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BEITRÄGE:

  • AutorenbildChristoph Lorenz

Storm Seeker - Lord Of The Lost - Held der Arbeit (2020)


Storm Seeker - Beneath In The Cold (2020)

Genre: Metal / Folk

Release: 26.06.2020

Label: NoCut (SPV)

Spielzeit: ca. 42 Minuten

Fazit:

Nahe der beinahe vergessenen Hafenbecken der ehemaligen Hansestadt Neuss gelang es den Brüdern Timothy und Olaf im Jahr 2013 eine Crew anzuheuern, die später „Storm Seeker“ werden sollte. Nach drei Jahren des Treibens auf seichten Gewässern, des Zusammenfindens und Auseinanderdriftens schlug die 2016 veröffentliche EP „Pirate Scum“ ein wie eine Kanonenkugel. Inzwischen waren neben dem Frontsänger Timothy und dem ehemaligen Schlagzeuger Olaf auch Sandy am Cello, Patrick an der Gitarre, Tim (alias „Ughar der Schreckliche“) am Keyboard und Patty an der Drehleier zu eingesessenem Piratenfleisch verkommen. Gemeinsam wurde auch die ersten zwei Musikvideos „The Longing“ und „Destined Course“ veröffentlicht, die kurz nach Release bereits enorme Aufmerksamkeit erhielten. Und so ging es auf die erste große Reise über die weiten Meere der Live-Auftritte. Und dabei blieben „Storm Seeker“ mit über 50 Gigs nicht nur in inländischen Gewässern! Neben den sagenumwobenen Auftritten auf dem Dong Open Air und den Metal Days in Slowenien konnten sie mit Auftritten in der Schweiz und in Italien erste Erfahrungen in fremdzungigen Gefilden sammeln. Den Sturm, den die sechsköpfige Crew namentlich sucht, fanden sie dann 2018. Sowohl Patrick als auch Patty verließen die Band, doch wie so oft öffnete sich damit eine neue Tür für die kreativen Ideen von Fabi, die fortan Drehleier und Flöte übernahm und Ju, der als neuer Drummer einstieg. Olaf wechselte hingegen an die Gitarre, um Timothy und die weiblichen Sängerinnen insbesondere bei Live-Auftritten mit seinen rauen Backing Vocals zu unterstützen. Schiffbrüchig wurden „Storm Seeker“ jedoch trotz allen widrigen Umständen nicht: In neuer Besetzung bestritten sie zunächst gemeinsam mit „Vogelfrey“ und „Haggefugg“ die „Tanz und Triebe“-Tour durch ganz Deutschland und veröffentlichten anschließend im Mai 2019 endlich das Debüt-Album „Beneath In The Cold“, zu dem sie davor bereits zwei Musik-Videos zu den Singleauskopplungen „Drag O Below“ und „Pirate Squad“ veröffentlichten. Mit den neuen Songs bewaffnet sind sie nun entschlossener denn je in altbekannter Klangfülle und neu entdeckter Wildheit die Festival-Bühnen der sieben Weltmeere zu erobern. Mit rauen Seemannsliedern, Trinkliedern zum Feiern und düsteren Geschichten über das Leben auf hoher See haben sie einen vielseitigen Start hingelegt. Vom Melodien liebenden Folk-Fan bis zum Liebhaber von härteren Metal-Songs wird hier jeder glücklich. Ab dem 26.06.2020 über NoCut (SPV) als Download und natürlich auch auf CD erhältlich!

Nach „Nemo“, einem mit etwas über einer Minute Spielzeit recht kurzen, aber doch sehr stimmungsvollen Intro, welches den Hörer mit seiner atmosphärisch dichten Kulisse aus themenbezogenen Geräuschen sofort in die passende Stimmung versetzt, legt die „Storm Seeker“-Crew zum mitreißenden Opener „Drag O Below“ auch schon ab, um aus dem Hafenbecken auszulaufen... Hinaus in die Weite der sieben Weltmeere! Ein schmissig solider Rock-Song mit mehrstimmigen Gesangsparts und einem triftigen Folk-Anteil, dessen ausgelassene Melodie das rege Treiben an Deck gut simuliert. Das Tempo ist hier von vornherein ordentlich angesetzt und die Zeichen stehen ganz klar auf Party, was sich auch beim folgenden „Pirate Squad“ fortsetzt, wenngleich auch etwas sperriger und damit weniger überzeugend. Die wirklich launige Nummer weist trotz ihrer knackigen Spielzeit eine teils merkwürdige Länge auf, was mitunter in der mangelnden Abwechslung musikalischer Natur begründet ist. Der „Deep Sea Waltz“ und „Barrel Of Grog“ könnten stellenweise genauso gut auch die heavy Versionen aus dem Soundtrack eines „Fluch der Karibik“-Films sein, wenn die Strophen in bester Storyteller-Manier zum schwelgerischen Akkordeon vorgetragen werden und man ordentlich Seemannsgarn spinnt, bis später die donnernden Drums und sägenden Gitarren die See dann weiter aufpeitschen oder danach zur hymnischen Power-Ballade „Drink Till Dawn“ traditionell geschunkelt werden darf. Besonders hervorzuheben sind dabei die ausgedehnten Solo-Passagen, welche den einzelnen Instrumenten wie der Drehleier oder dem Cello ausreichend Raum zur freien Entfaltung geben und die folkige Handschrift perfekt herausstellen. Das finstere „Darkest Of Caves“ sticht dadurch umso auffälliger aus der zumeist fröhlichen, wilden Piraten-Party heraus und bietet mit seinen konträreren Stimmfarben und der musikalischen Schwere stattdessen eine weitaus dunklere, bedrohliche Stimmung auf, was dem roten Faden aber keinerlei Abbruch tut, sondern die Abwechslung nur umso mehr begünstigt. Dem schließt sich auch das enorm getragene „Prophecy“ an und verströmt fortan sogar melancholisch düstere Gothic-Vibes, wohingegen das rund siebenminütige Epos „Plunderer And A Thief“ stellenweise schnell in den Power-Metal mit progressiven Elementen driftet. Was bei echten Freibeutern selbstverständlich auf gar keinen Fall unter Deck fehlen darf, ist eine ordentliche Buddel voll „Rum“! Passend zur heiteren Thematik gestaltet sich das Arrangement als äußerst ungestüm bis exzessiv chaotisch, was nach einiger Zeit schon recht nahe an der Belastungsgrenze des Erträglichen kratzen kann, glücklicherweise aber immer wieder kurz gestoppt wird, um den Hörern wenigstens eine kleine Pause zu vergönnen. Für den ein oder anderen Pit bei den kommenden Live-Shows dürfte hiermit jedoch voll gesorgt sein! Als kleinen Bonus für die Neuauflage ihres Erstlings haben „Storm Seeker“ das durch die Quarantäne-Session bekannt gewordene „Row Row Row“ zusätzlich in die Tracklist aufgenommen, das unlängst auch als separate Single veröffentlicht wurde. Vollkommen zurecht, denn der Song entpuppt sich als echter Hit mit einem großen Ohrwurm-Charakter und zukünftigen Klassiker-Qualitäten, welcher das reguläre Album nochmals gehörig aufwertet! Ob ein Re-Release des noch jungen Debüts nach gerade einmal einer einzigen EP und nur einem Jahr der eigentlichen Veröffentlichung wirklich notwendig war, lässt sich nur schwer sagen... Vermutlich ging es nach dem Label-Wechsel zu NoCut dabei wohl eher um die Rechte zur weiteren Distribution für die Zukunft. Bis auf erwähnten Bonus-Song hat sich rein produktionstechnisch und qualitativ jedenfalls nichts am bisherigen Material getan, was deutlich hörbar wäre und auch die gelegentlich stark schwankende Güte der insgesamt elf Nummern bleibt leider ein deutlicher Schwachpunkt, den es unter Zuhilfenahme der professionellen Möglichkeiten künftig auszumerzen gilt. Das erzielte Vorhaben, die Aufmerksamkeit einer breiteren Masse auf die eigene Musik zu lenken, dürfte mit dem neuen Partner an der Seite jedenfalls vollauf glücken und eine erfolgreiche Zukunft unter gefestigten Voraussetzungen versprechen - Alles Gute dafür!

Informationen:

https://www.storm-seeker.com https://www.facebook.com/Stormseekerband

 

Lord Of The Lost - Swan Songs III (2020)

Genre: Metal / Alternative

Release: 07.08.2020

Label: Napalm Records (Universal Music)

Spielzeit: ca. 103 Minuten

Fazit:

Die Dark Metal-Sensation „Lord Of The Lost“ kehrt mit dem neuesten Epos aus ihrer facettenreichen „Swan Songs“-Reihe mit klassischem Ensemble zurück. Die Standardversion des Albums besteht aus neuen Songs, die alle mit dem „The Lord Of The Lost“-Ensemble aufgenommen wurden, sowie neuen Versionen einer handverlesenen Auswahl von „Lord Of The Lost“-Klassikern, inklusive dem 18-minütigen Standout-Song “Letters To Home”. Für alle Liebhaber des dunklen Metals wird es „Swan Songs III“ als hochwertige Deluxe-Box geben, welche die instrumentalen „Swan Symphonies III“-Versionen aller Lieder und Demoversionen von acht der neuen Stücke enthält. Als besonderer Bonus ist die CD mit dem kompletten Live-Set der 10 Jahre „Lord Of The Lost“-Jubiläumsshow 2019 aus ihrer Heimatstadt Hamburg auf der Deluxe-Version enthalten. All das gibt es auf insgesamt sieben CDs! Emotionale Erzählungen verschmelzen mit wunderschönen Harmonien und Chris Harms' Gänsehaut erzeugender, unverwechselbaren Stimme machen „Swan Songs III“ absolut außergewöhnlich. Die ersten Töne von „A Splintered Mind“ werden mit einer herausragenden Melodie und einem herzzerreißenden Text tief im Inneren des Hörers ansetzen. „A One Ton Heart“ präsentiert sich als kraftvolle Ballade, die den Zuhörer in himmlische Klavierparts eintauchen lässt. Unterstrichen von zarten Gitarrenmelodien und sanften Schlagzeugrhythmen, nimmt der Track den Hörer mit auf eine musikalische Reise. „Dying on the Moon“, mit der großartigen US-amerikanischen Singer/Songwriterin Joy Frost, ist eine Ode an das Vertrauen in die eigenen Entscheidungen und den Glauben an sich selbst. Chris' rauer Gesang harmoniert perfekt mit Joy's außerweltlicher Stimme, während ein Mix aus Gitarren- und Klavierparts dieser Single dem Hörer einen Schauer über den Rücken laufen lässt. Ein besonderes Highlight ist die einzigartige Kooperation von „Lord Of The Lost“ mit dem Hamburger Ü70-Chor „Heaven Can Wait“ bei „We Where Young“, das in zwei Versionen auf dem Album enthalten ist und auf eindrückliche Weise untersteicht, dass Musik alle Generationen verbinden kann. Das ZDF hat die Zusammenarbeit im Rahmen einer viel beachteten Dokumentation begleitet. „Swan Songs III“ wird in einer großen Auswahl an physischen Editionen, darunter das Hochglanz-Earbook, sowie die 2-LP-Gatefold-Vinyl, erhältlich sein. Es ist ein Geschenk an alle Musikfans, sowie das nächste Highlight in der musikalischen Karriere von „Lord Of The Lost“. Das langersehnte „Swan Songs III“ wird am 07.08.2020 sowohl als digitaler Download als auch in den weiter oben erwähnten Ausgaben via Napalm Records veröffentlicht.

Was für eine unglaubliche Erfolgsgeschichte! Anfang 2007 noch als reines Solo-Projekt von Mastermind und Sänger Chris Harms in Hamburg gegründet, sollte das, zwei Jahre später zur vollwertigen Band gewachsene, Projekt mit seinem Dark Rock nur wenig später komplett durch Decke der Szene gehen. Mit dem viel beachteten "Die Tomorrow", gelang den Überfliegern der Sprung in die Charts und von da an waren die Mannen nicht mehr aufzuhalten oder gar wegzudenken. Zunächst als stets gefeierter Support von Bands "Eisbrecher" oder "Letzte Instanz" auf den Bühnen, führten zahlreiche Auftritte auf namhaften Festivals wie dem Blackfield oder auch Amphi die geerdeten Hanseaten danach quer durch die Republik. Der Anfang einer Reise, die bis heute kein Ende nehmen sollte. Mit dem brachialen Werk "From The Flame Into The Fire" loteten Harms und Co. sodann die Grenzen zwischen lauten Gitarren, knallenden Drums, Screams und Shouts aus, bevor man pünktlich zum Debüt-Gig auf dem Wacken Open Air mit der EP "Full Metal Whore" das experimentelle Konstrukt aus Härte und Melodiösität weiterhin aufbrach und gekonnt auf die Spitze trieb. Doch zeitgleich geschah im Frühjahr 2015 gleich noch etwas in den Chameleon Studios: Entgegen ihrer bisherigen Marschrichtung wagten sich "Lord Of The Lost" an etwas komplett anderes. Mit "Swan Songs" interpretierte man, neben einer Handvoll eigens für dieses Album komponierter Titel, unter anderem auch großteilig bekannte Songs aus dem eigenen Repertoire gänzlich neu. Inspiriert durch das exklusive Event "Gothic meets Klassik" in Leipzig und die maßgebenden Ursprünge der Musik, kleidete man hier erstmalig in der Bandgeschichte ausgewählte Titel in klassische Arrangements und verlieh diesen dadurch eine gänzlich andere Wirkung, dem geneigten Hörer hingegen eröffnete man gar neue Perspektiven auf bereits bekanntes Material. Begleitet wurde diese Veröffentlichung von einer anschließenden Tournee unter dem mystischen Banner "A Night To Remember", welche das Quartett durch ausgewählte Locations wie Theater und Kirchen führte. Anders als sonst oftmals üblich, lag der Fokus hier allerdings nicht auf einer reinen Unplugged-Interpretation des bisherigen Schaffens, sondern wartete gleich mit einem eigens im Leben gerufenen Ensemble in bester Kammerorchester-Manier auf, wodurch eine komplett andere Ebene emotionaler Tiefe erreicht werden konnte. Die Shows, deren Finale mit einer Aufzeichnung in der Heimatstadt Hamburg gipfelte, verzückten und ergriffen die Fans in den ausgesuchten Venues deutschlandweit und darüber hinaus sogar auf den großen Festivals wie dem Castle Rock oder Mera Luna. Ein voller Erfolg also. Nach einem Wechsel des Labels von Out Of Line zu Napalm Records, erschien am 06.10.2017 der zweite Teil, passend reduziert und doch nicht minder verheißungsvoll "Swan Songs II" betitelt, mit welchem es die Hamburger vermochten, ihren Erfolg nicht nur fortzusetzen, sondern ihn sogar ein weiteres Mal zu steigern und letzten Endes auf dem in der Christuskirche Bochum aufgenommenen Live-Doppel-Album „Confession“ abermals zu verewigen. Auf das in 2018 veröffentlichte Metal-Epos „Thornstar“, welches mit Platz Nummer 6 in den Media Control Charts den bisher höchsten Einstieg feierte, folgt jetzt zwei Jahre später der nunmehr dritte Teil der „Swan Songs“-Reihe... Mit einem monumental angelegten Doppel aus den ersten beiden vorausgegangenen Single-Veröffentlichungen „A Splintered Mind“ und „A One Ton Heart“ wird ein bombastischer Einstieg nach Maß ausgestaltet, welcher die wieder einmal unglaublich detaillierte, harmonisch arrangierte Fusion aus zerbrechlicher Schönheit, elegantem Anmut und epochaler Erhabenheit der folgenden Spielzeit mehr als nur würdig zu untermauern weiß. Es sind hier insbesondere die gewohnt eingängigen Melodien in direkter Kombination mit der tiefen, signifikanten Stimme von Mastermind und Sänger Chris „The Lord“ Harms, die sich perfekt und ausdrucksstark in jedes Arrangement einschmeichelt und damit jeden noch so kleinen Winkel der Strophen durchdringt, wenn sich die akustische Gitarre an hauchfeine Klavier-Salven schmiegt und schnell zum Träumen einlädt. Es sind kurze Momente wie diese, wenn die sonst so sehr überbordende Opulenz einmal abgelöst wird und den Kompositionen ihren wohlverdienten Raum zum wachsen gibt. So auch beim dritten Stück „Dying On The Moon“ im Duett mit der US-Amerikanerin Joy Frost: Die gegensätzlich intonierten Parts von Harms und Frost gestalten sich gerade wegen ihrem kontrastreichen Zusammenspiel als so dermaßen wirkungsvoll und verleihen dem Arrangement neben einer gewissen Aufrechterhaltung der stets angenehmen knisternden Spannung dadurch einen sich harmonisch befeuernden, gar gefühligen Hauch von authentischer Romantik. „Zunya“ fährt hingegen leicht folkloristische Anleihen auf und gibt sich zwischenzeitlich sowohl beschwingt als auch wohl reguliert aufpeitschend, um den melancholischen Grundtenor der Vorgänger somit etwas abzustreifen. Das tragisch-schöne „Unfeel“ offenbart danach dezent barocke Züge auf romantisch schwebender Grundierung. Die wundervolle Bildsprache der fantasievollen, einfühlsamen Lyrics verfeinert diese sanfte Ballade über Liebe und Leid nur noch zusätzlich, während beim treibenden „Deathless“ dominante Streicher und das durch die Snare präsente Schlagzeug im Vordergrund stehen. „Agape“ besticht wiederum mit einer dicht gewobenen Dramaturgie, jedoch ohne dabei allzu theatralisch oder gar aufgesetzt zu sein, wenngleich man hier mit einem Solo-Wettstreit zwischen mächtig sakraler Orgel und Celli definitiv sehr nahe an der Grenze zum samtig schwarzen Kitsch kratzt, was hier jedoch keineswegs als negativ zu verstehen ist. Das von einer extrem fordernden Streicher-Sektion getragene „Hurt Again“ handelt vom Zulassen von Gefühlen, von einem wahren Drahtseilakt zwischen tiefem Schmerz und ersehnter Leichtigkeit. Nur wer sich ausnahmslos für jede Emotionen öffnet und jenes große Risiko eingeht, kann am Ende auch wieder zu sich selbst und die Chance auf das große Glück finden. „Amber“ beruft sich anfangs alleinig auf eine reduzierte Basis aus Piano und Akustikgitarre, die in der zweiten Hälfte dann schließlich in einer pompös aufgeladenen Steigerung zum orchestralen Gipfeltreffen des gesamten Ensembles mündet - Gänsehaut! Es folgt eines der absoluten Highlights des Albums, welches vor Release in einer eigenen Dokumentation vom ZDF begleitet wurde und auch danach völlig zurecht mit positiver Resonanz durch diverse Medien ging: „We Were Young“ ist die Kooperation von „Lord Of The Lost“ mit dem Senioren-Chor „Heaven Can Wait“ und zugleich auch die packendste und berührendste Hymne auf „Swan Songs III“. Hier treffen zwei gänzlich verschiedene Welten aufeinander und doch könnten sie wohl nicht besser zusammen harmonieren! Im Rahmen dieser ungleichen Begegnung zeigt sich, dass eine weite Spanne zwischen Generation, Herkunft oder Interessen noch lange keine Barriere für wechselseitige Offenheit und Toleranz sein muss, um voneinander lernen und vor allem zusammen musizieren zu können. Eine Ode an die jugendliche Unbeschwertheit und die gegenwärtige Vergänglichkeit gleichwohl. Zum Abschluss der regulären Tracklist gibt es mit „4'33'“ praktisch die einzige Cover-Version auf dem Album, sofern man das Stück überhaupt so nennen kann, zeichnet sich das 1952 von John Cage nämlich dadurch aus, das exakt vier Minuten und dreiunddreißig Sekunden komplette Stille herrscht, ohne dass auch nur ein einziger Ton gespielt wird. Als Bonus gibt es danach noch „Dying On The Moon“ ohne die gesangliche Begleitung durch Joy Frost und „We Were Young“ als Edit aus der TV-Sendung. Auf der zweiten CD befindet sich, wie auch schon bei den beiden Vorgängern, eine kleine Auswahl beliebter Hits, die nun im entsprechenden Unplugged-Gewand dargeboten werden. So vertreten „Loreley“, „Morgana“, „Black Halo“ und „Cut Me Out“ das letzte Konzeptalbum „Thornstar“, da sphärische „In Silence“ hingegen den futuristisch geprägten Vorgänger „Empyrean“. Mit „Seven Days Of Anavrin“ gibt es noch einen alten Klassiker vom Zweitling „Antagony“, während „My Heart Is Black“ und das rund achtzehnminütige „Letters To Home“ den erfolgreichen Durchbruch mit „Die Tomorrow“ und dessen Bonus-EP kennzeichnen. Alle Songs wurden für ihr opulentes Klassik-Gewand vollständig neu arrangiert und bieten demnach eine gänzlich andere Perspektive auf die schwarz-metallischen Schwergewichte der bisherigen Diskographie. Besonders schön ist, dass, obwohl ihr ohnehin schon bombastischer Charakter hier sorgsam gewahrt wird, den Stücken dabei noch viele weitere Facetten abgerungen werden können, welche der hohen Melodiösität nochmals eine vielschichtig präsentere Ebene geben. So setzt also auch „Swan Songs III“ auf die perfekt funktionierende Dualität zwischen neuen und bereits bekannten Stücken im klassischen Gewand, die abermals allesamt mit viel musikalischem Verständnis und Liebe zum Detail ausgearbeitet worden sind. Dass „Lord Of The Lost“ neben all den harten Tönen auch die leisen Klänge beherrschen und ein unglaublich feinsinniges Gespür für große Melodien haben, beweisen die Hamburger Dark-Rocker schon seit ihren Anfängen. Keine Überraschung also, dass auch der nunmehr dritte Ausflug in unverstärkte Gefilde eine gelungene Demonstration des eigenen Könnens und zudem ein absoluter Volltreffer ist! Wer ein klein wenig (gesunden) Pathos vertragen und sich neben knallenden Drums und harten Gitarren auch mal für Unplugged-Sessions, getragene Klassik und bombastische Orchester-Arrangements erwärmen kann, ist hier genau richtig!

Informationen:

http://lordofthelost.de https://www.facebook.com/lordofthelost/

 

Held Der Arbeit - Weiland (2020)

Genre: Rock / Folk / Alternative

Release: 04.09.2020

Label: Fully Packed Records (Alive)

Spielzeit: ca. 51 Minuten

Fazit:

„Held Der Arbeit“ spricht von wahren Helden: Von Arbeitern, Heizern, Bergleuten, Bauern und Schmelzern, Müttern und Vätern, Pionieren und Erfindern. Von Öl, Lärm, Dampf und schmutzigen Händen. Von Menschen, die mit Schweiß, Geduld und Mühe Räder zum Rollen bringen. Von denen, die man nicht sieht, die keine Orden tragen und bis heute die große Maschine der Menschheit in Bewegung halten. Dabei richten die erzählten Geschichten den Blick vor allem nach hinten, in eine Zeit von mehr Transparenz, in der Dinge einfacher schienen. Musikalisch haben die Arbeiter aus Bochum ein Amalgam aus wuchtigem Gitarrensound mit Instrumenten wie Piano, Synthesizern und Violine verschmolzen. Das Mechanisch-Elektronische im Einklang mit Akustik-Instrumenten. Eine kompakt geschmiedete Legierung aus Folk, Metal, Pop, Elektro und Steampunk. Nach den stilprägenden Longplayern „Lohn Und Brot“ und „In Anno Futuro“ gibt es für die Schwerarbeiter aus Bochum kein Verschnaufen mehr: Mit dem neuen Album „Weiland“ machen „Held Der Arbeit“ nun klar, wie weit gefächert sie klingen. Mit druckvollen Gitarren, dampfhämmernden Beats, gefühlvollen Geigen und folkig anmutenden Mitsing-Hymnen beschwören „Held Der Arbeit“ eine ganze Welt zwischen Steampunk und nostalgischer Ruhrpottvergangenheit herauf. „Weiland“ erscheint am 04.09.2020 als Download und CD über Fully Packed Records (Alive).

Getreu den wortgewaltigen Textzeilen des Refrains von „Jeder Tropfen Schweiß“ widmen sich „Held der Arbeit“ aus dem Ruhrgebiet auch mit ihrem neuesten Studioalbum wieder den stillen, oft zu unrecht missachteten und vergessenen Heroen der alten Zeit, die nicht selten auch in jedem Einzelnen von uns stecken. Richtete sich das rein elektronisch basierte Debüt „Lohn Und Brot“ im Oldschool-Style noch an die unterschätzte Arbeiterklasse und das tägliche Werk des kleinen Mannes, erweiterte man in 2017 dieses Konzept mit "In Anno Futuro" und zollte insbesondere der Wissenschaft und dem frühen Erfindergeist aus Literaturvorlagen oder realer Historie wohlverdienten Tribut. Simultan brach man auch die instrumentale Grundlage etwas auf und stellte der kühlen, stoischen Elektronik mit der Violine jetzt eine organische Komponente zur Seite. Das nunmehr dritte Werk namens „Weiland“ schickt sich unterdessen an, jene beiden Welten fließend miteinander zu verbinden und auch das interne Line-Up wurde mit einem Besetzungswechsel am Schlagwerk, sowie der Hinzunahme von Bass und Gitarre abermals um einige Klang-Komponenten erweitert, um den Sound noch mehr an das thematische Konzept anzupassen. Dass man sich längst aus der frühen Findungsphase hin zu einem einzigartigen Hybriden entwickeln und das beste aus den Genres zusammenführen will, zeigte sich schon vor wenigen Jahren und wird jetzt abermals konkretisiert. Die Devise lautet klar: Vom Synthie-Pop zum Steampunk-Rock! Das zeigt bereits das eröffnende „Anderswelt“ durch seine beschwingte Folk-Weise in fröhlich ausgelassener Tavernen Atmosphäre mit irischem Touch von Beginn an. Das klar definierte Drumming und die metallisch schneidende Gitarre sorgen danach für den kickenden Energieschub, in den Strophen schimmert vorsichtig die analog fiepende Electro-Komponente dieses packenden Up-Tempo durch - Was für ein Ritt! Im gleichen Fahrwasser bewegt sich auch das vorab veröffentlichte „Männer Des Eisens“, wenngleich nochmals um einiges hymnischer und mit geistigen Querverweisen auf den Erstling. Eine epische Ode an die Ursprünge des Ruhrgebiets aus Ruß, Kohle und Stahl, die im Einklang ganze Generationen übergreifend prägten. Der Traum vom industriellen Aufschwung und eine große, authentische Verbeugung ehrlicher Arbeit. „Herr Victor“ stellt die filigrane Melodiösität der Violine wieder mehr in den Vordergrund, ihr zur Seite stehen das brodelnde Schlagzeug und ein heftig walzendes Saitenspiel. Inhaltlich hätte der Song auch sehr gut auf den Vorgänger gepasst, denn wieder einmal geht es hier um literarisch inspirierte Wissenschaft, Wahnsinn und Genie, wenn Doktor Frankenstein höchstselbst von der Motivation hinter seinen mysteriösen Experimenten berichtet... Der helle, unverkennbare Klang einer alten Schiffsglocke bereitet sogleich die passende Atmosphäre für den „Klabautermann“, dessen rasante Rhythmik sogleich vollends auffährt und dabei von fordernd powernden Zwischenrufen weiterhin befeuert wird. Während die Strophen eher zurückhaltend von Drums und Klavier begleitet werden, naht später dann der absolute Folk-Rundumschlag, der wild um sich greift und einen wahren Sog entfacht - „Der Sturm weist den Weg!“. Ein exotisch vertrackter Stimmungsaufbau und klarer Fokus auf rhythmische Percussion erschaffen danach den mystisch gelagerten Einstieg zum schwermütigen „Ich Sind Viele“, der ersten Ballade des Albums. Neben einer wirklich herausragend abgestimmten Instrumentierung wird das sanfte Stück zudem wunderbar intoniert und von emotional treffsicherer Tragweite bestimmt, die ab der Hälfte noch um die bisher ausgebliebene Rock-Komponente angereichert wird. Schon mit der verspielten Melodie eines „Bruderschaft“ klart die Stimmung wieder deutlich auf, wenn die Geige auf pulsierenden Future-Pop trifft, um kurz darauf in einen harmonisch hellen Mid-Tempo-Feger zu resultieren, der einfach nur gute Laune verbreitet und an den Zusammenhalt appelliert - Sehr gut! Mit der „Seilfahrt“ erwartet die Hörerschaft einer der wohl härtesten Stücke der gesamten Veröffentlichung, wie die düstere Elektronik gleich klarstellt. Schnell prallen das dröhnende Schlagzeug und kernig harte Riffs aufeinander und entfachen mitreißende Dynamik. Auch gesanglich geht es hier mit kräftigen Shout-Einlagen um einiges aufpeitschender zur Sache, was den Helden seit jeher ebenfalls sehr gut zu Gesicht steht und für einen gelungenen Ausgleich in der Tracklist sorgt, der nur noch vom leidenschaftlichen Refrain getoppt wird. Auf das fiebrig-finstere „Roter Mond“, das von verqueren Sounds und einem minimalistisch drückenden Beat bestimmt wird, der vor allem musikalisch einen perfekten Bogen zum Steampunk spannt, folgt mit „Doktor Schnabel“ ein augenzwinkerndes Loblied auf das Werk der berüchtigten Pestdoktoren, welche sich nicht weniger dicht in das thematische Geflecht eingliedert. Ein stark verzerrter Vocoder geleitet nun zum rasant prügelnden Folk-Rocker „Tausend Wege“ über, der sich in den Strophen zwar wieder etwas mäßigt, aber dennoch höchst energiegeladen und druckvoll treibend verbleibt. Ab dem eingängigen Refrain wird der Song dann nahezu komplett von seinem hymnischen Charakter getragen und punktet mit einem gar großartig vorgetragenen Appell an die Vielfalt, Einigkeit und den Zusammenhalt der Gesellschaft, der vielen der Stücke bereits seit Anbeginn des Projekts innewohnt. Nur zusammen sind wir stark! Das ebenfalls zuvor als digitale Single veröffentlichte „Der Kraftmensch“ ist nicht weniger Hit-lastig, sondern spielt die individuellen Stärken von „Held der Arbeit“ viel mehr in ihrer umfassenden Gänze aus: Hier prallen poppig blubbernde Synthies kurzerhand auf knackige Drums, raue Saiten und eine hypnotisch behände Violinen-Weise mit treffsicherer Ohrwurm-Garantie. Die dunkel sphärische Elektronik regiert meistenteils in den klar strukturierten Strophen, bis der absolute Power-Chorus einen einschneidenden Kontrast dazu erschafft, indem abermals auf das knallende Rock-Prinzip zurückgegriffen wird, um auf die große Last hinter der alltäglichen Maskerade und den zur steten Aufrechterhaltung erzwungenen Schein aufmerksam zu machen. Nicht immer ist alles, wie es oftmals scheint und nur selten bleiben selbst die augenscheinlich stärksten Individuen vor Schmerz und leid verschont - Augen und Seele auf! Mit der hauchzarten Klavier-Ballade „Kohlenjunge“ und ganz viel authentischem Herzblut-Tribut an den heimischen Ruhrpott und das damit fest verbundene, spezielle Lebensgefühl klingt das mittlerweile dritte Lebenszeichen der Helden schlussendlich sanftmütig, rund und anrührend aus... Und wieder: Ein neues Studioalbum, ein weiterer Stilwechsel. Ist das denn überhaupt noch „Held der Arbeit“? Die klare Antwort: Ja! Zwar haben sich Oliver Müller und seine nimmermüden Mitstreiter Nixon LeMor, Herr Gruss, Herr d‘Maul, Herr Kleintjes und Fräulein Doro auf „Weiland“ so dermaßen weit von ihren elektronischen Wurzeln im melancholischen Synthie-Pop und knarzenden Oldschool-EBM entfernt, wie in der bisherigen Laufbahn noch nie zuvor, dennoch ist der ungeschliffen ehrliche Esprit, die glühende Motivation und feurige Seele der einstigen Anfänge in jeder Sekunde klar erkenn- und vor allem hörbar. Insbesondere lyrisch ermöglicht der thematisch nahe Sprung zum inhaltlich doch recht benachbarten Steampunk einen wunderbar fließenden Übergang, der die Grenzen zwischen den Genres hier stets organisch verschwimmen lässt und den Helden somit weitere Gebiete eröffnet. Auch in instrumentaler Hinsicht präsentiert man sich mit ausgewogenen Auszügen aus Rock und Folk nun so vielseitig, dass es eine wahre Freude ist. Wer also schon dem sich 2017 leise anschickenden Wandel von „In Anno Futuro“ nicht gerade abgeneigt war und auch sonst die Weiterentwicklung unbedingt nicht scheut, bekommt jetzt die endgültig verfeinerte Destillation des musikalischen Umbruchs, der versinnbildlichend alles konstatiert, wofür diese Band zwischen altgedienter Erfahrung und experimentierfreudiger Neugierde steht. Bleibt am Ende nur die altbewährte Frage: Bist auch du ein Held?

Informationen:

http://www.heldderarbeit.info

https://www.facebook.com/Held-Der-Arbeit-162049853839385/

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