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BEITRÄGE:

AutorenbildChristoph Lorenz

Saltatio Mortis - Finsterwacht (2024)


Genre: Rock / Alternative

 

Release: 07.06.2024

 

Label: Prometheus Records (Rough Trade)

 

Spielzeit: 42 Minuten

 

Pressetext:


In Zusammenarbeit mit dem deutschen Rollenspiel-Klassiker Das Schwarze Auge und den bekannten deutschen Fantasyautoren Bernhard Hennen und Torsten Weitze hat Saltatio Mortis ein noch nie dagewesenes Konzept umgesetzt: die FINSTERWACHT.


Die FINSTERWACHT ist nicht nur eine Kette von Wachtürmen in Aventurien, von wo tapfere Männer und Frauen die Lande der Menschen vor den gefährlichen Orks beschützen, sondern auch eine medienübergreifende Kombination aus Konzeptalbum, Fantasyroman und Pen-and-Paper-Rollenspiel!


Bist du bereit für das Abenteuer deines Lebens? Dann folge Saltatio Mortis in die FINSTERWACHT!


Saltatio Mortis – FINSTERWACHT Album Saltatio Mortis präsentieren mit Stolz ihr heiß erwartetes neues Album FINSTERWACHT. Die Veröffentlichung markiert einen Meilenstein in der Evolution der Band, die sich über die Jahre stilistisch völlig freigeschwommen hat und nun die musikalische Landschaft ungeachtet aller Genregrenzen erkundet. In Kooperation mit DSA (Das Schwarze Auge / Ulisses Spiele) ist ein mitreißendes Konzeptalbum entstanden, auf dem Saltatio Mortis in Bestform all das zeigen, was Fans seit Jahren mit der Band verbinden: Eine treibende Rockband, virtuose Dudelsäcke und völlig eigenständiges Songwriting mit großen Refrains, die direkt zum Mitsingen einladen. Doch auch die sanften, geradezu zerbrechlichen Klänge finden auf diesem Album ihren Platz - genauso wie traditionell folkig-mittelalterliche Sounds, die vor allem die Herzen der Fans der ersten Stunde höher schlagen lassen dürften. Das Septett hat für ausgewählte Songs außerdem mit dem renommierten „The City of Prague Philharmonic Orchestra“ zusammengearbeitet, was eine weitere Facette unglaublicher Klanggewalt und epischer Atmosphäre in die Stücke einbringt. In den vergangenen Jahren haben Saltatio Mortis immer wieder mit erfolgreichen Features für Furore gesorgt, und auch das neue Album bildet hier keine Ausnahme: Die FINSTERWACHT bietet eine Fülle von gemeinsamen Songs mit befreundeten Bands und Künstlern, die das Album mit ihren Beiträgen bereichern: Unter den Gastkünstlern finden sich so illustre Namen wie Hansi Kürsch (Blind Guardian), Faun, Peyton Parrish und Cristina Scabbia (Lacuna Coil), um nur ein paar zu nennen.


Die Feuer der Finsterwacht von Bernhard Hennen und Torsten Weitze: Frieden oder Flammen? Werden die Feuer der Finsterwacht entzündet, naht der Tod! Die Kette aus Wachtürmen trennt die Stammesgebiete der Orks von den Landen der Menschen, in denen die Furcht vor einem neuen Orkensturm ein steter Begleiter ist. Um die Moral der Wachtritter vor dem Hereinbrechen des nahen Winters zu stärken, entsendet die Altgräfin von Bärwalde die Spielmannstruppe Totentanz, um bei den Türmen der Finsterwacht aufzuspielen. Doch der Weg in die Berge ist voller Gefahren, und so eskortieren die schlagfertige Schmugglerin Haldana und ihr zwergischer Begleiter Gramosch die Spielleute auf ihrer abenteuerlichen Reise – ohne zu verraten, dass sie noch einen zweiten, geheimen Auftrag erfüllen müssen.


Der letzte Sieg der Schwänin von Gunter Kopf, Sebastian Thurau und Nikolai HochIm Norden des Mittelreichs, in den Wäldern des Herzogtums Weiden erwacht ein uraltes Artefakt zu neuem Leben und ein lange vergessenes Übel droht in die Welt zurückzukehren. Was einst getrennt wurde, versucht sich wieder zu vereinen, und das Böse ergreift Besitz von den stehenden Steinen am Kreis der Macht. Alles steht auf dem Spiel – bist du bereit für das Abenteuer? In diesem Soloabenteuer in der Welt von Das Schwarze Auge kannst du in die Rolle des reisenden Barden Alea oder der Ritterin Farnlieb schlüpfen und selbst den Fortgang der Geschichte bestimmen! Die Spielregeln erlernst du direkt im Abenteuer, Vorkenntnisse sind nicht erforderlich. Der Abenteuerband enthält außerdem Schnellstartregeln für das Spiel mit mehreren Personen und ein Einführungsszenario sowie vier vorgefertigte Helden. Alles, was du für deine ersten Abenteuer in Aventurien – der Welt von Das Schwarze Auge – benötigst, findest du in dieser Box.


Kritik:


Und steht die Welt in Flammen, will ich mit euch durchs Feuer geh'n


Bis unsere Asche sich vereint in Ewigkeit


Und steht die Welt in Flammen, dann werden wir uns wiederseh'n


Jenseits von hier, jenseits der Zeit!


Als Vorlage dient der extra für dieses medienübergreifende und in Kooperation mit Ulisses Spiele realisierte Mammutprojekt verfasste Roman „Die Feuer der Finsterwacht“ der beiden renommierten Fantasy-Autoren Bernhard Hennen und Torsten Weitze: Die titelgebende „Finsterwacht“ wird dabei als Kette aus mehreren Wachtürmen beschrieben, welche die Gebiete der gefürchteten Orks von denen der schutzsuchenden Menschen abgrenzt. Werden ihre Feuer entzündet, kündigt sich der Tod an. Um die Moral der ansässigen Wachtritter vor dem nahenden Wintereinbruch zu stärken, entsendet Altgräfin von Bärwalde die Spielmannstruppe Totentanz, um dort aufzuspielen. Auf ihrer Reise werden die Spielleute von der Schmugglerin Haldana und ihrem zwergischen Begleiter Gramosch begleitet, denn auf dem Weg lauern so einige Gefahren… Hochkonzentrierte Streicher bauen vorsichtig zum rauschenden Säuseln des kalten Windes eine intensive Spannung auf. Eine akustische Gitarre spielt kurz ihre einsame Weise. Die Himmel zieht sich zu, die Wolken verdichten sich. Irgendwo aus der Ferne grollt nun immer lauter werdender Donner heran. Plötzlich setzen das satte Schlagzeug sowie harte E-Gitarren auf unfassbar druckvoll Art und mit viel metallisch geballter Power ein, während sich jetzt gleichzeitig ungemein epochale Chöre über die parallel dazu erschallenden Marktsackpfeifen erheben. Als jenes majestätische Intro seinen endgültigen Klimax zu erreichen scheint, schwillt dessen Urkraft jedoch vorzeitig wieder ab und bietet stattdessen der symphonischen Schönheit des Prager Sinfonieorchesters ihren wohlverdienten Raum zur weiteren Entfaltung, welche somit den stimmungsvollen Rahmen für den rein erzählerischen Part des bekanntem Hörspiel- und Synchronsprechers Bert Franzke erbaut: „Dunkelheit lastet schwer auf dem Land. Die drohenden Gipfel der Berge ragen unheilverkündend in den Himmel. Nach all den Jahren ist es wieder da, dieses unheimliche Flüstern in der Nacht. Was verbirgt sich dort in den finstern'n Wäldern?“, beginnt er in seiner markanten Stimme zu erzählen, bis sich der atmosphärisch gezeichnete Kern allmählich zu einer folkloristisch verspielten Melodie aus Laute und Flöten formt, die hier schon einmal das Leitmotiv des Titeltracks aufgreift. „Möge der Heldenmut der Wache heller leuchten als das Licht der Flammen. Denn sie sind unsere letzte Bastion vor dem, was dort im Schatten auf uns lauert und unsere einzige Hoffnung dort auf der Finsterwacht…“, verhallen schließlich die letzten Worte von Franzkes spektakulärem Spoken-Word-Part, die sodann von der schier Ehrfurcht gebietenden Hammer-Fusion aus Drums, Bass, Gitarren und natürlich nicht zuletzt auch den erhaben tönenden Dudelsäcken im schwer voran walzenden Rhythmus begraben werden. Kein Zweifel: Dieser wahnsinnig gelungene und perfekt inszenierte Auftakt sucht in diesem Genre wohl bislang seinesgleichen! „Die Flammen lodern hoch hinauf, zum Himmel schwarz und fern…“, singt Frontmann Jörg „Alea der Bescheidene“ Roth mit gewohnt kraftvoller Stimme und wird dabei nach nur wenigen Zeilen immerzu von hell durchdringenden Fanfaren unterstützt, welche den ohnehin schon epischen Charakter von Aufbruch und Vorbereitung auf die nahende Schlacht hier äußerst gekonnt schärfen, bis auf die erste Strophe dann erneut das anfängliche Motiv erfolgt und powernd weiter antreibt. „Stumme Helden ohne Rast, die Blicke scharf wie Stahl. Vereint, von Todesmut beseelt steh'n wir hier ein letztes Mal!“, setzt daraufhin die kernige Stimme von Jürgen „Hansi“ Kürsch, seines Zeichens Sänger der deutschen Power-Metal-Band „Blind Guardian“, im selben Aufbau der zweiten Strophe ein. Zugegeben, ist es im ersten Moment durchaus noch ein wenig ungewohnt, ihn hier in deutscher Sprache singen zu hören, muss doch klar konstatiert werden, dass sich sein Engagement im Titeltrack des aktuellen Studioalbums enorm stimmig ins Gesamtbild einbettet und damit ganz hervorragend macht, zumal dieser, rein musikalisch betrachtet, ohnehin viel des obligatorischen Guardian-Sounds in sich trägt. Daraufhin folgt zunächst ein kurzer Slow Down von nur wenigen Sekunden, der jedoch keine Pause einläutet, sondern lediglich alle Kräfte zu mobilisieren scheint, welche sich sodann im maximal energetischen Refrain entladen, welcher das Tempo erst ein gutes Stück weiter hochjagt und im direkten Anschluss von einem ganz fantastischem Dudelsack-Spiel abgerundet wird. Dazu erheben sich ansteigende „Ohoho“-Chöre aus dem Hintergrund heraus, die allerdings keineswegs pflichtmäßig aufgesetzt wirken, sondern sich wirklich gut in den Spirit eingliedern, der hier pünktlich zur Halbzeit des Songs mit seinem rockenden Gitarren-Solo abermals ein echtes Hoch erlebt, bis der Refrain dann ein weiteres Mal erfolgt. Eigentlich ein in sich stimmiger Abschluss, doch ist das Stück zu diesem Zeitpunkt noch längst nicht vorbei, folgt jetzt nämlich ein von erdiger Percussion, behänder Akustikgitarre und Flöte umspielter Chor-Part aller Bandmitglieder, welcher die Anbetung von Rondra darstellt, die im DSA-Universum als Göttin des Kampfes und des Gewitters gilt: „Feuer lodern empor. Wir sind das Licht in der Nacht. Rondra, erhör unsern Chor. Komm, steh uns bei, denn wir sind die Wacht!“. Insbesondere der mehrstimmig arrangierte Teil festigt dabei die ohnehin schon dichte Atmosphäre weiterhin, ehe eine sakrale Orgel die anfängliche Melodie abschließend abermals aufnimmt, um so gestärkt dann in den finalen Refrain dieses beinahe zehnminütigen Epos überzugehen…


Ruhiges Meeresrauschen und ein tiefes Horn bereiten den Einstieg in die nachfolgende Halb-Ballade „Schwarzer Strand“. „Sag mir, wie es ist, wenn man seine Augen schließt und man für die Ewigkeit mit den Wellen fließt…“, singt Roth hier zu Beginn gemeinsam im Einklang mit den beruhigenden Stimmen von Adaya Lancha de Baïracli Levy, Laura Fella und Oliver „SaTyr“ Pade der Münchner Pagan Folker „Faun“, mit denen die Totentänzer hier mittlerweile zwanzigjährige Freundschaft feiern. „Wir kennen die Faune schon so viele Jahre und lieben ihre unvergleichliche Art, ganz besondere Sounds aus ihren Instrumenten zu zaubern. Als die ersten Ideen zu diesem Song entstanden sind, war uns sofort klar, dass wir unsere Freunde von „Faun“ unbedingt einladen müssen, hier mitzuspielen.“, berichtet Alea zur Entstehungsgeschichte des vorliegenden Stücks und wird von Pade ergänzt: „Nachdem wir bereits unzählige Festivals und Mittelaltermärkte gemeinsam bespielt haben, freut es uns, dass es endlich gelungen ist, als Gäste bei einem Song von unseren lieben Kollegen von „Saltatio Mortis“ mitzuwirken. Somit laden wir euch nun gemeinsam ein, auf diese musikalische Reise…“. Und tatsächlich ist das Mitwirken der Faune fernab ihrer gesanglichen Unterstützung auch in musikalischer Hinsicht sofort herauszuhören, etwa wenn die ruhige Melodie hier von der organisch pochenden Percussion der Maultrommel, Drehleier und Nyckelharpa bestimmt wird und so für ein wirklich zauberhaft schönes Stück Folk-Musik sorgt. Die eingangs von Alea gesungene Strophe wird von einem nebulös schwebenden Echo der weiblichen Stimmen begleitet, nach der Wiederholung des Refrains kommen dann auch das Schlagzeug sowie E-Gitarren und Marktsackpfeifen von SaMo hinzu, die den mystisch verträumten Sound mit einem bestimmten Nachdruck anreichern. Die zweite Strophe übernimmt hingegen Pade, worauf ein Dudelsack-Pfeifen-Solo zur ordentlichen Rock-Schlagseite erfolgt, danach sind nochmal die beiden faun‘schen Damen bis zum letzten, gemeinsamen Chorus an der Reihe. Ein absolut schönes Arrangement zu einem durchdachten und sehr stimmungsvollen Mid-Tempo-Song, welcher stets stilsicher und ausgewogen zwischen balladesken und rockigen Passagen pendelt, doch niemals überladen wirkt - Schön! Das bunte Gewirr aus angeregten Gesprächen wird erst von der fidelen Melodie einer Drehleier unterlegt, um dann nur wenig später von durchschlagender Mittelalter-Rock-Power durchbrochen zu werden: Schlagzeug und E-Gitarren rocken in raubeiniger Manier hart drauf los, stets von den vollmundig tönenden Dudelsäcken in bretonischer, also mehrstimmiger, Spielweise gestützt. „Vogelfrei“ ist das erste Stück auf „Finsterwacht“, welches gänzlich ohne Feature-Gast auskommt und damit fast schon eine kleine Ausnahme in der ansonsten recht dicht besetzten All-Star-Tracklist darstellt. Besonders stark fällt hierbei schnell der etwas unorthodoxe Aufbau des launigen Tracks auf, der in den Strophen nach dem Call-and-Response-Prinzip funktioniert und damit ziemlich gut zum Text passt: So singt Alea in den hauptsächlich von rhythmischer Percussion bestimmten Strophe etwa „Wir sind Legenden, streifen durch das ganze Land…“ und erhält daraufhin prompt „…Als edle Räuber sind wir wohlbekannt!“ zur direkten Antwort der übrigen Mitgliedern, die hier quasi als gemeinsamer Männerchor auftreten. Auf diese Weise entsteht vor dem inneren Auge schnell das Bild eines schwerbewaffneten Trupps, der sich auf der langen Wanderung zur nächsten Schlacht zu motivieren versucht. Die herrlich folkende Party aus donnernden Trommeln und völlig freidrehenden Dudelsäcken im spaßigen Mittelteil unterstreicht die pure Ausgelassenheit der Verstoßenen nur noch umso mehr. Zum Ende hin werden die Riffs dann wieder deutlich präsenter und auch, wenn man spätestens jetzt damit rechnet, soll es einen klassischen Refrain im eigentlichen Sinne über die gesamte Spieldauer des kernigen Up-Tempos nicht geben. Dafür setzt hier nach jeder Strophe wieder das eingängig bretternde Folk-Rock-Motiv des Anfangs ein, welches neben dem bewussten Mitgröl-Charakter allerdings so dermaßen gut gelungen ist, dass man einen typischen Hauptteil auch gar nicht wirklich lange vermisst, selbst wenn der gefühlt etwas zu kurz geratene Song dann leider ziemlich abrupt endet. Das lediglich anderthalb Minuten lange „Grimwulf“ ist, wie der Zusatz bereits verrät, ein kurzes Interludium und kommt damit rein instrumental daher. Ganz ohne Folk oder Rock erschafft das Prager Sinfonieorchester hier mit einem bärenstark agierenden Ensemble aus Streichern und Bläsern einen wahrhaft magischen Hörgenuss in der Tradition epochaler Fantasy-Film-Klassiker, welcher sehr gerne viel ausgedehnter hätte ausfallen dürfen.


Ein rhythmisch sehr simpel gehaltener Takt, der durch seine entsprechende Ausgestaltung schnell zum kollektiven Mitklatschen animieren dürfte und dies wahrscheinlich sogar auch soll, ist danach neben der doch recht zurückhaltenden Akustikgitarre im Lagerfeuer-Style die quasi alles bestimmende Hauptzutat für „Der Himmel Muss Warten“. Auch dieses Stück funktioniert wieder ganz nach dem weiter oben schon erwähnten Call-and-Response-Muster und orientiert sich damit lose an klassischem Liedgut zur Festigung von Gemeinschaft und Einheit. „Wenn sie mir meine Hände nehmen…“, gibt Alea erst vor und „Ja, wenn sie mir meine Hände nehmen…“, antwortet daraufhin der Band-Chor, bevor dann alle mit den Zeilen „…dann muss ich nie wieder schuften!“ den jeweiligen Part gemeinsam zu Ende bringen. Exakt dasselbe Prinzip gibt es im weiteren Verlauf dann auch noch mit Beinen, Augen, der Stimme oder Seele. „Kommt Brüder, kommt Schwestern. Heute ist morgen schon gestern. Kommt Brüder, kommt Schwestern. Der Himmel muss warten!“, heißt es dann im knappen Ohrwurm-Refrain, der, wie auch der ganze Rest der minimalistischen Mutmach-Nummer, kurzerhand zum Mitsingen und beseelten -schunkeln einlädt… Dass die sieben Totentänzer aus Karlsruhe schon vor einigen Jahren die Zeichen der (modernen) Zeit erkannt haben, sich zugunsten kontinuierlicher Relevanz in Sachen Social Media á la Instagram, TikTok und Konsorten trotz höheren Alters (pflichtmäßig) nicht verweigerten und damit natürlich auch fleißig die viralen Trends (mit-)beackern wollten, zeigt sich in Momenten wie diesen also auch auf Albumlänge. So wilderte man nach dem Pop-Punk der beiden Vorgänger zuletzt mit zahllosen, digitalen und recht kurzen Non-Album-Tracks, die natürlich ideal auf die Konsum-Generation Streamingdienst zugeschnitten waren, in diversen Genres. Aus dem medial inszenierten Spaß-Battle mit „Hämatom“ resultierte so beispielsweise die englischsprachige Festival-Hymne „Alive Now“, mit dem „Hypa Hypa“-Cover huldigte man der beim ESC-Vor-Vorentscheid verprellten Castroper Metalcore-Band „Electric Callboy“, brachte eine Adaption von „My Mother Told Me“ aus der erfolgreichen Netflix-Produktion „Vikings“ oder wagte sich mit Live-Streamerin Lara „Loft“ Trautmann zu „The Dragonborn Comes“ oder „Pray To The Hunter“ in die Videospiel-Welt von „The Elder Scrolls“. Absolute Lowlights, wenn nicht sogar endgültige No-Go‘s, für langjährige Fans waren dann zuletzt die Zusammenarbeiten mit den Ballermann-Stars Nils „FiNCH ASOZiAL“ Wehowsky und Mia Julia Brückner. Dazwischen gab es mit „Odins Raben“ einen kleinen Happen für die mittlerweile manches Mal verwirrten Alt-Fans oder mit „Taugenichts“ hingegen ein wenig Futter für alle Freunde des zuletzt gespielten Stadion-Punk. Eine eigene Version des viralen und in seiner Hochphase maximal tot-gecoverten Überraschungshits „Wellerman“ von Nathan Evans durfte da selbstverständlich nicht fehlen… Und exakt daran erinnert „Der Himmel Muss Warten“ in Aufbau und Stimmung auch. Wenn man so möchte, bezeichnet das Lied in der Mitte der Tracklist sogar so etwas wie einen Wendepunkt, denn ab hier entfernt sich „Finsterwacht“ stellenweise von seinem anfangs so perfekt aufgebauten, roten Faden und will plötzlich irgendwie nach Leibeskräften alle mehr oder minder erfolgreiche Zutaten der letzten drei, vier Jahre in dem Konzept-Topf werfen, um alle Lager gleichzeitig zufriedenzustellen.


Was bislang noch fehlte? Ein kleiner Tipp: Englischsprachige Songs und Trinklieder sind es jedenfalls nicht, denn diese kommen später noch. Die Antwort lautet: Schlager! Irgendwie scheint die Mittelalter-Szene dem Fernsehgarten und seinen anderen TV-Pendants seit einigen Jahren durchaus zugetan zu sein, blickt man einmal in die Richtung von „Faun“, „dArtagnan“ und „Versengold“. Na klar, nimmt man den Fuß musikalisch mal ein wenig vom Gas und bietet dafür mal rührselige und mal spaßige Ohrwürmer vor „exotischer“, traditioneller Klangkulisse an, lässt sich auch hier sicher Geld verdienen. Legitim. Das fröhlich wippende „Aurelia“ übertreibt es mit seinem hüpfenden Polka-Rhythmus jedoch leider und driftet in vielerlei Belangen in ganz schlimmen Klischee-Kitsch ab, den selbst „Santiano“ in manchen ihrer Schunkel-Songs authentischer umzusetzen gewusst hätten und der musikalisch in Abklatsch-Tradition eines versengold‘schen „Thekenmädchen“ für entsprechende Zielgruppen steht. Der super simple Text aus der Sicht des liebestollen, lyrischen Ichs, das den Verführungen einer Hexe verfallen ist, ist selbst für so einen luftig-leichten Spaßmacher etwas zu viel des Guten und gehört damit fraglos in die Kategorie „Hat sich schlecht als Party-Folk verkleidet, ist aber trotzdem offensichtlich Schlager“. Endlos platte Zeilen der Marke „…und spiel‘ die ganze Nacht mit dem Zauberstab!“ erinnern nicht grundlos an das thematisch enorm ähnliche „Belladonna“ von „In Extremo“ und sind an Peinlichkeit kaum zu überbieten. Der obligatorische „Ohoho“-Chorus macht es da nicht unbedingt besser… Oh je. Das rein englischsprachige „We Might Be Giants“ rudert anschließend wieder erfreulich weit aus jenen Gefilden zurück und tut stattdessen wieder das, was „Saltatio Mortis“ ohne jeden Zweifel draufhaben: Hier prallen energiegeladen folkende Dudelsäcke in einem eruptiven Einschlag auf die geballte Metal-Power und prügeln das Tempometer dermaßen in die Höhe, das einem fast schon schwindelig wird. Die heavy Up-Tempo-Nummer folk-rockt absolut straight und geht sofort ohne jegliche Kompromisse nach vorne, was sie rasend schnell zu einem der Favoriten für die kommenden Live-Gigs küren dürfte. Doch damit nicht genug, haben sich SaMo hier doch abermals gesanglich unter die Arme greifen lassen: Neben Cristina Scabbia, Frontfrau der italienischen Progressive-Metal-Band „Laguna Coil“, deren Beitrag jedoch merkwürdig zurückhaltend ausfällt, konnte man zudem auch Peyton Parrish verpflichten, welcher den Fans von der letztjährig Kollaboration zu „God Of War“ sicher ein fester Begriff ist. Nicht, dass es überhaupt einen Zweifel daran gegeben hätte, doch fügt sich Letztgenannter mit seinen kräftigen Vocals hier dermaßen stimmig ein, dass es eine wahre Freude beim Zuhören ist und den etwas aus dem übrigen Rahmen fallenden, sprachlichen Stilbruch befriedigend rechtfertigt. Der dreckig-roughe Vibe, wenn sich sägende E-Gitarren und schrille Marktsackpfeifen zum wilden Pogo-Tanz treffen sowie das perkussiv geprägte Zwischenspiel machen einfach nur mächtig Laune - Mehr davon!


Leider, so möchte man fast sagen, naht schon mit dem nächsten Lied erneute Entschleunigung, welche unnötig hart mit dem soeben erst aufgebauten Drive bricht und die so entfesselte Energie wieder ungelenk fallen lässt. Nichtsdestotrotz ist die Zwergen-Ballade „Feuer Und Erz“ ein wirklich schönes Stück Musik, das sowohl thematisch als auch musikalisch definitiv seine volle Berechtigung in der Tracklist hat. Tief summende Männerchöre, sacht geerdete Percussion und eine akustische Gitarre führen den Hörer stimmungsvoll in die zwergischen Minen hinab und erschaffen eine heimelige Atmosphäre, die zusammen mit der glaubhaften Darbietung des Textes einfach gefällt: „Tief unter den Bergen, in Hallen aus Stein. Meißelnd auf ewig, sind König allein. Kraftvoll und stark, tapfer und treu, stolz und loyal. Seelen aus Flammen und ein Herz aus Stahl… Ein Herz aus Stahl.“, singt Alea da in den zurückhaltend instrumentierten Strophen, bis sich der kraftstrotzende Refrain anschließend als extrem hymnisch herausstellt und ein weiteres Mal mit der orchestralen Anmut des Prager Sinfonieorchesters auftrumpft, das es gnadenlos treffsicher versteht, die entsprechenden Zeilen in ein durchweg stimmig-schönes Gewand von gar filmreifem Charakter zu hüllen. „Ein Bund auf ewig aus Feuer und Erz, geformt durch Hammer und Herz. Auch wenn der Himmel in Flammen vergeht, sind wir der Fels, der besteht!“, singt die Band jetzt in der starken Einheit des Chors, während folkige Elemente ihre Gesänge sanft bis zum herannahenden Klimax umspülen. Dieser erfolgt dann nach dem zweiten Refrain in Form eines symphonischen Solo-Parts, welcher die wunderbar aufstrebenden Streicher und majestätischen Blechbläser parallel zur letztmaligen Wiederholung des eingängigen Hauptteils in einem epischen Finale gipfeln lässt. Und wieder kommt ein krasser Stilbruch zum Tragen, denn „Saltatio Mortis“ verweilen nicht etwa weiter in symphonisch-verträumten Klangwelten, sondern setzen der epischen Bombast-Ballade von gerade nun urplötzlich einen weiteren Up-Tempo entgegen. Vielleicht wäre bei solcherlei musikalischen Einschnitten der ein oder andere behutsame Übergang in Form weiterer Interludien eine Möglichkeit gewesen? Nun ja. „Genug Getrunken“ ist, wie sollte es bei diesem Titel auch großartig anders sein, ein waschechtes Trinklied. Irgendwie scheinen die Totentänzer ihre Vorliebe für rauschende Feste gerne augenzwinkernd unter vorgeschobener Moral verstecken zu wollen, hieß es doch schon auf dem Album „Brot Und Spiele“ aus 2018 „Nie Wieder Alkohol“ als morgendlich verkatertes Resümee einer durchzechten Nacht. Ganz so wörtlich sollte man den trügerischen Titel jedoch nicht nehmen, so heißt es im ausgelassenen Refrain nämlich weiter „…jetzt wird gesoffen. Wir tanzen nackt auf jeder Theke. Auf die Liebe, auf das Leben, auf dich und mich. Wir vernebeln uns die Sicht!“. Was von Beginn an ziemlich auffällig ist, ist die überraschend harte Instrumentierung mit ihren stark prügelnden Drums, knurrenden Riffs und hymnischen Dudelsäcken, die dann aber schon mit dem Einsatz der ersten Strophe in lässiger Tavernen-Stimmung versiegt. Für dieses Feature hat man die langjährigen Mittelaltermarkt-Freunde und selbsternannten Gossen-Folkloristen von „Knasterbart“ mal für einen gemeinsamen Song kurz aus dem 2023 einberufenen Ruhestand geholt, deren Gesellschaft wie gemacht für derartiges Liedgut ist. Dabei bietet der Text natürlich nichts Neues oder gar besonders Gehaltvolles an, sondern beschwört die hochprozentige Feierei, viel Fröhlichkeit und Freiheit mit den typischen Kalendersprüchen und bekannten Phrasen á la „Keine Pläne, leicht einen sitzen - Das ist die Definition von Glück!“. Nun, spätestens seit dem szeneübergreifenden Erfolg von „Sternhagelvoll“ der Kollegen „In Extremo“ kommt mittlerweile kein Mittelalter-Rock-Album mehr ohne ein amtliches Trinklied aus und wer soll es einem schon verübeln? Anzumerken wäre hier höchstens, dass der martialische und ziemlich packende Leadsound in diesem Kontext völlig deplatziert und damit fast schon wie ein loses Überbleibsel anmutet, welches man noch unbedingt irgendwo verbauen wollte. Irgendwie ein seltsamer Mix, der aber, wenn man nicht so viel darüber nachdenkt, trotzdem Spaß macht.


Der zweite rein englischsprachige Song in der Tracklist, nämlich „Carry Me“, wurde laut Aussagen der Band ursprünglich nur für Akustikgitarre oder Laute und Stimme geschrieben und war damit eher als Ballade konzipiert, präsentiert sich jetzt aber in einem energetisch straighten Rock-Gewand mit leichter Folk-Note und der punkigen Tonalität des vorherigen Albums „Für Immer Frei“… Musikalisch und textlich. Als Feature-Gast beteiligt sich hier die amerikanische Cellistin Tina Guo, welche in der Vergangenheit bereits im Cirque du Soleil oder auch an der Seite von „Foo Fighters“ und Hans Zimmer agierte. Die kräftigten Schläge marschierender Trommeln einen sich im spannungsgeladenen Intro mit angespannten Chorälen in intensiv knisternder Atmosphäre, bevor ein kurzer Break in die erste Strophe überleitet, welche sich anfangs wider Erwarten noch sehr introvertiert zeigt und den nachdenklichen Zeilen damit die passende Basis bietet. Der Druck wächst durch die knurrenden Gitarren beständig an und implodiert dann zusammen mit der gelösten Power von Drums und Dudelsäcken in einem leidenschaftlich-hymnischen Refrain, dessen rockender Vibe sich fortan in die kommenden Minuten trägt. Highlight ist ohne Frage das ganz wunderbare Zwischenspiel aus Percussion, Chor und dem elektrischen Cello gegen Ende, das ein absolutes Plus für die Stimmung darstellt. Der Inhaltliche Aspekt, in dem das lyrische Ich reflektiert den Sinn davon hinterfragt, für eine Obrigkeit schon bald in die Schlacht gegen unbekannte und vielleicht überlegene Mächte ziehen zu müssen, schlägt dabei natürlich auch einen gekonnten Bogen in die Gegenwart und hin zu einer Thematik, die leider niemals an Aktualität zu verlieren scheint… Die ergreifende Ballade „Oh, Treues Herz“ beschließt die Tracklist und setzt dabei als letztes Stück ganz wundervolle Akzente, indem sie nochmals alle Register auf der breiten Palette der Emotionen zieht. Zu Beginn dominiert hier einzig eine akustische Gitarre die sehr zurückgenommen instrumentierte Strophe, um so den ruhigen und gefühligen Gesang von Alea zu unterstützen, bis helle „Ahaha“-Chöre die kurze Bridge markieren und gemeinsam mit filmreif arrangierten Streichern den baldigen Aufbruch und zugleich auch Abschied verheißen. Die schiere Zerrissenheit, tiefe Melancholie und greifbare Trauer wird später nur umso mehr von der tragisch klagenden Schalmei in perfekter Harmonie mit all der symphonischen Schönheit geschürt, welche das rührende Stück Musik hier im Mittelteil wahnsinnig feinfühlig auf eine neue Stufe hebt und den Hörer am Ende schwer bedrückt und gleichermaßen doch friedvoll erfüllt zurücklässt...


Tracklist:


01. Finsterwacht (feat. Hansi Kürsch)


02. Schwarzer Strand (feat. „Faun“)


03. Vogelfrei


04. Grimwulf (Interlude)


05. Der Himmel Muss Warten


06. Aurelia


07. We Might Be Giants (feat. Cristina Scabbia und Peyton Parrish)


08. Feuer Und Erz


09. Genug Getrunken („Knasterbart“)


10. Carry Me (feat. Tina Guo)


11. Oh, Treues Herz


Fazit:


Vier Jahre nach ihrem letzten Studioalbum entzünden „Saltatio Mortis“ die Feuer der titelgebenden „Finsterwacht“ und wagen sich damit an ein medienübergreifendes Gesamtwerk, welches in der Szene bislang fürwahr seinesgleichen sucht! In enger Kooperation mit dem hessischen Rollenspielverlag Ulisses Spiele realisierten die sieben Totentänzer just ein einzigartiges Konzept und verleihen ihrer ganz persönlichen Leidenschaft für Pen-&-Paper-Rollenspiele damit nicht nur rein musikalisch Ausdruck: Angesiedelt im Universum des deutschen Klassikers „Das schwarze Auge“ von Ulrich Kiesow, das sich seit der Herausgabe im Jahr 1984 mit immer neuen Abenteuern bis zum heutigen Tag großer Beliebtheit erfreut, begann eine Reise, an deren Anfang ursprünglich noch gar kein vollumfängliches Musikalbum im Zentrum stand. Ergänzend eingerahmt wird das Erlebnis vom speziell für dieses Projekt verfassten Roman „Die Feuer der Finsterwacht“ der zwei Fantasy-Veteranen Bernhard Hennen und Torsten Weitze sowie dem eigenen Rollenspielband „Der letzte Sieg der Schwänin“ durch die DSA-Autoren Sebastian Thurau und Nikolai Hoch, aber auch Bandmitglied Gunter Kopf, welcher bereits in der Vergangenheit Spielhilfen und Abenteuer für das Treiben in Aventurien verfasste. Vor kurzem ist digital sogar noch das rein instrumentale Begleitalbum namens „Die Feuer Der Finsterwacht“ erschienen, das mit insgesamt achtzehn Ambient-Stücken atmosphärisch beim Spielen begleiten soll. Der für diese Rezension interessante Dreh- und Angelpunkt ist und bleibt jedoch natürlich das zuvor ungeplante Album. Zugegebenermaßen war es aus promotionstechnischer Sicht ein sehr kluger Schachzug, das imposante Titelstück, welches mit über neun Minuten Spielzeit zudem den ersten Long-Track überhaupt in der Historie der Band darstellt, als erste Vorab-Single auszukoppeln. Ganz ohne jede Frage ist das extrem gehaltvolle Epos „Finsterwacht“ nämlich auch der wohl vorlagentreuste und beste Song der gesamten Veröffentlichung, der allein aufgrund seiner breiten Palette an verschiedenen Elementen ungemein reich an Abwechslung und dennoch keineswegs überladen ist. Kurzum: Ein absolutes Paradebeispiel für einen Konzeptalbum-Song und ein Mega-Hit! Leider können SaMo danach aber weder den alles übermannenden Bombast des Titelstücks in dieser Form aufrechterhalten, noch mit einen erzählerischen, roten Faden über die restliche Spielzeit daran anknüpfen. Das frühzeitig vorgelegte Level wird danach schlicht nicht mehr in dieser Größenordnung erreicht und blitzt höchstens in einigen Momenten nochmals auf, wenngleich viele Songs musikalisch dennoch einen hohen Standard halten. Hinsichtlich der thematischen Zugänglichkeit hat dieser Umstand sogar seine gute Seite, sodass das Album und praktisch jeder Song im Einzelnen nämlich auch für all jene Interessierten lückenlos funktioniert, die weder im Besitz jeglicher DSA-Vorkenntnisse noch des hochpreisigen Box-Sets inklusive Roman und Spielband sind. Kehrseitiger Knackpunkt: Ja, das wunderbar durchdachte und aufwändige Gesamtkonzept, das Engagement und Herzblut hinter diesem riesigen Projekt haben natürlich alle Achtung verdient und somit sicher auch ihren Preis, doch ist die diesmalige Veröffentlichungsstrategie, welche neben dem Stream und rein digitalen Kauf keine einzige Option zum physischen Erwerb außer der erwähnten Box bietet, mehr als nur fragwürdig. Auf diese Weise werden alle Fans, die einzig und allein die Musik ihrer Sammlung beifügen wollen oder nicht mal eben achtzig Euro (!) locker machen können, systematisch ausgeschlossen und das, obwohl die „Finsterwacht“, wie schon erwähnt, auch ganz hervorragend als Stand-Alone-Produkt besteht. Es würde nicht verwundern, wenn später im Jahr plötzlich doch noch ein Re-Release in Form einer Tour-Edition oder ähnliches erscheint…


Dazu kommt, dass sich die Tracklist wie ein buntes Mash-Up aus den Erfolgssingles der letzten vier Jahre liest: Zu Oldschool-Stuff („Finsterwacht“, „Schwarzer Strand“, „Vogelfrei“) gesellen sich reduzierte Singalongs („Der Himmel Muss Warten“), Pop-Schlager („Aurelia“), englischsprachige Folk-Rock-Gassenhauer („We Might Be Giants“, „Carry Me“), spaßige Trinklieder („Genug Getrunken“) und natürlich Features, Features, Features in sprunghafter Abfolge. Das klappt beispielsweise beim Titeltrack, „Schwarzer Strand“ oder „We Might Be Giants“ auch wirklich verdammt gut und stellt eine gesanglich und musikalisch schlüssige Bereicherung dar, wirkt in manch anderen Fällen aber fast schon ein wenig gezwungen und so, als wolle man einfach nur mit möglichst vielen Namen auftrumpfen. Dem neuesten Album mangelt es also ganz sicher nicht an Abwechslung, dafür aber deutlich an Konsequenz und Kohärenz. Klammert man das instrumentale „Grimwulf“ einmal aus, fällt „Finsterwacht“ mit zehn Stücken, lediglich fünf davon ohne Gastbeiträge, sogar fast zu kurz aus. So wäre neben mehr Lore und Folk-Rock-Bombast eine etwas ausgewogenere Mischung aus eigenen Solo-Stücken und Stilen, vielleicht sogar in Form eines Konzept-Doppelalbums, eventuell die bessere Wahl gewesen, um alles wie aus einem Guss wirken zu lassen. Auf diese Weise kratzt man in vielen Momenten leider nur an der Oberfläche von dem, was es hätte werden können und das ist am Ende leider nicht ganz das monumentale Epos geworden, was anfänglich suggeriert wurde. Doch genug gemeckert, denn abgesehen davon ist „Finsterwacht“ wohl das beste und stimmungsvollste SaMo-Album seit mehr als zehn Jahren! Sieht man also einmal vom eher lose umgesetzten Konzept ab oder interessiert sich schlicht erst gar nicht für jenes, offenbart sich dem Hörer ein facettenreiches Best-Of, das für jedes Fan-Lager genügend Interessantes anbieten dürfte. Anno 2024 frönen „Saltatio Mortis“ kaum bis gar nicht mehr Pop-Punk-Rock und modernen Alltagsthemen, sondern besinnen sich stattdessen auf eine gewisse Folk-Ursprünglichkeit sowie viele Stärken der letzten Jahre, die ihren Erfolg bei allen Altersklassen zurecht weiter ansteigen ließen. Dabei biedert man sich den teils verprellten Alt-Fans jedoch nicht zu Kreuze kriechend an, sondern vollbringt vollkommen authentisch und wunderbar offen das Kunststück, die neuerliche Stil-Diversität gelungen balanciert mit der eigenen DNA zu koppeln. Damit beweisen die sieben Totentänzer nur, sich mittlerweile selbstbewusst jeglicher Genre-Grenzen entledigt zu haben, ohne jedoch auf Kosten bezeichnender Charakteristika die musikalische Seele der Band zu vernachlässigen. So ist „Finsterwacht“ vielleicht nicht unbedingt der heilige Nerd-Gral oder das erhoffte Über-Album, dafür aber eine wirklich abwechslungsreiche Sammlung (fast) durchweg starker und qualitativ hochwertiger Folk-Rock-Tracks in all ihren schillernden Genre-Facetten geworden.


Informationen:

 

https://www.saltatio-mortis.com/

 

https://www.facebook.com/saltatiomortisofficial/

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