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BEITRÄGE:

  • AutorenbildChristoph Lorenz

Heldmaschine - „Nacht der Helden" - Turbinenhalle 2, Oberhausen - 29.12.2019


Veranstaltungsort:

Stadt: Oberhausen, Deutschland

Location: Turbinenhalle 2

Kapazität: ca. 1.800

Stehplätze: Ja

Sitzplätze: Nein

Homepage: http://www.turbinenhalle.de

Einleitung:

Wir schreiben Sonntag, den 29.12.2019. Es ist ein besonderer Tag, denn heute steht für mich das letzte Konzert des laufenden Jahres an... Und das habe ich mir auch redlich verdient: Wie es der (böse) Zufall manchmal so will, habe ich mir pünktlich zu Weihnachten starke Rückenprobleme zugezogen, die mir fortan keine ruhige Minuten mehr lassen. Meine Feuertaufe: Die seit 2011 am zweiten Weihnachtsfeiertag stattfindende „Eisheilige Nacht“ von „Subway To Sally“ im Bochumer RuhrCongress stand für mich somit kurzzeitig auf der Kippe, aber weil Bewegung ja bekanntlich gesund ist, konnte ich mir diese kleine Tradition dann trotzdem nicht entgehen lassen. Da ich an diesem Abend gesundheitsbedingt aber nur wenig von den drei Special Guests gesehen und meine Reserven für den Headliner aufgespart habe, gibt es in diesem Jahr leider keinen Bericht dazu... Aber immerhin: Test bestanden! Konzerte sind noch möglich, wenn auch etwas eingeschränkt. Heute Abend geht es nun also zur sogenannten „Nacht Der Helden“ an, kurz NDH, wie das hier musikalisch zelebrierte Genre der berühmt-berüchtigten „Neuen Deutschen Härte“, nach Oberhausen in die Turbinenhalle 2. Genau hier fand das kleine Indoor-Festival im Winter 2017 übrigens auch zum ersten Mal statt, ein Jahr später folgte zusätzlich Hannover als zusätzlicher Spielort und die Sommer-Ausgabe auf der Festung Ehrenbreitstein in Koblenz, die Heimatstadt der „Heldmaschine“. Als Gäste hat man sich zudem „Hemesath“, „Erdling“ und „Faelder“ eingeladen, ein rundes und vielversprechendes Paket! Bis auf die kleine Tatsache, ob einer fehlenden Durchsage am Bahnhof fast den Zug für die Hinfahrt zu verpassen, was ja mittlerweile schon fast nichts unübliches mehr ist, verläuft alles reibungslos... Dass sich dafür dann aber die Rückfahrt „auf unbestimmte Zeit“ verzögert, weil wir in den Ersatzwagen steigen und plötzlich mit ansehen müssen, wie exakt der Zug auf einmal doch losfährt, aus dem wir gerade erst umgestiegen sind, während wir nun noch im Ungewissen sitzen, fällt da fast schon nicht mehr ins Gewicht. Nach einem kleinen Snack kommen wir pünktlich an der zweiten Turbinenhalle an, wo der Einlass bereits begonnen hat und auch mein Rücken schlägt sich weiterhin tapfer. Also dann: Los geht’s!

Hemesath:

Für die feierliche Eröffnung der heldenhaften Nacht im Ruhrgebiet sind die in 2012 bei Beckum gegründeten „Hemesath“ zuständig, deren musikalisches Schaffen wohl am ehesten als eine ausgewogene Mischung aus härterem Rock und klassischer NDH umschrieben werden kann. Das Publikum scheint jedenfalls Lust darauf zu haben, denn trotz der frühen Stunde ist die zweite Turbinenhalle schon recht gut gefüllt, als Dirk Oechsle und René Anlauff zur kurzen Anmoderation des ersten Supports ins Scheinwerferlicht treten. Nur wenig später kann es dann auch schon losgehen! Schlagzeuger Frank Schoppengerd, Bassist Peter Bernhard, sowie die beiden Gitarristen Wolfgang Broschk und André Rasfeld betreten alsbald die Bühne, ihnen folgt Christopher Zumbült, der die ersten beiden Shows der diesjährigen „Nacht Der Helden“ gesundheitsbedingt leider aussetzen musste, jetzt aber glücklicherweise wieder vollständig genesen mit am Start ist. Zu hören gibt es einen Querschnitt aus der EP „Rot, so Rot“ und dem nachfolgenden Debüt „Für Euch“, welche bisher die einzigen beiden Releases der fünf Münsteraner seit mittlerweile vier Jahren kennzeichnen. Das dargebotene Portfolio reicht von „Lauf“ und „Krieger“, über „Durch das Feuer“, bis hin zu „Hannibal“ oder „Mein Spiel“. Entgegen so mancher Rezeption, die in der Vergangenheit manches Mal die plumpen und klischeebeladenen Texte kritisierte, scheint sich das Oberhausener Publikum nur wenig daran zu stören, denn es kommt bereits jetzt viel Stimmung auf. Warum auch nicht? „Hemesath“ lassen sich, ob nun besonders innovativ oder nicht, zweifelsfrei als klassische Vertreter des Genres bezeichnen, die eine halbe Stunde lang durchaus solide NDH-Kost bieten, die gut unterhält... Und deswegen sind wir heute Abend doch alle hier, oder?

Erdling:

Als zweite Band des Abends steht mit „Erdling“ nun eine junge Band auf der Bühne, die seit ihrer Gründung in 2015 eine wirklich bemerkenswerte Entwicklung hingelegt hat und schon kurz nach ihrem damaligen Debüt „Aus Den Tiefen“ als Support von bekannten Szene-Ikonen, wie etwa „Megaherz“ und Co. auftrat. Seitdem sind nicht nur rund vier Jahre ins Land gezogen, sondern mit „Supernova“ und „Dämon“ auch zwei weitere Alben erschienen, die den Erfolg kontinuierlich fortsetzten. So erstrahlt die Szenerie mit einem länglichen Backdrop im Hintergrund und vier Aufstellern zwar noch im Stil des vorherigen Releases, einige Runen-Malereien künden jedoch schon vom kommenden Werk, das sich beim übergreifenden Konzept der nordischen Mythologie bedient. Dergleichen martialisch fällt nun auch das epochale Intro der vier Bayern aus, zu dem Schlagzeuger Christian Eichlinger, Bassist Robin Sem Vedrfölnir, Gitarrist Neno Knuckle und Sänger Nils „Neill“ Freiwald in thematisch passenden Outfits die Bretter betreten und eine große Fahne schwenken, bevor es dann mit der lebensbejahenden Hymne „Mein Element“ sofort mit gehörig Tempo in die Vollen geht. Der kritische Anti-Kriegssong „Du Bist Soldat“ schlägt in eine ganz ähnliche, wenngleich mehr brachiale Kerbe und heizt weiter an. „Einen schönen guten Abend, Oberhausen! Es ist Wochenende im Ruhrpott. Danke, dass ihr alle hier seid, Respekt! Der nächste Song handelt davon, dass Menschen, die Tiere misshandeln, misshandelt werden sollten!“, begrüßt Freiwald das Publikum, welches ihm auf seine Aussage hin verständlicherweise laut applaudiert. Das ebenfalls neue „Im Namen Der Krähe“ knallt danach heftig und wütend aus den Boxen, der Sound driftet streckenweise sogar stark in Dark-Metal-Gefilde ab. Wirklich sehr gelungen! „Heute ist ein besonderer Tag, denn es ist Tourabschluss. Wir sagen Danke an alle Bands und Danke an unsere Saufkumpanen von der „Heldmaschine“... Danke, dass wir dabei sein dürfen!“, freut sich Freiwald und stellt anschließend einen Roadie vor, der sich seinen eigenen Applaus abholen darf. „Hier sind heute ja so viele Leute... Sagt mal, habt ihr Lust auf einen neuen Song, den noch überhaupt keiner gehört hat? Habt ihr Energie dafür!? Okay, dann machen wir das jetzt so. Aber nur, wenn ihr auch alle zu unserer Tour im Januar nach Duisburg kommt. Wir sind immer wieder gerne hier!“. Dieses Angebot kann der Ruhrpott natürlich nicht ablehnen und so geht’s mit dem Titeltrack der nahenden Veröffentlichung weiter: „Yggdrasil“ kommt satt und heavy daher, büßt durch seinen ungemein melodiösen Charakter zugleich jedoch nichts an Eingängigkeit ein und verleitet schnell zum mitsingen. Das bereits bekannte „Supernova“ steht dem in Nichts nach und trumpft mit einem tollen Gitarren-Solo auf. „Wie gerade schon gesagt, am 10.01.2020 kommt unser neues Album raus. Es gibt auch eine schöne Box, da könnt ihr dann einen eigenen Baum pflanzen und so weiter.“, lacht Freiwald und verweist somit nochmals äußerst werbewirksam auf den baldigen Release und die limitierte Edition, die unter anderem Samen für eine Esche enthält. Eine ziemlich coole Idee und definitiv mal etwas anderes! Das bestärkende „Phönix“ lädt zum gemeinsamen Singen ein, danach heißt es dann: „Wir gehen auf Tauchfahrt, seid ihr dabei?“. Damit kann nur der von verzerrten Synthie-Fragmenten durchsetzte „Tieftaucher“ gemeint sein... Oberhausen rockt zuverlässig, „bis die Welt verstummt“. Ein echtes Highlight hat man sich dann noch für den Schluss aufgehoben: „Wir Sind Midgard“, der erste Vorbote des bald erscheinenden Viertlings, kommt mit tänzelndem Electro und fetten Gitarrenwänden daher, die einen einfach nicht mehr loslassen. Wahrscheinlich einer der bislang besten „Erdling“-Songs überhaupt! „Wollt ihr noch etwas hören? Genießt die Zeit mit euren Liebsten jeden Tag und zu einhundert Prozent!“, verabschiedet man sich danach mit wenigen, aber weisen Worten und dem Closer „Blitz Und Donner“, an dessen Ende sogar eine Gitarre dran glauben muss... Danke, „Erdling“! Und nicht vergessen: Am 10.01.2020 erscheint „Yggdrasil“ via Out Of Line Music inklusive einer Review auf dieser Seite.

Faelder:

Etwa gegen 20.45 Uhr richten sich alle Augen auf den dritten und letzten Gast dieser langen Nacht: „Faelder“. Das Kollektiv trat mit seinem herausragenden Debüt „Unheilbar“ im Jahr 2018 erstmals in Erscheinung und setzt sich dabei unter anderem aus Musikern von „In Extremo“ und „Unheilig“ zusammen. Völlig verständlich, dass sich das hier nur die Wenigsten wirklich entgehen lassen wollen und so verwundert es auch nicht, dass die Reihen zwischenzeitlich immer dichter geworden sind, als Schlagzeuger Florian „Specki T. D.“ Speckardt, Keyboarder Henning Verlage, Bassist Adrian Kehlbacher und Gitarrist Max Schlüer, der bei den vier Shows als Vertretung für Sebastian „Van Lange“ Lange eingesprungen ist, sowie Sänger Kai Niemann gemeinsam zum mystischen Intro die stark vernebelte Bühne betreten, um mit dem schwermütigen Opener „Wo Ist Das Meer?“ ihr erfreulich langes Set zu eröffnen. Schon mit dem energiegeladenen Up-Tempo „Halt Die Welt Fest“, der viele Gäste sofort zum Mitmachen animiert, geht es dann nahtlos weiter im Programm, bevor Niemann das Wort zur Begrüßung ergreift. „Vielen Dank, jetzt sind wir also schon wieder in Oberhausen!“, freut er sich und verweist damit auf den Support-Gig für „Eisbrecher“ und das Headliner-Konzert im nahegelegenen Kulttempel. „Es ist schön, euch wiederzusehen und heute bei der „Nacht der Helden“ dabei sein zu können. Unser aktuelles Album heißt „Unheilbar“ und so heißt jetzt auch das nächste Lied.“ Der balladeske Titeltrack weiß sich auch zwischen all den harten Klängen des Abends selbstbewusst zu behaupten und besticht schnell mit einem durchweg ergreifenden Text und einer wunderschönen Melodie. „Ich kann euch sagen, es ist wirklich unfassbar schön, mit allen auf dieser Tournee unterwegs zu sein. Eine Band ist netter, als die Andere... Es ist wirklich kaum zu glauben!“, lacht er und wir dann wieder etwas ernster. „Alles ist vergänglich, wir sind heute Abend ja auch so ein bisschen für die Melancholie zuständig.“, bekennt er sich lächelnd zum hörbaren Kontrast gegenüber den anderen Künstlern. Das emotional erdrückende „Alles Vergeht“ reiht sich ein, abgelöst vom romantischen „Mondenschein“, welches dem aufmerksamen Rezipienten sein unheimliches Gesicht erst beim genaueren Hinhören offenbart.

Das powernd treibende „Nur Ein Mensch“ geht danach wieder deutlich mehr nach vorne und sorgt mit seinem pulsierenden Rhythmus für einige Abwechslung. „Entschuldigung, ich momentan leider noch ein bisschen angeschlagen. So ist das eben, wenn man in Kontakt mit kranken Kindern kommt. Das kann selbst den stärksten Mann niederstrecken!“, erklärt der Sänger etwaige Stimmprobleme, die man ihm heute allerdings zu keiner Zeit wirklich anmerkt. „Der nächste Song ist ein trauriges Liebeslied.“. Das ist das resignierte „Geh Aus Meinem Leben“ tatsächlich, zu dem es jetzt ganz still in der Turbinenhalle wird. „Jedes Album hat ja so einen Song, den man ganz besonders lieb hat... Das ist dieser hier!“, lautet anscheinend die kurze, aber ausreichende Überleitung zum tragischen „Weinendes Herz“, von dessen Qualitäten sich die Besucher nun gerne selbst überzeugen dürfen. „Das nächste Lied gab es übrigens vor knapp zwölf Jahren schon einmal. Henning kam eines Morgens mit der CD und den entsprechenden Daten darauf an und hat sie mir einfach in die Hand gedrückt. Die war ursprünglich mal für einen Remix oder sowas gedacht... Wir haben uns dann nochmal zusammen hingesetzt und das ist daraus geworden.“, erklärt er die Vorgeschichte zum wütend rockenden „Nie wieder“, das jetzt wieder ordentlich an Tempo aufnimmt und für viel Bewegung in der Menge sorgt. „Das nächste Lied haben wir heute Abend auch als CD dabei. Die gibt es da hinten bei uns am Merch, die hauen wir dann einfach so raus und wenn sie weg ist, ist sie weg, okay?“, weist Niemann auf die Gratis-Disc von „Ich Bin Schon Tot“ hin, die einige sehr gelungene Remixe enthält und wie versprochen exklusiv auf der „Nacht Der Helden“ für jeden Interessierten ausgegeben wird. Eine sehr schöne Geste seitens „Faelder“ und zudem ein echtes Sammlerstück für alle Fans! Klar, dass der entsprechende Song mit den dunkel peitschenden Electro-Beats gleich im Anschluss daran gespielt wird und die Stimmung schnell weiter nach oben schraubt. „Vielen Dank an die „Heldmaschine“, die Crew und natürlich an euch! Ihr dürft jetzt auch gerne mal für euch selbst klatschen. Das ist einfach ein super Team, viele nette Menschen und eine echte Bereicherung für uns. Wir können das noch gar nicht glauben!“, freut sich der Sänger sichtlich dankbar. Das abschließende „Licht Von Dir“ markiert danach mit viel eingängigem Pop-Appeal das leider viel zu frühe Finale und lässt hoffen, dass die Band an diesem Abend viele neue Hörer gewonnen hat.

Heldmaschine:

Um 22.00 Uhr ist es dann schließlich an der Zeit für den initiierenden Gastgeber und zugleich mit viel Spannung erwarteten Headliner des heutigen Indoor-Festival-Abends: Die „Heldmaschine“. Als das grelle Licht in der zweiten Turbinenhalle nun zum letzten Mal in dieser Nacht schwindet und den Saal somit in tiefe Dunkelheit taucht, machen sich allmählich technoide Sounds und ein mächtig bohrender Bass bemerkbar, der fortan den ganzen Boden stark vibrieren lässt. Im trüben, eisblauen Schimmer schälen sich nacheinander die Umrisse der Band aus Schlagzeuger Dirk Oechsle, Bassist Marco Schulte, sowie den beiden Gitarristen Eugen Leonhardt und Tobias Kaiser aus den Schatten heraus, die jetzt über einen ausgeklügelten Mechanismus der Reihe nach auf die Bühne gefahren werden. Mit ihren metallischen, ausdruckslosen Masken auf den Gesichtern und den statischen Bewegungen, wirken die Musiker wie leblose Roboter, die nur noch auf ihre endgültige Aktivierung zu warten scheinen. Zu guter Letzt wird auch Frontmann und Sänger René Anlauff hinter den dichten Nebelschwaden sichtbar, der unter tosendem Applaus immer wieder animierend die Arme in die Luft erhebt, bis mit dem harsch powernden Opener „Luxus“ dann endlich alle Dämme brechen. Das Ruhrgebiet feiert eine wahrlich rauschende Party, zeigt sich schon von der ersten Minute an überdurchschnittlich enthusiastisch und es wird klar, von jetzt an gibt es hier „Kein Zurück“ mehr. „Guten Abend, Oberhausen. Scheiße, seid ihr geil!“, begrüßt Anlauff die johlende Menge sichtlich überwältigt. „Das ist heute Abend das letzte Konzert für die „Heldmaschine“ in diesem Jahr und für viele von euch wahrscheinlich ja auch, oder? Wir sind richtig froh, dass ihr hier seid und so dermaßen viel Stimmung macht. Danke dafür! So, für alle Leute, die uns noch gar nicht kennen...“, setzt er erst zu einer Überleitung an und wird dann von lauten „Heldmaschine!“-Chören unterbrochen. „Okay, die sind heute wohl gar nicht da!“, lacht er und genehmigt sich danach einen großen Schluck aus dem Öl-Kanister. Der folgende Song „Klingt wie Rammstein“ und macht mit seinem donnernden Drumming, stechender Elektronik und brettharten Saiten-Wänden sofort ordentlich Laune, die direkt in Bauch und Beine geht. „Alles fliegt in die Luft!“... „Ach, ist das schön!“, freut sich der Sänger lächelnd. „Ausziehen!“, tönt es aus der ersten Reihe zurück. „Sind wir hier im Puff, oder wat!? Nein, wir sind hier auf einem ernsten Konzert mit ernster Musik!“, lacht er belustigt und will Oberhausen sodann „Auf Allen Vieren“ sehen. Die brutal knüppelnde Nummer kommt bei den Fans nach wie vor bestens an und zieht am Abschluss noch lange Sekunden die bekannten Singalongs aus dem Publikum nach sich. Zum wütenden Stampfer „Leck Mich Fett“ vom neuen Studioalbum „Im Fadenkreuz“, erlauben sich die Kollegen zum Tourabschluss dann einen kleinen Scherz und tragen zur puren Verblüffung der Maschinisten während des laufenden Songs einfach eine Bank und einen Tisch auf die Bühne, an welchem sie es sich fortan ungestört mit ein paar Bieren gemütlich machen. „Die Band am Tisch war übrigens „Erdling“... Die habe ich hier gerade zum ersten Mal auf dieser Tour arbeiten sehen! Wir trainieren das bis zu den nächsten Konzerten dann noch ein bisschen, okay?“, grinst Anlauff, ehe es mit dem kernig rockenden „Schwerelos“ und der dramatischen Ballade „Herz Aus Stein“ im umfangreichen Set weiter geht. „Oh, wie ist das schön!“, singen hunderte Gäste nun erfreut und machen die Band mit all ihrer Energie sprachlos. „Meint ihr das wirklich ernst?“, lächelt der Frontmann leicht verlegen. Ja, Oberhausen meint es ernst. Wie sehr, soll sich in der folgenden Zeit noch zeigen...

„Dirk hat gesagt, für die nächste Nummer brauchen wir ein bisschen Atmosphäre mit Handylichtern und so weiter. Seid ihr dabei?“. Selbstverständlich ist das Publikum dabei und schwenkt zur semi-akustisch arrangierten Halb-Ballade „Gottverdammter Mensch“ eifrig die Feuerzeuge und Mobiltelefone über den Köpfen hin und her. Wer die kernige Nummer mit ihren Spoken-Word-Strophen schon in der Studioversion als eher gewöhnungsbedürftig empfand, wird seine Meinung darüber sicher nicht mehr ändern. Jene Passagen gehen leider praktisch komplett unter, dafür macht der eingängige Refrain zum kollektiven Mitgröhlen dann wieder umso mehr Spaß. Die allererste „Heldmaschine“-Single namens „Radioaktiv“ soll heute Abend der einzige Ausflug zum Debüt bleiben und kommt mit einem eigenen, verlängerten Interludium daher. In der Zwischenzeit wird dem Sänger traditionell eine schwere Apparatur auf den Rücken geschnallt, aus welcher im Chorus giftgrüne Laserstrahlen in den Saal emporschießen, während hohe Nebelsäulen aus dem Boden aufsteigen. Ein sehr effektiver Moment und noch immer ein ziemlich beeindruckendes Bild, das hoffentlich auch in Zukunft erhalten bleibt! Der ebenfalls neue Up-Tempo „Wie Ein Orkan“ macht wiederum einen Abstecher in die aktuelle Schaffensphase und zelebriert den starken Zusammenhalt von Band und Fans als echte NDH-Hymne. Das funktioniert hervorragend und alle machen dabei nur zu gerne mit. „Wie der eine oder andere vielleicht weiß, haben wir hier in der Turbinenhalle schon so manches Musikvideo gedreht. Wir haben übrigens auch noch eine neue Platte, die heißt „Im Fadenkreuz“. Der nächste Song handelt von dem Grund, warum wir so weit gekommen sind!“, verrät Anlauff. Darauf kann es eigentlich nur eine logische Antwort geben: „Propaganda“! Der exotische Titeltrack des hervorragenden Zweitlings drückt auch nach all den vergangenen Jahren noch standesgemäß aufs musikalische Gaspedal und hat nichts von seiner mitreißenden Power eingebüßt. Im finalen Part schwenkt der Fronter die obligatorische Flagge mit dem Band-Logo. „Wir sind mehr als nur froh, dass wir das Jahr mit diesen vier Konzerten beenden dürfen. Danke an alle Bands und an euch!“, verrät er und bekommt lauten Beifall. „Die Geister, Die Ich Rief“, „Die Maschine Spricht“ und das taufrische „Zwei Sekunden“ legen nach.

„Habt ihr Bock auf Party? Habt ihr noch Lust, euch zu bewegen?“, lautet die Frage, die eigentlich gar nicht erst gestellt werden muss. Natürlich hat das Ruhrgebiet noch lange nicht genug. Zum exzellenten „Springt“, dem ein lauter Knall samt großem Konfetti-Sturm vorausgeht, darf dann eben genau das auch ausgiebig getan werden. Nahezu der ganze Saal singt, tanzt und hüpft jetzt auf und nieder. Die Stimmung hat gefühlt längst ihren Siedepunkt erreicht, doch noch ist die Nacht nicht vorüber... „Dankeschön, Oberhausen! Wir kommen gerne wieder, wenn wir dürfen.“, verabschiedet sich der Sänger auch im Namen der übrigen Mitglieder und befindet danach: „Das Mass Ist Voll“! Dass das Publikum da natürlich ganz anderer Meinung ist, dürfte klar sein und so fordern die Besucher ihre Helden mit ausdauernd lauten Zurufen zurück auf die Bretter. Es soll tatsächlich nur wenige Minuten dauern, bis die „Heldmaschine“ für eine gehörige Zugabe geschlossen zurückkehrt und ein furioses Spektakel entfacht: Jeder Musiker steht jeweils hinter einer großen Trommel, auf welche das Quintett nun im treibenden Rhythmus mit LED-besetzten Drumsticks einschlägt, um dann sogleich zum nächsten Song, dem zynischen „Ich, Ich, Ich“, überzuleiten. Die Turbinenhalle gleicht einem wahren Hexenkessel. „Vielen Dank an jeden Einzelnen von euch dreitausend Leuten. Wir rollen das „R“ weil es uns gefällt!“, grinst der Frontmann schelmisch und alle wissen ganz genau, was jetzt folgt. Das herrlich selbstironische „®“ bringt die dichten Reihen nochmals arg kräftig zum Kochen und lädt zum ausgelassenen Feiern ein. Im Mittelteil bekommt Anlauff sogar eben jenen Buchstaben als liebevoll gebastelte Papp-Replikation von einem Fan gereicht, die er stolz lächelnd entgegennimmt. „Wir hätten da noch eine Nummer, um euch schon mal mental auf das nächste Jahr vorzubereiten, denn wir sehen uns dann für längere Zeit nicht wieder...“. Viele traurige Stimmen sind kurz darauf verständlicherweise zu vernehmen. „Es sei denn, ihr seid im März auf der Tour dabei! In diesem Sinne, es geht immer weiter!“, lacht er vergnügt und lässt die große Sorge um eine konzertfreie Zeit direkt verblassen. Das freut die Fans so sehr, dass sie den Sänger zum Über-Hit „Weiter!“ beim Crowdsurfing auf Händen an die Theke im hinteren Bereich tragen, wo er sich ein kühles Bier bestellt, bevor es dann auf gleichem Wege wieder zurück geht. Und das, ohne merklich viel von der Erfrischung zu verschütten. Das war’s... Zumindest fast, denn nach einer abermaligen Verabschiedung kommt die Band zur hellen Freude der Gäste ein weiteres Mal wieder. Für das endgültige Finale dieser langen Nacht, hat man sich etwas ganz Besonderes einfallen lassen und bemüht eine kleine Tradition, indem man die thematisch äußerst passende Cover-Version von David Bowies‘ Klassiker „Heroes“ als deutschsprachiges Allstar-Duett zum Besten gibt: Zu diesem Anlass kehren mit Kai Niemann, Nils „Neill“ Freiwald und Christopher Zumbült erst die Sänger von den jeweiligen Support-Acts auf die Bretter wieder, bis danach schließlich alles Musiker und die gesamte Crew zur großen Verabschiedung auf der Bühne stehen. Ein wirklich schöner Abschluss für die 2019er Ausgabe der „Nacht Der Helden“-Tournee und ein ereignisreiches Musik- und Konzertjahr für mich persönlich. Wir lesen, hören und sehen uns hoffentlich irgendwie, irgendwann und irgendwo in 2020 wieder. Bis dahin, bleibt gesund und rutscht gut rein - Over and out!

Setlist:

01. Intro

02. Luxus

03. Kein Zurück

04. Klingt Wie Rammstein

05. Auf Allen Vieren

06. Leck Mich Fett

07. Schwerelos

08. Herz Aus Stein

09. Gottverdammter Mensch

10. Radioaktiv

11. Wie Ein Orkan

12. Propaganda

13. Die Geister Die Ich Rief

14. Die Maschine Spricht

15. Zwei Sekunden

16. Springt

17. Das Mass Ist Voll

18. Ich, Ich, Ich

19. ®

20. Weiter!

21. Helden (David Bowie Cover)

Impressionen:

Jens Lachmann - Jelapics.de

https://www.jelapics.de

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