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BEITRÄGE:

Agonoize - „Revelation Six Six Sick"-Tour - Kulturfabrik, Krefeld - 16.05.2025

  • Autorenbild: Christoph Lorenz
    Christoph Lorenz
  • 17. Sept.
  • 12 Min. Lesezeit
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Veranstaltungsort:

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Stadt: Krefeld, Deutschland

Location: Kulturfabrik

 

Kapazität: ca. 1.000

 

Stehplätze: Ja

 

Sitzplätze: Nein

 

 

Einleitung: Es ist der 16.05.2025, ein sonnig warmer Freitagabend. Sofort nach der Arbeit wird sich kurzerhand so frisch wie nach einer langen Woche nur möglich gemacht, schnell umgezogen und dann sammeln meine Begleitung und ich auch schon unsere dritte Person im Bunde ein, die heute übrigens ihren allerersten Kontakt mit dem Genre Aggrotech haben wird. Und dann gleich „Agonoize“ inklusive berüchtigter Blut-Show? Kann das überhaupt gut gehen? Es kann und es wird! Auf das heutige Konzert habe ich persönlich mich jedenfalls ganz besonders gefreut, sind die Shows des Projekts von Chris L. in und um Nordrhein-Westfalen in den letzten Jahren doch immerhin ziemlich rar gesät gewesen, wenn man mal von Auftritten auf hiesigen Festivals wie dem E-Tropolis oder Amphi absieht und selbst diese liegen mit ganzen acht bzw. sieben Jahren mittlerweile doch schon länger zurück. Wie doch die Zeit verfliegt… Die eigens initiierte „Hybridize“-Tour mit „Vanguard“, „Intent:Outtake“, „Eisfabrik“ und „Funker Vogt“ fand 2019 statt, seitdem habe ich die Urväter des Hellectro erst bei der Debüt-Ausgabe von „Super Schwarzes Dortmund“ auf dem Außengelände der Junkyard wiedersehen können. Das für Herbst 2024 angesetzte Gastspiel im Movie Bielefeld musste aufgrund zu wenig verkaufter Tickets leider abgesagt werden, umso größer ist jetzt also die Freude, dass der heutige Abend in Krefeld zum Glück wie geplant stattfinden kann! Dorthin fahren wir etwa eine Stunde und kommen auch prima durch. Die Suche nach einem Parkplatz gestaltet sich hingegen etwas schwieriger, aber das gelingt bald. So stehen wir nur wenig später gegen 20.30 Uhr im großen und sehr gemütlichen Biergarten der Kulturfabrik, wo es sogar einen kleinen Foodtruck gibt, der Pommes mit verschiedenen Toppings anbietet. Mit ein paar kühlen Getränken auf dem Tisch und einem schattigen Sitzplatz lauschen wir dem restlichen Set von „Antibody“ im Inneren des kleinen Saals, in welchem die Show stattfinden wird. Viele andere Fans sind auch schon da und entspannen in der Sonne oder stöbern am Merch. Die Atmosphäre ist entspannt und herzlich, die Vorfreude steigt weiter… Los geht’s!

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Antibody:


Electro. Industrial. Hardstyle. Hardcore. Power Noise. Für die Musik von „Antibody“ gibt es gleich einen ganzen Haufen an Bezeichnungen: Das im nordrhein-westfälischen Bottrop beheimatete Ein-Mann-Projekt von und um Jan Laustroer existiert zwar im weitesten Sinne seit 2013, doch wurde der Grundstein dafür laut eigener Aussage allerdings bereits im zarten Alter von gerade einmal zwölf Jahren gelegt, als Laustroer tatsächlich auf die Idee kam, eigene elektronische Musik produzieren zu wollen! Befand er sich in den Anfängen noch auf der Suche nach seiner musikalischen Identität, sollte er mit dem Remix zum Club-Hit „Meth Face“ von „Aengeldust“ erste Bekanntheit im Szene-Underground erlangen. Auch die Mix-Arbeiten für die Kanadier von „Displacer“ oder „Binary Divison“ waren dem ebenso zuträglich, wie ein Track auf der Compilation „Endzeit Bunkertracks“ von Alfa Matrix Records. Seit 2016 steht „Antibody“ bei der DarkTunes Music Group unter Vertrag, was dem Projekt natürlich verdient einen ordentlichen Schub bescherte. Nach einigen Digital-Singles erschien mit „Opera Of Death“ 2017 dann das Debüt, welchem nur ein Jahr darauf der Zweitling „Revolution Dance“ sowie 2020 die „Sorrow“-EP folgte. Seit Frühjahr 2023 sind mit „F.Society“, „Throw The Switch“, „But Can You?“ im Feature mit Matt Hart und „Drunk“ gleich vier Vorgeschmäcker auf das mittlerweile dritte Full-Length-Album namens „Never Quite Right“ erschienen, das just im Mai diesen Jahres auf den Markt und neben vier Remixen auch neun brandneue Stücke enthält. Dazwischen einige Auftritte auf vielen namhaften Events wie beispielsweise dem Dark Dance Treffen in Mannheim, dem In Darkness Festival Duisburg, dem Unterwasser Festival im niederländischen Nobel oder auch dem Dark Fest Vol. 1 in der Matrix Bochum. Für das Resistanz Festival oder die „Ciuil Disobedience“-Tour gemeinsam mit „Vaein“ und „Red Meat“ mit Halt in Glasgow, Salford, Sheffield und London ging es sogar quer durch UK! Nach den Support-Gigs für die Label-Kollegen „SynthAttack“, „Rabia Sorda“ und „Hocico“ war „Antibody“ zuletzt auch bei den Aggrotech-Berserkern „Combichrist“ oder auf der „Verboten!“-Tour von „Nachtmahr“ mit am Start. Das erste Mal bei „Agonoize“ an den Tasten habe ich Laustroer dann beim Debüt-Event „Super Schwarzes Dortmund“ in der Junkyard gesehen. Schön, dass er auch heute wieder mit dabei ist! Ein authentischer wie gleichermaßen beeindruckender Self-Made-Werdegang, der für die Zukunft sicher noch einiges bereithalten dürfte…

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Agonoize:


In etwa gegen 20.50 Uhr machen meine Begleitung und ich uns auf den kurzen Weg zurück vom lauschigen Biergarten durch den Bar-Bereich und wieder in den kleinen Saal der Kulturfabrik hinein, welcher laut eigener Homepage der Location gegenüber der großen Halle gerade mal ein Viertel und damit insgesamt circa 350 Plätze fasst. Trotz der doch relativ geringen Kapazität ist es im Inneren nicht unangenehm überfüllt, sodass man hier nicht dicht an dicht drängt oder sich seinen Weg durch die Menge erst eisern bahnen muss. Im absoluten Gegenteil: Die ersten drei, vier Reihen vor der Bühne stehen etwas dichter beisammen, wobei sich Großteil des Publikums in die Mitte verschiebt, zu den Seiten ist hingegen reichlich Platz. Ein paar wenige Besucher bleiben in weiser Voraussicht sogar ganz hinten beim Mischpult stehen, wird es heute Abend doch eine der mittlerweile leider eher selten gewordenen Blut-Shows geben - Volles Programm! Unterdessen scheinen jetzt auch die letzten Nachzügler in Krefeld angekommen zu sein, eine Handvoll Fans wartet noch an der Theke auf ihre kühlen Getränke oder stöbert noch ein wenig am Merch. Viel voller wird es also anscheinend nicht mehr werden… Was für den Konzertbesucher eine ziemlich angenehme und stressfreie Angelegenheit ist, bedeutet für die Band kosten- und nutzentechnisch jedoch meistens das genaue Gegenteil. Erst im Herbst des Vorjahres mussten „Agonoize“ ihre geplante Show im charmanten Movie Bielefeld aufgrund zu geringer Verkaufszahlen leider canceln. Für viele Fans der Region und somit auch mich selbst ein herber Schlag, wäre dieses Konzert nach der „Hybridize“-Tour 2019 doch endlich wieder eine schöne Möglichkeit gewesen, die Band fernab eines gekürzten Festival-Sets live in NRW zu erleben, wobei der Auftritt auf der ersten Ausgabe von „Super Schwarzes Dortmund“ im Junkyard den Schmerz etwas zu lindern vermochte. Jedenfalls ist das geringe Besucheraufkommen wirklich schade und unverständlich, da die Gigs von Chris L. und Co. auf hiesigen Events wie dem E-Tropolis oder Amphi Festival durchaus immer sehr gut besucht waren und sonst regelmäßig betourte Städte wie Erfurt, Dresden oder natürlich Berlin immer volle Häuser aufweisen. Ein unerklärlicher Abwärtstrend, den ich ebenfalls bei manchen Acts, die in anderen Bundesländern wiederum scheinbar mühelos Termine ausverkaufen, hier schon seit vielen Jahren beobachte. Tja, ich weiß auch nicht, was manchmal bei uns in Ruhrpott und Umnähe los ist… Wirklich schön, dass „Agonoize“ trotzdem angereist sind und das Konzert stattfindet. Vor der relativ kleinen und niedrigen Bühne befindet sich kein Absperrgitter, womit es kaum Distanz zwischen der Band, ihren Fans und dem literweise zu vergießenden Kunstblut gibt. Alle Anwesenden sind sichtlich gut aufgelegt, sehr rücksichtsvoll und freundlich zueinander. Es hat in dieser kleinen Runde fast irgendwie etwas Familiäres - Wohnzimmer-Atmosphäre!

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Die derweil noch im schummrigen Halbdunkel liegende Szenerie wird von zwei halbhohen Podesten für die beiden Instrumente ausgefüllt, den Hintergrund bestimmt hingegen ein mittelgroßes Backdrop mit dem klassischen Band-Logo in Rot auf schwarzem Grund. In der Mitte davor steht ein lebensgroßer Pappaufsteller von „Scooter“-Mastermind Hans Peter „H. P. Baxxter“ Geerdes aus der letzten Burger-Werbekampagne eines großen Fast-Food-Giganten. Wer die Entwicklung des berüchtigten Berliner Aggrotech-Projekts zuletzt vielleicht etwas genauer verfolgt hat, der weiß wahrscheinlich um die zahlreichen Wechsel im Line-Up der Live-Besetzung. So sind René Dornbusch und Sams Tiller, die ab 2018 fest mit von der Partie und somit auch auf den Promo-Fotos des 2019 veröffentlichten „Midget Vampire Porn“ zu sehen waren, bereits seit ein paar Jahren nicht mehr Teil der Band. Dafür standen und stehen seit 2023 unter anderem Steve Wilkins, George Martin, Niko Kötzsch und Gunnar Kreuz neben Chris L. auf den Brettern, wobei sich hier in letzter Zeit doch eine Konstante herauskristallisiert hat, die auch an diesem Abend greift. Um 21.15 Uhr gehen die Lichter in der Kulturfabrik Krefeld schließlich etwas später als zunächst angenommen aus und lassen den Saal alsbald für einige Sekunden im Dunkel liegen. Plötzlich richten die oberen Scheinwerfer zusammen ihre gebündelten, gleißend hellen Strahlen mitten auf das Publikum, während langsam eine düstere Sound-Kulisse aus den Boxen dringt, unter lautem Dröhnen ansteigt und sich immer mehr im kleinen Saal manifestiert. Wer sich etwas näher mit Chris L. beschäftigt, weiß um seine nerdige Passion für allerlei ikonische Filme aus dem Horror- und Science-Fiction-Genre. So fungierte beispielsweise lange Zeit „Returns A King“ aus dem Epos „300“ von Zack Snyder als Intro und auch das Main-Theme des legendären Slasher-Klassikers „Halloween“ war an dieser Stelle unlängst mal zu hören. Die aktuellen Shows beginnen hingegen mit einem Zitat der Figur namens „Herr der Finsternis“, gespielt von Tim Curry und hierzulande durch Jürgen Kluckert synchronisiert, aus dem 1985 erschienenen Fantasy-Film „Legend“ von Ridley Scott. „Ich bin der Herr der Finsternis! Ich brauche den Trost der Schatten und die Dunkelheit der Nacht… Das Licht der Sonne ist mein tödlicher Feind, doch all das wird sich ändern. Heute Abend wird die Sonne zum letzten Male untergehen, nie wieder wird es einen Sonnenaufgang geben!“, heißt es in dem Sample zu immer unheilvolleren Klängen.

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Im direkten Anschluss setzt der unverkennbare, aggressive Beat des Openers „Weltenschmerz“ vom vorletzten Studioalbum ein. Unter viel Jubel betritt zuerst Beatrice Schreiter im schwarz-weiß gestreiften Zweiteiler und mit einer Sturmhaube maskiert die Bühne, um sich sogleich hinter das mit einer Logo-Flagge verkleidete E-Drum-Kit zur linken Seite zu begeben. Ihr folgt direkt Jan Laustroer in schwarzen Cargo Shorts und Multifunktionsweste nach, der sich wiederum am Keyboard zur rechten Seite positioniert. Der wuchtige Bass drückt ziemlich und lässt dabei den Boden erbeben. Als Letzter beschreitet natürlich auch Frontmann und Sänger Chris L. mit ausgebreiteten Armen die Bretter. Aus seinem Rücken sprießen weiße Flügel, das fahl geschminkte und von bläulichen Adern durchzogene Gesicht bis zur Hälfte hinter einem dämonischen Maulkorb verborgen. Auf seiner Stirn sprießen zwei Hörner aus blutig klaffenden Wunden heraus. Auch er trägt eine massige Weste, an der zwei Badges mit den augenzwinkernden Schriftzügen „Don‘t Panic“ und „Shit Show Supervisor“ befestigt sind. Auf diese Weise mutet er beinahe wie ein gefallener Engel an… Ja, „Agonoize“ verstehen seit jeher etwas von visueller Inszenierung und das ist selbstverständlich auch an diesem Abend nicht anders! „Die Spezies Mensch verkackt auf ihrem Thron. Wir schauen nur zu, zu viele Jahren schon… Haben wir nichts gelernt? Haben wir nichts gelernt!?“, brüllt er zornig wie eh und je in das Mikrofon vor ihm. Viele Fans sind sichtlich textsicher und singen bereits jetzt jede einzelne Zeile mit. Weiter geht es danach mit erhobenem Haupt und noch viel höher erhobenem Mittelfinger in Richtung aller Kritiker und Hater zu „Populär“, zu dessen Anfang sich der Sänger seinen imposanten Schwingen sowie der Teilmaskerade entledigt, um fortan wie ein wild gewordener Derwisch über die Bühne zu fegen. Zu „Schmerzpervers 2.0“ kündigt sich an, worauf viele Gäste schon sehnsüchtig gewartet haben: L. kehrt mit einem langen, scharfen Küchenmesser zurück und das Publikum jubelt frenetisch. Noch deutet der Fronter das baldige Massaker nur mit einigen Bewegungen an, führt die spitze Klinge dann aber kurz vor dem Refrain zu seinem Unterarm und schneidet schließlich mehrmals tief in den Ärmel hinein. Zwar scheint es anfangs ein paar kleinere Probleme zu geben, doch schon bald spritzt der dunkelrote Likör… ähm… Lebenssaft in heftigen Schüben hervor. Finster lächelnd dreht Chris L. sein Handgelenk herum und lässt einige Blut-Fontänen weit in den Saal schießen. Mit dem Doppel aus „Femme Fatale“ und „Homme Fatale“ geht es auch schon weiter. Der Mix aus einem gestandenen Club-Hit und dem Perspektivenwechsel aktuelleren Datums als erzählerische Fortsetzung macht insbesondere live mächtig Laune, durch die sich bewusst ähnelnden Melodien entsteht in dieser Abfolge jedoch ein wenig der Eindruck eines einzigen langen Songs. Vielleicht wäre es besser gewesen, sich hier zugunsten eines weiteren Klassikers, von denen heute Abend der ein oder andere leider vermisst werden wird, nur auf eines der beiden Stücke zu beschränken. Nun ja, bei so einem breiten Portfolio an extrem beliebten Floor-Fillern fällt die Auswahl eben schwer, wenn das Konzert nicht drei bis vier Stunden andauern kann… Natürlich haben „Agonoize“ heute aber noch viele Nummern im Köcher, sodass für jeden etwas dabei ist. Beispielsweise das großartige „Schaufensterpuppenarsch“ von der 2008er EP „For The Sick And Disturbed“ oder auch „Komakind“ vom noch immer aktuellen Album „Revelation Six Six Sick“ aus 2021, zu welchem Laustroer jetzt im aufblasbaren Frosch-Kostüm die ohnehin schon tobende Menge animiert und L. selbiges mit einigen Flaschen der hauseigenen Spirituosen-Linie „Koma-Kindl“ verköstigt. Das fantastische „Blutgruppe Jesus (-)“ kommt anschließend überraschenderweise ohne das rote Elixier aus, doch dafür gibt es beim nächsten Song umso mehr in rauen Mengen davon.

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Mit dem ungemein düsteren „Sacrifice“ hat man eine wahre Oldschool-Perle vom Zweitling „999“ aus dem Jahr 2005 integriert. Der Track kreiert bereits nach den ersten Takten eine intensive Atmosphäre, wenn sich der brutale Bass und grell zuckenden Beats sofort in die Magengrube schrauben. Abermals holt Chris L. jetzt das blitzende Messer hervor und schon fließen wieder literweise Blut in scheinbar nicht mehr enden wollenden Strömen. Der Sänger kennt kein Erbarmen und bedenkt jetzt vornehmlich sekundenlang die Gesichter der ersten Reihen, bevor er seinen Arm auch über den eigenen Kopf hält und geradezu im roten Saft duscht, bis sein Gesicht kaum noch zu erkennen ist. Einige Fans breiten ekstatisch die Arme aus. Bereit, das Blut feierlich zu empfangen. Es hat durchaus ein bisschen etwas von einer Messe im Gewand einer kleinen, dreckigen Underground-Club-Show. Manche von ihnen tragen sogar extra weiße T-Shirts. Zugegeben, ein eher seltenes Bild auf Veranstaltungen dieses Genres. Andere wiederum ducken sich schutzsuchend weg, doch es gibt kein Entkommen. „Believers and sinners… They are all the same!“, heißt es und erinnert daran, dass durch unser aller Adern dieselbe Flüssigkeit strömt. Der Boden ist mittlerweile ziemlich rutschig geworden, sodass man schon etwas aufpassen muss. Blickt man sich mal ein wenig im Publikum um, sieht es wie in einem Schlachthaus aus. Kaum ein T-Shirt, Arm oder Gesicht ist hier nicht in tiefes Rot getaucht worden - Kindergeburtstag für Erwachsene, ein großer Spaß! Mit dem punkig powernden „Alarmstufe Rot“, dem Titeltrack der gleichnamigen EP, die in 2009 dem limitierten Box-Set von „Hexakosioihexekontahexa“ beilag, gibt es dann eine weitere schöne Rarität samt Einsatz an der Keytar auf die Ohren, danach wird zu „Gottlos“ wieder mächtig gegen die Kirche gewettert. „Glaubt an euch selbst!“, beschwört Chris L. die Menge, die ihm dafür euphorisch applaudiert. Recht hat er. „SubMissioNary“ hält das Tempo mühelos und peitscht weiter an, um das Publikum auf den bekannten Über-Hit „Koprolalie“ vorzubereiten, der jetzt natürlich mächtig abgefeiert wird. Immer wieder hetzt der Frontmann energiegeladen von der einen zur anderen Seite, erklimmt die jeweiligen Ego Riser und hält fordernd das Mikrofon in Richtung des Publikums, welches ihm nur zu gerne lauthals die berühmt-berüchtigten Zeilen entgegenbrüllt. „Das ist wirklich eine der besten Shows, die wir in letzter Zeit hatten… Danke dafür!“, zeigt sich L. ob des großen Zuspruchs sichtlich erfreut. Und tatsächlich: Band und Fans haben trotz oder gerade wegen des eher mittelprächtig gefüllten Saals spürbar viel Freude am gemeinsamen, musikalischen Blutrausch im privaten Rahmen und spielen sich die Energie wechselseitig zu. So auch beim hasserfüllten polternden „A Hole“ von erwähntem 2021er Werk, bei dem sich der durch unliebsame Mitmenschen verursachte Frust von der Seele geschrieen werden darf. Das hymnische „Angst Ist Macht“ vom selben Album führt dann mit systemkritischen Worten langsam auf die nahende Zielgerade des Haupt-Teils, wobei hier mithilfe einer kleinen Druckluftkanone einige T-Shirts ins Publikum geschleudert werden. Eines davon verfängt sich leider in einem Teil der Deckenbeleuchtung und baumelt dort erst etwas vor sich hin, bis ein weiblicher Fan dieses auf den Schultern ihrer Begleitung dennoch herunterangeln kann. So viel Einsatz verdient anschließend eine Menge Applaus!

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Der gefeierte Mega-Hit „Bis Das Blut Gefriert“ darf natürlich auch heute auf gar keinen Fall fehlen und so werden jetzt nochmal alle Kräfte in der Kulturfabrik mobilisiert, als Chris L. zum letzten Mal an diesem Abend das funkelnde Messer zückt, um das Publikum erneut im roten Nass zu baden. Auch Laustroer kann es sich nicht nehmen lassen, kurz hinter seinem Instrument hervorzukommen, um sich eine eigene Dusche abzuholen. Ein großer Spaß für alle! Nach etwa siebzig Minuten verlassen „Agonoize“ die Bühne und natürlich dauert es nicht lange, bis die Fans unter eifriger Animation der örtlichen Fotografen und Crew nach einer Zugabe verlangen. Ein paar Minuten später kehrt L. zunächst alleine auf die Bühne zurück. „Die beiden Ladys sind noch hinten in der Umkleide… Dann müsst ihr wohl noch weiter klatschen!“, lacht der Sänger scherzend, bis seine beiden Kollegen nur wenig später wieder zurückkehren und es mit dem herrlich rotzigen „1,2,3“ auch schon wieder weitergeht. Das hier im Refrain selbstbewusst beschrieene Statement „We are Agonoize and we are still alive!“ ist heute Abend jedenfalls wörtlich zu nehmen, denn das Trio hat sichtlich Freude. Das beliebte „Staatsfeind“ markiert dann leider auch schon den vorletzten Songs des Sets, welches zumindest gefühlt ein bisschen zu kurz ausfällt und ein paar Klassiker wie „Bloodqueen“, „Vollrauschfetischist“ oder „Glaubenskrieger“ vermissen lässt. Wie bereits erwähnt: Manche Konzerte können einfach nie lang genug sein, was ja immerhin sehr für den Künstler spricht. Ein paar Fans murren leicht enttäuscht. „Wir machen‘s euch auch einfach!“, zwinkert Chris L. aufmunternd. Als Rausschmeißer gibt es eine weitere Seltenheit zu hören, nämlich das verdammt gelungene „KISS“-Cover zu „I Was Made For Loving You“, welches es im Gegensatz zum „Prodigy“-Tribute „Breathe“ anlässlich des tragischen Todes von Keith Flint leider noch immer nicht als Studio-Version gibt. Auf jeden Fall ist jetzt nochmal richtig Party angesagt. Die Nummer ballert ordentlich und so ziemlich alle Besucher können den Refrain natürlich kräftig mitsingen, ehe die Show gegen 22.45 Uhr endet. Zum Ende hin versuchen sich die Drei dann mutigerweise noch am Crowdsurfing für das obligatorische Abschluss-Foto. „So, ich gehe jetzt erstmal eine rauchen, ihr geht rauchen und dann sehen wir uns gleich vorne. Danke, Krefeld. Wir kommen gerne wieder!“, verabschiedet sich der Sänger im Namen der Band. Krefeld ist auf jeden Fall happy und spendet ihren (Anti-)Helden reichlich warmen Applaus. Wie versprochen, finden sich nur wenig später alle Musiker am Merchandising-Stand für Gespräche, Drinks Autogramme und Fotos ein, wobei sich „Agonoize“ geduldig und nahbar sichtlich viel Zeit für alle Fans nehmen. Auch meine beiden Begleitungen und ich verweilen noch bis zur Schließung im gemütlichen Biergarten und kleinen Café, wo wir bei kühlen Getränken schon mal den gemeinsamen Festival-Urlaub planen. Das gesamte Personal der Kulturfabrik Krefeld ist mit den noch anwesenden Gästen jedenfalls sehr geduldig und durchweg super freundlich, sodass man sich weder gehetzt noch unerwünscht fühlt und den Abend gesellig ausklingen lassen darf. „Ich fühle mich jetzt irgendwie ganz friedlich und leicht!“, lacht meine Begleitung, die sich den Frust des Alltags heute zum ersten Mal zu feinstem Hellectro von der Seele getanzt hat und behält recht. Nach einem kleinen Klopfer „Koma Fatale“ als Nachtrrunk geht es dann schließlich in Richtung Heimat zurück.

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Setlist:


01. Intro

02. Weltenschmerz

03. Populär

04. Schmerzpervers 2.0

05. Femme Fatale

06. Homme Fatale

07. Schaufensterpuppenarsch

08. Komakind

09. Blutgruppe Jesus (-)

10. Sacrifice

11. Alarmstufe Rot

12. Gottlos

13. SubMissioNary

14. Koprolalie

15. A Hole

16. Angst Ist Macht

17. Bis Das Blut Gefriert

18. 1,2,3

19. Staatsfeind

20. I Was Made For Lovin‘ You („KISS“ Cover) Impressionen:

 

Jana Breternitz - Jana Breternitz.de / Passion of my life

 

https://janabreternitz.de/

 

https://www.facebook.com/JanaBreternitzKonzertfotografie/ https://www.instagram.com/jana_breternitz_konzert/

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