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BEITRÄGE:

  • AutorenbildChristoph Lorenz

Funker Vogt - Wastelands (2018)


Genre: Electro / EBM / Alternative

Release: 28.09.2018

Label: Repo Records (Alive)

Spielzeit: 53 Minuten

Pressetext:

Nur zehn Monate nach der Veröffentlichung ihrer "Musik ist Krieg"-EP melden sich Funker Vogt voller Stolz mit einem neuem Album zurück. "Wastelands", so der Titel des Albums, dürfte in der Szene wohl einschlagen wie eine Granate. "Schwer zu toppen", sei das Vorgängeralbum "Code Of Conduct" gewesen, so der allgemeine Tenor, doch mit "Wastelands" zeigt die Band hingegen, dass sie es mit Leichtigkeit vollbringt, diese hohen Erwartungen in nahezu allen Belangen sogar noch zu übertreffen. Es werden alle Stärken, die Funker Vogt ausmachen, bis auf den absoluten Höhepunkt ausgereizt.

Von eingängigen Hymnen wie "Ikarus", "Wasteland" oder "Desperado", über brutale Stampfattacken wie "Let's Go To War" und "Bring The Fight" bis hin zu Clubkrachern wie "Feel The Pain" und "Thor's Hammer" ist alles dabei, was nicht nur Funker-Herzen höher schlagen lassen wird, sondern auch wieder schlagkräftige Impulse in der Szene setzen dürfte.

Auch mit etwas sanfteren Tönen ("Unter Dem Radar") schafft man es problemlos, den Hörer zu überraschen, ohne dabei den Faden zu verlieren oder den typischen Funkersound zu vernachlässigen.

Der ungeahnte Facettenreichtum in Chris L's gesanglichen Darbietungen, setzt dem breiten Klangspektrum dieser Produktion noch das i-Tüpfelchen auf.

Kritik:

"Du glaubst, du hast es in der Hand

Am Ende raubt's dir den Verstand

Das Leben zieht an dir vorbei

Kommando los und Feuer frei!"

„Feuer über den Wolken, Stürme am Himmel, Fluten auf Erden - Nichts hält uns auf. Wir stürmen vorwärts, für alle die uns wichtig sind!". Fasst man den bisherigen Schaffenszyklus des legendären Hamelner Aggrotech-Duos einmal genauer ins Auge, mag es tatsächlich ganz so erscheinen, als seien die weiter oben zitierten Textzeilen aus der Hymne "Vorwärts!" ein von Beginn an verinnerlichtes Leitmotiv. Denn auch oder gerade weil sich die konzeptionell aufgebauten Alben ihrer umfassenden Diskographie nicht ausschließlich auf eine perspektivisch entfernte Erzählung beschränken und viele der Thematiken sinnbildlich gleichwohl auch auf private Erlebnisse eines jeden Individuums übertragen werden können, sind "Funker Vogt" viel mehr authentische Berichterstatter ihrer selbst, denn plump effekthaschende Image-Träger. Den einzelnen Titel wohnt eine apokalyptisch gezeichnete Seele inne, deren Texte oftmals von grausam aussichtslosen Begebenheiten wie Angst, Leid, Gewalt, psychischen Abgründigkeiten, sowie nicht zuletzt eiskalten Kriegen und ihren Folgen bestimmt werden. Dabei wirkt man niemals realitätsfern oder gar unpassend parodistisch, sondern zeigt mit merkbar autobiografischen Zügen die Parallelen zwischen brutalen Schlachtfeldern und alltäglichem Überlebenskampf auf. So schlägt man eine Brücke zwischen zweier Welten, die auf den ersten Blick nicht unterschiedlicher sein könnten und doch viel mehr erschreckende Gemeinsamkeiten einen, als auf einen ersten, oberflächlichen Deut zu vermuten stünde. Einfach war es für die strittige Kombo wahrlich nie, bekam sie doch durch Business und Interna unweigerlich immerzu behindernde Steine in den Weg gelegt. Getreu den eigens beschworenen Werten, gab das Kollektiv um Sänger Jens Kästel und Gerrit Thomas mit seinem glaubhaftem Kampfgeist dennoch nie auf und arbeitete sich verdient zur Speerspitze des Genres hoch. Doch mit den Erfolgswerken "Blutzoll" und "Companion In Crime" auf dem Höhepunkt ihrer Karriere angekommen, zogen alsbald dunkle Wolken auf. Es kam zu erheblichen Unstimmigkeiten, private Dispute vermengten sich unweigerlich mit dem dem künstlerischen Aspekt und der einstige, so markante Frontmann Kästel verließ die Front. Die Funker ließen sich nicht unterkriegen und wagten mit einer neuen Stimme am Mikrofon, genannt "Sick Man", sowie der gleichnamigen Single einen fulminanten Neustart. Die Fangemeinde zeigte sich großteilig milde gestimmt, was sich mit der unfreiwilligen Enthüllung des Maskierten jedoch erheblich ändern sollte. Mit dem patriotischen Berliner Rock-Musiker Sacha Korn sorgte man für einen echten Skandal und gab in der logischen Konsequenz schließlich die Trennung von eben diesem bekannt. Lange Zeit danach war es still um die damaligen Vorreiter, aber damals wie heute war Kapitulation in Form einer Auflösung keine Option. So meldete man sich Ende 2016 mit einigen vielversprechenden Snippets in alter Stärke zurück und gab die künftige Zusammenarbeit mit Chris L., seines Zeichens Mastermind bei "Agonoize", "The Sexorcist" und "Dance Or Die", bekannt. Mit dem größtenteils positiv aufgenommenen Quasi-Debüt „Code Of Conduct“, der EP „Musik Ist Krieg“ und einer stets treuen, niemals zurückweichenden Anhängerschaft im Rücken, schickten sich "Funker Vogt" vergangenen Sommer wiedererstarkt an, mit militanter Ästhetik und harschen Beats die Tanzflächen dieses Landes zurückzuerobern. Und nicht nur das: Auch auf zahlreichen Bühnen feierte man das Comeback des Funkers und das wohl bildgewaltiger, als jemals zuvor. Der Grundstein für eine Rückkehr auf neuen Pfaden war also erfolgreich gelegt worden, allen üblichen Unkenrufen der Kritiker zum Trotz. Doch auch die Arbeit an weiterem Material vernachlässigte man derweil nicht und begab sich schon bald wieder zurück ins Studio. Eine erste Kostprobe davon gab es mit der ersten Vorab-Single „Feel The Pain“, welche erstmals live auf dem diesjährigen Amphi Festival vorgestellt und am 07.09.2018 dann mit einigen weiteren Leckerbissen veröffentlicht wurde. Darunter auch zwei Neubearbeitungen der bereits bekannten Songs „Funker Vogt 2nd Unit“ und „Gunman“, welche die gesangliche Weiterentwicklung und Identifikation des neuen Frontmanns mit seiner neuen Band eindrucksvoll veranschaulichte. Wie sich jene zudem auf die Länge eines weiteren, kompletten Albums ausgewirkt hat, verrät das am 28.09.2018 über Stamm-Label Dependent Records vertriebene „Wastelands“. Eine Stippvisite auf dem Schlachtfeld der harschen Sounds...

Ein dumpfer Schlag mit dem abgründig weiten Nachhall eines gellenden Echos setzt ein und verklingt anschließend genauso schnell, wie er einst gekommen ist. Danach kehrt für kurze Zeit wieder Stille ein, ehe ein Weiterer kräftig nachlegt. Dunkle Töne schrauben sich im Hintergrund zunächst mehr und mehr in die Tiefe, nur um schon bald durch surrend scharfe, elektrisierende Loops wieder beständig anzusteigen, immer lauter zu werden und wie „Ikarus“ zur Sonne zu fliegen. Unbändig pulsierender Industrial und harsche Breaks im angedeuteten Dubstep-Style sind hier an der Tagesordnung, bis der hymnische Refrain dann weitaus melodiöser und fast schon sanft um sich greift, Aufstieg und Fall zu thematisieren. Eine ideale Eröffnung, welche durch die organische Verknüpfung von charmanter Teil-Rückbesinnung und modernen Einflüssen gleich mehrere Tugenden des Funkers in sich vereint. Der Einzug des „Desperado“ kommt klanglich dann wiederum weitaus satter daher: Drückend pumpende Beats regieren das dystopische Gesamtbild und werden immerzu von technoid zerrenden Spitzen durchsetzt, ehe im Chorus poppig Club-affine Einflüsse die dunklen Wolken für einen Moment mit Tanzbarkeit vertreiben. Auch gesanglich werden die Grenzen weiter ausgelotet: Die Stimme von Chris L. wechselt zwischen wütenden Grunts, Shouting-Einlagen und cleanen, beschwörend flüsternden Passagen, die deutlich mit der aufstrebenden, energetischen Melodieführung konkurrieren und somit die bloße Zerrissenheit des Protagonisten symbolisieren. Ein gefährlicher Zwiespalt aus blindem Befehlsgehorsam, berechtigen Zweifeln und eigenem Empfinden. Wann sollten wir folgen und wann besser intuitiv fühlen? Es gibt immer eine Wahl... „Kommando los und Feuer frei!“. „Thor‘s Hammer“ präsentiert sich, passend zum Titel, mit ungnädig scheppernden Sounds im maschinell gepushten EBM-Marsch: Krachende, knarzende und sperrige Klänge bilden hier einen einschneidenden Kontrast zur präzise eingewobenen Tech-Attitüde zwischen den Zeilen der einzelnen Strophen. Der eingängige Hauptteil marschiert danach ohne jegliche Zurückhaltung oder Umschweife direkt aufs Schlachtfeld, allzeit bereit zum blutrünstigen Angriff, bis auch dem letzten Hörer klar wird: „We didn‘t come to make friends!“. Mit der ersten Single „Feel The Pain“, zu welcher es übrigens auch ein offizielles Video gibt, geht es nicht ein bisschen weniger treibend, zeitgleich aber dennoch ungewohnt zerbrechlich zu, was der emotionalen Grundnote des ergreifend intonierten Chorus zu verdanken ist, der deutlich hörbar klagende Verzweiflung in sich trägt. Obgleich die energetische Melodie im mittleren Tempo hier definitiv auch auf die schwarzen Tanzflächen abzielt, ist eine gewisse Schwere, welche im grundlegend melancholisch arrangierten Tenor begründet liegt, nicht von der Hand zu weisen. Kein Verlust eines geliebten Menschen ist für die Hinterbliebenen jemals leicht zu ertragen. Doch was für immer bleibt, ist die unsterbliche Erinnerung, die nichts und niemand mehr nehmen kann. Ganz anders kommt das aggressive „Bloodsucker“ daher: Ein bedrohliches, messerscharfes Surren zerschneidet die anfängliche Stille und vermengt sich sodann mit bis zur Unkenntlichkeit verzerrten Chören, spielt tückisch mit den Erwartungen, holt weit aus und bringt diese mit einem einzigen knallharten Hieb zum zerbrechen. Jetzt werden erbarmungslos drückende Bässe und schrill leiernde Stakkato-Beats mit diversen brenzligen Wechseln ins Feld führt, um ein harsches Aggrotech-Manifest zu entfachen, das alles in Schutt und Asche legt.

Nicht weniger energetisch aufgeladen, wenngleich auch mit merklich angezogener Handbremse, präsentiert sich der deutschsprachige Titeltrack „Wasteland“ gerade in den einzelnen Strophen doch eher im mittleren Tempo. Doch die klimaxartige Melodieführung nimmt mit dröhnenden Echos rasch an Fahrt auf und pusht sich bis zum Refrain, welcher wiederum technoid tanzbar aus den Boxen wummert, zu einem apokalyptisch illustrierten Szenario. Vielleicht steht uns hier die neue Funker-Hymne für Band und Fans gleichermaßen ins Haus, die unabdingbaren Zusammenhalt und eine starke Einheit propagiert: „Wenn auch die Welt um uns zerbricht, Kameraden in Not vergessen wir nicht!“. Eine klare Ansage. Elektronisch simulierte Harfen-Klänge leiten „Unter Dem Radar“ ein und versprühen eine seltsame, auditive Gelassenheit, um nur wenig später von sphärischen Flächen vorangetrieben zu werden. Chris L. nutzt das breite Spektrum seiner Stimme hier insbesondere im ausladenden Chorus, um mit den verschiedenen Facetten zu spielen. Auch vor dezenten Pop-Anleihen scheuen sich die angewandten Klanglandschaften zudem keineswegs und zelebrieren den heroischen Spirit der militanten Thematik bis zur Obergrenze, was nicht allein deswegen viele langjährige Wegbegleiter etwa an die „Navigator“ erinnern dürfte. „Bring The Fight“ markiert fraglos eine der härtesten Nummern des gesamten Albums: Ein mächtig donnernder Bass und giftig stechende Synth-Klingen fusionieren zu einem knallenden Industrial-Haken, der in seiner Machart beispielsweise an die Kollegen von „Nachtmahr“ erinnert. Das brodelnde Gemisch hält sich nicht damit zurück, den Hörer schon sehr bald wie eine eiskalt brodelnde Lawine zu überrollen, bis ein überraschend ruhiger Zwischen-Part eine kurze Pause setzt, um dann noch bissiger zurückzuschlagen und gerade durch die heftige Intonation ein bitterböses Electro-Massaker anzurichten. Der Funker zieht in den Kampf und niemand kann ihn mehr aufhalten! In die gleiche Kerbe schlägt danach auch „Let‘s Go To War“, welches nochmals eine gehörige Portion drauflegt. Die dominant peitschende Rhythmik nutzt den dicken Bass großflächig für sich aus, um ein wild prügelndes Beben auszulösen, das jegliche Limitierungen bis zum Äußersten Anschlag zwingt und sämtliche Grenzen auslotet. Zwischen der sarkastischen, spitzzüngigen Kritik-Breiseite gegen die Verherrlichung von Kriegen und Waffengewalt, wird jeder noch so kurz aufkeimende Anflug von feinsinniger Melodik in diesem lodernden Nackenbrecher-Inferno schnell zu Grabe getragen. Es gibt kein Entkommen mehr, denn spätestens hier werden ganz offensichtlich keine Gefangenen mehr gemacht! Der eingangs verquere Sound täuscht nur kurz darüber hinweg, dass mit „Broken“ und seinem loopartigen Beat ebenfalls nicht zu spaßen ist, der Refrain lässt dann etwas mehr Melodik zu und gibt schließlich grünes Licht für „Lock And Load“, das im brodelnden Mid-Tempo kleine, klangliche Experimente offenbart und schnell die fördernde arrangierte Dynamik eines echten Floorfillers aufweist. Zwischen tonal pendelnden Höhen und Tiefen ist der Chorus integriert, der dann ebenso bedrohlich wie hasserfüllt daherkommt. Nachdem der Hörer den viel titulierten Schmerz eingangs schon spüren durfte, kann jener zum Finale nun in seiner ganzen, schrecklichen Pracht inhaliert werden: „Atme Den Schmerz“ spaltet die Lyrics abermals in Deutsch und Englisch auf und fokussiert durch seine minimalistischen Anleihen umso mehr auf den Text. Die feinsinnige Hinzunahme von epischen Streichern setzt letzte Akzente, bevor die „Wastelands“ verlassen werden können. Mission erfüllt, Soldat!

Tracklist: 01. Ikarus

02. Desperado

03. Thor's Hammer

04. Feel The Pain

05. Bloodsucker

06. Wasteland

07. Unter Dem Radar

08. Bring The Fight

09. Let's Go To War

10. Broken

11. Lock And Load

12. Atme Den Schmerz

Fazit:

Wie gestaltete sich der Ausflug in das titelgebende Ödland letzten Endes? Glücklicherweise kann hier bereits vorab verraten werden, dass jenes zumindest mit der musikalischen Qualität absolut nichts gemein hat. Viel mehr ist „Wastelands“ die logische Fortsetzung des jüngst mit „Code Of Conduct“ eingeschlagenen Weges, welche teilweise dennoch auch auf altbewährte Tugenden setzt, anders als anno 2017 aber weitaus weniger eingängig und dafür überraschend vielschichtig daherkommt. So ist ausreichend Anlass gegeben, den teils unkonventionellen, komplexen Arrangements, die beständig irgendwo zwischen Dark Electro und EBM, Industrial und Aggrotech, Härte und Melodik pendeln, mehrmals das aufmerksame Ohr zu leihen, wenngleich das elektronische Rad dabei selbstverständlich nicht neu erfunden wird. Ebenfalls sehr zu loben ist die bereits erwähnte, stimmliche Entwicklung von Sänger Chris L., der sich mittlerweile anscheinend bestens in seine Rolle des Front-Funkers hineingefunden hat, was sich hier deutlich hörbar bemerkbar macht: Immer wieder experimentiert er mit verschiedenen Arten der Intonation und spielt mit diversen Facetten, was mitunter so manches Mal dezent an die Originalbesetzung gemahnt, jedoch ebenfalls einen äußerst erfrischenden Touch mit sich bringt. So kredenzt man seinen Fans erneut ein rundes Ergebnis, das sich erfreulich wenig an der typischen Komfortzone des Genre-Standards orientiert und genügend Wagemut mitbringt, um längerfristig interessant zu sein. Das wird, damals wie heute, mit Sicherheit nicht jedermann gleich gefallen, was es aber auch gar nicht muss, ist es doch fraglos keine formvollendete Rückbesinnung auf die ureigenen Wurzeln, sondern eher eine weitere Stufe der Evolution, eine Art Version 2.0: Der berüchtigte Funker eckt noch immer gerne an und taucht weit unter dem begrenzten Radar der Kritiker hindurch, die Koordinaten stimmen. Kann dieses Niveau auch bei allen nachfolgenden Veröffentlichungen aufrechterhalten werden, steht einer vielversprechenden, zweiten Zukunft des Projekts „Funker Vogt“ nichts mehr im Wege. In diesem Sinne: „Vorwärts“!

Informationen:

https://www.funker-vogt.com/

https://www.facebook.com/officialfunkervogt/

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