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BEITRÄGE:

  • AutorenbildChristoph Lorenz

Staubkind - An Jedem Einzelnen Tag (2017)


Genre: Pop / Rock

Release: 10.03.2017


Label: Out Of Line (rough trade)

Spielzeit: 43 Minuten

Pressetext:

"An jedem einzelnen Tag", das mit Spannung erwartete, neue Staubkind-Album, erzählt wieder kleine Geschichten, die das Leben schreibt. Große Gefühle, verpackt in deutschem Pop-Rock. Mit seiner charakteristischen Reibeisen-Stimme wird Louis Manke seine Hörerschaft erneut "Ein, zwei Schritte weiter" aus dem Alltag heraus entführen. Gänsehaut-Momente, gepaart mit eingängigen Harmonien - das sind die Erfolgszutaten des nunmehr fünften Longplayers von Staubkind. Ganz im Zeichen von Hoffnung und dem Mut, nach vorne zu sehen, vermag es jeder der neuen Songs, den Hörer wieder direkt zu erreichen und in klaren Texten und Sounds zu ein wenig Leichtigkeit und Zuversicht einzuladen. Mit im Boot waren dieses Mal die Erfolgsproduzenten Henning Verlage (Unheilig) und Ingo Politz (Silly, Silbermond, Joris), welche die Ideen von Louis Manke in ein modernes Gewand mit Mut zum großen Auftritt gekleidet haben. Staubkind sind zurück und nehmen ihre Hörer wieder mit, um Träume zu fangen und ihre eigene Geschichte fortzuschreiben. Wenn du dein Herz offen hältst, wenn du kämpfst, damit du lebst, wenn du ans Wünschen glaubst dann kannst du so viel mehr sein. An jedem einzelnen Tag.

Kritik:

"Wir werden einfach leben, wir werden wieder frei sein

Wir werden wieder lachen, träumen, schreien, einfach lauter sein

Wir werden wieder wünschen, wir werden wieder sorglos sein

Dann können wir wieder lachen, träumen, schreien, einfach lauter sein"

"Fang dir deine Träume, Staubkind.". Mit diesen durchaus markanten und dabei nicht minder beschwörenden Worten, endet seit jeher der bekannte Schlusssatz des einleitenden Intros, zu einem neuen Album der darin erwähnten Band. Es sind bedeutsame Zeilen, die immer wieder von Rastlosigkeit und Aufbruch erzählen. Die Mut machen, zum weitermachen motivieren und einen oftmals geklärten Blick in die noch ungewisse Zukunft werfen. Es ist das in sich schlüssige Konzept einer langen und fortwährenden Reise, auf die sich Gründer und Sänger Sven Louis Manke erstmals 2004 von seiner Heimatstadt Berlin aus machte. Noch im gleichen Jahr erschien unter dem Label "Fear Section" des bekannten Musikers Chris Pohl, dessen Wirken bei der gemeinsamen Electro-Kombo "Terminal Choice" die beiden Künstler auch nachhaltig noch verband, die erste Single "Keine Sonne" und das viel beachtete Debüt "Traumfänger". Der Veröffentlichung folgten zuerst einige Auftritte auf namhaften Festivals, wie etwa dem WGT oder Mera Luna, sowie 2007 der Nachfolger "Zu Weit", welcher ebenso wie das Erstlingswerk der Stilrichtung des Dark Rock zugeordnet werden konnte. Nach einer längeren Abstinenz wechselte Manke rund fünf Jahre später zum Szene-Giganten "Out Of Line" und nahm die Arbeiten am dritten, selbstbetitelten Langspieler auf, welcher sich mit Platz 37 erstmalig in den Media Control Charts behaupten konnte. Neben einer eigenen Headliner-Tournee und nachfolgenden Akustik-Shows, ging es für "Staubkind" als Support der umjubelten Durchstarter von "Unheilig", die man zuvor schon auf der Konzertreihe "Unheilig and friends" zur "Puppenspiel"-Ära begleitete, erstmalig auch auf die ganz großen Bühnen des Landes. Durch die wiederholte Zusammenarbeit mit dem hitlastigen Hochadel, ergab sich die Bekanntschaft mit Keyboarder und Produzent Henning Verlage, der den Studioprozess des bisher erfolgreichsten Ablegers "Alles Was Ich Bin", ebenso wie den des Vorgängers, entscheidend prägte. Der Fernsehauftritt in einer renommierten Daily-Soap, die eigens aufgezogenen Family-Gigs und zahlreiche weitere Ausflüge in die Welt des Unplugged, sorgten weiterhin für eine breitere Bekanntheit und katapultierten die Berliner schlussendlich sogar weit über den Rand der einst eher dunkelbehafteten Sparte hinaus. Danach wurde es mit einem Mal schlagartig still. Dann für viele Fans der Schock: Die Daten für die Konzerte im vergangenen Jahr wurden gecancelt und um einige Monate weiter nach hinten verlegt, der für diesen Zeitraum angepeilte Longplayer ebenso. In einem offenen und vor allem ehrlichen Brief, erklärte der Mastermind, dass das frische Material den gewünschten Qualitätsstandard noch nicht erreicht habe, man schlicht noch nicht so weit damit sei, wie es von allen Beteiligten zuerst angenommen und gewünscht war. Die treuen Anhänger zeigten sich zu großen Teilen zwar traurig, doch gleichermaßen auch verständnis- und hoffnungsvoll. Mittlerweile sind einige Monate ins Land gezogen, im Dezember dann erste Lebenszeichen und Enthüllungen, etwa über einen interaktiven Adventskalender in den sozialen Medien. Die Ruhe und Besinnung schien dem zuletzt so engagierten und umtriebigen Frontmann sichtlich gut getan zu haben, die Arbeiten gut voran gegangen zu sein. Am 10.03.2017 steht nun aber endlich das vollendete Werk in seinen festen Startlöchern: "An Jedem Einzelnen Tag".

Setzt man den Startpunkt der groben Analyse zuerst einmal nur beim rein optischen Aspekt an, fällt dem aufmerksamen Betrachter ins Auge, dass sich hier gar nicht so viel verändert hat. Noch immer ziert das Profil des Sängers ganz allein das Cover. Doch dieses Mal nicht annähernd so mystisch oder nachdenklich, wie es noch bei den vorherigen Veröffentlichungen der Fall war. Die allgemeine Farbgebung ist viel eher hell, klar, deutlich und unverfälscht, die einzelnen Töne in sattem, aber nicht zu aufdringlichem Pastell gehalten. Nicht dominant, eher angenehm reduziert und zurückhaltend. Dazu ist das Konterfei Mankes nicht länger bloß hinter nachbearbeiteten Effekten zu erahnen oder als schemenhafter Umriss aus der Ferne, eine Art leicht verloren gegangener Eyecatcher, im Bild zu erkennen. Dieses Mal stehen die markanten Gesichtszüge im unmittelbaren Fokus, machen nahbar, menschlich und nicht zuletzt verletzlich. Der Frontmann ist nicht länger reine Zierde oder ergänzende Staffage eines großen Ganzen, sondern das Zentrum selbst. Unentwegt und abgeklärt sieht er den Hörer an, die Blicke scheinen sich förmlich zu treffen, Auge in Auge stehen sich beide ganz nah gegenüber. Es ist genau dieses fotorealistische, greifbare Abbild der im Folgenden geschaffenen Grundatmosphäre, welche die Basis für die daraus gezogene, logische Konsequenz bildet. Die hellen Akkorde eines Pianos setzen erste Akzente zur Einstimmung, dann setzen Chöre mit Mitsing-Faktor und leicht groovende Gitarren ein. In den einzelnen Strophen von "Platz Zum Träumen" regiert dezentes Drumming, über allem thront deutlich Mankes Stimme. Erst im eingängigen Refrain nach dem bewährten Singalong-Prinzip, nimmt der Song sein Tempo auf. Man steht wieder ganz am Anfang des Erkundungstrips durch das eigene Ich, begeht tiefe Sinnsuche im Alltäglichen, einen Neustart. So auch bei den beiden folgenden, rein digital verfügbaren Vorab-Singles. Die Melodieführung der einzelnen Passagen vermittelt immerzu Mut zu neuen Wagnissen, zu Inspiration und Kraft. Es ist ein fokussiertes Aufbegehren mit dem Ziel all den überschüssigen Ballast hinter sich zu lassen, endlich wieder frei und unbeschwert zu sein oder kurz und um beim Thema zu bleiben, "Fliegen Lernen". Dieser inhaltliche Schwerpunkt zieht sich durch die Spieldauer des kompletten Albums, so auch bei "Das Beste Kommt Noch". Beflügelt von neuer Energie wird das Tempo hier direkt etwas weiter angezogen und wandelt die Aussage in optimistischen Pop-Rock hinein. Die zugrundeliegende Instrumentierung transportiert und trägt die ermutigende Motivation des Titels. Denn egal wie schwer die Zeiten machmal erscheinen mögen, so zeigt sich doch früher oder später ein Hoffnungsschimmer, auch wenn dieser durch das Dunkel nicht immer direkt klar zu sehen ist. Ein berührendes Paradebeispiel für diese undurchdringliche Hoffnungslosigkeit, bietet sich im Anschluss mit dem zerbrechlichen "Scherben". Dessen reduziert agierende Basis-Melodie wird durch die zarten Töne von Klavier und pointiert eingesetztem Schlagzeug gebildet, der Gesang steht in Anbetracht gelungener Gefühlstransportation weit im Mittelpunkt. Es ist eine Ballade über die fast unbemerkte Anhäufung von zunächst nur feinen Rissen im Spiegel, des nicht immer nur von Harmonie geprägten Zusammenlebens und Miteinanders. Tief gehend verdeutlichen die einzelnen Strophen, wie giftig einkehrende Routine, grauer Alltag und belastende Sorgen für die eigene Lebensfreunde und vor allem auch gemeinsames Glück sein können. Sie zeigen auf, dass einige der kleinen Splitter so lange nicht relevant sein müssen, wie beide Menschen noch bereit dazu sind, zueinander zurück zu finden und sie gemeinsam wieder zu dem großen Ganzen von einst zusammenzusetzen.

Dass das älter und erwachsen werden oftmals nicht nur die zwischenmenschlichen Beziehungen, sondern auch das eigene Denken und Fühlen beeinträchtigen kann, vermag sowohl die temporäre Reflexion des Hörers als auch der nächste Titel zu zeigen. Wieder in Erinnerungen schwelgen, sich darin verlieren. Als noch alles neu, aufregend und wie ein eigenes Wunder für sich war. Die Faszination und Begeisterung für die kleinen und scheinbar fast unbedeutenden Dinge des Lebens wiederfinden und verinnerlichen, wenn man die Welt plötzlich wieder wie "Mit Kinderaugen" sieht. "Lauter Leben" nimmt sich dann hingegen erneut dem Prinzip eines stimmungsvollen UpTempo-Songs an und bittet mit tänzelndem Soft-Rock zu mehr Unbeschwertheit. Sich mit erhobenem Haupt nicht zu verstecken, sich nicht unter den oft so erdrückenden Lasten des Lebens begraben und vom hektischen Trott einspannen und hilflos niederstrecken zu lassen, ist die geheime und doch oft so einfache Formel für das viel herbeigesehnte Glück. Gegen alle Widrigkeiten für ein losgelöstes Selbst anzukämpfen, um endlich wieder lachen zu können, die Essenz. Der Titeltrack "An Jedem Einzelnen Tag", zählt im Folgenden allein schon von seiner rein instrumentalen Seite zu den stärksten und überzeugendsten Nummern des neuen Albums. Zu Beginn werden die Saiten lediglich ganz sanft angeschlagen und mit einem leichten, nachhallenden Echo versetzt, was die bedrückende Atmosphäre hervorragend unterstützt. Die lose Kraft der Stimme setzt die deutlichsten Akzente, klingt klar und dringt direkt durch. Im Laufe der Spielzeit baut sich diese berührende Ballade auf und mündet in einem kraftvoll gesungenen Refrain, dessen stimmige und dabei nicht zu aufdringlich auf Bombast gepolte Orchestrierung den letzten Schliff verleiht. Die beiden nächsten Songs "Wunsch Frei" und "Immer Wenn Es Anfängt" ergänzen das bis hier gezeichnete Bild von positiv ummanteltem Gefühl logisch und nachvollziehbar. Der Sound mit seiner zumeist eher nachdenklichen Wohlfühl-Attitüde ist weiterhin fester Bestandteil und sowohl die allgemeine Wegführung der jeweiligen Melodien als auch die motivierenden Messages, wissen nach wie vor das unmissverständliche Leitmotiv darzustellen. Nicht zuletzt zu erwähnen, dass das Hauptaugenmerk ganz besonders auf der Affinität zur Eingängigkeit liegt und eine Platzierung in den Listen der regionalen Radio-Stationen somit alles andere als undenkbar ist. Nach den einfühlsam tröstenden Worten von "Halt Dich Fest", kommt man zum Abschluss. Die einzelnen Zeilen erschaffen eine wünschenswerte Welt ohne Sorgen, Zwänge, Ängste, Zweifel und Qualen. Manke gibt den wohlwollenden Beschützer und nimmt den Hörer mit an seinen ganz eigenen, aus bewegenden Melodien und Emotionen geschaffenen, geheimen Ort. Zeigt ihm die bunte Vielfalt der guten Gefühle, lädt zum Innehalten ein, setzt ihn schließlich in dieser längst verloren geglaubten Erholungsoase ab. Hier, wo Ruhe, Frieden und Harmonie herrschen. Wo Glück noch kein leeres, kryptisches Fremdwort und das Leben kein Wunschdenken ist. Und dann macht er sich erneut auf den Weg, ist schon wieder "Zwei Schritte Weiter", um auch anderen Menschen die Richtung hierher zu weisen, sie auf Kurs zu bringen und die Tür zu öffnen. Er lässt ab hier wieder für eine unbestimmte Zeit allein, jedoch ohne dabei zu verlassen und mit Aussicht auf ein baldiges Wiedersehen. Denn der Hörer ist nun wieder stark genug allein und jetzt mehr als bereit dazu, doch auf die Reise zu machen und seinen Weg zielstrebig weiterzugehen. Vertrauen zu haben, an sich zu glauben und wieder seine eigenen Träume zu fangen.

Tracklist:

01. Intro 2017

02. Platz Zum Träumen

03. Fliegen Lernen

04. Das Beste Kommt Noch

05. Scherben

06. Mit Kinderaugen

07. Lauter Leben

08. An Jedem Einzelnen Tag

09. Wunsch Frei

10. Immer Wenn Es Anfängt

11. Halt Dich Fest

12. Zwei Schritte Weiter

Fazit:

Das neue Album "An Jedem Einzelnen Tag" hält noch immer genau die Art von modernen Geschichten bereit, die das alltägliche Leben mit all seinen bunten Facetten seit jeher schreibt. Dabei bleibt das Einmann-Projekt auch anno 2017 so emotional nahbar und glaubwürdig wie damals, wenngleich die feinfühligen Erzählungen nun hörbar anders und dadurch vor allem unterschwellig zugänglicher interpretiert werden, als noch zu den eher rockigen Anfangstagen der Band. Eventuell ist dies in der erneuten Zusammenarbeit mit Erfolgsproduzent Henning Verlage zu begründen, der einst mit seiner ehemaligen Band "Unheilig" ähnlich kommerzielle Pfade beschritt und nun gemeinsam mit Mastermind Louis Manke dessen Projekt "Staubkind" in vergleichbar zugängliche Bahnen für den Massenmarkt zu lenken gedenkt. Vielleicht ist es aber auch einfach nur die logische Konsequenz des alltäglichen und seelischen Miteinanders, die Summe aus angehäuften Erlebnissen, persönlichen Erfahrungswerten und die daraus resultierende Weiterentwicklung eines jeden Menschen und so auch Mankes, welche die allgemeine Ausrichtung der Musik in den letzten Jahren deutlich beeinflusst haben. Anleihen an die vergangenen Tage finden sich bis auf die nach wie vor melancholisch nachdenklichen Texte kaum noch, viel eher platzieren sich jetzt ein eingängiger, leichtfüßiger Sound und auf Hochglanz polierter Pop an deren einstiger Stelle. Zurückhaltende Gitarren und leichtes Drumming setzen sich dezent in den Hintergrund, erzeugen durchweg sanfte Melodien und führen durch den klaren Fokus auf den rauen Gesang, zu einer mal bedrückten und dann wieder beschwingten Grundatmosphäre, die immerzu Mut machen und ein Licht am Ende aller Dunkelheit versprechen will. Es sind bekömmliche Harmonien und allgemeine Thematiken irgendwo zwischen leben, lieben und loslassen, mit denen auf gewisse Art und Weise jeder Hörer schon einmal konfrontiert wurde und sich somit identifizieren kann. Es ist Musik, die ihre innere Herkunft zu keiner Zeit verleugnet, aber dabei klar die Aufmerksamkeit des Mainstream sucht und finden wird. Das ganzheitliche Konzept und dessen klangliche Auslegung ist wie für das Radio und die neue Erschließung einer frischen Zielgruppe, für jedermann, geschaffen worden. So hält man sich bewusst an die genehme Linie des neuerlich so viel begrüßten Singer / Songwriter-Genres und schöpft dabei aus einem Pool mit den derzeitigen Heavy-Rotation-Helden Mark Forster, Adel Tawil oder Andreas Bourani. Wer schon seine Sympathien für das vorherige Album "Alles Was Ich Bin" aufbringen konnte, wird vermutlich auch am aktuellen Langspieler seine Freude finden, wer hingegen zu den alteingesessenen Begleitern gehört, benötigt eine strikte Neugewöhnung. Gemessen am Standard der eigenen Wurzeln, liegt hier also ein eher mäßiges "Staubkind"-, aber inhaltlich und musikalisch qualitativ gutes Pop-Album vor, welches zwar selbstbewusst sein Gesicht wahren kann, aber in seiner Ausrichtung vor allem den Fans der jüngeren Band-Ära gefallen will.

Informationen:

http://staubkind.de

https://de-de.facebook.com/Staubkind.Music/

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