei weitem nicht jedem der teils weit gereisten Gäste gilt und dieser Umstand auch zu einem gewissen Maße dem recht überschaubaren Pool geschuldet ist, aus dem ausreichend zugkräftige Künstler geschöpft werden können. Erwähnte Neuentdeckungen ließen sich wie erwähnt immerhin so einige machen, bot doch die „Orbit-Stage“ auf der MS RheinEnergie, welche mit preislich humanem Catering und schönem Sonnendeck voll überzeugen konnte, kleineren Formationen im wahrsten Sinne des Wortes eine Bühne… Womit wir schlussendlich zum zweiten Punkt, den örtlichen Locations kommen. Wusste eben erwähnter Veranstaltungsort noch mit außergewöhnlichem Flair zu glänzen, schimmerten schon einige Meter weiter Richtung Tanzbrunnen vehemente Problematiken durch. Der Wegfall des Staatenhauses durch die dortige Besetzung einer Oper bis 2017 machte sich wie von vielen befürchtet deutlich merkbar, fehlte somit doch die Möglichkeit, weitere Acts zu beherbergen. Eine Aufgabe, der das dafür herangezogene Theater in keinster Weise gewachsen war, konnten die dortigen Kapazitäten das teilweise hohe Besucheraufkommen nicht annähernd durch ein verhältnismäßig geringes Fassungsvermögen aufgefangen werden. Wenngleich der Umzug auf das ehemalige Gelände wieder echte Festival-Stimmung an der frischen Luft, statt hinter kühlem Beton aufkeimen ließ, zeigte sich auch das ewige Gastro-Manko von damals nicht als beseitigt. Mit Preisen von 4,50 Euro zuzüglich Pfand für ein Getränk, präsentierte man sich weiterhin im gehobenen Segment, wobei auch der extra arrangierte Quellwasser-Stand mit Preisen zu 4 Euro inklusive Pfand, sowie die zwei Wasserstellen bei den vorherrschenden Temperaturen nur wenig Abhilfe zu schaffen wussten. Zwar glänzt die Außenanlage im Herzen von Köln auch weiterhin mit unvergleichlicher Atmosphäre und weiß unter anderem mit Besonderheiten wie dem genannten „Beach Club“ zu reizen, doch stellt sich das zu Verfügung stehende Terrain auch trotz der angesetzten Limitierung auf 12.000 Tickets noch immer als unzureichend dar, die Überfüllung zeigte sich an diesen Tagen nicht selten in jedem Winkel. Hinzu kommen Einlasskontrollen, welche sich anhand der Geschehnisse dieser Tage nur als unzureichend bezeichnen lassen und eher den Eindruck erwecken, dass auch hier das Hauptaugenmerk vorrangig auf Bereicherung der ortsansässigen Verköstigung ausgerichtet war. Einige der Probleme sind altbekannt, andere hingegen neu. Doch bleiben auch in diesem Jahr gleichsam viele positive Eindrücke zurück und die wohlige Erkenntnis, dass sich die Kritik der Besucher weiterhin zu Herzen genommen wird, auch wenn es wieder einmal vieles neu zu planen und einige Fehler auszumerzen gilt. Doch freue ich mich schon auf das Folgejahr 2017. Wenn sich Köln wieder gänzlich schwarz färbt und das Herz im Takt der unterschiedlichsten Musikrichtungen einer Szene schlägt. Wenn sich Menschen, die bunt gemischter nicht sein könnten, doch in der Sache und Leidenschaft geeint sind, sich begegnen, um gemeinsam zu feiern. Wenn es wieder einmal heißt: „Alles wird Amphi!“.