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  • AutorenbildChristoph Lorenz

In Extremo - Interview (2016)


Langsam aber sicher verziehen sich die dunklen Wolken am Himmel und mit ihnen auch der Regen, welcher zeitweise immer mal wieder eingesetzt hat. Dafür blitzt die Sonne nun umso heller zwischen der einstig grauen Wand hervor. Es ist Sonntag, kurz nach 17 Uhr um genau zu sein und ich befinde mich auf dem Weg in die Prinz-Regent-Straße. Zwischen einigen unscheinbaren Mehrfamilienhäusern und Fabrikgebäuden, versteckt sich hier in einer unauffälligen Seitenstraße der altehrwürdige Club „Zeche“ - der Ort des heutigen Geschehens. Das charmante Backsteingebilde einer ehemaligen Schlosserei mit viel industriellem Charme, hat sich seit seiner Eröffnung 1981 als individueller Veranstaltungsort etabliert und bietet neben dem regulären Diskotheken-Betrieb am Wochenende und diversen Motto-Partys, auch hin und wieder das ein oder andere interessante Event im Bereich Musik an. Von Herbert Grönemeyer, über „Die Toten Hosen“, „Green Day“, „Depeche Mode“ und sogar „Rammstein“: Sie alle haben sich hier schon die Klinke in die Hand gegeben und der heutige Abend scheint nicht weniger verheißungsvoll. Die Berliner Mittelalter-Rocker von „In Extremo“ gehören zu den erfolgreichsten Vertretern ihres Genres und sind derzeit aufgrund ihres neuesten Albums, dem am 24.06.2016 veröffentlichten „Quid Pro Quo“, wieder in aller Munde. Um diesen Anlass gebührend zu feiern, befinden sich die glorreichen Sieben derzeit auf exklusiver Warm-Up-Tour durch einige wenige Locations, um den Fans in intimer Atmosphäre fernab großer Hallen ganz nah sein zu können. Neben brandneuem Material verspricht die Band natürlich auch reichlich Hits und Klassiker zu spielen, wer kann dieses Angebot da schon ausschlagen? Aus diesem Anlass versprachen „In Extremo“, sich noch vor der anstehenden Show die Zeit für ein exklusives Interview zu nehmen und luden mich in die komplett ausverkaufte „Zeche“ ein. Etwa anderthalb Stunden vor offiziellem Einlass, findet sich ein Parkplatz am Seitenstreifen und so mache ich mich in Richtung der Location auf. Als ich den kleinen Pfad hinuntergehe, sehe ich auf dem angestammten Parkplatz schon einige PKWs und noch ein Stück weiter, direkt vor den Toren des Haupteingangs, schon die ersten Besucher stehen, welche bereits mehr oder minder geduldig ausharren, um später einen guten Platz vor der Bühne zu erhaschen. Ich wähle die Nummer meines heutigen Ansprechpartners auf dem Handy und schon kurze Zeit später, holt mich der freundliche Tourmanager ab und gewährt mir somit Einlass ins Gebäude. Wir begrüßen uns und besprechen kurz den Ablauf des Interviews, bevor er mir einen Platz im noch menschenleeren Bar-Bereich anbietet. „Wir machen das Interview mit Basti und Specki, die kommen gleich.“, verrät er mir und so breite ich in einer der zahlreichen Sitzecken meine Unterlagen aus und gehe nochmal schnell alles durch. Einige Mitarbeiter der Örtlichkeit, ein paar Crew-Mitglieder und Sanitäter schwirren hier ab und an vorbei und treffen noch schnell die finalen Vorbereitungen. Nach einigen Augenblicken betritt auch Sebastian „Van Lange“ Lange den Raum und kommt mit ausgestreckter Hand auf mich zu: „Hi! Ich bin Basti, der Gitarrist.“, stellt er sich vor und fügt schnell hinzu „So. Erstmal eine rauchen.“ Auf meine Frage hin, ob wir hier überhaupt rauchen dürften, holt er nur mit einem Grinsen im Gesicht einen der Aschenbecher zu uns an den Tisch und meint „Och, wir machen das einfach.“ Gesagt, getan. Gerade als wir uns ein wenig über die Entstehung des Blogs unterhalten, kommt auch Schlagzeuger Florian „Specki T.D.“ Speckhardt auf uns zu und nimmt auf einem der Barhocker Platz. Bevor wir mit dem offiziellen Teil beginnen, tauschen wir uns noch ein wenig über diverse Themen aus, von Webseiten-Gestaltung, bis hin zu den anstehenden „Rammstein“-Konzerten in der Waldbühne Berlin. Um 18 Uhr steht das große EM-Spiel Deutschland gegen Slowakei an und schon jetzt scheint die Band im absoluten Fußballfieber, nahezu alle Monitore in der „Zeche“ zeigen den Fernsehsender, auf welchem bereits in wenigen Minuten übertragen wird. Ich werfe einen letzten Blick auf meine Notizen und betätige den Aufnahme-Knopf meines Diktiergerätes.

Roggenfaenger: Am 24.06.2016, also vor genau zwei Tagen, habt ihr nach genau drei Jahren euer neues Album mit dem klangvollen Titel „Quid Pro Quo“ veröffentlicht - meinen herzlichen Glückwunsch dazu! Eingangs: Wie gestaltete sich die Produktion und der Aufnahmeprozess, insbesondere in Verbindung mit dem katastrophalen Proberaumbrand und inwiefern veränderten sich einige der ausgewählten Songs durch diesen Umstand noch im Nachhinein?

Sebastian „Van Lange“ Lange: Der Brand hat uns in der Hinsicht ein bisschen zurückgeworfen, dass uns einfach die Zeit gefehlt hat, die Songs


noch richtig im Detail auszufeilen und das haben wir später dann auch gesehen. Das ist tragisch, was da passiert ist, ganz klar. Vor allem, weil wir genau zu der Zeit im Proberaum waren. Aber wir haben uns dann wieder zusammengerauft und die ganzen Sachen noch im Studio zu Ende gebracht. Wir hatten eigentlich schon eine große Anzahl an Songs, wir sagen immer „Baustellen“ dazu. Das waren etwa zwanzig Stücke oder sogar noch ein bisschen mehr?

Florian „Specki T.D.“ Speckardt: Ich glaube, es waren in etwa zweiundzwanzig, ja. Sebastian „Van Lange“ Lange: Wir haben dann ausgewählt, welche wir wirklich noch machen wollen und diese dann auch ausgearbeitet und dann haben wir, glaube ich, im Studio auch noch zwei Songs komplett neu gemacht. „Pikse Palve“ und den Walisischen.

Florian „Specki T.D. Speckardt: Wie heißt der nochmal? (lacht) Sebastian „Van Lange“ Lange: „Dacw Nghariad“. (grinst) Aber ja, das war alles schon tragisch. Wir waren nur ein paar Stunden da. Wir sind praktisch eingezogen und in der Nacht ist die Autowerkstatt nebenan direkt explodiert. Da waren überall riesige Rauchschwaden und die ganzen Autos und Reifen dort, sind dann nach und nach mit dem ganzen Öl einfach explodiert. Bei unserem Proberaum ist dann auch noch die komplette Decke eingefallen und solche ganzen Sachen.

Florian „Specki T.D.“ Speckardt: Ich glaube, gleich dreizehn Löschzüge waren es! Ein richtig großer Einsatz von der örtlichen Feuerwehr. Den Brand möchte ich auch ganz sicher nicht als Vorteil nennen, aber wenn man es mal ganz nüchtern sieht, war es für unseren Schaffensprozess nicht negativ. Wir sind dann einfach ins Studio, wir haben einen anderen Spielplatz gebraucht, wo wir weiter toben können. Wenn du dann schon im Studio bist, weit weg von der Heimat, dann machst du vielleicht auch einfach noch mehr und probierst aus. Sebastian „Van Lange“ Lange: Ja, dann bleibst du einfach dran. Florian „Sepcki T.D.“ Speckardt: Genau, dann bleibst du dran! Wie gesagt, es ist schlimm was uns da passiert ist und es ist ja auch zum Glück niemand zu Schaden gekommen. Es war nur ein Sachschaden. Das ist zwar schon ein Haufen Geld, der jetzt flöten gegangen ist, aber ich glaube der Platte hat es ganz gut getan.

„Ach, ihr macht jetzt hier gerade das Interview?“, erkundigt sich eine mir bekannte Stimme aus dem Hintergrund. In der einen Hand einen Getränkebecher und eine Zigarette, hält er mir die andere zur Begrüßung hin. „Guten Tag, ich bin Micha!“, stellt sich der sympathische Frontmann vor, setzt sich zu uns und schaut interessiert zu mir herüber.

Sebastian „Van Lange“ Lange: Dann machen wir das Interview doch einfach zu dritt, wenn du willst? Roggenfaenger: Klar doch, sehr gerne! Sebastian „Van Lange“ Lange: Also letztendlich hat uns das alles im Studio doch schon ein Stück nach vorne gebracht.

Roggenfaenger: Quid Pro Quo“ schlägt zuweilen ungewohnt kritische und ernste Töne an, einige Missstände behandelt ihr unter anderem im Titelsong. Gab es direkt zu Beginn schon ein klares Konzept, wie kamt ihr letztlich auf den Titel für euer neues Album?

Sebastian „Van Lange“ Lange: Also geplant haben wir das jetzt nicht wirklich. Wir sind jetzt keine Band, die vorher Pläne entwickelt und dann so eine Art Konzeptalbum macht. Also meistens fangen wir einfach an und dann ergibt es sich einfach. Wir hatten irgendwann den Titel, „Quid Pro Quo“, der stand relativ schnell fest und dann auch den zugehörigen Song, also den Titelsong, in welchem wir einfach mal auf die ganzen Missstände hinweisen wollten. Es geht ja eigentlich nur noch ums nehmen. Bei „Lieb Vaterland, Magst Ruhig Sein“ war es so, dass es uns jetzt einfach mal sehr am Herzen lag, dieses Kriegsthema angesprochen zu haben. Dieses ganze Prinzip ist natürlich auch in den einzelnen Songs zu hören, aber wir machen eben auch mal gerne einfach einen Partysong oder „Dacw Nghariad“, das ist übersetzt ein Donnergebet…

Michael „Das letzte Einhorn“ Rhein: Nee, das war „Pikse Palve“! Sebastian „Van Lange“ Lange: Ach ja, Entschuldigung. Da ist es zum Beispiel so, dass die Bauern die Ernte einfahren, wenn sie Glück und somit gute Erträge und eine gute Ernte haben. Das hat sich dann halt einfach so ergeben, wir gehen da jetzt nicht so heran und sagen, wir müssen uns jetzt einem bestimmten Konzept orientieren. Wir legen einfach los und der Rest ergibt sich dann!

Roggenfaenger: Mit „Roter Stern“ und „Schwarzer Rabe“ habt ihr zwei Tracks parat, in welchen ihr eure Verbindung und eure Liebe zu Russland besingt. Nicht selten habt ihr dort getourt und sicher einiges erlebt. Was schätzt ihr an diesem Land am meisten, auch und vor allem fernab der negativen Presse und was nehmt ihr aus den dortigen Lebensweisen, der einheimischen Mentalität für euch mit?

Sebastian „Van Lange“ Lange: Naja, wir sind da natürlich schon seit sehr vielen Jahren unterwegs, also nicht erst seit der Tour zu „Kunstraub“. Wir haben da eine riesige Fanbase und mittlerweile auch wirklich viele Freunde dort. Der andere Grund ist auch, da kommen wir jetzt mal auf „Roter Stern“ zu sprechen, dass wir uns gedacht haben, dass man natürlich zu Putin und seiner Politik stehen kann, wie man will. Da kann jeder seine Meinung haben. Aber die Menschen und das Land sind echt so herzlich, das gefällt uns alles und wir haben da echt eine Liebe für entwickelt, dass wir da auch mal einen drüber schreiben wollten. Und bei „Schwarzer Rabe“ ist es so, dass wir schon immer mal ein russisches Stück machen wollten, aber bisher nie dazu gekommen sind. Wir hatten zwar vor Jahren mal eines angefangen und „Schwarzer Rabe“ ist eigentlich ein richtig traditionelles Volkslied, das haben wir jetzt einfach mal vertont. Da hatten wir auch mehrere Ideen, welchen Text wir machen oder welchen Song wir nehmen und dann sind wir auf diesen gestoßen und haben den gemacht. Der hat ja eigentlich auch eine schöne Bedeutung.

Michael „Das letzte Einhorn“ Rhein: Der schwarze Rabe ist in Deutschland der Sensenmann. Da gibt es auch eine Geschichte, über die alten Kosaken. Einer von ihnen war schwer verwundet und der Rabe kreiste also praktisch schon über ihm. Er hatte aber von seiner Frau ein Tuch dabei und hat die Wunde damit zugedeckt, damit ihn der Tod nicht holt, er hatte einfach noch so viel zu erleben. Das ist dort eine ganz bekannte Geschichte, die kennt dort quasi jeder.

Roggenfaenger: Auf eurem neuen Werk finden sich im direkten Vergleich zu euren letzten Veröffentlichungen wieder viele fremdsprachige Titel - mit Sicherheit zur großen Freude der Alt-Fans! Warum genau seid ihr plötzlich wieder diesen nicht unwichtigen Schritt gegangen, wie gestaltete sich die Auswahl der jeweiligen Sprachen und traditionellen Titel?

Sebastian „Van Lange“ Lange: Wir haben schon überlegt, ob wir die mittelalterlichen Elemente vielleicht wieder ein bisschen in den Vordergrund


rücken sollen. Es war jetzt aber auch nicht so, dass wir die Songs jetzt darauf ausgelegt haben. Wir machen da wirklich drauf los und es hat sich dann einfach so ergeben.

Michael „Das letzte Einhorn“ Rhein: Auf „Kunstraub“ fehlte die fremdsprachige Komponente, aber es hat damals eben einfach nicht gepasst. Jetzt sind es aber eigentlich sogar wieder relativ viele geworden, oder?

Sebastian „Van Lange“ Lange: So drei bis vier Fremdsprachen sind bestimmt wieder mit dabei. Bei der „Kunstraub“ war es dann einfach nicht so, da hat das wirklich gefehlt und vielleicht war es im Nachhinein auch wirklich so, dass die mittelalterlichen Elemente ein bisschen zu sehr im Hintergrund standen. Wir wollten unser neues Album einfach so machen, wie es jetzt ist und da stehen die Mittelalter-Elemente nun wieder mehr im Vordergrund. Es ist natürlich wieder alles ein bisschen mehr „Back To The Roots“. Wir sind da aber auch nicht so total dran und planen das.

Michael „Das letzte Einhorn“ Rhein: So klingen wir einfach im Jahr 2016. Sebastian „Van Lange“ Lange: Das kann man so stehen lassen. Vom Gefühl her eben „Back To The Roots“, aber im Jahr 2016. Da sind wir auch eigentlich ganz glücklich mit und stolz drauf, dass uns das so gelungen ist. Dann hat man eben mehrere Songs und sagt sich, das lohnt sich jetzt noch, die und die fertig zu machen und hat dann vielleicht noch ein paar Bonustracks, bei denen man sagt, das sind jetzt vielleicht nicht die Stärksten… Aber dieses Mal finde ich die auch ziemlich stark. Wir sind sehr spontan was das angeht und gucken, was am Ende dabei herauskommt. So machen wir das eigentlich immer. Roggenfaenger: Auch drei Duett-Partner sind dieses Mal vorzufinden. Einmal Hansi Kürsch, der Frontmann von „Blind Guardian“, sowie Marcus Bischoff und Alexander Dietz von „Heaven Shall Burn“. Warum habt ihr gerade diese Musiker für genau diese Titel in Betracht gezogen? Bestehen schon längere Freundschaften durch gemeinsame Festivalauftritte und waren dieses Features von vornherein so geplant? Wie lief die Kontaktaufnahmen und gemeinsame Arbeit ab?

Sebastian „Van Lange“ Lange: Wir machen eigentlich zu jeder Platte immer so eine Liste, wo wir sagen, mit denen wollten wir schon immer mal was machen. Und schon recht weit am Anfang war klar, dass wir mit Hansi Kürsch von „Blind Guardian“ etwas machen wollten, weil wir gut befreundet und uns in den letzten Jahren auch immer wieder mal auf Festivals oder so über den Weg gelaufen sind. Das nimmt dann meistens immer Micha in die Hand und hat dann bei Hansi angerufen, der hat dann auch direkt zugesagt und so ähnlich war es bei „Heaven Shall Burn“ eigentlich auch. Wir spielen seit Jahren schon öfter mal auf Festivals zusammen und sind ein bisschen mit denen befreundet und da hatte Micha dann auch bei Molle angerufen. Dann haben die die Songs und ersten Rough-Mixe gehört und haben gesagt, ja bei dem und dem passt das. Dann haben wir einfach im Studio recorded und haben die Spuren hin- und hergeschickt und das hat dann gepasst. Das war in etwa genau wie bei dem Kosaken-Chor. Wir haben sogar einen russischen Fanclub und eine russische Fanclub-Vorsitzende, die diesen Chor dann auch zufällig kannte. Sie hat dann vermittelt und das dann alles in die Wege geleitet. Es gab also mehrere Wege, wie es zu den Zusammenarbeiten kam. Da sind wir eigentlich auch ganz glücklich, der Kosaken Chor war selber noch auf Tour und dann kamen die Spuren von denen wirklich noch mitten in der Nacht. Dann haben wir die eingefügt und das hat dann gepasst. Das hätte natürlich aber auch nach hinten los gehen können, wenn die Spuren gar nicht gepasst hätten. Wir sind da nicht nach Moskau gefahren, sondern haben denen auch nur einen Rough-Mix geschickt und die haben dann da nachts gesungen, uns die Spuren geschickt und das hat dann gepasst. Also vielen Dank auch nochmal an Olga, unsere russische Fanclub-Beauftragte! Roggenfaenger: Daneben präsentiert ihr auch die bewährten Gute-Laune-Tracks, wie das punkige „Störtebeker“ oder den Party-Song „Sternhagelvoll“. Wie kam es zu dieser Idee, sich mit dem berühmten Freibeuter auseinanderzusetzen, seht ihr etwa sogar Parallelen zu euch und habt ihr eine gewisse Affinität zur See?

Florian „Specki T.D.“ Speckardt: Also im Grunde geht es auf „Quid Pro Quo“ ja um geben und nehmen und Störtebeker ist natürlich ein absolutes Aushängeschild für geben und nehmen. Der hat ja von den Reichen genommen und es den Armen gegeben, so ein bisschen wie ein Robin Hood der Meere. Und das ist natürlich erst einmal eine generelle Grundeinstellung, die uns gut gefällt. Natürlich auch, da wir eine Verbindung nach Rügen haben, da unser Dicker, ja von dort kommt und da ist Störtebeker ein absoluter Inselpatron. Und da lag es natürlich nahe, diese Figur einmal aufzugreifen. Die Frage müsste eigentlich viel eher lauten, warum wir erst jetzt darauf gekommen sind. Das ist so ein Typ, der passt auch einfach gut zu der Band „In Extremo“, von dem ganzen Dreck und der ganzen Räude her, sage ich mal. Sebastian „Van Lange“ Lange: Und vom Gerechtigkeitsempfinden her. Florian „Specki T.D.“ Speckardt: Und vom Gerechtigkeitsempfinden her, ja! Das ist eigentlich komisch, dass wir den Song erst 2016 veröffentlicht haben, das hätte ja auch schon vor fünfzehn Jahren passieren können. Aber ich bin sehr froh, dass es erst jetzt passiert, denn jetzt bin ich auch ein Teil davon. Seitdem habe ich auch ein bisschen was von Störtebeker, den ich natürlich auch als Song sehr geil finde. Sebastian „Van Lange“ Lange: Also der Text kam von Py, unserem Harfenspieler. Vorher sind wir irgendwie nicht drauf gekommen und dann haben wir ihn vertont und nun ist es der Opener. Wir sind da auch sehr glücklich über den Song. Wir waren schon alle immer sehr dem Meer verbunden und lieben das Meer. Das geht uns allen in der Band so, wir sind eigentlich immer lieber am Meer als in den Bergen und dann haben wir den gemacht.

Roggenfaenger: Laut eurer Reihe „Instrumentenkunde“ fahrt ihr auch dieses Mal wieder ein breites Spektrum an exotischen Instrumenten auf. Einige alte Bekannte sind wieder dabei, andere hingegen sind neu. Welche Neuzugänge habt ihr auf „Quid Pro Quo“? Habt ihr gewisse Lieblinge darunter und wie entscheidet ihr, welches Instrument für welchen Songs zum Einsatz kommt?

Florian „Specki T.D.“ Speckardt: Es gibt eine große Kiste, da ist dieses ganze Gerümpel drin. Das muss man ja wirklich so sagen. Das sind dann viel eher Sound-Effekte oder sowas, die werden auf der Bühne bei uns jetzt nicht eingesetzt. Die Dinger sind schwierig zu transportieren und sind für den Tournee-Alltag auch einfach nicht gebaut.

Sebastian „Van Lange“ Lange: Die sind auch einfach zu kostbar.

Florian „Specki T.D.“ Speckardt: Das sind ja hohe Werte, die man dann da mitschleppt, das ist ein halbes Museum. Und diese alten Instrumente auf Tour mitzunehmen, würde ihnen nicht gut tun. Deshalb kommen die meisten davon nur dann zum Einsatz, wenn wir im Studio sind. Wir haben jetzt zum Beispiel als allerersten Sound den man auf der Platte hört, einen Trumscheidt, dieses Knarren. Ein einseitiges Instrument, wo Kay ein richtiger Spezialist ist. Der hat sich das über lange Zeit alles angeeignet.

Sebastian „Van Lange“ Lange: Eine richtige Koryphäe. Florian „Specki T.D.“ Speckardt: Trumscheidt-Koryphäe! (lacht) Man nennt ihn auch den Franz Beckenbauer, das sagen viele in der Szene. Und dann bringen wir die sozusagen ins Studio, in den großen Aufnahmeraum und dann gucken wir, was passt. Wir nehmen dann mal dieses Instrument und mal jenes. Dann gehen wir immer rum und nehmen die auf und dann sind die auf der Platte. Manchmal fällt einem dann auch auf, dass das dann doch nicht so passt, sondern eher stört und dann fliegt das wieder raus. Dann kommt vielleicht ein anderer rein, der probiert wird oder es bleibt dann nochmal blanko. Jetzt hatten wir aber halt auch eine hohe Trefferquote, sage ich mal. Deswegen sind auch so viele alte-neue Instrumente auf der Platte zu hören.

Roggenfaenger:Zu „Sternhagelvoll“ gab es ein revolutionäres Video in 360-Grad-Optik. Wie kam es dazu?


Sebastian „Van Lange“ Lange: Eigentlich wollten wir zu „Störtebeker“ unser erstes Video drehen, aber dann haben wir noch umgeswitcht. Zu


„Störtebeker“ wird es demnächst auch ein Video geben. Die Idee kam dann irgendwann mal aus einer Laune heraus. Ein Freund von uns, ein bekannter Regisseur, der hatte sowas für „Westbam“ vor ein paar Monaten gemacht. Er hat die 360-Grad-Kameras vor ihm installiert und ich hatte das gesehen und da habe ich mir gedacht, ob man das nicht viellicht mal ein bisschen umändern sollte. Also dass man auf der einen Seite auch wirklich die 360-Grad-Variante hat, aber das mehrere kleine Szenen in diesem Moment passieren. Und dann haben wir das ein bisschen durchgeplant und dann gleichzeitig auch nebenbei noch kleine Schauplätze gehabt. Da sind wir aber ganz froh, wir sind die Ersten die das gemacht haben. Das gibt es sonst nicht als gespieltes Video, sondern immer nur als Live-Performance. Das ist anders. Bei uns ist die Band-Performance zwar dabei, aber es gibt so kleine Szenen, die in diesem 360-Grad-Radius passieren.

Roggenfaenger: Was gibt es auf der großen Herbst-Tournee zu bestaunen? Ihr seid für ständiges Aufstocken und spektakuläre Shows bekannt - was erwartet die Besucher in Sachen Bühnenbild, neuen Effekten und Pyro oder Setlist? Gibt es da gänzlich Neues, was unbedingt Erwähnung finden sollte und habt ihr nach dem „20 Wahre Jahre“-Festival vielleicht einige alte Schätze wieder neu lieben gelernt, welche ihr dann nach langer Zeit wieder live präsentieren wollt?

Florian „Specki T.D.“ Speckardt: Das neue Bühnenbild wird erst zur Deutschland- / Österreich- / Schweiz-Tour, also zur eigentlichen „Quid Pro Quo“-Tour präsentiert. Jetzt wollen wir natürlich noch nicht verraten, was da alles im Herbst passieren wird. Von daher machen wir jetzt eine Mischkalkulation aus neuen Elementen und alten Elementen, um alles schon ein bisschen auf „Quid Pro Quo“ zu trimmen und es eben nicht mehr nach „Kunstraub“ aussehen zu lassen… Sebastian „Van Lange“ Lange: Oder nach dem 20-jährigen Jubiläum auf der Loreley mit dem Schiff.

Florian „Specki T.D.“ Speckardt: Das ist jetzt so eine Art Mischmasch und das Neue kommt dann wirklich erst zum Herbst. Sebastian „Van Lange“ Lange: Auf jeden Fall! Es wird ein komplett neues Bühnenbild geben, ob wir jetzt wieder Video-Walls mitnehmen, wissen wir noch nicht,. Da sind wir in Planung. Das sind noch ungelegte Eier und auch noch ein bisschen zu früh, weil das von Mischung und Konzept alles erst noch passend gemacht werden muss. Wir werden auf jeden Fall neue Effekte haben, werden auch ein neues Bühnenbild haben. Was die Setlist angeht, werden wir viele von der Neuen spielen. Prinzipiell gefällt uns die Platte so gut, dass es uns schwer fällt, sagen zu können, welche Songs wir nicht spielen wollen. Also von den elf Songs würden wir am liebsten alle spielen, aber das geht natürlich nicht, da die Zeit während eines Konzertes ja begrenzt ist. Das werden wir sehen, wir sind da jetzt schon ein bisschen am planen, am basteln und am bauen. Aber wir wissen noch nicht ganz, wie es aussehen wird. Da sollte man sich überraschen lassen.

Roggenfaenger: Ihr spielt oft im Ruhrgebiet, heute wieder in Bochum. Was schätzt ihr an den Leuten, Clubs und den Shows tief im Westen?

Sebastian "Van Lange" Lange: Ich spiele eigentlich auch gerne in Bayern oder Sachsen. Ich bin da jetzt nicht so total Ruhrpott-affin. Florian „Specki T.D.“ Speckardt: Also mir gefällt am Ruhrpott, dass da immer das Einzugsgebiet so riesig ist. Du spielst in Bochum und da kommen dann aber auch Leute aus Gelsenkirchen oder Dortmund. Wenn wir demnächst in der Turbinenhalle spielen, kommen die Leute dann auch nicht nur aus Oberhausen. Wenn du beispielsweise in Hannover spielst, kommen die Leute natürlich aus Hannover und vielleicht ein bisschen aus dem nächsten Umland. Das darf man in Gegenwart eines Berliners nicht sagen, dass die größte Stadt Deutschlands eigentlich der Ruhrpott ist. Sebastian „Van Lange“ Lange: Weil’s ja auch keine eigene Stadt ist! (lacht)

Florian „Specki T.D.“ Speckardt: Der Ballungsraum ist natürlich irre. Das sind ja etwa 12 Millionen hier, oder? Das ist ja Wahnsinn! Sebastian „Van Lange“ Lange: Der Humor hier im Ruhrpott ist natürlich auch schon speziell. (grinst)

Roggenfaenger: Möchtet ihr den Lesern und euren Fans abschließend noch etwas mit auf den Weg geben? Florian „Specki T.D.“ Speckardt: Geht mit einem Lachen und einem zwinkernden Auge durchs Leben, nehmt die Sachen nicht so ernst und kommt zur Tour und kauft die Platte, aber schnell!

Sebastian „Van Lange“ Lange: Und reichlich! (lacht)

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