Laibach - „The Coming Race - Love Is Still Alive"-Tour - Christuskirche Bochum - 06.09.2022
Veranstaltungsort:
Stadt: Bochum, Deutschland
Location: Christuskirche
Kapazität: ca. 500
Stehplätze: Nein
Sitzplätze: Ja
Homepage: http://www.christuskirche-bochum.de
Einleitung I:
Es ist Samstag, der 29.10.2022, und heute steht ein sehr besonderes Konzert an, denn die jeweilige Band, die wir uns an diesem Abend anschauen werden, gastiert leider nicht allzu oft in Deutschland und noch viel seltener in der unmittelbaren Nähe. Die Rede ist von den Polit-Provokateuren „Laibach“. Das letzte Mal, das sich meine eigenen Wege und die der Slowenen im Rahmen ihrer „The Sound Of Music“-Tournee livehaftig kreuzten, liegt mittlerweile schon mehr als drei Jahre zurück. Gleich geblieben ist dankbarerweise allerdings der Ort des Geschehens, nämlich die bis weit über die Grenzen des Ruhrgebiets hinaus bekannte Christuskirche mitten im Zentrum der Bochumer Innenstadt. Das in 1877 erbaute, evangelische Gotteshaus bildet heute zusammen mit dem davor liegenden Platz des europäischen Versprechens ein mehr als nur eindrucksvolles Mahnmahl gegen den Krieg und ist zudem seit etlichen Jahren beliebter Austragungsort mannigfaltiger Events jeder nur erdenklichen Kultursparte. Messen gibt es hier hingegen kaum bis gar keine mehr. Werden Ausstellungen, Kunst-Installationen oder speziell arrangierte Musikveranstaltungen ihrem Publikum üblicherweise in den dafür vorgesehenen Galerien, Theatern, Philharmonien und Opernhäusern präsentiert, so fällt der sorgsam modernisierte Neubau nebst denkmalgeschütztem Glockenturm charmant aus dem Rahmen und gehört mittlerweile wohl zu den renommiertesten Lokalitäten, sodass selbst internationale Acts jenen etablierten Ort immer wieder für ihre raren Gastspiele stets gern wieder aufsuchen. Nicht umsonst wird sie auch als „Kirche der Kulturen“ bezeichnet. Besonders schön ist es als Bochumer aber natürlich, diese besondere Veranstaltungsstätte praktisch direkt vor der Haustür zu haben und ausnahmsweise mal keine längeren Anfahrten in Kauf nehmen zu müssen. Dass sich dieses Mal erfreulicherweise wieder bedeutend mehr Interessierte vor Ort eingefunden haben, als es noch vor ein paar Jahren der Fall war, wird spätestens im randvollen Foyer mit kurzem Blick durch die Doppeltür klar: Der Einlass ist zwar schon vor gut einer halben Stunde erfolgt, trotzdem mussten wir am Haupteingang noch kurz warten und in kleinen Intervallen strömen immer weitere Gäste nach. Vor dem kleinen Stand mit dem Merchandising geht es wie in einem geschäftigen Bienenstock zu und auch im großen Saal sieht es da nicht viel anders aus. Natürlich hat es auch etwas damit zutun, dass dieses Konzert mal wieder der einzige Termin in ganz NRW und das Ruhrgebiet dicht besiedelt ist. Sehr schön für die Band und eine gute Voraussetzung für einen stimmungsvollen Abend!
Einleitung II:
„Laibach“ erwachte einst im Jahr 1980 in der zentralslowenischen Stadt Trbovlje zum Leben und ist neben den Malern „IRWIN“, sowie der Theatergruppe „Gledališče Sester Scorpion Nasice“, heute bekannt als „NOORDUNG“, der musikalische Teil des interdisziplinären Kunstzusammenschlusses „Neue Slowenische Kunst“, kurz „NSK“. Noch im Gründungsjahr arbeitete das Kollektiv am multimedialen Projekt „Eine Alternative zur slowenischen Kunst“, welches jedoch schon weit im Vorfeld von der Regierung verboten wurde. Schon allein der bloße Name an sich ist eine reine Provokation, galt die deutschsprachige Nennung der slowenischen Hauptstadt Ljubljana, übersetzt „geliebte Stadt“, im ehemaligen, titoistischen Jugoslawien als unsittlich und verboten. Frei abgeleitet aus dem Slawischen, war jene Titulierung vor allem 1804 unter dem Kaisertum von Österreich gebräuchlich. Ihr Logo ist das schwarze Kreuz von Kasimir Malewitsch, der als russischer Maler und Begründer des Suprematismus bekannt war. Der bewusst konstruierte Ärger war perfekt geplant und somit vorprogrammiert. So kam es etwa 1982 während eines laufenden Konzerts in Zagreb zu einem der ersten Skandale, als gegen 05.00 Uhr am frühen Morgen der gesamte Veranstaltungsort von der jugoslawischen Armee und kroatischen Polizei gewaltsam geräumt wurde. Der Grund: Eine parallel zur musikalischen Darbietung abgespielte Videoprojektion, die aus Szenen des Films „The Future Continues“, sowie einem Porno bestand und somit den kürzlich verstorbenen Staatspräsidenten im direkten Zusammenspiel mit einem männlichen Geschlechtsteil zeigte, woraufhin „Laibach“ sofort die Republik wieder verlassen musste. Ein anderes Mal erschien die Band etwa in SS-Uniformen zur Neueröffnung eines Kaufhauses in Ljubljana, um die Kernelemente und Säulen des Kapitalismus intensiv auszuloten. Diese regelmäßige Grenzüberschreitung führte gerade zur Anfangszeit zu Auftrittsverboten in der Spanne von 1983 bis 1987, wie gleichermaßen zahllosen Indizierungen, die Musiker waren fortan als staatsgefährdende Provokateure gebrandmarkt. Erste mediale Bekanntheit erlangte man dann durch eine Teilnahme an der Fernsehshow „TV Tednik“, wo man die Massen durch das martialische Auftreten weiterhin spaltete. In 1985 erschien unter ŠKUC Records das Debüt, welches bezüglich des Verbots keinen Bandnamen enthielt. Noch im selben Jahr folgte dann „Rekapitulacija 1980-1984“ über das Label Walter Ulbricht Schallfolien, was den Slowenen einen Auftritt auf dem Neu Konservatiw Festival in Hamburg und eine Tournee durch weitere deutsche Städte ermöglichte. Der Aufhänger: „Die erste Bombardierung - Laibach über dem Deutschland“. Auch die Musik, allen voran die augenöffnenden Neuinterpretationen bekannter Welthits, erhöhten die Aufmerksamkeit zunehmend. So wurde „Life Is Life“ von den Österreichern „Opus“ zum symphonisch militanten Bombast-Epos „Leben Heißt Leben“ oder „One Vision“ der berühmten Rock-Legende „Queen“ plötzlich zur inhaltlich fragwürdigen „Geburt Einer Nation“. Das strikte Konzept und dessen wirkungsvolle Strategie beschränkt sich jedoch nicht nur auf die Konzerte allein, sondern setzt sich auf beim öffentlichen Auftreten, dem verwendeten Artwork, den raren Interviews und selbst dem angebotenen Merchandising-Sortiment fort, welches beispielsweise mit „Anti-Semitism“ bedruckte Kondome oder Pflegeprodukte mit der Aufschrift „Schwitz Aus!“ führt. Die Mitglieder fielen nie aus ihrer Rolle, was ihnen schnell den Ruf geistiger Brandstifter und die Unterstellung der Verwendung rechten Gedankengutes einbrachte. „Laibach“ galten als eine der umstrittensten Formationen weltweit. Auf die vielfachen Vorwürfe äußerten sie sich knapp mit den Worten: „Wir sind so sehr Faschisten, wie Hitler ein Maler war.“. Obgleich von Beginn der eigene Anspruch an ein vielschichtiges Gesamtkunstwerk bestand, wurde man im Laufe der Zeit viel eher als Band wahrgenommen, deren Musik sich aus verschiedensten Einflüssen wie (Neo-)Klassik, Metal, Techno oder Pop zusammensetzt. So steht das Kollektiv heute als Pionier für Avantgarde, Industrial und EBM, inspirierte einst unter anderem sogar die berühmten Berliner von „Rammstein“. Bei ihrem gesamten Schaffen berufen sich „Laibach“ nicht etwa auf das Praktizieren von Ironie, Satire oder Parodie, sondern machen sich die Methodik der affirmativen Über-Identifikation zu Eigen.
Diese definiert sich durch die Aneignung, Kopie und dem Gebrauch politischer, ideologischer und symbolischer Ästhetik aus Diktatur, Faschismus oder eines totalitären Regimes und übersteigert die Simulation derer Mittel in erhöhtem Maße bis hin zur Reizüberflutung. Dazu greift man auf ein Höchstmaß akustischer und visueller Elemente zurück, um die Faszination und Anfälligkeit jedes Einzelnen dafür aufzuzeigen und jene Instrumente als das zu demaskieren, was sie letzten Endes sind: Schall und Rauch. Dieses Vorhaben soll zur intensiven Auseinandersetzung des Rezipienten mit den jeweiligen Inhalten führen, wodurch das System eigens in Frage gestellt und von innen heraus in seinen Grundfesten angegriffen wird. Wenngleich „Laibach“ nie wirklich massenwirksam oder salonfähig geworden sind, öffneten sie sich im neuen Jahrtausend schließlich auch anderen Themen und sind heute nicht nur ein kulturelles Phänomen, sondern auch ein absolutes Aushängeschild für ihr Land. So begründeten sie sogar einen „NSK“-Staat, in dessen Zuge eigene Konsulate und Botschaften in Ljubljana, Moskau, Berlin oder Mailand für die offizielle Ausgabe von Ausweispapieren eröffnet wurden, auf den eigenen Konzerten kann zudem das Parteibuch erstanden werden. Weiterhin wurden man zur Expo 2000 in Hannover geladen, um im slowenischen Pavillon aufzutreten. Die Ausstellung „Laibachkunst 1980-2010 - Red District + Black Cross“ in Trbovlje, eine umjubelte Aufführung samt Aufzeichnung in der Tate Gallery of Modern Art zu London und die Arbeit am Soundtrack zur vielbeachteten Science-Fiction-Komödie „Iron Sky“ waren weitere Schlüsselpunkte auf der Agenda, die mit der „Liberation Day“-Tournee auf dem Höhepunkt gipfelte. Am 19. und 20.08.2015 bereisten „Laibach“ die demokratische Volksrepublik Nordkorea und gaben im Rahmen des Gwangbokjeol-Feiertags, anlässlich des siebzigsten Jahrestags des Endes der japanischen Besatzung, dort als erste westliche Band ein Konzert im abgeriegelten Pjöngjang. Das Ergebnis dieses Unterfangens ist die Dokumentation „Liberation Day“, welche im vergangenen Jahr erschien. Wie schon mit dem 1989 über Mute Records erschienenen „Macbeth“, welches für die Inszenierung von Peter Zadek im Hamburger Schauspielhaus verwendet wurde, nahm man sich mit „Also sprach Zarathustra“ zuletzt einer weiteren Literaturvorlage an. Ursprünglich für die Theaterproduktion, welche ab März 2016 im Anton Podbevšek Teater zu Novo Mesto seine Uraufführung fand, von Regisseur Matjaž Berger geschrieben, veröffentlichten „Laibach“ im Herbst 2017 das gemeinsam mit dem RTV Slovenia Symphonic Orchestra eingespielte Stück zum gleichnamigen Werk von Friedrich Nitzsche. Dieses gilt als das erste Nicht-Sachbuch des bekannten Philologen und handelt vom fiktiven Denker Zarathustra, der darin seine Lehren vom Übermenschen in vier Teilen propagiert. Einst als Bewohner der Berge, ging er zum Markplatz, um seine Weisheiten zu teilen. Doch erntete er nur Spott und zog anschließend aus, auf der Suche nach Geistesverwandten. Interessant ist dabei der Bezug und die Reflexion auf die eigenen Theorien Nitzsches: So seien vor Gott zwar alle gleich, doch gäbe es nach dessen Tod eine Chance für eine neue Inkarnation der Gesellschaft. „Der Mensch ist etwas, was überwunden werden will.“, heißt es. Neben den erstrebenswerten Tugenden, wie dem Vertrauen in seine Fähigkeiten und Selbstliebe, solle nach Zarathustras Ideal aber auch der individuelle Wille als einziger Maßstab gelten und der Mut zur Härte bei der Durchsetzung aller Ziele vorherrschen. Obwohl es zwischen den Aussagen des Autoren und der Kunstfigur zu unterscheiden gilt, ließ die sozialdarwinistisch geprägte Intention einige Missverständnisse zu und wurde beispielsweise von den Nationalsozialisten als Vorbild für die Herrenrasse missbraucht. Ein Umstand der zeigt, dass Nietzsche seiner Zeit damals voraus war und es auch heute, viele Jahre später, wahrscheinlich noch immer ist. Sein Wunsch nach Lesern, die des gleichen Pathos befähigt sind, dürfte daher noch immer bestehen, wie auch der Untertitel „Ein Buch für Alle und Keinen“, somit deutlich zeigt. Nur ein Jahr später erschien mit „The Sound Of Music“ dann das Studioalbum zum 2015 vorausgegangenen Konzert in Pjöngjang, bei welchem die Band gleich mehrere Songs aus dem Soundtrack des erfolgreichen Hollywood-Musikfilms Films von 1965 spielte, der nicht zuletzt auch als einer der bekanntesten und beliebtesten Filme in der gesamten Volksrepublik gilt. Darauf folgte die endgültige Fertigstellung und Veröffentlichung des lang gehegten „Revisited“-Projekts mit allerhand aufwändigen Neuaufnahmen des Debüts nach heutigen Standards, weiteren Klassikern, ausgewählten Live-Versionen und dem ausführlichen Buch „Terror Of History“ mit reichlich Artwork-Material und einem ausführlichen Essay des slowenischen Autoren und Journalisten Marcel Štefančič Jr. Den vorerst letzten Streich markierte 2020 die auf den Schriften von Heiner Müller basierende Theaterproduktion „Wir Sind Das Volk“, welche im sogenannten Hebbel am Ufer, kurz HAU, in Berlin uraufgeführt wurde, bevor die weltweite Pandemie dem Vorhaben dann plötzlich einen gewaltigen Strich durch die Rechnung machte. Erst im März diesen Jahres konnte die Inszenierung fortgesetzt werden, weitere Spielorte wurden bereits bestätigt. „Laibach“ sind eben immer für eine Überraschung gut…
Laibach:
Der extrem weit auseinanderklaffende Kontrast zwischen dem rund halbstündigen Preludium kurz vor Beginn des eigentlichen Konzerts und dem tatsächlichen Inhalt des ersten Aktes, könnte wohl viel größer nicht sein: Während sich die im direkten Vergleich zum letzten Gastspiel in 2019 zahlreich erschienenen Besucher noch an der langen Bar im hinteren Teil des Saals tummeln oder allmählich ihre Plätze auf den bereits gut gefüllten Kirchenbänken aufsuchen, dröhnt die Toccata und Fuge in d-Moll von Johann Sebastian Bach, das wohl bekannteste Orgelwerk europäischer Kunstmusik, in bestialisch angezogener Lautstärke aus den überall prominent aufgestellten Lautsprecherboxen. Stets gepaart mit tief hallenden Glockenschlägen und schließlich abgelöst von einem Wechselbad aus hetzender Percussion, dunklen Fanfaren, dramatisch sägenden Streichern und infernalisch tönenden Blechbläsern, ergibt sich so rasend schnell ein ungemein bedrohliches, ja, nahezu apokalyptisches Klangbild von verheerender Urgewalt, welches allein aufgrund seines fast unerträglichen Pegels innere Hektik und langsam aufkeimendes Unbehagen auslöst. Ein bekanntes, zweckentfremdetes Stilmittel der Slowenen. Ganz anders also, als noch die ländliche Vorspiel-Idylle aus sanftem Windrauschen, mähenden Ziegen und klingelnden Kuhglocken zur „The Sound Of Music“-Reihe. Was dann jedoch nachfolgen soll, haben wohl nur die allerwenigsten Fans erwartet, wenngleich es der plakativ gewählte Aufhänger der aktuellen Tournee samt kurz zuvor erschienener Single-Auskopplung bereits verhieß: „The Coming Race - Love Is Still Alive“. Pünktlich um 20.00 Uhr betritt die aktuelle Live-Besetzung aus Schlagzeuger Bojan Krhlanko, den beiden Keyboardern Luka Jamnik und Rok Lopatič, sowie Gitarrist Vitja Balžalorsky einheitlich in schlichtes Schwarz gekleidet die noch weitestgehend abgedunkelte Bühne unter viel aufbrandendem Applaus aus den mittlerweile dicht besetzten Reihen. Ihnen folgen nur wenige Augenblicke später die in ein bodenlanges Kleid gehüllte, schwedische Sängerin Marina Martensson, welche temporär den Platz von Mina Špiler in vertretender Funktion eingenommen hat, und Frontmann Milan Fras im silbern funkelnden Glitzer-Jackett, auf dessen Kopf ein übergroßer Cowboyhut über der obligatorischen Haube sitzt. Die Blicke des Publikums sind dementsprechend etwas ungläubig, wenn man sich jetzt mal so rundherum umsieht, doch der Beifall wird nochmals umso lauter. Bald richten sich die Kegel der Scheinwerfer auf die beiden Hauptprotagonisten, die übrigen Musiker verbleiben vorerst an ihren Instrumenten im schummrigen Halbdunkel. Zur Eröffnung erklingen die ersten Takte von „Love Is Still Alive“, jenem friedvoll beseelten Country-Song, der die Shows der letzten Tour auf unsagbar kuriose Weise beschloss und in seiner vollkommen klischeehaften Darbietung eine gewisse Ironie keineswegs verleugnen kann. Zusätzlich unterstützt wird dieser Eindruck durch das parallel dazu abgespielte Video, das derweil auf die gigantische, netzartige Leinwand projiziert wird, die im Hintergrund der Bühne gespannt wurde und damit nahezu die gesamte Hinterwand der Christuskirche ausfüllt: Dieses erstrahlt nämlich im besten Retro-Look alter Videospiele und zeigt neben dem Duo aus Martensson und Fras, das nach einem frappierend an „Star Wars“ gemahnenden Text-Vorspann auf einer pinkfarbenen Rakete durch die fernen Weiten der Galaxie fliegt, seine bisher auf dieser ungewöhnlichen Reise gesammelten Punkte, aufleuchtende Levelaufstiege in verschiedenen Etappen und sogar einen eigenen Highscore. Doch damit noch lange nicht genug, denn darüber hinaus halten „Laibach“ hier ein echtes Füllhorn an allerlei bunten Referenzen aus der Achtzigerjahre-Popkultur für das aufmerksame Auge parat: So geht es nun nicht nur an typischen Grafiken wie Sternen, Planeten und Ufos vorbei, sondern auch an einem rotierenden Helm von Darth Vader, Hunden in Astronautenkluft, dem vulkanischen Commander Spock samt dem aus „Star Trek“ bekannten Raumschiff Enterprise, David Bowies Ziggy Stardust, der Mensch-Maschine „Kraftwerk“, einem Tesla, Corona-Viren, der Weltenzahl 42 aus „Per Anhalter durch die Galaxis“ des britischen Schriftstellers Douglas Adams und einem auf einem T-Rex reitenden Adolf Hitler… Während Fras mit gewohnt finsterer Stimme die harmonischen Zeilen in das Mikrofon raunt, ohne angesichts der sich gerade abspielenden Groteske auch nur kurz die Mine zu verziehen, verdingt sich Martensson derweil an einer Akustikgitarre und übernimmt die Backing-Vocals im sehr eingängigen Refrain. Keine Frage, dem Bochumer Publikum fehlen deutlich sichtbar die Worte.
Kaum ist der letzte Ton jenes Songs, der nur als vorbereitender Aufhänger für alles Kommende gesorgt hat, unter den großen Jubelstürmen der Fans verklungen, verlassen Martensson und Fras plötzlich die Bretter und lassen die Band für die nächsten zwanzig Minuten vorerst allein zurück. Was folgt, ist eine wilde, audiovisuelle Space-Odyssee der ganz besonderen Art mit zahlreichen Anlehnungen und Einflüssen von Jean-Michel Jarre, „Tangerine Dream“ oder „Kraftwerk“: Die folgenden sieben Stücke, die allesamt ohne zwischengelagerte Pausen gespielt werden und fließend ineinander übergehen, sind im entfernten Sinne als durchweg verschieden ausgerichtete Variationen des Hauptstücks anzusehen und arbeiten sich nach dem thematischen Beginn auf dem Mond folglich an allen anderen Planeten-Zusatztiteln ab, deren endgültiges Ziel, wie könnte es auch anders sein, der Mars ist. So erstrahlt das Geschehen auf Bühne zu „Venus, Libidine“ etwa in neonfarbenen Grüntönen. Die Synthesizer dominieren hier klar, die prägnanten Zeilen des Refrains werden mit Vocoder-Stimme seitens Jamnik wiedergegeben. Ferner sticht der Bass ganz besonders hervor und pulsiert mit Nachdruck in der Magengegend. Bei „Mercury, Dopamine“ und „Neptune, Oxytocin“ füllen grelle Lichtstrahlen das Bild aus und verkehren sich dann in schillernde Regenbogenfarben, die neue Dimensionen zu öffnen scheinen und plötzlich umherschwirrenden Spermien gleichen. Irgendwo tönt eine groovende Hammondorgel. Zu „Uranus, Prolactin“ und „Saturn, Insomnia“ flackern jetzt bläuliche Irrlichter unter sphärisch wabernden Keyboard-Flächen umher. Noise mischt sich unter, Satelliten gleiten schwerelos durch das große Nichts und münden dann in romantisch-futuristischer Melancholie. Ein kurzer Ruhepol, der zwischen all dem überbordenden Dauerfeuer der Eindrücke wahre Wunder wirkt. Weiter geht es mit „Jupiter, Tristitia“ und wieder überschlagen sich die Farben und Sounds zu einer energetischen Melange. Lichtgeschwindigkeit. Und immerzu die sich wiederholenden Zeilen: „Surfing through the galaxy“… Dann wieder Stille. Und so etwas wie elektronische Walgesänge, die auf merkwürdig eindrucksvolle Art so etwas wie Einsamkeit verspüren lassen. Isolation im All. Sind wir allein? Sind wir endlich angekommen? Zum abschließenden „Mars, Dysphoria“ treten Martensson und Fras wieder auf die Bühne, halten sich zunächst aber noch im Hintergrund, vor welchem sich jetzt langsam die anmutige Pracht des Alls abzeichnet. Helle Choräle erklingen, die Musik entschleunigt. Und dann endet der erste Akt schließlich mit nachdrücklichen Worten vor einem gar majestätischen Sternenhimmel, der sich in unglaublich beeindruckender Manier bis weit über die Decke der Christuskirche erstreckt: „Love Is Still Alive“. Für kurze Zeit ist es ruhig in den Reihen. Ist das Publikum verstört? Begeistert? Ratlos? Zugegeben, in diesem Moment weiß ich selbst auch nicht so ganz, was ich vom gerade Erlebten eigentlich halten soll. Applaus macht sich breit. Die Band geht von der Bühne. Auf der Leinwand wird ein fünfzehnminütiger Countdown sichtbar, „We‘ll be back“ steht darüber. Die Lichter im Saal gehen wieder an. Pause.
Zur Erklärung: Wie kürzlich angekündigt, erscheint im März 2023 die zur aktuellen Tournee gehörige EP mit insgesamt acht Stücken und einer Spielzeit von rund vierzig Minuten darauf. Diese orientieren sich allesamt am titelgebenden und ebenfalls enthaltenen Song „Love Is Still Alive“, bereits bekannt aus dem Soundtrack zu „Iron Sky - The Coming Race“, und bieten mit einem Mix aus Country, Dance, Electronica, Ambient und Noise verschiedene Perspektiven auf das Kernstück. Der erwähnte Film endet mit der endgültigen Zerstörung der Erde und des Mondes, auf welchem die letzten Überlebenden bis vor kurzem noch Zuflucht fanden und nun gezwungen sind, von dort aus einen neuen Lebensraum für sich zu erschließen. Der Mars ist ihr Ziel, doch ihr Raumschiff ist beschädigt und die Vorräte gehen langsam zu Neige… Werden sie es schaffen? Wer das laibach‘sche Treiben schon länger verfolgt, der weiß natürlich, dass das Kollektiv nicht nur zu erwähnter Fortsetzung, sondern bereits zum ersten Teil der schwarzhumorigen Actionfilm-Reihe in 2012 die eindrucksvolle Musik beigesteuert hat. Umso interessanter also, dass die Slowenen die Geschichte mit „Love Is Still Alive“ nun musikalisch auf eigene Faust weiterspinnen und mögliche Szenarien anhand jenes roten Fadens eröffnen. Während der Countdown auf der Leinwand unaufhaltsam rückwärts abläuft, ist in kurzen Ausschnitten immer wieder Pierre Brice in der Rolle des Winnetou zu sehen, der auf einem Pferd durch die Prärie reitet… Warum auch immer. Als ich schließlich während der Pause für eine Zigarette an die kühle Herbstluft hinaustrete, vernehme ich natürlich auch das ein oder andere Gespräch neben mir. Ein junger Mann trifft den Nagel dabei mit einer Mischung aus Begeisterung und Ungläubigkeit auf den Kopf: „Das ist auf jeden Fall anders als sonst, oder!? Also anders, als man erwartet hat, meine ich…“, beginnt er und schüttelt den Kopf. „Ich meine, erst Corona, dann der Krieg, die Inflation und das alles. Das ist doch totaler Eskapismus… Das ist so, als hätten die einfach gesagt: „Das ist alles zu krass, alles zu viel. Wir brechen jetzt aus und machen etwas völlig anderes!“… Oder?“, meint er weiter. Ich schmunzele tief in mich hinein und stimme ihm still zu. Denn das, was „Laibach“ bis zum jetzigen Zeitpunkt in der Christuskirche live dargeboten haben, ist tatsächlich völlig untypisch für das sonst so unheilschwanger inszenierte Projekt… Und damit eigentlich auch wieder völlig typisch „Laibach“. Erwartet das Unerwartete. So ist der erste Akt eine perfekt choreografierte und abwechslungsreich ausgestaltete Science-Fiction-Operette, die zuweilen mit einigen repetitiven Längen zu ringen hat und damit stellenweise eher wie ein verlängertes Outro des Hauptsongs wirkt, das hauptsächlich live durch sein großes Ganzes, sein inszenatorisches Gesamtkonzept, funktioniert.
Nach der kurzen Pause geht es um 20.45 Uhr schließlich mit dem zweiten Akt weiter und dieser wird „Laibach“ dem gespannten Bochumer Publikum weitaus mehr in der berühmt-berüchtigten Form präsentieren, als noch in den vorausgegangenen vierzig Minuten, so viel ist jedenfalls sicher. Erneut kehren die vier Musiker an ihre angestammten Positionen zurück und verharren dort so lange, bis ihnen allein Sänger Milan Fras nachfolgt, der das glitzernde Jackett und den Cowboyhut aus der ersten Hälfte nun gegen einen rein formellen, schwarzen Anzug eingetauscht hat. Den Anfang im Set macht das extrem bedrohliche Doppel aus „Ordnung & Disziplin“ und „Der Engel Der Verzweiflung“ von der jüngsten Veröffentlichung aus Frühjahr 2022. Der flächendeckende Sound im gesamten Saal ist druckvoll und laut. Ohrenbetäubend laut. Geradezu überwältigend. Erdrückend. Die Instrumentierung nicht minder experimentell und avantgardistisch, als noch eine knappe halbe Stunde zuvor, doch nun sehr viel minimalistischer und düsterer. Der ironisch-groovige Country-Pop und die sphärischen Eskapaden sind urplötzlich schierer Hoffnungslosigkeit und drohendem Unheil gewichen. Dieser beunruhigende Eindruck festigt sich vor allem auch durch die sinistre Visualisierung auf der Leinwand. In Momenten wie diesen kristallisiert sich stark heraus, dass der Saal der Christuskirche mit seinen hohen Wänden und der ausladenden Decke einen entscheidenden Vorteil gegenüber anderen Venues hat, wenn die schwarz-weißen Balken im blitzlichtartigen Abschnitten die Mauern hinaufklettern oder überdimensionale Statuen über die Köpfe des Publikums ragen. Es ist beeindruckend. Und irgendwie beängstigend. Einschüchternd. „Laibach“ eben. Die zwei gespielten Stücke entstammen „Wir Sind Das Volk - Ein Musical Aus Deutschland“, welches wiederum auf den Werken des 1995 verstorbenen Reimund Heiner Müller basiert, auch unter dem Pseudonym „Max Messer“ bekannt, einem der wohl bedeutsamsten deutschen Dramatiker überhaupt seit Bertolt Brecht. Die Verbindung zwischen „Laibach“ und Müller reicht dabei bis ins Jahr 1984 zurück, als die Slowenen eigens Musik für sein Quartett komponierten, welches daraufhin am Nationaltheater in Ljubljana aufgeführt wurde. Daraufhin folgte ein persönliches Zusammentreffen in Berlin, wo Müller der Band wiederum eine Kollaboration vorschlug, die bis zu seinem Tod jedoch tragischerweise nie zustande kam. Erst durch Anja Quickert, Leiterin der internationalen Heiner-Müller-Gesellschaft, konnte sein Wunsch, die Musik von „Laibach“ für ein eigens dafür inszeniertes Stück zu nutzen, in Form eines posthumen Projekts auf der Grundlage von Müllers Texten Wirklichkeit werden. Im Pressetext zum im März diesen Jahres veröffentlichten Albums erklären „Laibach“ das komplexe Unterfangen wie folgt: „Wir folgten Heiner Müllers eigener Strategie, das Material zu schneiden und neu zu arrangieren, seine Texte zu nehmen und sie in einen anderen Kontext zu stellen, sie mit Musik neu zu starten, um das Publikum hineinzuziehen oder ihm zu entfremden. Musik setzt Emotionen frei und ist daher ein großartiges manipulatives Werkzeug und eine mächtige propagandistische Waffe. Und deshalb kann eine Kombination aus Heiner Müller, der das Theater als politische Institution sah, und „Laibach“ nichts anderes sein als ein Musical!“. Ferner habe sich allein der bloße Begriff „Volk“ seit den „Wir sind das Volk!“-Sprechchören von 1989, als die Berliner Mauer fiel, tiefgreifend verändert: In nahezu ganz Europa und Amerika sei das Wort innerhalb der letzten Jahre zu einem Instrument nationalistischer und rassistischer Ausgrenzung geworden. Auch „Laibach“ selbst nutzten das Wort schon als übergreifenden Aufhänger für ihr gleichnamiges Album, welches 2006 unter Mute Records veröffentlicht wurde. Laut Quickert bringe das ambitionierte Projekt „endlich zusammen, was schon längst hätte geschehen müssen: „Laibach“ und der deutsche Dramatiker und Dichter Heiner Müller zusammen!“, denn der Mythos der Nation könne laut ihr nicht begraben werden, solange gewisse Gespenster sein Fundament untergraben. Weiter geht es dann mit einer erstaunlich ausgedehnten Exkursion ins Jahr 2017 und damit zur Nietzsche-Inszenierung von „Also Sprach Zarathustra“: Zu „Die Unschuld II“ fliegen unter dem tiefen, mahnenden Organ von Fras weiße Schwalben durch den Saal, die sich bei „Das Nachtlied I“ in einem übergroßen Vollmond manifestieren, der sich nur kurz darauf in krabbelnde Insektenschwärme zersetzt, während Balžalorsky die Saiten seiner E-Gitarre sägend mit einem Geigenbogen bearbeitet. „Als Geist“ schließt den erzählerischen Kreis dann und setzt zudem einen kurzen Ruhepunkt mit fast schon meditativem Charakter, wenn Fras in der Rolle des gesellschaftlich ausgestoßenen Zarathustra über das Leben sinniert. Im Hintergrund sprudeln Wasserfontänen in Weiß, Rot und Schwarz als symbolischer Quell des Lebens in die Höhe. Ein kurzer Moment der Zuversicht.
Viele fragende Blicke sind die Folge ob der bis dato noch nie gehörten Töne, denn sowohl das martialisch niederdonnernde „Glück Auf!“, das jetzt mit bildgewaltiger Symbolik aus Schlägel und Eisen besticht, als auch das bedeutend ruhigere „Lepo - Krasno“ sind bislang nicht offiziell veröffentlicht worden. Aufklärung wird hier erst die spätere Bekanntgabe auf Social Media und Co. bringen, denn die beiden Songs sind doch tatsächlich ein erster Vorgeschmack auf das neue Studioalbum „Sketches Of The Red Districts“, welches bereits am 27.01.2023 erscheinen soll. Treue Fans dürften hierbei übrigens besonders aufhorchen, birgt das just zu Gehör gebrachte Material in seinem sperrigen, finsteren Grundton doch ganz viel Seele des unbarmherzigen Oldschool-Industrial in bester Tradition eines „Nova Akropola“… Wir dürfen also sehr gespannt sein! Die „Revisited“-Gefilde streifen „Laibach“ danach zwar längst nicht so ausführlich, wie noch 2019 am selben Ort, dafür haben sie mit „Smrt Za Smrt“ und dem grandiosen „Ti, Ki Izzivaš“ gleich zwei bekannte Hochkaräter aus ihrer langjährigen Karriere in das Set integriert, die rein stimmungstechnisch gesehen sehr gut zu den vorherigen Stücken passen. Die markerschütternden Schreie oder Megafon-Aufrufe von Špiler, die jetzt mehrmals mit kleineren Cameo-Auftritten in den kunstvoll-verstörenden Projektionen auftaucht, tragen zur enorm dichten Atmosphäre aus den im Marschrhythmus donnernden Trommelschlägen, blitzenden Stroboskopen und wirr über die Wände ziehenden Linolschnitten bei, die von Angst, Leid und Krieg künden. Der nachfolgende Applaus lässt den Boden geradezu erzittern, dieses Mal gibt es sogar stehende Ovationen. „Maybe we won‘t be back…“ steht auf der Leinwand als Hinweis auf eine mögliche Zugabe. Eine eindeutige Aufforderung an das Publikum, jetzt nochmal alles zu geben. Mit dem prophetischen „The Future“, einem sehr gelungenen Cover des gleichnamigen Songs von Leonard Cohen, gibt es sogleich eine weitere Überraschung, die es musikalisch und natürlich auch visuell einmal mehr in sich hat: Szenen aus Edgar-Wallace-Filmen liefern sich einen steten Schlagabtausch mit düsteren Bildern von Tod und Verderben, einem geteilten Berlin und Naturkatastrophen. Die Menschheit richtet sich selbst zugrunde. Es ist, wie es schon immer war. Stalin ist zu sehen, aber auch Trump, Obama und Merkel in scheinheiligen Momentaufnahmen. „Game Over“ flackert auf der Leinwand auf. Die laibach‘sche Version des Cohen-Hits ist ob ihrer seherischen Thematik natürlich mehr als passend, wahnsinnig stimmungs- und dem Original gegenüber vor allem respektvoll. Auch Martensson beteiligt sich mit ihrem zurückhaltenden, doch wohl akzentuierten Begleitgesang nun wieder und verleiht dem dunklen Stück so eine erhellende, sehr melodische Note. Für das famose „The Rolling Stones“-Cover „Sympathy For The Devil“ wird einmal mehr die direkte und dabei sehr dankbare Umgebung mit einbezogen, indem das hinter der halbtransparenten Leinwand liegende Kreuz der Christuskirche jetzt unter diabolischem Gelächter in tiefen Rottönen angestrahlt wird. Funkenflug zeichnet sich ab. Der Sound ist jetzt um einiges rockiger, dem sehr präsenten Schlagzeug und der dominanten E-Gitarre sei Dank. Auch Martensson punktet weiterhin mit ihrem gospelartigen Gesang im Finale. Panzer rollen durchs Bild, Soldaten marschieren und das Konterfei von Wladimir Putin geht in lodernden Flammen auf. Aussagekräftige Bildgewalt. Auch beim abschließenden „The Coming Race“ aus erwähntem Soundtrack, das mit allerhand Szenen aus dem letzten „Iron Sky“-Film im Großformat und einem gewissen James-Bond-Score-Charme aufwartet, werden nochmals alle Register der Bombast-Klaviatur gezogen, bevor das Konzert kurz nach 22.00 Uhr unter lautem Jubel endet und sich „Laibach“ mit erhobenem Cowboyhut und tatsächlich einem kleinen Lächeln vom Bochumer Publikum verabschieden. „We won‘t be back“ steht jetzt unmissverständlich auf der Leinwand geschrieben. Und wieder reitet Pierre Brice als Winnetou auf dem Rücken seines Pferdes durch die Prärie. Dieses Mal allerdings rückwärts… Warum auch immer.
Setlist:
01. Love Is Still Alive I (Moon, Euphoria)
02. Love Is Still Alive II (Venus, Libidine)
03. Love Is Still Alive III (Mercury, Dopamine)
04. Love Is Still Alive IV (Neptune, Oxytocin)
05. Love Is Still Alive V (Uranus, Prolactin)
06. Love Is Still Alive VI (Saturn, Insomnia)
07. Love Is Still Alive VII (Jupiter, Tristitia)
08. Love Is Still Alive VIII (Mars, Dysphoria)
09. Ordnung Und Disziplin (Müller Versus Brecht)
10. Ich Bin Der Engel Der Verzweiflung
11. Die Unschuld II
12. Das Nachtlied I
13. Als Geist
14. Glück Auf!
15. Lepo - Krasno
16. Smrt Za Smrt (Revisited)
18. Ti, Ki Izzivaš (Revisited)
19. The Future (Leonard Cohen Cover)
20. Sympathy For The Devil
21. The Coming Race Impressionen: Ulf Jacob - Netmedia-24 http://www.netmedia-24.de/
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