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BEITRÄGE:

  • AutorenbildChristoph Lorenz

Lordi - Ghost - Powerwolf (2018)


Lordi - Sexorcism (2018)

Genre: Metal / Alternative

Release: 25.05.2018

Label: AFM Records

Spielzeit: 63 Minuten

Fazit:

Wer kennt sie eigentlich nicht, die berühmten Monster aus Finnland? Spätestens seit ihrem viel beachteten Sieg beim Euro Vision Song Contest mit „Hard Rock Hallelujah“ waren die fantasievoll kostümierten Musiker in aller Munde. Danach wurde es zwar etwas ruhiger, doch verschwanden sie keineswegs in der Versenkung und sind noch immer erfolgreich in der Szene aktiv. Aber ihre Geschichte reicht noch so viel weiter zurück: Zunächst als reines Solo-Projekt im Jahr 1992 gegründet, beruft man sich dabei auf den Spitznamen des Sängers: „Lordi“. Mit dem Beitritt zwei weiterer Mitglieder entwickelte sich die bloße Idee in der Folgezeit hin zu einer vollwertigen Band, die sich aufgrund ihres außergewöhnlichen Konzepts bei der Suche nach einem Plattenvertrag jedoch zunächst schwer tat. Auch das geplante Debüt „Bend Over And Pray The Lord“ zerschlug sich schnell, nachdem das Label, welches sich schlussendlich zur Veröffentlichung bereit erklärt hatte, bankrott ging. Nicht gerade das, was man unter einem reibungslosen Start versteht und darüber hinaus auch keine allzu rosigen Aussichten. Nach rund zehn Jahren sollten all die zermürbenden Bemühungen endlich Früchte tragen und so geriet man an BMG Finnland, welche die ambitionierten Künstler bei sich aufnahmen, um ihre erste Single „Would You Love A Monsterman?“ zu veröffentlichten. Alles andere als eine schlechte Entscheidung, denn diese wurde überraschend ein echter Hit und erreichte direkt den ersten Platz in den heimischen Charts, daraufhin folgte der lang gehegte Erstling „Get Heavy“, welcher mit Platin ausgezeichnet wurde. Zahlreiche Auftritte später ging es mit den Alben „The Monsterican Dream“ und „Arockalypse“ weiter, die ebenfalls weitestgehend an den Erfolg der Vorgänger anknüpfen konnten. Insbesondere sollte es aber die oben bereits genannte und vom TV-Publikum des ESC-Vorentscheids einhellig gewählte Single sein, die dem dämonischen Gespann zum endgültigen Durchbruch verhalf, welches mit jener am 20.05.2006 in Athen antrat. Das unglaubliche Ergebnis: 292 Punkte und somit ein klarer Sieg für Finnland! Doch das ist noch lange nicht alles, denn zusätzlich sind „Lordi“ die erste Metal-Band, die bei diesem Event eine solch hohe Platzierung erreicht. Ein historisches Ereignis, welches natürlich erstmal angemessen gefeiert werden musste: Ganze 70.000 Fans empfingen die Gewinner zurück in ihrer Heimat, ein öffentlicher Platz wurde nach den Schock-Rockern benannt, ein eigener Briefmarken-Bogen mit dem Konterfei der Künstler herausgegeben und sogar einen Eintrag ins Guinnessbuch der Weltrekorde gab es. Nachdem „Deadache“ weltweit zum Halloween-Fest 2008 erschien, folgte mit „Dark Floors“ schließlich ein Film und eine umfassende Best-Of zur Retrospektive, die Monster-Maschinerie war nicht mehr aufzuhalten... „Babez For Breakfast“ markierte danach leider das bisher erfolgloseste Werk, was 2013 durch „To Beast Or Not To Beast“ aber wieder weitestgehend ausgeglichen werden konnte, von stets gut besuchten und ausverkauften Konzerten allerorts ganz zu schweigen. Wer hier mit einer Eintagsfliege gerechnet hatte, lag also mehr als nur falsch. Warum auch? Die Band aus Schlagzeuger Mana, Keyboarderin Hella, Bassist Samer „Ox“ el Nahhal, Gitarrist Jussi „Amen“ Sydänmaa und Frontmann Tomi „Mr. Lordi“ Putaansuu hat selbst nach einigen Besetzungswechseln ein klares Ziel vor Augen und gegen den Sound aus klassischem Hard Rock, der mitunter stark an die Kollegen von „KISS“, „Alice Cooper“ oder „Accept“ erinnert, kann sich wohl kaum ein Freund der Stromgitarrenmusik ernsthaft erwehren. Hinzu kommt mit großer Sicherheit die Faszination für ein spannendes Konzept, angereichert durch die originellen Cover-Artworks, kreativen Outfits und stets aufwändigen Live-Shows, welche grundsätzlich von Literatur oder Filmen aus dem Horror und Splatter-Genre inspiriert sind und sich selbstredend auch in den Texten wiederfinden. In jenen widmen sich die Fünf aber nicht ausschließlich nur dem Grusel, sondern versteckten auch immer schon lüsterne Wortspiele und zweideutige Gleichnisse darin. Als tadellose Beispiele können etwa „Hug You Hardcore“ vom letzten Longplayer und „Nailed By The Hammer Of Frankenstein“ von der „Scare Force One“ herangezogen werden, um nur Wenige zu nennen. Am 25.05.2018 erscheint die insgesamt neunte Ausgeburt der Hölle, welche sich dieser Thematik komplett verschrieben hat „Sexorcism“.

Mit dem gleichnamigen Titeltrack starten die maskierten Finnen dann sogleich in die obszöne Orgie, die lyrisch gleich zu Beginn mit schwarzem Humor in Überlänge von rund sieben Minuten auftrumpft, sich rein musikalisch gesehen aber leider eher unoriginell und verhältnismäßig schwach präsentiert, wenngleich auch typisch schnell ins Ohr geht und instrumental die gewünschte Atmosphäre beachtlich gut einfängt. „Your Tongue‘s Got The Cat“ nimmt völlig zurecht den Platz als erste Single ein. Hier macht sich ein klarer 80er-Einfluss verstärkt bemerkbar. Während sich die Strophen eher schwer groovend schleppen, geht der charmante Refrain hingegen powernd voran und sorgt somit für massives Retro-Feeling. Ziemlich catchy und genau deshalb gut! „Romeo Ate Juliet“ verkehrt natürlich die Vorlage von William Shakespeare in ein ganz eigenes Schauermärchen und punktet mit exakt dem lyrischen Wahnsinn, für den die Fans diese Band so sehr lieben. Mit „Naked In My Cellar“ gibt es einen lupenreinen Up-Tempo mit verzerrter Stimme, rauen Riffs, elektronischen Oldschool-Salven und kräftigem Mitsing-Chorus, bis „The Beast Is Yet To Cum“ den schlüpfrigen Konsens des Albums wieder würdig vertritt: Verquere Einschübe von Hammondorgel-Sounds wechseln mit satt knallenden Drums und düster sägenden Saiten. In „Polterchrist“ geht es im rockenden Midtempo in merklich klassischerer Manier zu, wobei die allgemeine Struktur streckenweise leider droht, sich in den Wirren des schier zu gewaltigen Saitengewitters etwas zu verlieren, was deutlich zu Lasten der Melodie geht. „SCG9: The Documented Phenomenon“ wahrt die Tradition der eingesprochenen Interludien innerhalb der bisherigen Diskographie und hätte sich wohl auch ganz gut als Intro geeignet, wirkt an dieser Stelle zugegeben allerdings etwas deplatziert. „Slashion Model Girls“ ist dann wieder ein vollwertiger Song und überraschend poppig, was insbesondere durch den teils mehrstimmig Hintergrundgesang zustande kommt, bis dieser in einem ziemlich straighten Stampfer mit hymnischem Refrain mündet. „Rimskin Assassin“ bietet dem Hörer freigiebig weiteren Raum für frivole Assoziationen und „Hell Has Room“ fährt anschließend seine scharfen Krallen aus, um einige Nacken zu brechen, während schräge Synthies den cheesigen Trash-Faktor bei „Hot & Satanned“ angenehm weiter ankurbeln. Mit „Sodomesticated Animal“ und der Eröffnung der „Haunting Season“, die beide trotz ihren recht generischen Ansätzen mit markanten Trademarks den signifikanten Sound würdig vertreten, endet die spaßige Horror-Show nach rund einer Stunde. Als positive Veränderung ist in jedem Fall der Gesang anzumerken, der hier meist deutlich variabler als je zuvor ausfällt, sich streckenweise vom standardisiert tief gestimmten Organ entfernt und so auch durchaus mal sanftere Facetten oder grelle Screams offenbart. Eine willkommene Abwechslung, die sich positiv auf das Gesamtwerk auswirkt und für ein breiter aufgestelltes Spektrum sorgt. Auf die obligatorische Ballade wird dieses Mal ersatzlos verzichtet, was allerdings nicht wirklich schwer ins Gewicht fällt oder gar schmerzlich vermisst werden müsste, wenngleich sich auf den vergangenen Alben darin schon die ein oder andere Perle wiederfand. Dafür regieren heuer teils arg überspitzte und augenzwinkernde Inhalte, mit einem gesunden Mix aus Grusel, ordinären Fantasien und viel gewolltem Trash, für welchen dem Hörer der Sinn für pubertären, stumpfen Humor definitiv nicht fehlen sollte. Die geballte Ladung dieser Elemente erinnert in der hier erhöhten Dosis fast schon an „GWAR“, was man mögen muss. Wirklich anstößig oder gar extrem kontrovers wird’s in den insgesamt zwölf Gruselgeschichten aber nie. Rein musikalisch besinnen sich „Lordi“ wieder ein gutes Stück zurück auf die ureigenen Wurzeln: Harte Gitarren und eingängige Keyboard-Passagen mit viel begrüßenswertem 80er-Flair sind hier an der Tagesordnung. Klar herausstechende Highlights gibt es zwar nicht unbedingt zu verbuchen, dafür aber auch so gut wie keine nennenswerten Negativaspekte oder allzu tiefe Ausreißer nach unten. Kann man sich alldem nicht verschließen, so sind aber so einige Ohrwürmer garantiert, die fernab von intellektuellen Messages einfach nur Spaß machen und unterhalten wollen... Und das ist in der heutigen Zeit doch auch etwas, oder? Also dann: Hirn aus, Augen und Ohren auf!

Informationen:

https://www.lordi.fi

https://www.facebook.com/LordiOfficial/

 

Ghost - Prequelle (2018)

Genre: Metal / Rock / Alternative

Release: 01.06.2018

Label: Concord Loma Vista

Spielzeit: 51 Minuten

Fazit:

„If you have ghosts, you have everything...“, heißt es da beschwörend im verführerischen Titeltrack der von Dave Grohl produzierten EP dieser absoluten Ausnahmeband, über die in der Szene mittlerweile jeder spricht, aber dennoch so gut wie nichts weiß. Und das völlig zurecht: Die im Jahr 2008 in Linköping bei Schweden gegründeten „Ghost“ sind nach wie vor ein unlösbares Mysterium und beeindruckendes Phänomen zugleich. Die ersten Schritte gestalteten sich dabei zunächst aber noch relativ unspektakulär und in Form einer in Eigenregie aufgenommenen Demo mit insgesamt drei Songs, sowie einer Single auf Vinyl, welche die Lieder „Elizabeth“ und „Death Knell“ enthielt und über das deutsche Label Iron Pegasus Records vertrieben wurden. Noch im Oktober des gleichen Jahres erschien dann das Debüt „Opus Eponymous“ bei den Briten von Rise Above Records, dicht gefolgt von ersten Konzerten auf dem Live-Evil-Festival in London, wie auch gemeinsamen Auftritten mit „Watain“, „In Solitude“ und „Repugnant“ oder gar als Support von „Paradise Lost“ und „Iron Maiden“. Später darauf erschien der umjubelte Zweitling „Infestissumam“, in 2015 das dritte Werk „Meliora“, was kommerziell den bisher größten Erfolg dieser immer weiter aufstrebenden Formation markieren sollte, in dessen Zuge der darauf enthaltene Song „Cirice“ bei der Vergabe der Grammys als „beste Hard Rock- und Metal-Performance“ ausgezeichnet wurde. Ab diesem Zeitpunkt waren die selbsternannten Geister nicht mehr aufzuhalten und schweben seitdem, getreu ihrer Namensgebung, äußerst omnipräsent und wie ein nicht greifbares Phantom über dem ganzen Musikbusiness. Und das, obgleich über die genaueren Hintergründe, Motive und vor allem ihren überraschend kometenartigen Aufstieg in den Rock-Olymp kaum etwas bekannt ist. Dieser Umstand ist vor allem auch in dem stilistisch undurchlässigen Gesamtkonzept begründet, welches „Ghost“ ab Karrierebeginn wie eine meterhohe Mauer um sich herum hochgezogen haben, was den natürlichen Reiz des Unbekannten anteilig ausmacht. So präsentieren sich die Musiker seit jeher ausschließlich anonym und maskiert, lediglich die Privatperson des Sängers wurde durch einen öffentlich ausgetragenen Rechtsstreit mit ehemaligen Mitgliedern unfreiwillig enthüllt: Tobias Jens Forge, Ex-Frontmann von „Mary Goore“ und ehemaliger Gitarrist bei „Repugnant“, ist der kreative Kopf und Sänger, welcher unter dem Decknamen „Papa Emeritus“, lateinisch für emeritierter Papst, in je einer neuen Reinkarnation pro Album in Erscheinung tritt. Unterstützt wird er dabei durch verschiedene Musiker, die als „Nameless Ghouls“, also namenlose Ghule, bezeichnet werden und sich in ihrer Funktion durch die Symbole der Elemente Feuer, Wasser, Luft und Erde unterscheiden. Doch spiegelt sich das satanisch inspirierte Konstrukt nicht nur in den kryptischen Pseudonymen, dem distanzierten Auftreten und spektakulären Live-Shows, die mit ihren okkulten Ritualen fast schon schwarzen Messen gleichen, wieder, sondern erstreckt sich vom kreativen Merchandising-Angebot, über die Kommunikationsart mit der stetig wachsenden Fan-Base via Social Media bis hin zu den Artworks all ihrer Veröffentlichungen. So spielt man beispielsweise gerne mit den optischen Reizen und Vibes ikonischer Filmvorlagen, wie etwa dem Stephen King-Klassiker „Brennen Muss Salem“, Miloš Formans „Amadeus“ oder auch „Metropolis“ von Fritz Lang. Der hypnotisierende Sound ist eine fein abgestimmte Mixtur aus dem Psychedelic Rock der 60er, Dark und Doom Metal der 70er und Glam Rock der 80er. Ebenso sind Parallelen auf „King Diamond“ und „KISS“, wie gleichermaßen „Blue Öyster Cult“ oder die eigenen Landsleute von „ABBA“ klar erkennbar. Zudem bejahte man die enge Verbundenheit und Inspiration durch Roky Erickson und „The Doors“. Das alles liest sich jetzt sonderbar unpassend? Funktioniert aber trotzdem oder vielleicht gerade deshalb so unglaublich gut! „Ghost“ bringen dem Publikum ihre Musik also in durchaus anderer Form nahe, als es die Optik vermuten lassen würde. Es ist gerade dieser nicht vorhersehbare Konsens, der differenzierter zu dem ausfällt, was in diesem Genre sonst immer wieder exerziert wird und der somit viel eher als schlüssiges, modernes Gesamtkunstwerk der jungen Popkultur angesehen werden kann. Nach weltweiten, schier unglaublichen Erfolgen in den Medien und Charts, wendet man sich mit dem am 01.06.2018 erscheinenden „Prequelle“ unter Cardinal Copia nunmehr der Apokalypse zu und erschafft eine düstere Vision für Vergangenheit und Zukunft. Eine musikalische Reise in die Endzeit beginnt...

Der finstere Einstieg in jene gelingt durch das instrumentale „Ashes“, welches sogleich eine packend unheilvolle Atmosphäre aus dem Nichts heraus erschafft. Die dystopische Klangkulisse wird zudem verstörend mit gespenstischen Kinderstimmen weiter angereichert, welche den bekannten Reim „Ring Around The Rosie“ fortan besingen, anhand dem Rückschlüsse auf die große Pest von London im Jahr 1665 gezogen werden können, bis schließlich unversehens die rauen Saiten angeschlagen werden und sich auf beunruhigende Weise mit den süßlichen Melodiebögen einer Spieluhr vereinen. Es könnte wohl kaum ein stimmigeres Fundament geben, das den roten Faden für das eröffnende „Rats“ schließlich authentisch aufnimmt. Hier regieren ein donnerndes Schlagzeug und energiegeladene Riffs, mithilfe derer man die wuseligen Rattenschwärme quasi durch die Straßen strömen hören kann. Der klassische Hard Rock-Sound gewinnt siegessicher die Oberhand, bissiges Fauchen des prägnanten Titels und ohrwurmige Chöre mit ganz viel Pop-Appeal inklusive. Zeitweise drückend stampfende Rhythmen, die innerlich mitunter schwer an das Debüt gemahnen, erheben sich im Folgenden zum härtesten Song des gesamten Albums: „Faith“ greift zuweilen aber dennoch auf die angestammten Tugenden zurück, was nicht zuletzt in einem virtuosen Gitarren-Solo und dem hymnischen Chorus begründet liegt. „See The Light“ erweckt durch leise Piano-Tupfer vorerst den Eindruck einer sanften Klavier-Ballade, entwickelt sich aber schnell zu einer sehr galanten, von reichlich Synthies verstärkten 80‘s-Rock-Nummer. Gänzlich anders als sonst, mutet die Stimmung hier ungewohnt melancholisch, nachdenklich und fast schon trauernd an. Aus dem autobiografischen Hintergrund wird kein Hehl gemacht, denn jener lässt sich bestimmt nicht ganz unbewusst auf die Verleumdungen seiner Ex-Kollegen und Forges schwierigen Stand bei selbsternannten Musik-Kritikern münzen. Im späteren Verlauf winden sich diese Untertöne immer wieder gekonnt aus den gefühlsmäßigen Tiefen der Strophen heraus und gipfeln inhaltlich passend in einem powernden Refrain, der ermutigend beweist, dass man aus jedem noch so tiefen Tal irgendwann umso gestärkter hervorgeht. Mit „Miasma“ liegt eines der wohl dynamischsten Interludien der letzten Jahre vor, welches es sich ganz offensichtlich zur Aufgabe gemacht hat, den oftmals schlechten Ruf von verkanntem Füllmaterial reinzuwaschen. Die Rechnung geht voll auf, denn das rund fünf Minuten lange Stück ist in seinem großartigen Arrangement tatsächlich nur schwer zu übertreffen und punktet mit seiner voll ausgewogenen Balance zwischen erhabener Melodik und feinster Rock-Attitüde, die sich weiterhin bis zu einem lässigen Saxophon-Intermezzo aufbäumt und ganz nebenher auch genauso gut das Soundtrack-Theme eines Blockbusters sein könnte. Chapeau! „Dance Macabre“ markiert danach wohl den nächsten, großen Hit dieser absoluten Ausnahmeband: Hier groovt oldschoollastiger Disco-Rock schmissig mit charmanter Vintage-Note und angenehm kitschiger Teenager-Romantik, als gäbe es keinen Morgen mehr. Die positiv lebendigen Vibes laden derweil zum Paartanz bei Mitternacht und stehen gewitzt konträr zur besungenen Thematik. Eine echte Power-Ballade in ihrer reinsten, da intensivsten Form ist ohne Frage das anschließende „Pro Memoria“: Bombastisch arrangierte Streicher, ein jazziges Klavier und zurückhaltende Gitarren sorgen für einen himmlischen Hochgenuss, der seines Gleichen suchen wird, während Forges fragile Stimme die zerbrechlich klagende Schwermut transportiert und daran erinnert, das alles irgendwann endet, manches uns jedoch nie so ganz verlässt. Eine straighte Nummer, welche die ganze Seele des Projekts in sich aufnimmt und durchweg atmet, ist zweifellos „Witch Image“. Der charakteristische, perfekte Hybrid aus selbstbewusstem Hard Rock und viel ehrlichem Gefühl. Das zweite, instrumentale Zwischenstück nennt sich „Helvetesfonster“ und mutet mit seinen dezenten Folk-Elementen zunächst mittelalterlich inspiriert an, schwenkt später aber wieder zu mehr Elektronik und einem steigenden Härtegrad über, bis mit dem sphärischen Requiem, „Life Eternal“, der Reigen hymnenhaft und zugleich hoffnungsvoll geschlossen wird... Wie lautet das Resümee? Das geisterhafte Theater bittet anno 2018 zur nächsten und nunmehr vierten Vorstellung: Nach wie vor perfekt inszeniert, konzeptionell stilsicher gestylt und zuweilen enorm eingängig, dafür aber nie zu glatt oder losgelöst von den Wurzeln. Nein, hier werden alte Pfade nur verlassen, um Neue gereifter als jemals zuvor begehen zu können. Dafür weicht man dann zudem gern mal vom strengen Konstrukt ab, menschelt leicht und bietet authentischen Worten ausreichend viel Platz für ungekünsteltes Gefühl. Ein breites Spektrum, das wahrscheinlich kaum mehr Wünsche bei den Fans offen lassen dürfte. Ein kleiner Kritikpunkt könnte allerhöchstens die sehr kurze Spielzeit sein, welche sogar die Grenze einer Stunde unterbietet. Atmosphärisch eingerahmt werden die gerade einmal sieben Tracks von einem Intro und zwei reinen Instrumentalstücken, bieten aber eine enorm hohe Qualität, was „Prequelle“ somit nachhaltig als ein durch und durch brillantes Meisterwerk auszeichnet. Ein gewisses Maß an kommerziell orientierter Berechnung ist dem Ganzen zwar nicht unbedingt abzusprechen, da das Augenmerk wieder ein ganzes Stück weiter auf hohe Melodiösität, denn okkulte oder rein horroreske Heavy-Nackenbrecher gelegt wird, was dem unglaublichen Talent Forges für fantastisches Songwriting allerdings überhaupt keinen Abbruch tut. So bleibt unterm Strich nur zu vermuten, dass „Ghost“ hiermit nun der endgültige Aufstieg in die höchste Liga internationaler Rockmusik gelingen dürfte und man diese Band weiterhin nur verteufeln oder heilig sprechen kann.

Informationen:

http://ghost-official.com

https://www.facebook.com/thebandghost/

 

Powerwolf - The Sacrament Of Sin (2018)

Genre: Metal / Alternative

Release: 20.07.2018

Label: Napalm Records

Spielzeit: 42 Minuten

Fazit:

Könnt ihr die Wölfe schon heulen hören? Bald ist es wieder soweit... Aber zunächst wie immer eine kleine Geschichte: Während ihrer regen Planungen zu einem neuen Projekt, trafen die Brüder Charles und Matthew Greywolf einst in einer rumänischen Bar auf einen Mann, der ihnen seinen Gesang dafür anbot: Attila Dorn. Es sollte sein erster Kontakt mit der härteren Spielart sein, denn seine Ausbildung war rein klassischer Natur, doch das Vorhaben sollte aufgehen und so legte man sich noch einige Pseudonyme zurecht und baute ein Konzept um die Musik herum auf. Der Grundstein für eine der erfolgreichsten, nationalen Metal-Bands war just in diesem Moment gelegt worden... Im Jahr 2003 offiziell in Saarbrücken gegründet, brach die Zeit von „Powerwolf“ an, die rund zwei Jahre später mit dem verheißungsvollen Debüt „Return In Bloodred“ endgültig besiegelt wurde, welches in enger Zusammenarbeit mit Produzent Fredrik Nordström entstand, der in der Vergangenheit unter anderem schon für wahre Ikonen wie „In Flames“ oder „Hammerfall“ verantwortlich zeichnete. Gefolgt von einer ausgiebigen Tournee durch ganz Europa, mit den Acts „Gamma Ray“ und „Nocturnal Rites“, später dann sogar auch „Candlemass“ und „Grave Digger“, setzte sich der bemerkenswerte Siegeszug später bis hin zu den Bühnen großer Festivals wie dem Bang Your Head, Summer Breeze oder Wacken Open Air fort. Nach dem Viertling „Blood Of The Saints“, wechselte man schließlich zum bekannten Szene-Schwergewicht Napalm Records und nahm karrieretechnisch somit weiterhin einiges an Fahrt auf. Im Folgenden entstand in den berühmten Kohlkeller Studios also das erste Werk unter neuer Flagge, „Preachers Of The Night“, mit dem man sich bis an die Spitze der massenwirksamen Media Control Charts vorkämpfen konnte: Platz Eins, der bisher größten Erfolg in der gesamten Geschichte der Band! Der Nachfolger „Blessed & Possessed“ konnte sich anschließend immerhin unter den Top Drei behaupten, während „The Metal Mass Live“ die fünf Musiker 2016 in bewegten Bildern auf ihrem bisherigen Höhepunkt zeigte. Jene audiovisuelle Sammlung von Mitschnitten verschiedener Shows, sowie die umfassende Dokumentation schafften es gar zur Premiere in die Kinos. Nach insgesamt fünf Singles, zwei EPs und sechs Studioalben ist die Band aus Schlagzeuger Roel van Helden, Keyboarder Falk Maria Schlegel, Bassist Charles Greywolf, Gitarrist Matthew Greywolf und Frontmann Attila Dorn endlich zurück, um ein neues Kapitel aufzuschlagen: „The Sacrament Of Sin“ setzt die Tradition der unvergleichlichen Melange aus dem in Englisch, Deutsch und Latein thematisierten Spektrum von Sagen, Mythologien oder Religionen sicher fort und macht klar, dass hier zwölf Metal-Psalme für die Ewigkeit entstanden sind. Am 20.07.2018 erscheint das siebte Manifest, welches dieses Mal in den legendären Fascination Street Studios in Örebro und unter den wachsamen Ohren des Star-Produzenten Jens Bogren (u.a. „Amon Amarth“, „Opeth“ und „Arch Enemy“) heranreifte. Lasst die Wölfe los...

Zum Auftakt bescheren die Saarbrückener das brachiale „Fire & Forgive“, welches seine enge Blutsverwandtschaft mit „Amen & Attack“ nicht nur ob des verdächtig ähnelnden Titels nur schwer verleugnen kann und in eine vergleichbar infernalische Kerbe schlägt. Auf ein atmosphärisch aufgebautes Intro aus sakralen Chören folgen kurzerhand peitschende Riffs, die sich mit infektiösen Melodien und heftigem Shredding mischen. Vereinzelte Passagen werden zudem in Latein vorgetragen, während straighte Soli zum Headbangen einladen. „Demons Are A Girl’s Best Friend“ münzt das bekannte Motto aus dem Broadway-Musical „Blondinen Bevorzugt“ von 1949 geschickt um und trägt seinen Status als erste Single-Auskopplung zurecht inne. Dieser Song punktet mit einem enorm starken Mitsing- und Ohrwurm-Potential, was mit Sicherheit insbesondere den „Oh-oh“-Abschnitten zugetragen werden kann, ist aber auch ansonsten an Eingängigkeit kaum zu überbieten: Gespenstische Synthesizer und ein kräftiges Gitarrenspiel kreieren einen gefälligen Up-Tempo voller Kurzweil, der sowohl für Einsteiger als auch langjährige Fans ideal geeignet ist. Diamanten waren gestern! Ebenso sehr nach vorn geht es danach bei „Killers With The Cross“, das zunächst mit seinem hymnischen Bombast im mittleren Tempo voran stampft und mit stimmigen Soli nach dem Refrain auftrumpft. „Incense And Iron“ versucht sich gar an völlig neuen Komponenten und lässt folkige Versatzstücke in den gewohnten Sound von „Powerwolf“ einfließen, was diese Nummer in der Tat auch auf längere Sicht interessant und abwechslungsreich macht, die mit all ihrer durchschlagenden Kraft darüber hinaus noch ein heißer Kandidat für die folgenden Live-Shows ist. „Where The Wild Wolves Have Gone“ markiert mit ihrer sanft getragenen Melodiösität und Erhabenen Chorälen die erste Ballade der gesamten Bandgeschichte, welche gerade deshalb so sehr einzunehmen und vor allem berühren zu weiß, weil sie sich so angenehm abhebt, einfach anders und doch nicht weniger stimmig ist. Das „Stossgebet“ fällt hingegen völlig konträr zu seinem Vorgänger aus und drückt dafür wieder mächtig auf das Gaspedal. Hier geht es bretthart zur Sache und das überraschenderweise fast ausschließlich in deutscher Sprache, wie schon der Titel vermuten lässt. Ein Schelm, wer bei diesem doppeldeutig denkt? Keineswegs, denn hier sind ein stets Augenzwinkern, viel schwarzer Humor und einige plump-charmante Gleichnisse im schwermetallischen Gewand an der Tagesordnung! Einer der wohl druckvollsten Tracks innerhalb der Diskographie ist zweifelsohne „Nightside Of Siberia“. Hier entsteht vor allem in Bezug auf den Gesang, der passgenau auf die Melodie mal hoch und ätherisch, dann wieder tief und bedrohlich über den Hörer hereinbricht, ein wahres Wechselbad der Gefühle. Beim Titeltrack „The Sacrament Of Sin“, dem kürzesten Songs des aktuellen Albums, steht die Orgel wieder klar dominierend im Vordergrund, der von dezent verspielten Einlagen zwischen Strophe und Refrain immerzu aufgelockert wird. „Venom Of Venus“ ist merklich klassischer alangelegt und bietet gewohnte Stilistiken im Arrangement. Zu Anfang regieren noch lateinische Zeilen, bis man sich schließlich in neue Höhen der Geschwindigkeit steigert, die Riffs nur noch so brettern und zu einem echten Kracher mutieren! „Nighttime Rebel“ findet seinen jähen Einstieg wieder mit dröhnender Elektronik und streng zwingender Percussion durch bedrohlich donnernde Trommeln, welche hier den marschierenden Takt vorgeben und schließlich sowohl in einem mächtigen Chorus als auch scharf schreddernden Saiten münden, die dazwischen dennoch ausreichend Raum für ausdauernde Soli lassen. Mit „Fist By Fist (Sacralize Or Strike)“ schließt sich der rituelle Kreis der Wölfe und zieht zum großen Finale nochmals alle nur möglichen Register. Die mitreißende Melodie lädt sogleich zum rhythmischen Kopfnicken ein, der gnadenlos powernde Refrain zum Singen, jedoch ohne dabei allzu kurzweilig zu sein oder markante Spotlights einzelner Instrumente auszusparen. Geradeaus ins Ziel! Also: Alles beim Alten? Zwar muss man tatsächlich ehrlich zugeben, dass „Powerwolf“ auch anno 2018 auf ihr bewährtes Erfolgsrezept setzen, gleichzeitig aber auch teilweise genügend Neues wagen und frische Versatzstücke in ihren Sound einfließen lassen, wodurch dieser nie zu berechenbar, kompakt oder gar langweilig wirkt. Somit wagt sich der Fünfer ein gutes Stück mutiger als bisher aus der eigenen Formel heraus, was vermutlich nicht die schlechteste Entscheidung war. Doch keine Sorge: Trotz dessen bleibt die typisch verwurzelte Hymnenhaftigkeit auf dramaturgisch feinsinnig inszenierter Pathos-Basis bestehen. Das Ergebnis ist das bislang wohl facettenreichste Studioalbum, welches so einige Überraschungen bereithält, gleichzeitig aber zu jeder Sekunde den unverkennbaren und zurecht beliebten Stil beibehält, der von kompositorischer Grazie und ungezähmter Wildheit gleichermaßen zeugt. Noch immer die unangefochtenen Hohepriester des Power-Metal!

Informationen:

http://www.powerwolf.net

https://www.facebook.com/powerwolfmetal/

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