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BEITRÄGE:

  • AutorenbildChristoph Lorenz

Laibach - Faelder - Nachtmahr (2019)




Laibach - The Sound Of Music (2018)

Genre: Alternative

Release: 23.11.2018

Label: Mute Records (Rough Trade)

Spielzeit: 43 Minuten

Fazit:

Die Idee zu ihrer Version von „The Sound of Music“ (deutsch: „Meine Lieder - meine Träume“, einem der erfolgreichsten Musikfilme Hollywoods überhaupt) entstand, nachdem „Laibach“ im Jahr 2015 nach Nordkorea eingeladen worden waren, um dort aufzutreten. Beim Konzert in Pjöngjang spielte die Band mehrere Songs aus dem Soundtrack des Films von 1965, der nicht zuletzt auch einer der bekanntesten und beliebtesten Filme in der Volksrepublik ist. „Laibachs“ Performance in Nordkorea wurde vom Regisseur, Künstler und Kulturdiplomaten Morten Traavik im Film „Liberation Day“ dokumentiert, der nach seiner Erstaufführung für Storyville auf BBC4 nun bei iTunes erschienen ist. Zusätzliche Aufnahmen zum Album wurden in Ljubljana, Slowenien gemacht. Das Album ist eine weitere Zusammenarbeit zwischen „Laibach“ und „Silence“ (Primo Hladnik und Boris Benko), die bereits das 2006er Album „Volk“ von Laibach mitverantwortet haben. Nicht einmal zwei Jahre nach ihrer vergangenen Interpretation des Nitzsche-Opus „Also Sprach Zarathustra“, erscheint am 23.11.2018 das neue Studioalbum, welches die während des Gastspiels live aufgeführten Stücke um weitere Kompositionen anreichert, über Mute Records. Digital, auf CD, Vinyl und in den exklusiv bandeigenen Online-Shop erhältlichen „Party Member“- und „Supreme Leader“-Editionen.

Die ungemein verkitschte Vorlage haben die berüchtigten Slowenen natürlich mehr als nur bewusst auserwählt, schickt sich jene mit ihrer vor aufdringlicher Harmonie fast schon triefender Attitüde und einem dabei nicht weniger verzerrten Weltbild doch trefflich an etwaige Propaganda-Motive an und könnte somit nicht besser ins strikt durchdachte Konzept der intelligenten Provokateure und zu deren musikalischer Unterwanderung entsprechender Regime passen, welche sie sich seit jeher zur Aufgabe gemacht haben. Das unveränderte Ziel: Die dunkle Kehrseite popkultureller Einflüsse mittels scharfsinniger Überzeichnung aufzudecken. Und dazu hat das Künstlerkollektiv sich dieses Mal auch zwei Gastsänger zur Hilfe geholt. Einer davon ist der im Pressetext bereits erwähnte Boris Benko vom Duo „Silence“, der in dem eröffnenden „The Sound Of Music“ direkt zum Einsatz kommt, das einer sphärisch-schwerfälligen Ouvertüre gleicht. Dazwischen verdrehte Bassläufe und zarte Piano-Eingeständnisse gleichwohl, im gemäßigten Drum-Marsch. Der verzerrt groovende Stampfer „Climb Ev‘ry Mountain“ ist klanglich dann schon weitaus typischer, ebenso wie das ähnlich geartete „Edelweiss“, welches den schmalen Grad zwischen einschmeichelnd poppiger Zärtlichkeit und gestrenger Kälte auf die Probe stellt. Der zweite Kollaborationspartner ist die schwedische Vokalistin Marina Martensson, die der elegisch ausladenden Ballade „Do-Re-Mi“ ihre Stimme leiht. Ein stilsicherer Wechsel zwischen Reduktion und Bombast. Das kabarettistisch ambitionierte „My Favorite Things“ kommt danach nicht weniger augenzwinkernd daher, wenn Fras verträumt mit Klischees um sich wirft oder über Schnitzel und Nudeln schwadroniert. Nur unweit obskurer und somit nicht weniger bedrohlich, sind dann allerhöchstens noch „The Lonely Goatherd“ und „Sixteen Going On Seventeen“, wenn himmelhoch jauchzend gejodelt oder gelockt wird und sich eigentlich harmlose Aussagen zunehmend verschieben und dem Hörer bei all ihrer unheimlichen Intonation einen Schauer nach dem nächsten über den Rücken jagen. Hingegen dessen wirkt ein „So Long, Farewell“ mit seinem lieblichen Kinder-Chor beinahe klassisch und salonfähig, was mit gewissen Abstrichen auch für „Maria / Korea“ gilt. Passend zum Aufhänger dieser Veröffentlichung gibt es mit „Arirang“ und „The Sounds Of Gayageum“ abschließend zwei koreanische Traditionals mit entsprechender Instrumentierung, bevor das charmante Sample der ironisch betitelten „Welcome Speech“ den Reigen schließt, in der ein offensichtlich konservativer Koreaner sich etwa eine Minute lang besorgt zum bevorstehenden Besuch der Slowenen äußert. Über dem kompletten Werk thront wie immer Milan Fras abgrundtief dunkler Bariton, der hier oftmals mit seiner aufgesetzten Fröhlichkeit und auditiver Augenwischerei kokettiert, um die heimelige Frohsinn-Fassade ganz besonders sarkastisch bloßzustellen. Dabei bewegt sich der Löwenanteil des Materials konstant im mittleren bis nahezu vollkommen entschleunigten Tempo, tendiert zumindest oberflächlich nicht selten in Richtung handzahmer Milde. Extreme Auswüchse in Form von knarzenden Ambient-Eskapaden, grenzgängerischen Experimenten, wummernd drückenden EBM-Beats, pulsierenden Dark-Wave-Sounds oder gar erbarmungslosen Industrial-Walzen gibt es im Kontext der 50er-Jahre-Vorlage von Richard Rogers freilich nicht. So bleibt die künstlerische Prämisse vordergründig zumeist bei einer zurückhaltenden Synth-Untermalung, was allerdings auch die gewünschte, wirksame Nähe zum zugänglichen Original erzeugt und dem Potpourri eine weitere, bis dato unbekannte Facette hinzufügt. Aber... Was ist auch schon typisch für die unberechenbaren „Laibach“, den künstlerischen Wolf im Schafspelz, die sich niemals wirklich haben kategorisieren lassen?

Informationen:


http://www.laibach.org

 

https://www.facebook.com/Laibach/

 

Faelder - Unheilbar (2018)

Genre: Rock / Pop

Release: 30.11.2018


Label: Vertigo Berlin (Universal Music)

Spielzeit: 44 Minuten

Fazit:

„Faelder“ - Unter dem geheimnisvollen Namen haben sich Members von „Unheilig“ und „In Extremo“ zu einer neuen All-Star-Formation zusammengeschlossen, um allen ruhelosen Seelen mit ihrer atmosphärischen Mischung aus kraftvollem Rock und hymnischem Pop neues Heim zu geben. Mit seinem atmosphärischen Breitwand-Mix aus mitreißendem Rock und bombastisch arrangiertem Pop Noir stellt das All-Star-Quintett das perfekte Bindeglied zwischen der Alternative-Subkultur und dem Mainstream dar. Rockige Gitarren verschmelzen mit modernen Electro-Beats, dramatisch inszenierte Klassik-Elemente treffen auf packende Melodien, die von der markanten Bariton-Stimme Kai Niemanns und seinen deutschen Lyrics voller Melancholie und Weltschmerz veredelt werden. „Faelder“ vereinen die Kontraste aus Hell und Dunkel, Eingängigkeit und Schwermut, Romantik und Moderne zu einer schwarz funkelnden Symbiose, die unter der Ägide von Producer Vincent Sorg auf dem Debütalbum „Unheilbar“ festgehalten wurde. „Große Gefühle wie Schmerz oder Enttäuschung haben in meinen Augen auch eine angemessen große Umsetzung mit viel Bombast und Pathos verdient.“, so Sänger Kai Niemann. „Mich interessieren die menschlichen Abgründe.“. Nachdem das mit viel Spannung erwartete Debüt aufgrund qualitativer Optimierungen zunächst von September auf November verschoben wurde, ist es nun endlich soweit. Am 30.11.2018 erscheint „Unheilbar“ digital, auf CD oder Vinyl über Vertigo Berlin.

Auf den ersten Blick dürfte die plötzliche Geburt von „Faelder“ für die Fangemeinden der jeweiligen Bands ein so überraschender, wie gleichzeitig auch ungewöhnlicher Zusammenschluss gewesen sein, kommen deren Mitglieder doch aus den unterschiedlichsten Genre-Richtungen, ohne dass deren gemeinsame Verknüpfungen untereinander bereits öffentlich bekannt waren. Da wären einmal Schlagzeuger Florian „Specki T. D.“ und Gitarrist Sebastian „Van Lange“ Lange von der Mittelalter-Rockern „In Extremo“, die seit nunmehr fast dreißig Jahren äußerst erfolgreich sind und somit zu der absoluten Speerspitze ihres Metiers gehören. Weiterhin Bassist Adrian Kehlbacher und Sänger Kai Niemann, die mit ihrem Leipziger Projekt „108 Fahrenheit“ insbesondere Anfang bis Mitte der 2000er von sich Reden machten und zuletzt natürlich noch Keyboarder Henning Verlage, der wohl zu gefragtesten, nationalen Produzenten überhaupt gehört und gemeinsam mit „Unheilig“ gleich mehrere Rekorde in den offiziellen Media Control Charts brach. Eine vielversprechende Kombination also, die bei all ihren großen Namen einfach funktionieren muss... Doch, Moment. „Unheilig“? Richtig. Zwar lösten sich die Durchstarter nach ihrem Abschiedskonzert im Kölner RheinEnergiestadion 2015 offiziell auf, um Mastermind „Graf“ eine Rückkehr in sein Familienleben zu ermöglichen, doch ist jener nach wie vor hinter den Kulissen als Songwriter aktiv. So etwa zuletzt für „The Dark Tenor“, mit dem und deren Band die unheilige Live-Besetzung im vergangenen Frühjahr auf Tournee ging oder auch für das Debüt „Hallo Leben“ von Quasi-Newcomerin „Sotiria“. Ist das illustre All-Star-Gespann nun also das nächste Projekt? Zumindest der verwandte Titel „Unheilbar“ könnte darauf hindeuten. Facettenreich ist das gebotene Material auf jeden Fall: So kommt etwa der Auftakt mit „Wo Ist Das Meer“ mit einer erdrückend schwermütigen, getragenen Eleganz daher, dass es eine wahre Freude ist, den größtenteils gesprochenen Passagen in den Strophen zu lauschen, bis das elegische Konstrukt im Refrain befreiend aufbricht. Das vorab veröffentlichte „Halt Die Welt fest“ geht hingegen andere Wege und bietet straighten Ohrwurm-Rock mit dezenten Pop-Avancen an, die schnell zum mitsingen verleiten und der Titeltrack „Unheilbar“ markiert die unumgängliche Quoten-Ballade über Trennungsschmerz. Dabei ist nicht zu leugnen, dass die Melodie hier sehr stark an „Auf Zum Mond“ des bereits erwähnten Adligen erinnert. Zu stark. Dennoch ist die berührende Thematisierung von Hassliebe und Selbstaufgabe gerade durch ihre symphonischen Elemente nur umso ergreifender und dramatischer wird und auch „Licht Von Dir“ steuert in ebenjene Richtung. Eine durch und durch softe, melancholische Radio-Nummer, die in ihrer reduzierten Instrumentierung wärmende Romantik darbringt und abermals im Gedächtnis bleibt. Dass der Fünfer jedoch auch völlig anders kann, veranschaulichen beispielsweise das unheimliche „Mondenschein“ oder das drohende „Nur Ein Mensch“. Insbesondere bei Ersterem kommt Niemanns einzigartige Stimme hervorragend zur Geltung, welche er hier flexibel einsetzt. Wenngleich diese aufgrund ihrer Einzigartigkeit vielleicht zuerst auch etwas gewöhnungsbedürftig erscheinen mag, entfaltet sie schnell ihr volles Potential und erhebt sich zu einem charakteristischen Alleinstellungsmerkmal mit ordentlich Wiedererkennungswert. So auch bei „Ich Bin Schon Tot“, einem dunkel-treibenden Electro-Stampfer. Eines der Highlights schlechthin! Weitere Belege für die pure Wandelbarkeit des ambitionierten Projekts sind ohne Frage das von edlen Wave-Einflüssen durchzogene „Alles Vergeht“, die fragil-verletzliche und dabei nicht minder authentische Liebeserklärung „Nah“ und nicht zu vergessen „Geh Aus Meinem Leben“, das mit seinem melancholischen Grundtenor äußerst schnell zu fesseln weiß. In den ruhigen Strophen regieren stilistisch anmutig noch Bass und Drums allein, der ergreifend klagende Refrain wartet sodann mit straightem Rock und leichten Synthie-Anleihen auf. Auch „Weinendes Herz“ brilliert mit seinem reduzierten Arrangement, welches der poetisch ausgelagerten Lyrik ihren ausreichenden Raum zur Entfaltung genauso sehr verschafft, wie dem erhabenen „Kein Zurück“, dass das sorgsam thematisierte Fernweh erst dadurch fühlbar intensiv werden lässt. Wer die limitierte Erstausgabe erwirbt, erhält mit dem grandiosen Ohrwurm „Nie wieder“ und dem Cover von Rio Reisers „Menschenfresser“ gleich noch zwei weitere Songs als Bonus oben drauf - Empfehlung! Es ist wohl eine Art offenes Geheimnis, dass es anfangs sowohl die tiefe Hoffnung der einen als gleichzeitig auch die nicht ganz unberechtigte Befürchtung der anderen Fan-Seite war, dass die Musik von „Faelder“ das sogenannte Erbe des Grafen fortführen würde. Bedeutend mehr Klarheit konnten dabei auch die drei vorausgeschickten Singles nicht bringen, die unterschiedlicher wohl kaum hätten sein können. Diese Art der Unberechenbarkeit hat jedoch ihr Gutes und setzt sich während der insgesamt vierzehn Songs logisch fort. Dabei verliert man sich so gut wie nie in bloßen Plattitüden oder erwartbarem Kitsch des Genres und umgeht geschickt etwaige Peinlichkeiten. Viel mehr bietet sich dem interessierten Hörer hier eine durchweg ausgewogene Mischung aus qualitativ hochwertigem Rock und Pop, der in den kleinen Szene-Clubs genauso gut funktionieren dürfte, wie in den breitgefächert aufgestellten Programmen sämtlicher Rundfunkanstalten. Hier ist garantiert für jeden Geschmack, wie auch immer geartet, etwas Lohnendes dabei, was in der zuweilen doch sehr berechenbaren Musikwelt schon lange nicht mehr selbstverständlich ist. Das ein solcher Balanceakt nicht zwingend fehlschlagen und einzig ein Klientel bedienen muss, sondern stattdessen scheinbar unüberwindbare Grenzen einzureißen vermag, beweisen diese Quasi-Newcomer mit Bravour - Mehr davon!

Informationen:

www.faelder.de

https://www.facebook.com/faelder.official/

 

Nachtmahr - Antithese (2019)

Genre: Electro / Alternative

Release: 11.01.2019

Label: Trisol Music Group (Soulfood)

Spielzeit: 67 Minuten

Fazit:

Einer tanzt aus der Reihe, seit er das erste Mal auf den Plan trat. Sein Name ist Thomas Rainer. Er ist der Luzifer unter den Engeln, der Prometheus unter den Göttern - die Antithese zu allem scheinheiligen Gutmenschentum, der Dorn im Fleisch der Spießigkeit. Und „Nachtmahr“ seine vernichtende Waffe, mit der er unserer kranken Gesellschaft einen Spiegel vorhält. Elf Jahre nach Gründung des wohl kontroversesten und polarisierendsten Projekts in der Geschichte des Industrial Electro führt der Supreme Commander den „Nachtmahr“ zurück zu seinen wüsten Ursprüngen. Natürlich macht das schon der Titel klar, mehr denn je Kampfansage an alle Heuchler, Maulhelden und Fahnenflüchtigen. „Antithese“ ist ein Werk, das wie kein zweites in den letzten Jahren streitlustig die Zähne bleckt, aneckt, aufrüttelt und ganz offen sagt: Ich bin anders als ihr. Und das ist gut so! So ganz nebenbei liefert Thomas Rainer das bislang aufwändigste, aufreizendste und lustvollste Artwork in seiner an lustvollen Höhepunkten nicht gerade armen Karriere. Am 11.01.2019 erscheint das siebte Studioalbum der umstrittenen Österreicher digital, als Doppel-CD oder exklusives Bundle über Trisol Music.

Ein maschinelles Piepen und Knarzen dröhnt aus den Boxen, russische Sprachfetzen künden bedrohlich vom „Widerstand“ durch Supreme Commander Thomas Rainer, bis sich orchestral-imperialistische Marschmusik aus majestätischen Blechbläsern und Streichern zu dieser rund anderthalbminütigen Ouvertüre erhebt. Zum eröffnenden „Blendwerk“ heulen dann futuristische Versatzstücke schrill auf, mischen sich mit hypnotischen pumpenden Sounds und stampfenden Bässen, nur um dann in einen stark typischen Industrial-Kracher überzugehen. Ein durchaus schönes Zwischenspiel gegen Ende kanalisiert nochmals alle versteckten Reserven und holt alle Power raus. Nach einem ganz ähnlichen Prinzip gestaltet sich der Titeltrack „Antithese“, der völlig ohne Umschweife mit deftig hämmerndem Beat nach vorne prescht. Im kritisch anklagenden Chorus mischt sich dann eine leicht technoide Note unter. In so ziemlich allen Belangen eine durch und durch klassische „Nachtmahr“-Nummer, die zwar wie gewohnt tanzbar ist, ansonsten aber eher platt bis hin zu fast unfreiwillig komisch ist. Was neben der hervorragenden Produktion besonders auffällt, ist, dass auf den bekannten Einsatz des Stimmverzerrers nahezu komplett verzichtet und dafür auf meistenteils cleanen Gesang gesetzt wird, was einen flüssigen Hördurchgang durchaus weniger anstrengend gestaltet, gleichzeitig frisch und ungewohnt wirkt. Die neuerliche Vorgehensweise eignet sich hingegen sehr gut für komplexere Titel, wie etwa „Heile mich“, das textlich eher gefühlvoll daherkommt und dabei leider nicht gänzlich auf übliche Klischees verzichtet. Die packende, angenehm verspielte Melodie reißt jedoch wiederum einiges heraus und macht schon nach kurzer Zeit wirklich Laune. Definitiv ein äußerst gelungener Dancefloor-Filler und eines der absoluten Highlights! Mit „Gehorsam“ gibt es dann wiederum ein reines Instrumental, inklusive intensiver Einbindung von Samples. Dass das mitunter sehr gut funktionieren kann, hat das österreichische Projekt in der Vergangenheit immer wieder bewiesen, ausgerechnet dieses Interludium erinnert zuweilen aber ungemein stark an einen lauen Aufguss des unverwüstlichen Club-Hits „Weil Ich‘s Kann“, ohne dessen hohen Status erreichen zu können. Dafür agiert man über weite Strecken zu ähnlich, kopiert sich unnötig selbst. Das stumpfe Konstrukt bietet viel zu wenig Abwechslung und hat bis auf einen donnernden Bass mit aggressiven Dark-Electro-Spitzen nicht gerade viel zu bieten. Das folgende „Dein Herr“ klingt ebenfalls, wie schon zu oft gehört. Die von Lust, Dominanz und Unterdrückung kündenden Zeilen im militanten Schemata sind nur wenig überraschend und abgedroschen. Rein musikalisch geht man mit deutlich reduzierten Melodiebögen in den Strophen etwas differenzierte Wege und gemahnt leicht an Oldschool-EBM, der danach viel zu schnell wieder in übliche Muster abdriftet. Auch „Dying Sun“ bringt da keine sonderliche Offenbarung hervor und erinnert an frühe Tage des umstrittenen Projekts. Immerhin überzeugt das instrumentale Konzept größtenteils im Rahmen seiner Möglichkeiten, gibt sich charmant düster und dürfte wohl für viel Bewegung auf den Tanzflächen und Live-Shows sorgen. Das bereits im vergangenen Jahr als Single veröffentlichte „Firmament“ grenzt sich durch seine anfangs sanft perlenden Piano-Salven und engelsgleichen Chöre schön vom eigenen Standard ab und setzt sich dann als runde Halb-Ballade im Mid-Tempo fort, deren leidenschaftlich intonierter Refrain wahres Hymnen-Potential innehat. Vor allem der bewusst zurückgefahrene Electro-Bombast tut dem Stück hörbar gut und zeigt, dass es auch anders funktionieren kann, ohne sich zu sehr von beliebten Trademarks zu verabschieden. Man muss sich nur trauen... „Konsortium“ ist das zweite Instrumental, weiß gegenüber seines Pendants aber mit finsteren Vibes und ungewohnt eingeflochtenen Elementen zu gefallen. „Treibjagd“ markiert gegen Ende die brachial walzende Harke, auf welche die Fans wahrscheinlich schon sehnlichst gewartet haben. Selbstredend ist auch jene nicht von den beweihräuchernden Selbstzitaten und Co. befreit, die kurzweilige Machart und so einige hübsche Details kristallisieren, wie auch beim emotional-heroischen Closer „Helden“, doch noch den etwas abgerückten Fakt heraus, dass hier die Meister ihres Fachs am Werk sind. Ein versöhnlicher Abschluss, der eigentlich gar nicht notwendig gewesen wäre, wenn sich entsprechender Mut auf diesem Album schon etwas eher geäußert hätte. Genau das ist nämlich der größte und gewichtigste Kritikpunkt an der „Antithese“: Man wiederholt sich einfach zu oft selbst, überrascht zu selten. Es fehlt schlicht an Neuerungen und Innovation, die längerfristig fesseln und interessant machen. Schlecht ist das insgesamt siebte Studioalbum deswegen zwar noch lange nicht, nur bleibt somit abzuwarten, für wen und für wie lange das aktuelle Kanonenfutter relevant sein wird. Echte Hardcore-Fans der stolzen Albtraumkrieger-Garde können hier natürlich wieder bedenkenlos zugreifen, alle anderen sollten vorher reinhören. Übrigens: Wer zur limitierten Edition greift, erhält auf dem zweiten Silberling noch ein schönes Gimmick. Dieser enthält neben den bereits etablierten Klassikern „Nachtmahr“ und „Die Fahnen Unserer Väter“ auch die drei neuen Tracks „Helden“, „Dein Herr“ und „Firmament“ in der sogenannten „Apocalyptic“-Version, mit denen Rainer und sein Gefolge einmal ganz anders erlebt werden können: Unplugged. Eine bemerkenswert exzeptionelle Kombination, die mit Sicherheit ihren Anklang finden wird. In diesem Sinne gilt auch im neuen Jahr 2019: „Feuer frei!“.

Informationen:

http://www.nachtmahr.at/home.html

https://www.facebook.com/nachtmahr.band/

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