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BEITRÄGE:

Kopie von 30 Wahre Jahre - Das Jubiläumsfestival - Tag II - Freilichtbühne Loreley, St. Goarshausen - 05.09.2025

  • Autorenbild: Christoph Lorenz
    Christoph Lorenz
  • vor 4 Tagen
  • 19 Min. Lesezeit
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Veranstaltungsort:

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Stadt: St. Goarshausen, Deutschland

 

Location: Freilichtbühne Loreley

 

Kapazität: ca. 18.000

 

Stehplätze: Ja

 

Sitzplätze: Ja

 

Homepage: https://www.loreley-freilichtbuehne.de/

 

Freitag, 05.09.2025 - 30 Wahre Jahre Festival - Tag 2: Einleitung:

Ein neuer Morgen, ein neuer Festival-Tag! Dank der ziemlich guten Organisation vor Ort mussten wir am Vorabend nicht wirklich lange auf dem Parkplatz ausharren und konnten demnach schon nach weniger als einer halben Stunde wieder vom Feld rollen. Die Suche nach einem Parkplatz vor unserer Ferienwohnung selbst war da eher das Problem, da diese leider keinen eigenen Stellplatz hat und inmitten eines dicht bebauten Wohngebiets liegt, welches natürlich so steil wie alles andere hier ist. Nach einigen Runden um den Block hatten wir aber doch Glück und konnten uns in eine freie Lücke quetschen. Der Wecker bleibt also vorsätzlich ausgeschaltet und wir stehen am Morgen des 05.09.2025 einfach ganz ohne Zeitdruck auf, wann und wie wir wollen. Anschließend genießen wir gemeinsam ganz gemütlich unser kleines Frühstück mit viel Kaffee, frischen Brötchen und ein paar Teilchen vom Bäcker, welches die Frühaufsteher unter uns glücklicherweise schon am Morgen organisiert haben. Wir lassen es bewusst ruhig angehen und hegen nach dem langen Vortag auch gar nicht erst den ohnehin viel zu hohen Anspruch, sofort zur ersten Band des vor Ort zu sein, um möglichst viel Energie übrig zu haben. Die Anfahrt und das Parken gestalten sich ähnlich dem Vortag, wenngleich es heute durch neue Tages- und Wochenend-Gäste deutlich voller ist. Wir kommen also noch ein gutes Stück höher und steiler als gestern zum Stehen, bevor wir den langen Abstieg nach unten wagen und schließlich am Eingang ankommen. Los geht’s!

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Mainstage, 14.55 Uhr - Manntra:


Als dritter Acts des Tages ist nun die vierköpfige Band „Manntra“ aus Kroatien an der Reihe. Die aus der Hafenstadt Umag an der Nordwest-Küste Istriens stammende Kombo besteht seit 2011 und gründete sich aus der vorherigen Industrial-Metal-Formation „Omega Lithium“ von Lečei und Sekul. Im Laufe der Zeit stießen weitere Mitglieder hinzu, manch Wechsel in der Besetzung folgte. Im Herbst 2012 erschien das Debüt „Horizont“, welches in Eigenregie eingespielt wurde, drei Jahre später gefolgt von „Venera“ und dem dritten Release „Meridian“ in 2017, welches den ersten Durchbruch für die jungen Musiker markierte, denn niemand Geringeres als Michael Robert „Das letzte Einhorn“ Rhein von „In Extremo“, der seinen Zweitwohnsitz in Kroatien hat, wurde schließlich auf „Manntra“ aufmerksam und konnte als Feature-Gast für „Murter“ vom vierten und erstmals englischsprachigen Langspieler „Oyka!“, dieses Mal über das Hamburger Label NoCut Entertainment veröffentlicht, gewonnen werden. Doch damit noch lange nicht genug, lud er die Band nämlich schon damals dazu ein, sich auf dem Jubiläumsfestival „20 Wahre Jahre“ und einigen Shows der folgenden „Quid Pro Quo“-Tour als Support einem größeren Publikum live zu präsentieren, was für ordentlich Auftrieb sorgte! In den Jahren danach nahm die Band unter anderem am kroatischen Vorentscheid für den Euro Vision Song Contest in Tel Aviv teil und spielte auf einigen der größten Szene-Festivals. 2021 erschien das Album „Monster Mind Consuming“, im Herbst desselben Jahres zusätzlich die EP „Nightcall“. Nur ein Jahr darauf begleitete man die Dark Rocker und Label-Flaggschiff „Mono Inc.“ auf ihrer großen „The Book Of Fire“-Tour und den zugehörigen Open-Air-Shows, bis im Sommer 2022 die „Kreatura“ auf den losgelassen wurde, dem ein Jahr darauf „War Of The Heathens“ folgte. Am 14.03.2025 erschien mit „Titans“ just der achte Fulltime-Lonyplayer der Vier, mit dessen Titeltrack Schlagzeuger Andrea Kert, Bassist Zoltan Lečei, Gitarrist Dorian „Dodo“ Pavlović und Sänger Marko Matijević Sekul auch sogleich ihr straffes Set eröffnen, nachdem sie zu den traditionell-choralen Klängen des atmosphärischen Intros „Ceremony“ die Bühne geentert haben. Weiter geht’s dann direkt mit dem ebenfalls neuen „Teuta“. Der Mix aus Industrial Rock und Folk-Metal weiß sichtlich schnell zu gefallen, zumal „Manntra“ auch einige eigene Fans mitbringen. Kein Wunder: Der Sound ist eingängig und kommt insbesondere live ziemlich wuchtig rüber. Druckvolles Drumming und kernige Riffs treffen hier auf kleine Electro-Versatzstücke, die unverkennbaren Wurzeln durch stimmig eingewobene Traditional-Passagen und hymnische Refrains, so auch bei „Ori Ori“ oder „Barren King“. Zu Letztgenanntem betritt eine in Kapuzenumhang und Totenschädel-Maske gehüllte Gestalt die Bühne, um sich dann auf einem Stand-Up Paddle Board stehend von den Händen des Publikums tragen zu lassen. Generell mangelt es nicht an Highlights: Ein Duett mit Rhein gibt es heute zwar leider nicht, dafür lässt man sich rein show-technisch zu so verhältnismäßig früher Stunde nicht lumpen und fährt zwischendrin dichte Nebel- oder heiße Feuer-Salven auf. Mit dem metallisch treibenden „In The Shadows“ und „Slave“ gibt es danach erst einmal wieder zwei ältere Hits auf die Ohren, ehe sowohl „Unholy Water (Voda)“ als auch „The Heart Of The Storm“ zum aktuellsten Kapitel zurückkehren. Neben dem unübersehbaren Fakt, dass sich „Manntra“ mittlerweile ohnehin nahezu ausschließlich auf das Material seit dem einstigen Label-Wechsel konzentrieren, wird auch heute deutlich, dass hauptsächlich „Titans“ im Vordergrund stehen und promotet werden soll. Beschlossen wird das kurzweilige Set aber mit „Nightmare“, einem alten Bekannten, an welches sich viel begeisterter Applaus anschließt, sodass sich die Vier äußerst sicher sein können, heute Nachmittag einige neue Hörer gewonnen zu haben. Die Zeichen dürften also auch weiterhin auf Erfolg stehen!

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Mainstage, 16.20 Uhr - Fiddler‘s Green:


Die nächste Band feiert 2025 ebenfalls ihr Jubiläum, wobei in diesem Fall sogar fünfunddreißig Jahre des Bestehens mit einer ausgiebigen Tour im Spätherbst zelebriert werden dürfen - Herzlichen Glückwunsch dazu! Die Rede ist natürlich von den 1990 gegründeten „Fiddler‘s Green“ aus Erlangen. Wer die mitreißende Musik der sympathischen sechs Franken kennt oder sogar schon einmal live erlebt hat, dürfte ganz genau wissen, was das für die kommenden rund fünfzig Minuten bedeutet: Nämlich maximal ausgelassene Party und garantiert viel gute Laune, denn jetzt gibt’s 100% Irish Speed Folk! Dementsprechend voll ist es jetzt auch vor der Bühne, als Schlagzeuger Frank Jooss, Akkordeonspieler Stefan Klug, Geiger Tobias Heindl, Bassist Rainer Schulz, Gitarrist Patrick „Pat“ Prziwara und Sänger Ralf „Albi“ Albers zum augenzwinkernden Intro „In Want To Be Irish“, eine sehr spaßige Hommage an den Neunziger-Hit „I Wanna Be A Hippie“ des britischen Produzenten-Duos „Technohead“, gegen späten Nachmittag auf selbiger einlaufen. Anlässlich der Feierlichkeiten wird ein gelungener Querschnitt durch die bisherige Diskographie aufgeboten, wobei eigentlich jeder Festival-Gig der Fiddler’s ein einziges Best-Of ist. Es gibt also Hits, Hits und nochmals Hits! Los geht die kleine Zeitreise nun jedoch mit dem neuen „Shanghaied In Portsmouth“ vom neuesten Album „The Green Machine“ aus 2023. Zwar verständlicherweise ohne Feature-Gast „Mr. Hurley & Die Pulveraffen“ des Studio-Tracks, aber dafür mit umso mehr Spielfreude. Weiter geht’s mit „A Night In Dublin“ von der „Winners & Boozers“ aus 2013, bei „Down“ mit kleinem Schwenk zum italienischen „Bella Ciao“, sollen dann alle Zuschauer erst in die Hocke gehen und anschließend auf Albis Signal hin hochspringen. Viel gefeiert und getrunken werden darf selbstredend auch bei „Bottoms Up“ und dem ebenfalls aktuellen, von Prziwara vorgetragenen „A Good Old Irish Bar“ - Tanzbare Rhythmen und irische Feelgood-Atmosphäre garniert mit einem kleinen Schuss idyllischem Kitsch und wiederum ganz viel authentischen Traditional-Klängen. Besser könnte man dieses Lebensgefühl wohl kaum einfangen! Im Anschluss folgt ein wunderbar kreativ umgesetztes Instrumental-Stück, welches das aufgeheizte Publikum kurz innehalten lässt: Während Klug zur linken Seite einem mit Zahnrädern verzierten Leierkasten, dem immerzu kleine Rauchfontänen entweichen, eine melancholische Melodie entlockt, gibt Heindel an der Geige zunächst ein ausgedehntes Solo, bis plötzlich Jooss als Dritter im Bunde dazustößt und mit rhythmischer Percussion an einer Tomtom-Trommel einsteigt, auf welche eines der Crew-Mitglieder mit einem kleinen Fass Wasser zu gießen beginnt. Das alles gipfelt schließlich in einem viel bejubelten Zusammenspiel, das sowohl visuell als auch akustisch nur als absoluter Hochgenuss bezeichnet werden kann! Zum hymnischen „Raise Your Arms“ werden danach die Arme im Refrain geschwenkt, bei „The Bog“ ein paar grüne und orangene Luftballons ins Publikum entlassen oder während dem obligatorischen „Yindy“ im Rhythmus gesprungen, was das Zeug hält - Ein riesiger Spaß für alle, der sich wechselseitig überträgt! Zum nahenden Ende hin wird jetzt nochmal so richtig aufgedreht: „Victor And His Demons“ vom Erfolgsalbum „Wall Of Folk“ aus dem Jahr 2011 darf da natürlich genauso wenig fehlen, wie „One Fine Day“ aus dem nicht weniger beliebten 2019er Release „Heyday“, wo Mitsingen nicht nur erlaubt, sondern deutlich erbeten ist. Noch weiter zurück in der Zeit liegt das 2007 veröffentlichte „Drive Me Mad!“, welches dieser Tage auf den Konzerten kaum mehr Beachtung findet, jedoch zwei essenzielle Hits der Diskographie in sich vereint. Zumindest davon gibt es jetzt als Closer eines gefühlt viel zu kurzen Sets: „The Night Pat Murphy Died“. Das Publikum gibt nochmal alles und so verwundert es auch nicht, dass sich der zwischenzeitlich eingesetzte Regen mittlerweile wieder verzogen hat und jetzt dafür wieder die Sonne lacht. So kann’s gerne weitergehen!

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Mainstage, 17.50 Uhr - Versengold:


Am frühen Abend verändert sich das Publikum um uns herum zu einem gewissen Anteil schlagartig. Unmittelbar vor der Bühne haben sich nun nicht wenige Familien mit ihren Kindern und vermehrt ältere Semester eingefunden. Das hat einen guten Grund: Die Folk-Rocker „Versengold“ aus Bremen haben sich für die kommende Stunde angekündigt! Ursprünglich in 2003 als reines Hobby-Projekt gegründet, bediente man in den Anfangstagen musikalisch noch hauptsächlich die reine Mittelalter-Sparte, spielte dementsprechend so gerne wie oft auf gängigen Veranstaltungen der Szene oder fungierte in jener Zeit auch als Support für altgediente Genre-Heroen wie unter anderem „Schandmaul“ und „Subway To Sally“. Rein stilistisch unterzogen sich „Versengold“ sowohl musikalisch als auch thematisch dem ein oder anderen Wandel: So hielten unter anderem keltisch geprägte Elemente ihren Einzug in den Sound, später rückte wiederum der Folk- und Rock-Anteil verstärkt in den Vordergrund. Ebenfalls gab es seitdem auch den ein oder anderen Wechsel in der Besetzung, bis die Band seit 2015 weitestgehend so besteht, wie man sie heute kennt. In dieser Konstellation konnten „Versengold“ mit dem sechsten Album „Zeitlos“ erstmals größere Aufmerksamkeit generieren und sich zudem Platz 22 in den offiziellen Charts sichern. Dieser Erfolg ließ sich 2017 mit „Funkenflug“ nochmals steigern, was insbesondere der Single „Haut‘ Mir Kein Stein“ zu verdanken war, welche die Bekanntheit auch über die Szene-Grenzen hinaus steigerte. Der endgültige Durchbruch schickte sich jedoch erst zwei Jahre darauf mit der Veröffentlichung von „Nordlicht“ sowie der zuvor viral gegangenen Single „Thekenmädchen“ an: Fortan mit einer deutlich maritimen Grundnote in Themenwelten und Musik, welche auf die nordische Herkunft des Projekts zurückzuführen ist, öffnete man sich hiermit nochmals einem gänzlich anderen, noch breiteren Publikum. Die Folge waren zahlreiche TV-Auftritte im ARD Morgenmagazin und ZDF Fernsehgarten. Der Nachfolger „Was Kost‘ Die Welt“ chartete 2022 dann auf einen sensationellen ersten Platz, der neueste Langspieler „Lautes Gedenken“ stieg immerhin direkt auf Platz Zwei ein. Doch damit noch lange nicht genug: Erst im vergangenen Jahr rief Malte Hoyer gemeinsam mit Annika Maria „Annie Hurdy Gurdy“ Hoyer und Hannes Braun von „Kissin‘ Dynamite“ das kreative Projekt „Dämmerland“ ins Leben, das Bilderbuch-Artwork, Hörspiel und Musik-Album zum audiovisuellen Märchen-Paket schnürt und diverse Künstler der Szene als darin agierende Figuren vereint. Aber darum soll es heute gar nicht gehen… Das von einigen Scheinwerfern gesäumte Podest für die Drums und drei Ego Riser sind mit einer Quasi-Holzverkleidung ausgestattet worden, das große Backdrop ist einem rustikal-charmanten Irish Pub nachempfunden. Ein gemütlicher, kleiner Kneipen-Gig vor 18.000 Besuchern? Kommt sofort, wenn Schlagzeuger Sean Lang, die beiden Multiinstrumentalisten Florian Janoske und Alexander Willms, Bassist Eike Otten, Gitarrist Daniel Gregory sowie Sänger Malte Hoyer mit einem lauten Knall zu „Niemals Sang- Und Klanglos“ die Bretter stürmen. Sofort geht‘s weiter mit „Verliebt In Eine Insel“ und „Der Tag, An Dem Die Götter Sich Betranken“. Ein Aufwärmen oder viel der Interaktion braucht es gar nicht, um die Zuschauer abzuholen. Die allermeisten Hände sind zum Klatschen sowieso ab Sekunde Eins oben, es wird gesprungen und jeder Refrain voller Inbrunst laut mitgesungen. Die Bremer haben sichtlich viele Fans vor Ort, die sich alle extrem textsicher zeigen. Zwischendrin gibt es immer wieder laut zischende Nebel-Fontänen oder Feuerbälle zu sehen. Man merkt deutlich, dass die kleinen Clubs für die Norddeutschen schon länger Geschichte sind und mittlerweile große Hallen bespielt werden. Danach gibt die „Klabauterfrau“ schon mal einen kleinen Vorgeschmack auf das kommende Werk namens „Eingenordet“, das im Januar 2026 erscheinen soll und stilistisch in die Kerbe bisheriger Erfolgstitel wie „Thekenmädchen“ oder „Kobold Im Kopp“ schlägt, die alsbald natürlich nicht fehlen dürfen: Nordischer Seebären-Touch, eine launig-eingängige Party-Melodie irgendwo zwischen Shanty, Irish Folk, Pop und Schlager sowie ein möglichst einfacher Refrain zum Mitgrölen. Ohne es despektierlich zu meinen: Nummern wie diese funktionieren vor einem großen Festival-Publikum immer relativ zuverlässig, weil hier eigentlich schon nach kurzer Zeit jeder problemlos mitsingen kann, ohne Band oder Song zu kennen, aber auch in der Kneipe, auf dem Mittelaltermarkt, dem Ballermann oder beim Karneval. Bei Jung und Alt. Es ist diese kalkulierte „Tage Wie Diese“-Formel, die irgendwie zu jedem und allem passt. Generell ist zu bemerken, dass sich die Band ausschließlich auf die Phase ab 2017 und die letzten vier Alben konzentriert, womit vornehmlich die neuere  Zielgruppe unter den Fans bedient wird. Ältere Klassiker wie „Im Namen Des Folkes“, „Spaß Bei Saite“, „Paules Beichtgang“ oder „Wem? Uns!“ fehlen schon länger in den Setlisten. Nun, der Erfolg sei ihnen gegönnt! Anschließend sorgt die vorhin erwähnte Folk-Ballade „Haut‘ Mir Kein Stein“, zu dessen Beginn Hoyer die inspirative Hintergrundgeschichte um einen tragischen Unfall erzählt, für ein sich wiegendes Meer aus Armen und einen emotionalen Moment zum Durchatmen. Nach einer kleinen Pause tauchen Otten und Hoyer unerwartet auf einer kleinen Stage inmitten des jubelnden Publikums auf, um dort noch eine Zugabe bestehend aus „Die Letzte Runde“ und „Butter Bei Die Fische“ zum Besten zu geben - Coole Idee! Zum Abschied rücken die Musiker nochmals alle als Herren-Chor zusammen, um mit einem kleinen „Abgesang“ die Verkäufe am Merch kreativ anzukurbeln. Kurzum: Damals wie heute nicht mein persönlicher „Cup of Met“, aber ein sehr unterhaltsames Set mit nahezu allen großen Hits der aktuellen Ära, welches für großartige Stimmung bei den allermeisten Gästen gesorgt hat… Und das zählt!

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Mainstage, 19.30 Uhr - Eisbrecher:


Um 19.30 Uhr bricht die Eiszeit über die Loreley Freilichtbühne herein. Dabei ähnelt das Bühnenbild der diesjährigen Tour und Festival-Saison zu weiten Teilen dem der vorherigen Shows zum 2021er Studioalbum „Liebe Macht Monster“: Im Zentrum steht ein halbhoher Aufbau mit quadratisch angeordneten Gitterverschlägen samt einiger daran montierter LED-Bars. In dessen Mitte thront präsent das von einigen Metallrohren eingerahmte Drum Kit, zu dessen Seiten jeweils ein von Moving Heads gesäumtes Podest ausgeht. Davor befindet sich eine etwas kleinere Abstufung mit zwei niedrigen Treppenaufgängen, während im Hintergrund ein großes Backdrop prangt, von welchem aus dem Publikum die unheimliche Gestalt eines schon lange erfrorenen Zombie-Kapitäns aus kalten, leeren Augenhöhlen entgegen starrt. Die drei unter der Decke eingehängten, absenkbaren Balken mit zusätzlicher Beleuchtung von den Hallen-Konzerten sind heute verständlicherweise nicht mit integriert worden. Zur atmosphärischen Soundkulisse aus tobendem Schneesturm und verzweifelten Funksprüchen des Intros „Minus 90 Grad“ tritt die Band aus Schlagzeuger Achim Färber, Bassist Rupert Keplinger sowie den beiden Gitarristen Jürgen Plangger und Neuzugang Marc „Micki“ Richter, der Gründungsmitglied Jochen „Noel Pix“ Seibert ablöst, ihren Dienst an Deck an. Ihnen folgt unter viel Applaus Sänger Alexander „Alexx“ Wesselsky und sofort es geht mit der Hit-Single des aktuellen Studioalbums los: „Everything Is Wunderbar“. Das kann man fraglos auch so über die Stimmung des schier begeisterten Publikums sagen, welche bereits jetzt auf einem unglaublich hohen Niveau rangiert. Trotz fremdem Genre kennen hier sichtlich viele Besucher die energiegeladen dargebotenen Songs und Texte. So wird nun beim augenzwinkernden „Himmel, Arsch Und Zwirn“ kräftig zusammen geflucht, während zu „So Oder So“ und dem neuen Titeltrack „Kaltfront“ die Fäuste in die Luft gereckt werden. Ebenfalls vom just in diesem März veröffentlichten Longplayer ist auch das zynisch grollende „Waffen Waffen Waffen“, zu dessen Beginn Wesselsky vermummt in kugelsichere Weste, Tarnnetz und Sturmhaube als selbsternannter Ordnungshüter mit einer Mundharmonika das Lied vom Tod spielt, bevor frostig scheppernde Drums und harte Riffs über die Fans niederdonnern. Gegen Ende hievt der Frontmann dann ein großes Schild mit dem darauf prangenden Songtitel hoch, nur um diesen kurz darauf mit einem Peace-Zeichen zu übersprühen. „Eisbrecher“ haben zu vielen kritischen Themen eine ganz klare Meinung und reden dementsprechend auch bei „1000 Narben“ oder dem brutal walzenden „Sturmfahrt“ nicht lange um den heißen Brei herum, sondern lassen die Musik für sich sprechen. Von den unterhaltsamen und gerne mal bissigen Ansagen des sympathischen Sängers gibt es heute allerdings nur wenige zu hören, dafür wird rund eine Stunde lang Vollgas gegeben und keine Minute verschwendet? Durchatmen? Fehlanzeige! Ein bisschen Selbstironie können sich die Fünf dann trotzdem nicht ganz verkneifen, wenn Wesselsky mit zünftigem Trachtenhut und einer Maß in der Hand bei „This Is Deutsch“ vom mit Band-Logo und bayerischer Landesflagge verzierten Rednerpult aus diverse Stereotypen und Klischees aufzählt. Zu „FAKK“ lässt das Publikum zur Energieerzeugung rhythmisch die Hände im Takt wippen oder welche Hindernisse noch alle „Zwischen Uns“ stehen. Auch Richter, der neben Plangger immer wieder gelungene Back Vocals beisteuert, macht einen richtig guten Job, zeigt enorm viel Spielfreude und scheint mittlerweile voll in der Band angekommen zu sein. Auf der Zielgerade stellt die eisige Besatzung mit Blick in die Welt noch die durchaus berechtigte Frage „Was Ist Hier Los?“ und stellt fest, dass sich seit der Veröffentlichung de Songs im Jahr 2017 leider nur wenig getan hat, doch zum Glück sind wir alle hier „Verrückt“, sodass sich all die Schrecken mit ganz viel NDH-Power kurz ausblenden lassen und dieser Tage beschwingt Jubiläum gefeiert werden kann. Zum Abschied schießt Wesselsky in alter Tradition dann noch drei Fotos mit einer kleinen Polaroid-Kamera. Das letzte Bild schenkt er einem glücklichen Fan in der ersten Reihe mit dem Auftrag, dieses gerne in den sozialen Medien zu veröffentlichen. Eiskalt abgekühlt hat sich das sichtlich begeisterte Publikum innerhalb der vergangenen sechzig Minuten mitnichten, dafür sind alle Fans spätestens jetzt auf Betriebstemperatur und bereit für das zweite Set der sechs Spielmänner…

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Mainstage, 21.15 Uhr - In Extremo:


Es ist 21.15 Uhr und wie bereits am Vorabend schreckt jetzt ein ungemein lauter Knall das bis eben noch in gespannter Stille wartende Publikum auf und signalisiert so den nahenden Beginn des zweiten Headliner-Sets von „In Extremo“. Sofort richten sich alle Blicke zur Bühne, welche derweil noch von einem großen Vorhang in Form des Backdrops der Tournee aus 2011 und 2012 verhüllt wird, auf dem heute das Propellerflugzeug vom Cover-Artwork des Studioalbums „Sterneneisen“ abgebildet worden ist. Aus den Lautsprechern entflieht jetzt die mystisch-melancholische Melodie einsamer Uillean Pipes in die kühle Leere der Nacht und fährt in ihrer wehklagenden Intensität sofort in Mark, Bein und ganz tief in die Seele. Irgendwo im Hintergrund wiehern nervös aufgescheuchte Pferde, während laute Rufe und Schreie wie bei einem Tumult tönen. Scharfe Klingen werden immerzu gewetzt, Stahl prallt auf Stahl. Die Klänge einer brutalen Schlacht… Hufe klappern und vereinen sich alsbald mit einem angespannt pochenden Herzschlag, der synchron mit tausenden im Takt klatschenden Händen zum gemeinsamen Rhythmus der Fans wird und die explosiv knisternde Spannung auf dem Loreleyfelsen weiterhin schürt. „Ho-Ho-Ho!“, brüllt nun eine sehr vertraute Stimme immer wieder aus dem Off heraus, als würde sie das Publikum zur Wiederholung dieses kollektiven Schlachtrufs auffordern. Das Vorhaben gelingt und viele Kehlen folgen. Langjährigen Fans dürfte jenes extrem atmosphärische Instrumental vielleicht vertraut vorkommen, fungierte dieses doch bereits am 05.09.2015 als Intro des zweiten Tages zum zwanzigjährigen Jubiläum. Mit dem endgültigen Startschuss durch die Drums rast die einstige Trennwand zwischen Band und Fans jetzt unter meterhohen Feuerschüben sowie dem gar mächtigen Beifall von 12.000 Gästen endlich hinunter… Die obere Front der Bühne wurde mit vierzehn senkrechten LED-Säulen bestückt, zu den Seiten hängt jeweils ein Gitter mit drei untereinander angeordneten Scheinwerfern hinab. Das Zentrum wird von einer massiven Leinwand ausgefüllt, auf welcher unterdessen Pferd und Reiter vom Cover des 2008er Albums ohne Rast voran galoppieren. Davor sitzt Schlagzeuger Florian „Specki T.D.“ Speckardt hinter seinem Drum-Kit, welches mittig auf einem rustikalen Podest platziert wurde. Direkt dahinter erstreckt sich der Länge nach eine mit acht Moving Heads bestückte und in insgesamt sechs hölzerne Rahmen unterteilte Zeile, in welche die von der „Carpe Noctem“-Burgen-Tour bereits bekannten Bilder spärlich beleuchteter Gassen bei Nacht eingefasst worden sind, die von langen LED-Leisten unterhalb angeleuchtet werden. Damit entspricht der generelle Aufbau bis auf die riesige Video-Wall zum größten Teil dem der erst kürzlich vergangenen „Wolkenschieber“-Tour. Auf den niedrigen Erhöhungen stehen Marco „Flex der Biegsame“ Zorzytzky und Gitarrist Sebastian „Van Lange“ Lange, während Bassist Kay „Die Lutter“ Lutter und André „Dr. Pymonte“ Strugalla gemeinsam am vorderen Rand agieren. In ihrer Mitte steht Frontmann und Sänger Michael Robert „Das letzte Einhorn“ Rhein. Der „Sängerkrieg“ ist ausgerufen worden! Die drei hinter dem Schlagzeug hochgebockten Metallstangen haben sogleich einen lodernden Feuer-Teppich entfacht und auch der von allen Fans mitgegrölte Refrain wird derweil von rhythmisch emporschießenden Flammen-Salven unterstützt. „Einen wunderschönen guten Abend und herzlich Willkommen zum zweiten Streich. Danke, dass ihr wieder da seid!“, begrüßt Rhein die tobende Menge. „Ja, das ein oder andere wird sich heute natürlich wiederholen…“, knüpft er an, aber wird sofort wieder von lauten „In Extremo“-Chören unterbrochen. „Naja, dann macht mal… Wir haben doch keine Zeit!“, lacht er und lässt Specki T.D. daraufhin scherzhaft einen entspannten Reggea-Beat an den Drums dazu spielen. „Leute, wir haben doch erst einen Song gespielt, vielleicht werden die anderen ja scheiße!?“, feixt der Sänger und übernimmt dann wieder das Wort. „Nein, im Ernst. Vielen vielen Dank, auch von den ganzen anderen Bands hier. Was für eine Stimmung ihr uns bereitet… Danke! Habt ihr Lust zu singen? Nur ihr allein könnt die Loreley sein!“, leitet er zu „Nur Ihr Allein“ über, welches heute in der gewohnten Rock-Version dargeboten wird. Völlig klar, dass auch jetzt wieder eifrig mitgesungen wird. „Was uns heute aufgefallen ist, wir sehen viel zu wenige „In Extremo“-T-Shirts hier… Nein, Spaß! Okay, machen wir weiter. Meine Damen und Herren, Dr. Pymonte!“, stellt das letzte Einhorn danach seinen Kollegen vor, sodass jeder Fan natürlich ganz genau weiß, dass daraufhin nur der legendäre „Vollmond“ über der Freilichtbühne aufgehen kann. Allein beim obligatorischen Harfen-Intro wird schon jetzt so dermaßen frenetisch gesungen, dass jedes weitere Wort hier obsolet wäre. Doch das Publikum auf der Loreley beweist bei den folgenden zwei Liedern, dass da noch viel mehr geht: Die beiden Oldschool-Klassiker „Omnia Sol Temperat“ und der unverzichtbare „Spielmannsfluch“ heizen danach als schweißtreibendes Doppel ohne Gnade weiter an, wozu lodernde Flammen-Räder, hohe Stichflammen und funkensprühende Explosionen natürlich ihren Teil beitragen. Doch anschließend muss die Party kurz gestoppt werden: „Wir haben soeben eine Nachricht bekommen…“, berichtet Rhein mit einem kleinen Zettel in der Hand und bittet anschließend jemand anderen darum, diesen vorzulesen. „Ich habe nämlich gar keine Brille auf!“, lacht er. Ein kleiner Junge hat scheinbar seine Begleitung auf dem Gelände verloren und ist verzweifelt auf der Suche nach seinem Erziehungsberechtigten. „Der Vater soll sich bitte einmal bei der Security melden, ja? Das Kind wäre froh, wenn es wieder mit seinem Papa zusammen feiern kann. Sowas ist immer wichtig, aber das kann mal passieren. Ich hoffe, er findet ihn… Ansonsten bringt ihr ihn einfach hier nach oben ans Schlagzeug, bis der Alte kommt, oder!? Rabenvater!“, scherzt das letzte Einhorn.

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„Okay, ich glaube, die haben sich schon gefunden… Ne, das war gelogen! Aber es wird sicher alles gut werden! Wir haben hier eine ganz tolle Security, auf die man sich wirklich verlassen kann. Die sind auch total friedvoll. Ich finde das ganz wunderbar, wenn ich in den Graben hier vorne schaue. Alle machen mit! So, jetzt zu einem ernsten Thema…“, leitet er sodann wieder zum musikalischen Teil über, der nun mit dem bissigen Titeltrack des 2016er Albums fortgesetzt wird: „Quid Pro Quo“. Auch hier sitzt beim Publikum jede einzelne Zeile. „Was ist eigentlich mit euch da hinten? Wir können euch gar nicht richtig sehen. Euch geht’s gut? Das freut uns sehr!“, erkundigt sich der Frontmann nach dem Wohlbefinden der Fans in den obersten Reihen im steilen Rund der Freilichtbühne. „Jetzt kommt ein Stück, das wir auch schon lange nicht mehr gespielt haben…“, verkündet er und so gilt es jetzt den mystischen Klängen der fantastischen „Merseburger Zaubersprüche II“ vom Album „Sünder Ohne Zügel“ aus dem Jahr 2003 zu lauschen. Dichter Nebel wabert in großen Wolken durch die in tiefem Violett ausgeleuchtete Szenerie und lässt die sechs Musiker dabei bald nur noch als Schemen erahnen, bis im letzten Chorus dann perfekt getaktete Flammen-Fontänen einen dramatischen Schlusspunkt setzen - Was für ein Genuss! „Alles okay bei euch? Ihr seid so still…“, erkundigt sich Rhein und erhält prompt Antwort. Gegen Stille haben „In Extremo“ auf jeden Fall noch das ein oder andere Rezept auf Lager, unter anderem das ebenfalls leider schon sehr lange von den Standard-Setlisten verschwundene, sehnsüchtig rockende „Singapur“ von der „Mein Rasend Herz“ aus 2005. „Es folgt ein Stück, das wir gestern schon mal gespielt haben. Wie gesagt, es wird ein paar Wiederholungen geben, aber es kommen auch noch genug andere Songs. Wir wussten gar nicht, was wir alles aufgenommen haben!“, lacht der Sänger. „Morgen spielt hier eine Band. Um wie viel Uhr? Wann? Ja, 14.00 Uhr morgen kommt diese Band und deren Sänger säuft uns hier seit drei Tagen im Backstage das Bier weg und bringt uns morgens nicht einmal Kaffee ans Bett… Einen Applaus für unseren Freund Henry von „Rauhbein“!“, bittet er den bärtigen Hünen auf die Bretter, um dann gemeinsam „Weckt Die Toten“ vom aktuellsten Release „Wolkenschieber“ im originalgetreuen Duett zu performen. Kein Zweifel, die einstige Vorab-Single mit Hymnen-Charakter ist binnen nur einen Jahres zu einem modernen Klassiker und Fan-Favoriten geworden, der heuer nicht minder laut und leidenschaftlich von Tausenden gesungen wird, wie so manch alter Bekannter. Beispielsweise das direkt danach gespielte „Küss Mich“, welches wieder allen anwesenden Damen gewidmet ist. Anschließend rückt das letzte Einhorn den langjährigen Tourmanager Dirk Verseck ins Rampenlicht, um sich bei ihm im Namen der gesamten Band für die jahrelange Unterstützung ihres treuen Wegbegleiters zu bedanken. „Ich weiß gar nicht, wie wir dir danken sollen. Danke für alles, was du für uns tust! Jetzt sollte eigentlich der Underberg kommen, aber er kommt nicht!“, lacht er und schon bald wird von der Crew ein Tablett mit mehreren Kurzen gereicht. Es wird feierlich angestoßen und sich herzlich umarmt. „Leute, habt ihr noch Power? Ist alles okay? Mega! Das nächste Stück ist einer meiner Favoriten…“, leitet der Frontmann zur tragischen Ballade „Gaukler“ über, die vom Schicksal moderner Spielleute erzählt. Daraufhin gibt es nochmal eine ungemein erfreuliche Überraschung, als das großartige „Horizont“ vom 2005 erschienenen Meisterwerk „Mein Rasend Herz“ angestimmt wird, während sich auf dem großen Screen ein Sonnenuntergang abzeichnet. So schön, auch dieses fantastische Stück Musik endlich einmal wieder live hören zu dürfen. Auch hier gilt: In Zukunft gerne öfter! Im Anschluss darf natürlich auch der finster rockende Titeltrack jenen Albums nicht fehlen, welcher wiederum ein fest etablierter Hit in nahezu jedem Set der letzten zwanzig Jahre ist. „Wir sind hier echt gerührt!“, gibt Rhein zu und witzelt dann: „Der Specki kann nicht mehr, er ist total alt geworden und kriegt das alles nicht mehr hin! Aber wir haben einen guten Freund eingeladen, der auch bekannt durch Funk und Fernsehen ist, damit Specki den Rest noch schafft… Alter Mann!“. Also bittet man nun Bäckermeister und Brot-Sommelier Axel Schmitt dazu, der im vergangenen Jahr für die „Wolkenschieber-Kochwerkstatt“ mit der Band vor der Kamera stand und jetzt für den Song „Frei Zu Sein“, heute wieder in seiner gewohnten Rock-Variante, hinter dem Schlagzeug Platz nimmt, während Specki T.D. auf Tuchfühlung mit den Fans in der ersten Reihe geht und eine Fahne schwenkt. „Ich glaube, das ist das erste Mal seit vielen vielen Jahren, das da ein anderer Schlagzeuger hinter meinem Rücken sitzt!“, lacht das letzte Einhorn danach und verabschiedet den Gast wieder, denn schon geht es weiter mit dem punk-rockigen „Störtebeker“.

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Es wird gesungen, getanzt und etwas gepogt - Party pur! Aber auch diese Stufe lässt sich nochmals steigern… „Mit dem nächsten Stück hat damals alles angefangen, weil wir der Meinung waren, dass diese Musik es verdient hat, mal so richtig verrockt zu werden. Danke, dass wir diese Idee hatten!“, witzelt der Sänger lachend und meint damit natürlich den Klassiker „Ai Vis Lo Lop“ vom Debüt aus 1998, in dessen Singalong-Mittelteil man kurzerhand zu gemeinsamen „Mahnah Mahnah“-Gesängen mit dem Publikum übergeht. Ein großer Spaß! Nun wird traditionell um einen lauten Applaus für die gesamte Crew und alle Helfer gebeten, welche dieses Riesen-Event innerhalb von zwei Jahren organisiert haben. „Das liegt uns wirklich immer sehr am Herzen. Man kann’s natürlich nicht jedem recht manchen, aber wir hoffen, dass es euch gefällt und ihr euch hier wohl fühlt, das war uns wichtig!“, bekräftigt Rhein und verspricht anschließend „ein Stück für die gute Laune“, woraufhin einmal mehr der Party-Hit „Sternhagelvoll“ samt vieler Blubberblasen und Luftschlangen den Hauptteil des Sets beschließt. Wie bereits am Vorabend leitet ein kleines Akustik-Set den jetzt folgenden Zugaben-Teil ein, zu welchem sich die sechs Spielmänner erneut alle zusammen am vorderen Bühnenrand vor einer gemütlich prasselnden Feuerschale einfinden. Zur großen Überraschung starten „In Extremo“ ihren kurzen Ausflug in unverstärkte Gefilde nicht etwa mit einem bekannten Hit im Unplugged-Gewand, sondern völlig unerwartet mit einem meiner ganz persönlichen Favoriten, worüber ich mich ausgesprochen freue: So macht die melancholische Rarität „Lebensbeichte“ von der „Sünder Ohne Zügel“ aus 2001 den Anfang. Hier nun in einem countrymäßig groovenden denn schwerfällig rockenden Verschnitt, wie bereits von der „Tranqulio“-Tournee 2010 bekannt - Sehr schön! Als nächstes folgt dann die „Feuertaufe“, die jetzt quasi ihre Premiere in diesem Gewand feiert, war das entsprechende Album „Kunstraub“ zum Zeitpunkt der ersten und bisher einzigen Unplugged-Konzertreise doch noch nicht erschienen. Man darf also äußerst gespannt sein, welche Songs der letzten fünfzehn Jahre in 2026 ihren Weg in die Setlist finden werden, wenn die gestern Abend angekündigte, neue Akustik-Tour dann auf dem Plan steht. Ein weiterer unverzichtbarer Hit, nämlich „Liam“, wird nun vor der ländlich-idyllischen Kulisse der großen Leinwand geboten und nochmal singen alle mit, doch das Ende dieses Abends naht leider mit großen Schritten heran. „Wir spielen jetzt noch zwei Stückchen und dann gehen wir feiern, aber mit Sicherheit… Danke für diesen schönen Tag mit allen Bands und uns, den ihr bereitet habt. Ich wiederhole mich: Danke für eure jahrzehntelange Treue, Dankeschön. Morgen geht’s weiter!“, verabschiedet sich das letzte Einhorn im Namen der gesamten Band und schon geht’s mit „Belladonna“ auf dem Besenstiel quer durch die Nacht in Richtung der Zielgeraden. Das Grande Finale wird auch heute wieder, wie seit 2016 üblich, vom alt-estländischen Donnergebet „Pikse Palve“ ausgefüllt. Ein letztes Mal an diesem Abend steigen jetzt rhythmisch meterhohe Feuerschübe zum Himmel empor, während Duo-Stichflammen aus der Vorrichtung am Technik-Zelt schießen und sich ein breiter Funkenregen über der Bühne ergießt, bis schließlich gleißend helles Feuerwerk von den seitlichen Türmen abgeschossen wird. So endet also der zweite Festival-Tag bei fantastischer Stimmung, die sich gegenüber dem Vortag sogar nochmals gesteigert hat, was vermutlich auch den einmal mehr großartig ausgewählten Support-Bands zu verdanken ist. Im Rückblick fällt auf, dass es insgesamt das kürzeste Headliner-Set mit den wenigsten Raritäten und Überraschungen der drei Tage war, doch dafür folgt beim letzten Streich wiederum die längste Show, welche überdies noch so einige weitere Highlights für die Fans bereithalten soll und wird…

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Setlist:


01. Intro

02. Sängerkrieg

03. Nur Ihr Allein 04. Vollmond

05. Omnia Sol Temperat

06. Spielmannsfluch

07. Quid Pro Quo

08. Merseburger Zaubersprüche II

09. Singapur

10. Weckt Die Toten!

11. Küss Mich

12. Gaukler

13. Horizont

14. Rasend Herz

15. Frei Zu Sein

16. Störtebeker

17. Ai Vis Lo Lop

18. Sternhagelvoll

19. Lebensbeichte (Unplugged)

20. Feuertaufe (Unplugged)

21. Liam

22. Belladonna

23. Pikse Palve

Impressionen:

 

In Extremo

 

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