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BEITRÄGE:

AutorenbildChristoph Lorenz

Heldmaschine - „Himmelskörper"-Tour - Rockpalast, Bochum - 04.11.2016


Veranstaltungsort:

Stadt: Bochum, Deutschland

Location: Matrix (Rockpalast)

Kapazität: ca. 300

Stehplätze: Ja

Sitzplätze: Nein

Homepage: http://matrix-bochum.de/matrix/index.php

Einleitung:

Wir haben Freitag, den 04.11.2016. Obwohl zwei freie Tage vor der Tür stehen, bin ich ob einer weiteren turbulenten Woche nicht gerade in bester Feierlaune. Allerdings ist heute auch scheinbar großer Release-Tag: Nicht nur dass die schwedische Future-Pop-Legende "Covenant" mit dem mystischen "The Blinding Dark" ein neues Album veröffentlichen und die abdankenden Chartsütrmer von "Unheilig" sich bei ihren Fans "Von Mensch Zu Mensch" verabschieden. Nein, ebenfalls hat auch der klanggewaltige "Himmelskörper", der Koblenzer NDH-Senkrechtstarter "Heldmaschine", seine Landung in den Plattenläden für den heutigen Tag angekündigt. Zumindest diesen durfte ich in der vergangenen Woche bereits ausgiebig testen, hatte mich die äußerst sympathische Promotion-Zuständige nämlich nicht nur für die anstehende Release-Show auf die Gästeliste gesetzt, sondern mir das nunmehr vierte Werk der vielversprechenden Formation auch per Post zugesandt. Während ich zuhause angekommen letzte Vorbereitungen für den Abend treffe und den Akku der Kamera und meiner selbst wieder auflade, werde ich mir der somit noch zu erledigenden Reviews einmal mehr bewusst. Gleich drei neue Langspielalben an einem einzigen Wochenende und dann auch noch auf möglichst detaillierte "Roggenfaenger"-Art? Das wird hart! Dennoch steigt die Freude auf das abendliche Event und lässt mich zumindest frei nach dem Motto "Erst die Arbeit, dann das Vergnügen, dann noch mehr Arbeit" an das zu hohe Pensum herangehen. Der Weg zur legendären "Matrix", in dessen oberer Etage auch der Rockpalast untergebracht ist, gestaltet sich durch Straßenbauarbeiten selbst nach einem Jahr noch kompliziert. Und doch schaffe ich es pünktlich zum Einlass dort zu sein. Vorab steht allerdings noch ein Besuch beim Supermarkt nebenan auf der Agenda, um für Nikotin-Nachschub zu sorgen. Als ich merke, dass eine kleine Mahlzeit ebenso nicht schaden könnte, entdecke ich einen kleinen Imbiss-Wagen direkt gegenüber, der sich schlicht "Bruno's Grill" nennt und an dem man unter anderem Currywurst in über zehn verschiedenen Schärfegraden angeboten bekommt. Genau das Richtige! Bruno selbst sieht genauso aus, wie man ihn sich vorstellt und ist eine total freundliche Natur, wie ich nach einem entspannten Gespräch während der Zubereitung feststelle. Die Currywurst auf Stufe 7 hingegen eher weniger, weswegen mir der urige Verkäufer gleich noch ein Getränk dazu spendiert und das, obwohl eigentlich schon längst Feierabend ist. Wer sich vor einem Konzert zu absolut gediegenen Preisen nochmals so richtig stärken oder den eigenen Gaumen in Brand setzen will, sollte mal vorbeischauen. Gut gesättigt begebe ich mich zum Einlass und zeige dem Security meine schriftliche Zulassung vor. Einen Stempel später ist es dann auch schon soweit und ich steige die zahlreichen Stufen ins obere Geschoss. Es kann losgehen!

Voodoma:

Als ich den altehrwürdigen Rockpalast schließlich durch die schwere Doppeltür betrete, muss ich feststellen, dass dieser bereits jetzt schon gut gefüllt ist. Sowohl im Treppenhaus, als auch im Dachstuhl selbst, ist bei näherer Betrachtung zudem noch etwas Deko der erst kürzlich vergangenen Halloween-Party auszumachen. Der kleine Saal ist in genau zwei Ebenen unterteilt, die durch zwei Aufgänge direkt miteinander verbunden sind. Auf der Ersten befindet sich eine kleine Bar, an deren Theke schon eifrig Getränke ausgeschenkt werden und auch zwei Merchandising-Stände sind hier vertreten. An dem kleineren der beiden Tische gibt es einige CDs und viele interessante Kleinigkeiten der Support-Band "Voodoma" zu erstehen, welche sich gerade mitten in ihrem energiegeladenen Set befinden. Ich kannte die Düsseldorfer bisher nur vom Hörensagen, hatte sie aber noch nie live auf einer Veranstaltung gesehen und kann daher völlig unvoreingenommen an den kurzen Gig herangehen. Die vier Musiker liefern großteilig englischsprachigen Dark-Metal, angereichert mit einigen Stilelementen aus Gothic und zurückhaltender Elektronik. Zugegeben ein ziemliches Kontrastprogramm, in Bezug auf den Hauptact. Dennoch schafft es die Formation, bestehend aus Marc Lüppken am Schlagzeug, Tommy Bremke am Bass, Mikk Hollenberg an der Gitarre und Frontmann Michael Thionville, schon nach wenigen gespielten Songs ein beachtliches Groß der Zuschauer für sich zu begeistern. Kein Wunder, befinden sich doch auch ein paar eigene Fans in den Reihen. Solide Nummern, wie etwa "Seven Lives", "Faded Memory" oder "Nemesis", wissen zu gefallen und mitzureißen, gegen Ende gibt es mit dem sakralen "Sanctus Domine" sogar noch ein Duett mit Gastsängerin Veronika Seidlova und das beliebte "Wasted Daylight" vom Album "Bridges To Disturbia" zu bestaunen. Unter wohlwollendem Beifall verabschiedet sich das Quartett aus dem Rheinland schließlich.


Heldmaschine:

Bis zum Auftritt sind es noch gute zwanzig Minuten, welche hauptsächlich dem Ab- und Umbau der doch recht knapp bemessenen Bühne gewidmet werden. Einige Gäste ordern neue Getränke, gehen auf eine Zigarette an die frische Luft oder finden sich bei den beiden Merch-Händlern ein, um ein schönes Souvenir zu erstehen. Ich nutze die Zeit und werfe kurz einen Blick auf das ausgelegte Sortiment der Maschinisten. Neben allen bisher veröffentlichten Alben und zwei neuen Shirt-Motiven, die als Girlie oder reguläre Variante zu haben sind und sowohl das aktuelle Albumcover, als auch ein speziell designtes "Sexschuss"-Motiv zeigen, gibt es allerhand schöne Kleinigkeiten, wie etwa Feuerzeuge, Pins und sogar einen eigenen Energy-Drink. Ich komme mit der freundlichen Verkäuferin ins Gespräch und mit dem normalerweise abgesperrten Bereich auf den oberen Balkonen, sichert sie mir den wohl besten Platz zu, um das Konzert in Ruhe verfolgen, sowie einige Notizen machen und Fotos schießen zu können. An dieser Stelle nochmals vielen lieben Dank dafür! Ich treffe René Anlauff, das Sprachrohr der "Heldmaschine", der von hier aus bereits das rege Treiben und den finalen Soundcheck beobachtet. Nachdem ich meine Garderobe auf einer Ledercouch abgelegt habe, werden die letzten Einstellungen der Kamera vorgenommen. Dann ist es schließlich soweit: Mit einem Mal erlischt das Licht im "Rockpalast" zu Bochum und hüllt das beschauliche Ambiente in tiefe Dunkelheit. Ein tiefes Grollen ertönt aus wie aus dem Nichts, vereint sich mit plötzlich aufziehenden Nebelschwaden, wird immer lauter und gipfelt in den technoiden Klängen eines Glockenspiels, während die einzelnen Musiker die Bretter betreten und sich positionieren. "Himmelskörper" heißt der bombastische Opener, der zugleich auch Titeltrack des gleichnamigen, neuen Albums ist. Schlagzeuger Dirk Oechsle verleiht dem klaren, gut gemischtem Sound den nötigen Druck, dann stürmt auch Frontmann René Anlauff dazu und intoniert mit tiefer Stimme die ersten Zeilen. Auch Basser Marco Schulte, wie auch die beiden Gitarristen Dejan Dean Stankovic und Tobias Kaiser bearbeiten ihre Instrumente höchst enthusiastisch und verhelfen dem mystischen Trabanten zu einer sicheren Landung mitten im Herzen des Ruhrgebiets. "Bochum, wir sind geil auf euch! Ihr auch?", schallt es aus dem Maschinenraum und umgehend wird dieser Ausruf von der gespannten Menge erwidert, die heute keinen einzigen Zweifel daran lassen wird, dass es ihr in dieser Angelegenheit nicht ein Stück anders als den sympathischen Koblenzern geht. Das aufrüttelnde "Gegenwind" und "Alles Eins" peitschen mit erhöhter Geschwindigkeit weiter voran und obwohl das neue Album erst seit diesem Tag frei im Handel erhältlich ist, zeigen sich schon jetzt vereinzelte Fans absolut textsicher. "Wer hat die neue CD denn schon?", erkundigt sich der Sänger interessiert im Publikum und warnt mit dem Hinweis, dass alle jene, die diese Aussage verneinen müssen, nun über die Hälfte der gespielten Songs nicht kennen werden, schonmal vor.


"Wollt ihr erstmal wieder etwas hören, das ihr schon kennt? Was haltet ihr von "Collateral"?", leitet der Bandkopf die gleichnamige Nummer vom letzten Album ein. Zustimmender Beifall im Publikum, offenbar eine gute Wahl. Das tragische "Schwerelos" schließt nahtlos daran an, in dessen Refrain immer wieder hohe CO2-Fontänen vom vorderen Bühnenrand aus empor schießen. Besonders schön ist, dass die Fans immer wieder in die Show integriert werden. So auch bei der neuen Hymne "Die Maschinen Spricht", zu deren Beginn der "Rockpalast" aufgefordert wird, in bester "We Will Rock You"-Manier auf den Boden zu stampfen oder man textspezifisch um lautes Geschrei bittet und sogar örtliche Merkmale wie die große Discokugel einbezieht. Das donnernde "Ich Komme" deckt dann Material der "Propaganda"-Ära ab, bevor es mit "Dünnes Eis" und der aktuellen Single "Sexschuss", zu welcher jüngst auch ein aufwändiges Video entstand, in einen weiteren Block neuen Liedguts übergeht. "Ein richtig versauter Song, aber für euch wohl noch nicht versaut genug, oder? Mal sehen, vielleicht ja auf dem nächsten Album...", heißt es da und schürt bereits jetzt schon die Erwartung an den Nachfolger, des gerade erst erschienenen Neuwerkes. So macht man neugierig! Die Scheinwerfer werden ausgeschaltet und Anlauff verlässt zu Vorbereitungszwecken für einige Sekunden die Bühne, was prompt mit dem Zwischenruf "Da haut er ab!" eines Fans kommentiert wird und für einige Lacher sorgt. "Tschüss", kommentiert dieser daraufhin nur trocken, um schon wenig später zum Debüt-Hit "Radioaktiv" auf die neongrün illuminierten Bretter zurückzukehren.


Auf seinen Schultern eine schwere, metallisch glänzende Apparatur, aus welcher immer wieder grelle Laserstrahlen zucken. Ein beeindruckendes Showelement! Mit der schwelgerischen Power-Ballade "Die Braut, Das Meer", lässt man sodann wieder deutlich sanftere Töne anklingen, bevor es nach einer weiteren, synthetischen Einleitung direkt in die "Maskenschlacht" übergeht. Auch hier hat sich die "Heldmaschine" etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Der Saal wird in völlige Dunkelheit gehüllt, nur die Gesichter der einzelnen Bandmitglieder sind noch als, durch die Finsternis schimmernde, Fratzen zu zu erkennen. Ein simpler, wie effektiver Effekt. Plötzlich muss der sonst so ernste Sänger laut lachen, warum verrät er allerdings nicht. "Ich hatte gerade einen einen Anflug von Scheiß im Kopf, seid ihr auch manchmal so?", erkundigt er sich und holt mit "Wenn Der Hammer fällt" zum nächsten Schlag aus. Die Formation scheint hoch motiviert und gut gelaunt, was sich auch schnell auf die Anwesenden überträgt. Man singt, tanzt und lacht gemeinsam... einfach freundschaftlich und familiär. Auch das knallharte "Wer Einmal Lügt" darf auf der Setlist natürlich keineswegs fehlen. "Ist das jetzt geil oder was?", heizt Anlauff weiter an und springt kurzerhand in die Reihen, um ein auf den Treppenstufen sitzendes Paar höchstpersönlich zum mitmachen zu animieren. Die Aktion glückt und die Arme bleiben schließlich für den Rest des Abends durchgängig oben. Die Lust am Crowdsurfing wächst bei Band und Publikum zunehmend, doch in der Befürchtung folglich nur allzu schnell auf dem Boden der Tatsachen zu landen, entschließt man sich dagegen und bedankt sich mit dem elektronisch angehauchten "Propaganda" für die jahrelange Treue. Zum Abschluss wird dann noch die offizielle Fahne über den Köpfen der Anwesenden geschwenkt und mit "Das Maß Ist Voll" der letzte Titel vor den Zugaben performt. Selbstverständlich hat Bochum noch lange nicht genug von seinen sprichwörtlichen Helden und fordert lautstark nach Mehr. Dieser Wunsch soll mit dem "Kraftwerk"-Cover "Die Roboter" schon bald erfüllt werden. Einmal mehr spektakulär in Szene gesetzt, kehren die Koblenzer auf die Bühne zurück. In eisblau aufleuchtende Rüstungen gekleidet, intonieren die Musiker diesen Meilenstein deutscher Musikgeschichte mit einer passend maschinellen Gestik. "Den nächsten Song kenne ich selber noch nicht genau. Sollen wir ihn trotzdem spielen?", erfragt der Bandkopf und stimmt das letzte neue Lied an diesem Abend an: "Auf Allen Vieren". Der leicht unsicheren Vorwarnung zum Trotz, gibt es keine Texthänger, Verspieler oder sonstige Kleinigkeiten zu vermelden und die Konzertbesucher zeigen sich ob des ohrwurmigen SM-Brechers mehr als zufrieden. Die gesamte Spielzeit über von allen freudig erwartet und schmerzlich vermisst, blieb bis jetzt "Weiter!", wohl einer der absoluten Hits der "Heldmaschine". Natürlich weiß die Band um den Stand und die hohe Beliebtheit des treibenden Tanzflächenfüllers und gibt den Leuten genau das, was sie wollen. Der perfekte Abschluss einer schweißtreibenden und äußerst unterhaltsamen Club-Show.


Setlist:

01. Intro

02. Himmelskörper

03. Gegenwind

04. Alles Eins

05. Collateral

06. Schwerelos

07. Die Maschine Spricht

08. Ich komme

09. Dünnes Eis

10. Sexschuss

11. Radioaktiv

12. Die Braut, Das Meer

13. Maskenschlacht

14. Wenn Der Hammer Fällt

15. Wer Einmal Lügt

16. Propaganda

17. Das Maß Ist Voll

18. Die Roboter

19. Weiter!

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