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BEITRÄGE:

  • AutorenbildChristoph Lorenz

Amphi Festival - „Call The Ship To Port" - Altstadtufer, Köln - 27.07.2018


Veranstaltungsort:

Stadt: Köln, Deutschland

Location: MS RheinEnergie

Kapazität: ca. 1.000

Stehplätze: Ja

Sitzplätze: Ja

Homepage: http://www.amphi-festival.de

Einleitung:

Es ist Freitag, der 27.07.2018 und vor allem ist es warm. Sehr sogar. Da die Dinge manchmal bekanntlich völlig anders als zunächst geplant laufen, musste ich meinen kurzen Aufenthalt in Köln vor ein paar Tagen erst nochmal gehörig umplanen, um doch noch einigermaßen rechtzeitig in der bekannten Domstadt ankommen und vor allem auch am diesjährigen Pre-Event „Call The Ships To Port“ teilnehmen zu können, auf welches ich mich ob des ansprechenden Line-Ups schon seit Monaten gefreut habe. Fast wäre diese Unternehmung aber, Achtung, aus Zeitgründen sprichwörtlich ins Wasser gefallen... Immerhin wäre es darin wohl schön kühl, was man vom Ruhrgebiet dieser Tage nicht gerade behaupten kann. Während manch ein Festivalbesucher meines Wissens nach also schon längst inklusive ausgedehntem Urlaub ausgeruht an meinem angepeilten Zielort verweilt, steht mir erst noch ein wahrer Spießrutenlauf bevor: Immerhin kann ich mich heute etwas eher von der Arbeit verabschieden und hetze anschließend direkt zum Bochumer Hauptbahnhof, wo ich mir mein gesamtes Gepäck von einem lieben Menschen übergeben lassen darf, der bereits am entsprechenden Gleis auf mich wartet, um mich sodann gerade noch rechtzeitig auf einen der bequem gepolsterten Sitzplätze im ICE fallen zu lassen. Diesen Luxus gönne ich mir jetzt einfach mal. Ja, entspannt reisen war unbeabsichtigterweise wohl noch nie so meins. Die Hauptsache ist zumindest aber, dass ich überhaupt reisen kann. Von daher will ich mich mal nicht beschweren. Ich habe es wider Erwarten noch geschafft und das ist es ja, was zählt. Eigentlich hatte ich mir ganz fest vorgenommen, während der Fahrt fleißig meine noch ausstehenden Reviews zu schreiben, aber just in diesem Moment bin ich letzten Endes dermaßen erleichtert und müde, dass die einstündige Fahrt so unbemerkt schnell wie unproduktiv an mir vorbeizieht. Naja, das muss vielleicht auch mal sein. Schließlich im Stadtteil Deutz angekommen ziehe ich meinen Koffer durch die Hitze so schnell wie möglich hinter mir her, direkt auf dem Weg zu meiner aktuellen Unterkunft, welche dieses Mal weise vorausschauend nicht am anderen Ende der Welt liegt. Das und eine vorsichtige Fortbewegung im Schneckentempo, sollten es mir eigentlich leichter machen, nicht gleich wieder schweißgebadet an der Rezeption anzukommen, aber die drückende Luft in Köln ist so erbarmungslos, wie eh und je. Bemüht lächelnd schleppe ich mich zum kurzen Check-In und stürze dann aus dem kleinen Fahrstuhl in mein Zimmer hinein. Zum traditionellen Auspacken und häuslichen Einrichten habe ich jetzt aber absolut nicht mehr die nötige Zeit, eventuell mache ich das ja später noch. Vielleicht bleibt aber auch gleich einfach alles im Koffer verstaut und wird nur bei Bedarf herausgeholt, dann spart man sich das Einpacken... Das ist nun jedenfalls meine kleinste Sorge. Nachdem ich mich schnell geduscht, frisch gemacht und umgezogen habe, geht es wieder zurück an die praktisch nicht vorhandene Luft. Ob es bei Temperaturen von fünfunddreißig Grad ratsam ist, sich komplett in Schwarz zu kleiden, ist sowieso indiskutabel, aber vermutlich könnte man auch gar nichts tragen und es wäre dennoch nicht viel besser. Den Rhein über die Hohenzollernbrücke zu Fuß zu überqueren, spare ich mir heute daher lieber mal gleich und steige in ein Taxi, das mich zum Altstadtufer bringt. Durch plötzlich auftretendes Niedrigwasser wurde die eigentliche Anlegestelle der MS RheinEnergie nämlich einmal mehr vom Kennedy-Ufer hierher verlegt.

Wie erwartet, sind die kleinen Gassen hier nicht minder voll, als der unmittelbare Platz am Rhein selbst. Zusätzlich findet heute noch der jährliche Altstadt-Lauf statt, weswegen ich mir erstmal einen alternativen Weg durch die campierenden Massen suchen muss und mich letztlich an den Treppen zur Domplatte wiederfinde. Ich hätte also auch genauso gut zum Hauptbahnhof fahren können. Egal, jetzt bin ich endlich angekommen und es hat tatsächlich noch alles geklappt. Der Einlass geht trotz der langen Schlange verhältnismäßig zügig vonstatten und in weniger als einer halben Stunde kann das Boarding für mich beginnen. Die freundliche Security checkt meine Tasche und kontrolliert das Ticket, danach geht es über eine lange Rampe hinunter zum Schiff. Das Personal begrüßt mich so freundlich wie immer, die ersten Gäste haben sich schon gute Plätze auf dem Oberdeck gesichert und genießen die Aussicht. Mein letzter Besuch auf dem renommierten Event-Kreuzer liegt mittlerweile schon ganze zwei Jahre zurück, wie ich bemerke. Damals war ich zu Gast bei „In Extremo“ und ihrem Unplugged-Gig zum Jahresabschluss, mein letztes „Call The Ship“-Erlebnis hingegen war 2015. Wie die Zeit vergeht. Im Unterdeck befindet sich zur rechten Seiten neben den Sanitäranlagen die Garderobe, an der heute Abend natürlich niemand etwas abzugeben hat. Zur Linken geht es direkt in den geräumigen Saal selbst, wo neben einer Bar auch die Bühne beheimatet ist. Die Treppe führt mich zum Mitteldeck, hier gibt es an den verschiedenen Ständen großzügig Merchandising von allen drei Bands zu kaufen und auch weitere Möglichkeiten, sich mit Getränken und sogar Speisen, wie Salaten, Wok-Nudeln oder Currywurst einzudecken. Vom hiesigen Balkon, der in einem Halbrund um die untenliegende Fläche verläuft, hat man zudem einen sehr guten Blick auf das kommende Geschehen. Zum Glück hat Fotograf Torsten mir gemeinsam mit seiner Partnerin vorsorglich einen tollen Platz vor dem Geländer freigehalten. Wir haben uns schon geschlagene drei Monate nicht mehr gesehen und begrüßen uns herzlich. Die beiden sind mir direkt schon wieder sympathisch, denn ihnen ist sichtlich genauso warm wie mir. Wir erinnern uns an den ersten Amphi-Tag 2016, als wir uns stundenlang nicht von der Bank im Beach-Club aufraffen konnten und haben sogleich wieder einige schöne Gesprächsthemen. So macht Ankommen doch Freude! Gut nur, dass es an Bord auch recht große, gekühlte Selters-Flaschen zu einem durchaus humanen Preis zu kaufen gibt. Wir bunkern gleich mehrere Exemplare davon und treffen noch zufällig das ein oder andere bekannte Gesicht wieder. Danach schaue ich noch kurz auf dem Oberdeck vorbei, fröne meinem Laster und beobachte die wartenden Menschen am Altstadtufer, die uns von dort aus ebenfalls beobachten. Plötzlich gibt es ein kleines Ruckeln und die MS RheinEnergie setzt sich behäbig in Bewegung. In der Zwischenzeit ist es doch tatsächlich überraschend 20.30 Uhr geworden, die große Fahrt beginnt...

„Herzlich Willkommen „Call The Ship“, seid ihr da? Ihr hört mich jetzt gerade zwar nur, aber schon morgen könnt ihr mich auf der Bühne am Tanzbrunnen auch sehen. Mein Name ist Oliver Klein und ich werde diesen Abend moderieren. Für später haben wir noch eine kleine Aktion geplant... Unser Festival-Fotograf Honey steht auf der Deutzer Brücke und wenn wir das Signalhorn hören, bitte ich euch alle darum, in seine Richtung zu tanzen, zu winken oder zu springen, was das Zeug hält, okay? Macht dann mal ordentlich Lärm und später werden wir das dann für alle online stellen. Ich freue mich schon auf ein paar schöne Stunden mit euch!“, begrüßt der bekannte Szene-Kabarettist die anwesenden Gäste zur sechsten Ausgabe des Pre-Events auf der MS RheinEnergie erfreut, die gegen 20.30 Uhr langsam von der Frankenwerft am malerischen Altstadtufer ablegt und zu ihrer abendlichen Rundfahrt über den Rhein ansetzt. Es geht los! Nach einigen Minuten schalten sich die überall an Bord verteilten Lautsprecher dann schließlich ein weiteres Mal kurz ein: „Hallo Köln oder sollte ich doch lieber MS Karibik sagen? Die erste Band ist hier heute Abend für das Klima zuständig... Also schließt bitte die Türen, damit wir in dieser Nacht alle einen kühlen Kopf bewahren. Sie kommen aus Hamburg und haben ein ganz spezielles Programm für euch vorbereitet. Mehr möchte ich jetzt auch nicht verraten, denn wir holen Sie jetzt einmal alle zusammen für euch auf die Bühne. Viel Spaß!“.

Mainstage, 21.10 Uhr - Eisfabrik:

Exakt um 21.10 Uhr ist es dann auch endlich an der Zeit für die erste Band des noch jungen Sommerabends und diese könnte ob der hitzigen Temperaturen wohl nicht besser gewählt worden sein, um das vor der Bühne und auf den Rängen schon gespannt wartende Publikum etwas herunterzukühlen. Ein Anheizer mal anders! Ohne wertvolle Sekunden zu verlieren, entern jetzt der maskierte Live-Schlagzeuger René Dornbusch, sowie die beiden Keyboarder Jan „Celsius“ Bertram und Gerrit „Der Frost“ Thomas gemeinsam unter lautem Applaus ihrer Fans die Bretter und begeben sich an ihre Instrumente, dich gefolgt von Frontmann und Sänger Charly „Dr. Schnee“ Barth-Rickfels. Wenngleich die Ausgestaltung des heutigen Spielorts ob des angesetzten Kurz-Sets und den damit verbundenen Umbauarbeiten vergleichsweise eher spartanisch ausfällt, hat es sich der Vierer aus Hamburg selbstredend nicht nehmen lassen, das gesamte Instrumentarium samt Kostümierungen wie gewohnt stilecht in schimmernd hellem Weiß darzubieten. Zu den mächtig stampfenden Takten des eröffnenden „Soon Enough“ geht es los, während der Saal von blutrotem Licht bedeckt wird. „Vielen Dank. Hallo Köln!“, begrüßt der bärtige Mastermind die jubelnde Menge, welche sich schon nach den ersten Minuten klar ersichtlich in den frostigen Fängen der Fabrikanten befindet. Ein untrüglicher Hinweis dafür, dass sich der einstige Newcomer mittlerweile wohl endgültig in den Köpfen, Ohren und Herzen der Szene festgesetzt hat. Zum nachfolgenden „A Million Lights“ werden dann auch sogleich die leuchtenden LED-Letter im Hintergrund aktiviert, die nun in stimmungsvollen Farben den Bandnamen zum rhythmisch-verträumten Takt zeigen, bis beim hymnisch pumpenden „Far Away“ plötzlich gebündelte Laserstrahlen aus den aufgebauten Säulen schießen und sich in faszinierender Schönheit wild flirrend über das versammelte Publikum legen. Das kalt donnernde „Maschinen“ bringt das Schiff mit seinen technoiden Dubstep-Sounds und düsteren Zukunftsvision dann endgültig zum schaukeln, während nun blinkende Ballons mit aufgedrucktem Logo in die Reihen geworfen werden. „The Choice“ und „Schneemann“ markieren weitere unverzichtbare Highlights, bis durch das mitreißende „The Survival Of The Strongest Mind“ schlussendlich alle Dämme brechen: Hier klatscht jetzt wirklich so ziemlich jeder Besucher und ein nicht unerheblicher Teil lässt es sich sogar nicht nehmen, die einprägsame Melodie durchgehend lautstark mitzugröhlen. Ein toller Moment! Obwohl die funktionstüchtige Klimaanlage im Inneren der MS RheinEnergie seit dem Boarding ihr Übriges tut, steigt die Wärme unerbittlich weiter an... Ein Umstand, den die „Eisfabrik“ natürlich nicht verantworten kann und somit gleich erstmal für den erlösenden „White Storm“ unter Deck sorgt. Zum Abschluss fährt man nochmal so richtig auf und lässt gleich zwei Hits aus dem vier Alben umfassenden Backkatalog auf die hohe See los: Das emotional powernde „Walking Towards The Sun“ erweist sich dabei einmal mehr als echte Perle des modernen Future Pop und flutet den Raum abermals mit kunstvollen, perfekt auf die Musik angestimmten Licht-Installationen. „Friends“ beschließt die leider viel zu knapp kalkulierte, erste Show nach rund vierzig unterhaltsamen Minuten dann leider endgültig. Nicht aber, ohne dazu noch den beliebten Yeti zum Tanze zu bitten, der jetzt gemeinsam mit den Musikern und Fans nochmal alles gibt. Eine kurze Verabschiedung später ist der Kälteschock auch schon wieder vorbei, die zahlreichen Rufe nach einer Zugabe müssen leider unerhört bleiben, denn der nächste Act scharrt bereits mit den Hufen...

„So, noch eben ein kleiner Hinweis in eigener Sache... Morgen Abend steigt genau hier eine schöne Party mit Martin Engler von „Mono Inc.“ und mir. Es würde uns freuen, wenn ihr vielleicht vorbeikommt! Die nächste Band gibt es seit genau zweiunddreißig Jahren, wie doch die Zeit vergeht. Morgen spielen sie noch eine andere Show im Theater am Tanzbrunnen. Also keine Angst, ihr werdet nicht zwei Mal das Gleiche sehen. Sie haben vor kurzem eine neue EP veröffentlicht und kommen heute aus Belgien zu euch...“, kündigt Klein den zweiten Act an, während jetzt immer mehr Besucher von ihrer großen Blutmond-Fotojagd auf dem Außendeck wieder ins Innere strömen, um auch ja nichts zu verpassen. Gut so, denn bereits in wenigen Minuten wird es hier so einiges auf die Ohren geben...

Mainstage, 22.20 Uhr - Suicide Commando:

Während es draußen auf dem Rhein langsam aber sicher zu dämmern beginnt und sich der medial viel angekündigte Blutmond allmählich über den Wolken zeigt, bricht gegen 22.20 Uhr im Inneren der bekannten Ausflugsflotte dann endgültig totale Finsternis über deren Besucher herein: Niemand Geringeres als die berüchtigten „Suicide Commando“ haben sich im Vorfeld angekündigt und geben sich jetzt die Ehre, das pure Böse zu zelebrieren! Die 1986 in Leopoldsburg bei Belgien gegründete Formation besteht, wie just angesagt, mittlerweile seit über dreißig Jahren und gehört zu den absoluten Veteranen des Aggrotech-Genres. Somit ist es auch nur wenig verwunderlich, dass dieser stets gern gesehene Gast, welcher die große Mainstage des Amphi Festivals zuletzt vor zwei Jahren bespielte, herzlich empfangen wird. Lautstarke Jubelstürme brechen los, als Schlagzeuger Mario Vaerewijck und Keyboarder Torben Schmidt endlich ins fahle Rampenlicht treten und sich an ihre jeweiligen Instrumente begeben. Ein elektronisch verzerrtes Glockenspiel, gespenstisches Kinderlachen und unheimliches Wispern leiten den horroresken Opener „The Gates Of Oblivion“ ein, zu dem nun auch Frontmann Johan van Roy in einer pechschwarzen Robe mit spitzer Kapuze die Bühne betritt. Es soll nicht lange dauern und schon peitschen die harschen Beats die versammelte Schar auf, ein erster Moshpit im Innenraum ist die logische Konsequenz. Dies soll sich auch bei den folgenden Songs, wie etwa „My New Christ“, „Death Lies Waiting“ und dem knallenden „The Pain That You Like“ keineswegs ändern, obwohl sich das Trio heute ganz offensichtlich vorwiegend auf ihr neueres Material vom aktuellen Studioalbum „Forest Of The Impaled“ aus 2017 konzentriert. Ein sehr gutes Zeichen für die jüngere Schaffensphase also, wenngleich auch der ein oder andere Klassiker selbstverständlich auf keinen Fall fehlen darf. Nach dem bedrückend-psychotischen „Schiz[o]topia“ erwartet die Menge nämlich der unerschütterliche Club-Hit „God Is In The Rain“, der jetzt kollektiv mit ausufernden Tänzen und einem weiteren Pit gefeiert wird. Van Roy hat sich unterdessen längst seiner Kutte entledigt und hechtet zu seinen aggressiven, diabolisch verzerrten Shouts wie ein Derwisch in ärmelloser Weste ausgelassen von der einen Seite zur anderen. Ansonsten bleibt der hagere Charakterkopf, bis auf einige wenige, gestikulierende Interaktionen mit den vorderen Reihen, jedoch gewohnt wortkarg und distanziert, was der dichten Atmosphäre allerdings nur umso zuträglicher ist. Beim bizarren „Cause Of Death: Suicide“, das von teils arg grotesken Impressionen auf der hinten liegenden Videoleinwand zusätzlich visuell unterstützt wird, begibt sich der Fronter im Mittelteil gar selbst an die großen Trommeln und steuert dem Industrial-Kracher somit grobe Percussion bei. Während zu „The Devil“ okkulte Symbole und deutschsprachige Textfragmente an die Wände projiziert werden, entfesseln die drei Musiker anschließend die Dämonen der „Unterwelt“. „Amphi, ich will eure Hände sehen!“, fordert der Sänger und das Publikum folgt hörig ohne das kleinste Zögern. Unter dominanten Beats werden abschließend noch „Love Breeds Suicide“ und „We Are Transistory“ dargeboten, bevor das Set mit dem ikonischen „Die Motherfucker Die“ nach rund einer Stunde unter tosendem Applaus endet. Wer möchte, hat dann am morgigen Samstag zudem die Möglichkeit, die Belgier bei einem ihrer berüchtigten Vintage-Sets im Theater am Tanzbrunnen ein weiteres Mal live zu sehen, wenn sie für die leider verhinderten "Assemblage 23" einspringen. Voll werden dürfte es dort bei einer solch erfreulichen Vertretung aber allemal! (Übrigens: Zur kompletten Event-Galerie auf "Black-Cat-Net" von Daniela Vorndran gelangt ihr über diesen Link hier. Vorbeischauen!)

Allmählich ist der Zeiger unbemerkt und erbarmungslos immer weiter voran geschritten, die Zeit ist wie im Fluge vergangen und mittlerweile ist es recht spät geworden. Die Fahrt neigt sich langsam ihrem jähen Ende entgegen und so betritt Moderator Oliver Klein mit einigen Informationen zum letzten Mal an diesem Abend die Bühne. „Falls ihr eventuell noch vorhattet, gleich zum Tanzbrunnen zu gehen, muss ich euch leider mitteilen, dass die offizielle Pre-Party bereits komplett voll ist. Außerdem legen wir später an Landungsbrücke Zwei an, ihr müsst also ein kleines Stückchen weiter laufen, als vorhin. Die letzte Band hat wirklich ein sehr langes Intro, deshalb möchte ich auch gar nicht viel Zeit verlieren. Hier sind auch schon „Covenant“ für euch, Bühne frei!“.

Mainstage, 23.50 Uhr - Covenant:

Als würdiger Headliner und somit letzte Band des diesjährigen Events, gibt sich die 1986 in Helsingborg bei Schweden gegründete Legende „Covenant“ die große Ehre. Die einzig wahren Gentlemen des Electro vereinen seit jeher diverse Stilistiken des umfassenden Genres, wie etwa Ambient, EBM, Future Pop oder Drum and Bass zu einer schier einzigartigen Melange und können sich damit seit mittlerweile mehr als dreißig Jahren absolut verdient zur vordersten Speerspitze der Szene zählen. Dementsprechend groß fällt der Zuspruch auf der MS RheinEnergie aus, als die beiden Keyboarder Andreas Catjar und Daniel Myer gegen 23.50 Uhr hinter ihre Synthesizer-Pulte am vorderen Rand der nunmehr stark vernebelten und in eisblaues Licht getauchten Bühne treten, um den Publikum eine rund viertelstündige Experimental-Improvisation darzubieten, welche sodann in einem allseits bekannten, marschierenden Rhythmus mündet. Zum eröffnenden „Der Leiermann“ betritt jetzt auch der charismatische Mastermind Eskil Simonsson unter lautem Jubel die Bretter und beschwört, zunächst nur als unscharfe Silhouette im Halbdunkel erkennbar, die ersten Zeilen, die gegen Ende zum englischsprachigen Pendant „Like Tears In Rain“ wechseln. Mit dem melancholisch treibenden „I Close My Eyes“ nimmt man Bezug auf den aktuellen Zeitgeist, bevor sich der Sänger zur Begrüßung kurz auf Deutsch an seine versammelten Fans wendet. „Guten Abend und vielen Dank, Köln! Wir freuen uns, dass wir wieder hier bei euch auf dem Schiff sein dürfen.“, lächelt er und kündigt mit dem krachenden „Cold Reading“ einen weiteren Song vom letzten Studioalbum „The Blinding Dark“ an. Das im Herbst 2016 herausgebrachte Werk ist derzeit noch die aktuelle Veröffentlichung aus dem Hause des schwedischen Kreativ-Kollektivs, der nächste Ableger wurde bereits kürzlich unter dem Titel „Fieldworks“ samt zahlreichen Tourdaten für 2019 angekündigt, doch auch an einigen Rückblicken auf Vergangenes soll es an diesem Abend freilich nicht mangeln. „Den nächsten Song haben wir in letzter Zeit nicht oft gespielt...“, verkündet Simonsson. Und tatsächlich: Das wechselhafte „Rising Sun“ vom Meilenstein „Northern Light“ ist bei den Live-Shows fürwahr eine rare Perle und passt zum derzeitigen Wetter wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge, anschließend geht es mit dem apokalyptischen „Shelter“ gar bis an die Anfänge des Debüts „Dreams Of A Cryotank“ zurück. Vor dem ätherischen „Brave New World“ nutzt der Frontmann die Zeit jedoch auch für ein paar nachdenkliche Worte und ermutigt das Publikum dazu, füreinander couragiert einzustehen und sich gemeinsam gegen das vorherrschende Unrecht in der Welt aufzulehnen. Wertvolle Worte, die ihre Wirkung bei so manchem Gast sicher nicht verfehlen. In den unergründlichen Tiefen des Meeres wartet dann schon der „Leviathan“ auf seine Opfer, das anrührende „Ignorance And Bliss“ markiert danach die Ballade des Sets, bis der basslastige „Stalker“ der Menge nachstellt und folglich wieder zu mehr Bewegung animiert. „Ich freue mich wirklich sehr, heute hier zu sein, aber der nächste Song gebührt ganz Daniel Myer!“, übergibt Eskil das Mikrofon schmunzelnd an seinen Keyboarder. Die lange eingeschworenen Fans wissen jetzt natürlich schon ganz genau, welches Lied nun folgen wird und jubeln vor Begeisterung. Der powernde Up-Tempo „Lightbringer“ von „Modern Ruin“ erhellt die Gemüter getreu seines Titels binnen Sekunden und entfacht ein wahres Feuer in jedem Einzelnen. Myers energetische Interpretation, die der gebürtige Bielefelder sonst etwa bei seinen Nebenprojekten „Architect“ oder „Haujobb“ auslebt, unterscheidet sich frappierend vom sonstigen „Covenant“-Sound und bietet so angenehme Abwechslung. Die obligatorische Hymne „Call The Ships To Port“ steht seit der ersten Fahrt unter der Flagge des Ampi Festivals vor fünf Jahren namentlich Pate für die beliebte Zusatzveranstaltung auf dem Rhein und wurde demnach von allen Anwesenden schon sehnlichst erwartet. Ein einzigartiger Gänsehautmoment also, als die MS RheinEnergie passend zu den letzten Takten des Klassikers langsam wieder im Altstadtufer einläuft, um an der dortigen Frankenwerft vor Anker zu gehen. Unter Applaus gehen die drei Musiker von der Bühne. Nicht aber, ohne nur wenig später noch einmal für zwei Zugaben zurückzukehren: Eine gänzlich überarbeitete Version von „Go Film“ versprüht einen Hauch von dunkler Mystik und wahrt dabei doch den Geist des kultigen Originals, darauf folgen letzte Worte von Simonsson. „Diese Reise ist zu Ende, aber für euch hat sie erst begonnen... Denkt darüber nach, worüber wir vorhin gesprochen haben!“, erinnert er nochmals und stellt anschließend seine beiden Bandkollegen vor. „Und jetzt, wie immer, wenn es ausverkauft ist...“, leitet er freudig zum finalen Club-Kracher „Dead Stars“ über, welcher das Schiff zum Beben bringt und den letzten, scheinbar ebenfalls viel zu kurzen Gig, der zeitbedingt leider viele bekannte Hits, wie „20 Hz“, „The Men“, „Ritual Noise“, „The Beauty And The Grace“ oder „We Stand Alone“ vermissen ließ und stattdessen an einigen Stellen durchaus gewagt eher seltenes Material für Kenner bot, pünktlich zur Nacht beschließt. (Übrigens: Zur kompletten Event-Galerie auf "Black-Cat-Net" von Daniela Vorndran gelangt ihr über diesen Link hier. Vorbeischauen!)

Gegen 01.15 Uhr gehen die Lichter im Saal wieder an, nach gut fünf Stunden voll schöner Eindrücke, guter Musik und bester Unterhaltung sind wir schlussendlich wieder zurück am Altstadtufer angekommen. Trotz der tropischen Temperaturen auf und unter Deck mal wieder ein rundum gelungener Abend und zudem eine weitere, würdige Ausgabe der fest etablierten „Call The Ship To Port“-Reihe, welche dieses Mal insbesondere die Freunde der elektronischen Klänge an Bord gelockt haben dürfte. Bei einem kühlen Absacker an der Reling auszuspannen, ist für die Besucher zeitlich leider nicht mehr drin. Stattdessen reihen sich alle in die lange Schlange zum Ausgang ein und beratschlagen untereinander, was man mit der angebrochenen Nacht noch anfangen könnte. Während manch einer noch das kürzlich initiierte „Ship Of Rebels“ im Marienburger Bootshaus ins Auge fasst oder sich zum fünfzehnjährigen Jubiläum der „Sleepwalker Night“ ins Luxor aufmacht, geht es für meine Begleitungen und mich zurück nach Deutz in die jeweiligen Unterkünfte, um für den nächsten Tag bestmöglich ausgeruht sein zu können. In diesem Sinne: Gute Nacht und bis zum nächsten Jahr!

Impressionen:


Daniela Vorndran - Black-Cat-Net

https://www.black-cat-net.de https://www.facebook.com/blackcatnet Torsten Kutschka - Bong13

https://www.facebook.com/TorstenKutschka

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