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BEITRÄGE:

  • AutorenbildChristoph Lorenz

Eric Fish & Friends - Mahlstrom (2016)



Genre: Rock / Folk / Alternative

Release: 26.08.2016

Label: Esox Music (Alive)

Spielzeit: 58 Minuten

Pressetext:

Geprägt von kämpferischer Gesellschaftsanalyse, Selbstironie und einem im Liedermachergenre unerlässlichen Sendungsbewusstsein, haben Eric Fish und sein alter ego Gerit Hecht dreizehn Lieder auf dieses Album gebannt. Erstmals tauchen in der Instrumentierung auch Schlagzeug und Bass auf. Gespielt von alten Weggefährten wie Sebastian Meyer und jungen Wilden wie Etienne H.H., den Eric bei der Produzentenarbeit für die Leipziger Band „Cube“ kennen- und schätzen lernte. Außerdem prägt die sagenhafte Stimme von Johanna Krins ein Lied. Die Entscheidung für Bass und Rhythmuselemente wurde während der Produktion sukzessive getroffen. Frei nach dem Motto: „Es gibt keine Regeln außer jenen, die wir uns selbst auferlegen“ gab man dem Gefühl nach, dass die Option Groove in einigen der Kompositionen ohnehin angelegt war, die Lieder durch Hinzunahme von Bass und Drums also nur gewinnen konnten. Das Ergebnis macht Spaß, nimmt mit und lässt den Hörer nicht ohne ein Gefühl zurück, sich selbst hinterfragen zu müssen.

Die musikalische und lyrische Reise führt mitten durch Eric Fishs persönliches Universum. Die Pfade fast schon intimer Selbstbetrachtungen kreuzen sich immer wieder mit heißen Themen aus Gesellschaft und Politik und machen so deutlich, dass der Mensch nicht nur für sich allein lebt und verantwortlich ist. Kompositionstragend ist nach wie vor das typische Spiel des Eric Fish mit allen möglichen Saiteninstrumenten, pendelnd über den Höhen und Tiefen der Texte zwischen filigranem Picking, Lagerfeuerattitüde und Rock' n Roll Farben, perfekt und ausgewogen gepaart mit dem Klavier von Gerit Hecht.

Kritik:

„Und so treibst du im Strudel, Gezeiten schwerer Strom

Und reibst dich an Klippen des Lebens immer schon

Doch ob du treibst, getrieben wirst, ist deine Wahl allein

Als Herr der Gezeiten kannst du der Mahlstrom sein“

Wagt man derzeit einen Blick in die aktuellen Media Control Charts und lässt diesen geschulter Art nur ein klein wenig schweifen und das Ohr den Ätherwellen zahlreicher Radiostationen lauschen, so dürfte sich manches Mal ob der absolut nichtssagenden (Inhalts-)Leere, auf schnellstem Wege pure Ernüchterung einstellen. Kunterbunte Plastikmelodien, hohle Phrasen und Schema F lauern hinter wohl terminierten Werbepausen minütlich an jeder Ecke, bereit die gierigen Fangarme im Auftrag der Starschmieden und Pop-Industrie nach neuer, unaufmerksamer Kundschaft auszustrecken. Gehaltvollen Denkstoff sucht der anspruchsvolle Hörer in dieser Fließbandproduktionswüste jedoch vergebens. Und tatsächlich: Kritische Exekutive, reflektierende Welt- und Selbstbetrachtung, sowie von Herzblut denn Profitgier getriebene Melodien scheinen mancher Tage fast gänzlich ausgestorben. Nur eine überschaubare Anzahl alternativer Musiker hat es sich zur Aufgabe gemacht, diesem Treiben revolutionär und trotzig entgegenzutreten. Ungeachtet der breiten Masse und fast wie aus dem Untergrund operierend, hat es sich diese Riege Kunstschaffender zur Aufgabe gemacht, das Nützliche mit dem Angenehmen zu verbinden, immerzu etwas tiefer zu blicken und die scheinbar ausgedörrten Quellen erneut mit Sinn und Verstand zu befüllen. Einer ihrer bekanntesten Vertreter ist mit hoher Wahrscheinlichkeit Eric Fish, welcher dem ein oder anderen Szene-Gänger von seinen Aktivitäten innerhalb der Metal-Institution „Subway To Sally“ sicher ein fester Begriff ist. Fernab von harten Gitarrenwänden, Folk-Anleihen, pyromanischer Erhabenheit und den ganz großen Bühnen, liegt es schon lange Jahre im Interesse und besonders auch Naturell des gebürtigen Brandenburgers, die Augen entgegen der blinden Herde eben nicht zu verschließen, sondern stets offen zu halten, um stets wachsam, selbstbestimmt, unangepasst oder wie er es gerne nennt, „neugierig“ zu bleiben. Diese Fähigkeit und den damit einhergehenden Mut in Zeiten turbulenter Mensch-Maschinerien aufbringen, wahren und durch melodische Botschaften zum Wohle der Allgemeinheit einsetzen zu können, verdient nicht nur Anerkennung, sondern verlangt in diesem Haifischbecken von Business vor allem auch die Ausdauer, mal unter und mal über Wasser bleiben, in jedem Falle aber schwimmen zu können, um nicht entkräftet in der Bedeutungslosigkeit untergehen zu müssen. Wie gut, dass wir es hier wortwörtlich mit einem echten Überlebenskünstler im kühlen Nass zu tun haben…

Das Album beginnt und direkt wird das Innerste von einer gar wärmenden Lagerfeuer-Atmosphäre erfüllt. Die weichen Töne einer Akustik-Gitarre zeichnen ein fast schon schützendes, beherbergendes Klangkonstrukt und laden mit einem wohligen Gefühl des Willkommenseins zum träumen und lauschen ein. Kraftvoll und doch sanft zugleich, erklingt wenig später die markante und nicht minder variable Stimme von Fish, teils behutsam, doch immerzu bestimmt und klar, den ausgefeilten Text darzubringen und der Thematik glaubwürdig wie eh und je Leben einzuhauchen. Es sind Zeilen, wie sie für ein derartig umfassendes Werk nicht besser gewählt sein könnten, berichten sie doch punktgenau und treffend von alltäglichen Hürden und dem ständigen Auf und Ab des Lebens, mit all seinen Höhen und Tiefen seinen Tiefen. Es ist wahrhaftig „Des Lebens Lauf“, wie ihn jeder kennt, manchmal verflucht, manchmal liebt und doch immerzu mit allem was dazu gehört durchschreiten muss. Der Thematik dieses natürlichen Kreislaufes nimmt sich dann auch der Titeltrack an. In seinem Grundgerüst ungemein passend, da klanglich rauer arrangiert, tragen hier nicht nur exzellente Saitenarbeit, sondern vor allem auch die rhythmischen Klänge eines Klaviers durch diesen Song. Dem aussagekräftigen, plakativen Titel getreu, wendet man sich hier grundlegend den oftmals kräftezehrenden Schattenseiten des menschlichen Daseins zu. Der Moskenstraumen, auch Mahlstrom genannt, ist ein starker, von großen Wasserwirbeln durchzogener Gezeitenstrom, welcher vor allem in norwegischen Gefilden vorkommt und durch seine optisch prägnanten Charakteristika unter anderem auch einen festen Platz in zahlreichen Geschichten und der Mythologie fand. Von diesem mediterranen Sinnbild getrieben, beschwört Fish den Hörer zum Glauben an sich selbst, dem unnachgiebigen Festhalten an eigenen Werten und Ideologien und dem Mut, dafür einzustehen. Nicht immer nur dahin treiben, nur weil es oft einfacher erscheint, sondern wenn nötig dagegenzuhalten. Sich nicht fremd lenken zu lassen, denn viel mehr selbst das Steuer in die eigene Hand zu nehmen und den Kurs zu bestimmen. Den Strom eigens zu lenken, der einzig wahre Weg, um nicht an den gefährlichen Klippen zu zerschellen und unterzugehen, sei der Gegenwind auch noch so stark. Von aufpeitschenden Strophen zieht ein hypnotischer Strudel den Hörer weit und weiter fort, rüttelt vor dem Refrain nochmals kräftig auf, nur um diesen dann in dessen wogende Wellen zu ent- und ihm die freie Wahl über seinen Lebensstil zu lassen.

Auf diesen Gewässern den eigenen Takt gefunden und zur Gänze im Fluss, geht es schließlich auf „Kreuzfahrt“. Das medievale, leicht folkig angehauchte Stück kommt mit einem schweren, doch nicht schleppenden Tempo daher. Erstmalig ist hier auch eine der absoluten Neuerungen zu hören, wenn das von Sebastian Meyer bespielte Schlagzeug sich unterstützend seinen Weg durch die mehrstimmigen Strophen bahnt. Ein Novum, welches dem Fish-Universum spür- und hörbar guttut. Deutlich befreit und beschleunigt zeichnet man die Tücken launiger Seegänge, hält kurz inne und durchstürmt diese weiter. Das Weltgeschehen scheint beinahe vor dem kentern, die Taue reißen wie dünnste Seide, alles gerät aus dem Ruder und kein Anker an Bord. Ein ebenso leidliches, wie altes Kapitel der Menschheitsgeschichte, das sich nicht gerade mit Lernfähigkeit zu rühmen weiß. Auch hier: Ein endloses Umhereilen im Kreis. Doch was, wenn wir das Ruder doch noch rechtzeitig ergreifen können? Es wird Zeit. Sollten wir scheitern, so ist das Sinken in „Millionen Meilen“ Tiefe nicht ungewiss. Die wunderschöne, zerbrechliche Melodie eines Klaviers perlt zart von den Tasten, schafft Stille. Worte voll aufreibender Unrast und Ziellosigkeit stellen die Frage nach dem einen Ziel, schwirren unruhig umher und ersuchen, was in diesem Leben wirklich von Bedeutung, wirklich wichtig ist. Eine sehnsuchtsvolle, mit höchster Intensität instrumentierte Geschichte innerer Unruhen und der Suche nach dem undefinierbaren Glück, dem Erhaschen von Wünschen und Träumen, dem Hinterfragen von Gewinnen und Verlieren. Wo will ich hin, wann komme ich dort an und was, wenn ich das was ich so lange als gesucht glaubte, eigentlich schon längst gefunden habe? Die „Momente“ werden bleiben und es erscheint wie das sichere Einlaufen im Heimathafen, wenn Gerit Hecht dazu mit dem Akkordeon den Weg weist. Es ist wie vertrautes Schwelgen in Erinnerungen und vergangenen Zeiten, fast wie Nachhause kommen und innehalten dürfen. Genau das, was so oft zu fehlen scheint und auszubleiben droht. Halt ihn fest, diesen Augenblick, lebe und genieße ihn, bevor er vergangen ist. Bouzouki und leidenschaftliche, irgendwo zwischen zerreißender Verzweiflung und hasserfüllter Wut schwankende Choräle, erzählen alsdann vom „Neid“. Intensiv beleuchtet Fish das Gefühl, weder selbst genug zu sein, noch genug zu haben. Die angewandte Ich-Perspektive droht nicht mit dem Zeigefinger und schreitet nicht wertend ein. Die Annäherung gelingt und bleibt somit ohne feste Positionierung, ohne das Aufzeigen von richtig oder falsch, ohne gut oder böse. Vielleicht braucht es gerade diese Art von Einfühlungsvermögen, um auch immer jeweils die andere Seite verstehen, die Motive klar erkennen und nachvollziehen zu können, sich auf Augenhöhe zu begegnen. Wo ist nur all das „Staunen“ geblieben? Behutsam dargebracht, stellt man dem Hörer genau diese essenzielle Frage und stimmt auf ergreifende Art und Weise nachdenklich… Zurecht. Kindlicher Leichtsinn scheint dieser Tage fast verloren, alles ist möglich, alles abrufbar, alles selbstverständlich. Den Blick nicht mehr aufs wesentliche gerichtet, in Schnelllebigkeit, Hast und Datenströmen verloren. Unbeeindruckt und ungeachtet dieser Tragik schreitet ein Groß der Menschheit immer weiter voran, die kleinen Dinge scheinbar unwert. Die Fähigkeit sich verzaubern zu lassen verloren.

Deutlich flottere Akkorde schlägt der nächste Titel sodann an und lädt ein, auf gänzlich neuen „Spuren“ zu wandeln und alte Pfade endgültig hinter sich zu lassen. Insbesondere der erneute Einsatz des Akkordeons rundet die Melodie geschmeidig ab und präsentiert sich als wunderbare Ergänzung, während die Strophen ohrwurmig und aufrüttelnd intoniert daherkommen. Ebenso erweckend dann die Zusammenarbeit mit „Falkenberg“, beim anschließenden „Das Rad“. Der dunkle Bariton des vielseitigen Liedermachers, harmoniert nahezu perfekt mit der hellen Stimmfarbe Erics. Anstatt wie bei so manchem Featuring störend oder unpassend zu wirken, erwächst hier gar der Eindruck, dass diese Kooperation den Zeilen geradezu wie auf den Leib geschrieben scheint und macht die Vorstellung, dass diese Zusammenarbeit auch hätte niemals zustande kommen können, fast unmöglich. Die kreativen Lyrics und die besondere Art diese vorzutragen, heben dieses Stück als kleines Juwel auf „Mahlstrom“ und der gesamten Fish-Diskographie hervor. Und so wie sich das Rad stets weiterdreht, verhält es sich auch mit dem simplen, doch selten geachtetem Prinzip von „Geben Und Nehmen“. Auch hier setzt sich die Zusammenarbeit mit dem Gastmusiker fort, der das „Fish & Friends“-Projekt auch auf der kommenden Tour begleiten wird. Eine wahre Bereicherung in jeder Hinsicht! „Ins Licht“ erklingt dann ebenso aufstrebend und erhellend, wie es schon die Namensgebung anmuten lässt und ermutigt zum Glauben an sich selbst und an die eigenen Fähigkeiten, den Schritt aus den Schatten hinauszutreten, um wieder fliegen zu können. Sicher, anmutig und stark direkt Richtung Sonne, ganz ohne verbrennen zu müssen. „Zeit Verstreicht“ schöpft dann aus der eigenen Quintessenz und befasst sich mit dem wertvollsten Gut, was wir weise nutzen sollten, oftmals aber am wenigsten zu haben glauben. Entschleunigung lautet das Schlüsselwort und verleitet wie jeder einzelne Song zum nötigen innehalten und nachdenken. Denn wie schnell kann es passieren, dass sie uns davonläuft und ungeachtet verrinnt? Es sind Momente, die nie wieder zurückkehren. Als wolle man sich am Ende dieser wechselhaften Reise endlich zur Ruhe legen und verarbeiten, geleitet man den Hörer nun sacht in den verdienten, vitalisierenden „Schlaf“. Zu diesem Anlass zieht man mit Johanna Krins, der weiblichen Frontstimme von „Delva“, einen weiteren Hochkaräter als Gast hinzu. Sanft weisen die beiden Künstler den Weg aus den Starkströmen des „Mahlstrom“ und beenden dieses gehaltvolle Werk so bedeutungsschwanger und friedvoll wie es begonnen hat. Was bleibt, ist das eigene Ich im Wandel der Gezeiten.

Tracklist:

01. Des Lebens Lauf

02. Mahlstrom

03. Kreuzfahrt

04. Millionen Meilen

05. Momente

06. Neid

07. Staunen

08. Spuren

09. Das Rad

10. Geben Und Nehmen

11. Ins Licht

12. Zeit Verstreicht

13. Schlaf

Fazit:

Auch im Jahr 2016 schwimmen Charakterkopf Eric Fish und seine Mitmusiker beherzt gegen den Strom der Massen, werfen sich leidenschaftlich in die peitschenden Fluten aus unruhigen Gefühlswelten, tauchen bis aufs Tiefste hinab, finden und heben verloren geglaubte Schätze, steigen wieder auf und atmen frische Meeresluft. Zwischen bissiger Sozialkritik und charmanter Ironie, findet der „Subway“-Frontmann auf seinen ganz eigenen Pfaden die Zeit zu reflektierender Selbstbetrachtung, unverkitschter Melancholie, verqueren Gedankengängen und heilenden Worten voller Menschlichkeit. Ungekünstelt, authentisch, direkt, verletzlich und alleine schon aus diesem Grund in der hiesigen Musiklandschaft unentbehrlich. Frei von Ängsten und nahezu unbedeckt und nackt, gibt Fish so manches mal Einblicke in sein Innerstes, verschließt sich zu keinem Zeitpunkt. Gerade deswegen erzeugt der Brandenburger ein derart hohes Maß an Identifikation und Nahbarkeit, lädt zeitweise zum träumen, aber auch zum nachdenken ein. Die Hinzunahme von Schlagzeug und Bass bereichern die Klangwelten des Projekts und wirken intensiv, die Kooperationen mit „Falkenberg“ und „Delva“-Frontfrau Krins fügen sich dem zugrunde liegenden Konzept mindestens ebenso natürlich. Es ist Musik direkt aus dem Hirn und Herzen, die unumgänglich und geradewegs zu treffen vermag. Mal aufbrausend und mahnend, dann wieder ganz still und leise… Doch immer und in jedem Fall zu einhundert Prozent Mensch, zu einhundert Prozent und unverkennbar „Eric Fish & Friends“.

Informationen:

http://www.ericfish.de/neuigkeiten/

https://www.facebook.com/EricFishandFriends

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