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BEITRÄGE:

  • AutorenbildChristoph Lorenz

Amphi Festival - Tag I - Tanzbrunnen, Köln - 23.07.2016


Veranstaltungsort:

Stadt: Köln, Deutschland

Location: Tanzbrunnen

Kapazität: ca. 12.000

Stehplätze: Ja

Sitzplätze: Nein

Homepage: http://www.amphi-festival.de

Einleitung: "Aller Schwierigkeiten und Umbrüche zum Trotz, war es dennoch ein beeindruckendes und schönes Wochenende. Anders als gewohnt eben, aber nicht von Grund auf schlecht. Und eigentlich bin ich doch recht optimistisch, dass sich die Veranstalter die geäußerten Kritikpunkte der Gäste zu Herzen nehmen und das Amphi weiterhin perfektionieren. Und so schaue ich gespannt ins Jahr 2016, bereit für eine Wiederkehr… Dann hoffentlich ohne Zwischenfälle und mit ausnahmslos gutem Wetter, ohne Stress und Widrigkeiten. Mit ein wenig Glück, wird es sicher gut gehen… „Alles wird Amphi!“ Mit exakt diesen Worten ließ ich meine letztjährige Berichterstattung zum „Amphi Festival“ enden und schloss meine, in diesem Falle nicht gerade unkomplizierte, Festival-Akte für ein ereignisreiches, wie turbulentes 2015. Wahrlich leicht hatte es das Kult-Event der nationalen schwarzen Szene tatsächlich nie so ganz. Vom einstigen Umzug aus dem Amphitheater im Nordsternpark Gelsenkirchen zu Anfangstagen, bis hin zu immer neuen Herausforderungen in Sachen Planung, allerhand Optimierungen und erzwungener Re-Organisation, dürfte die groß angelegte Maschinerie um „Protain“ nur in den seltensten Fällen entspannt still gestanden haben. Getreu dem Motto: „Höher, schneller, weiter“, galt es beinahe ständig sich neu und anders zu erfinden, sich abwechslungsreich zu gestalten, sich zu vergrößern, Alternativen zu erdenken, um neben der starken Konkurrenz stets interessant und aktuell zu bleiben, ohne sich dabei selbst zu reproduzieren und der stetig wachsenden Besucherschaft gerecht zu werden und dieser somit ein jährlich optimiertes Erlebnis bieten zu können. Anfang 2015 geht ein Aufschrei durch die sozialen Netzwerke: Das „Amphi Festival“ zieht ein weiteres Mal um, bleibt zur Erleichterung aller jedoch der beliebten Domstadt erhalten, sogar der Stadtteil bleibt gleich. Doch wer nun annimmt, dass keine Umgewöhnung von Nöten sei, der irrt: Von lauschigem Open-Air-Setting, Rhein-Blick bei Sonnenschein und Tanzbrunnen keine Spur, ist doch die gigantische „Lanxess Arena“ das Ziel. Massenveranstaltung hinter kühl betonierten Fassaden, statt familiäre Zusammenkunft? Teilweise. Denn auch der sogenannte „Amphi Event Park“ wusste mit ganz eigenen Reizen, wie etwa ausreichend Sitzplätzen oder vergünstigter Gastro, zu bestechen. Das Team hatte sich offenkundig viele Gedanken gemacht, um hier möglichst alle Seiten zu einen, doch verkamen viele Programmpunkte zur bloßen Vision, einer Idee. Gleich zwei Bühnen auf dem Außengelände sollten spektakuläre, wie unterschiedliche Acts diverser Genres eine Plattform bieten und auch an typische Merkmale, wie eine große Händlermeile und diverse kulinarische Versorgungsmöglichkeiten, hatte man gedacht. Indoor hingegen, sollte sich dann vor beeindruckend riesiger Kulisse das Hauptprogramm auf der Mainstage abspielen. Nationale und internationale Top-Acts wie „VNV Nation“, „And One“, „Front 242“, „Oomph!“, „Diaray Of Dreams“ und viele andere Szene-Lieblinge komplettierten das hochkarätige Line-Up. Doch es kam alles anders, als geplant… Eines bleibt bei einem Festival immer unberechenbar und dabei ist es egal, wie gut dieses zuvor durchgeplant wurde: Das Wetter. Dieses hatte es an ebenjenem Wochenende nicht gut mit Köln gemeint und so kündigte sich schon am frühen Morgen, durch einige Schauer und windige Böen, das gefürchtete Unwetter an. Die Hoffnung auf Besserung oder eine allzu vorzeitige Prognose sollte nicht lange wehren, verhingen doch Ordnungsamt und Stadt selbst ein Verbot und auch in anderen Städten NRWs, schlossen sich reihenweise Veranstaltungsabsagen an. Der nicht unwichtige Außenbereich blieb gesperrt und so blieb den Fans an Tag 1 nur die Arena ohne jegliches Rahmenprogramm, welches Events dieser Art doch erst ausmacht. Überfüllung allerorts, Ausfälle einiger Künstler, fehlende Kommunikation, sowie Pleiten, Pech und Pannen. Kein guter Neustart für das beliebte „Amphi Festival“ und schon wenige Stunden nach Beginn, häuften sich die negativen Stimmen im Netz und vor Ort. Doch zu später Stunde konnte der ein oder andere musikalische Hochkaräter dennoch für einen einigermaßen gelungenen Abschluss des ersten Tages sorgen und auch der Folgetag wusste dann schlussendlich mit dem frisch eröffneten Außenbereich, sowie gediegenen Witterungsverhältnissen bis zum frühen Abend und einem spektakulären Finale vor beeindruckender Kulisse versöhnlich zu stimmen. Dementsprechend gespannt zeigte sich die Community beim Vorverkauf für 2016, es hagelte harsche Kritik, aber auch einiges Lob war deutlich zu vernehmen. Inwieweit der Veranstalter sich an diesen Punkten orientieren würde, blieb jedoch vorerst abzuwarten. Doch ein weiteres Mal sollte alles ganz anders kommen… Wie aus heiterem Himmel, verkündete die offizielle Facebook-Seite plötzlich zum zweiten Quartal die Rückkehr nach Hause, die Rückkehr zum Tanzbrunnen. Ob und warum man dem frischen Austragungsort keine zweite Chance einräumen wollte und wie man die Baustellen der ehemaligen Lokalität angehen würde? Dazu schwiegen sich die Verantwortlichen nach der vollmundigen Ankündigung jedoch vorerst aus und regten so erneut eine heiße Diskussion um das Thema „Amphi Festival“ an. Sollte man nach der, 2015 mehrheitlich stark geforderten, Heimkehr eigentlich die pure Freude erwarten, fand auf einmal eine nicht geringe Anzahl dieses (Rück-)Schritt zu den Wurzeln bedenklich. Zu hoch seien die Preise der Tanzbrunnen-Gastronomie, zu beengt das Gelände, zu wenige Sitzplätze seien vorhanden und ohne Staatenhaus? Unvorstellbar! Und wie aus dem Nichts erhoben sich plötzlich Stimmen, die den einstigen „Event Park“ gar nicht mehr so schlecht fanden und in mir wuchs, ohne dabei jemandem chronische Beschwerden-Empathie vorwerfen zu wollen, belustigt die Erkenntnis darüber, dass tatsächlich immer jemand in jeder Lebenslage etwas zu meckern hat.

Diese Gedanken schießen mir durch den Kopf, als ich, im Zug sitzend, meinen Blick über den Geländeplan auf meinem Handy schweifen lasse. Für einen Samstag Morgen ist es ungewöhnlich überfüllt in der Regionalbahn Richtung Köln und so ist es kein Wunder, die halbe Fahrt über, welche ansonsten glücklicherweise reibungslos verläuft, mit schwerem Koffer mitten im Gang stehen zu dürfen. Kurz vor meinem Ziel, nämlich am Düsseldorfer Flughafen, steht ein freundlicher Herr mittleren Alters schließlich auf und bietet mir seinen Platz an. Dankbar wuchte ich mein Gepäck auf den Schoß und genieße die restliche Fahrt über himmlisch gelassene Ruhe… Bis auf einen übergewichtigen, verwöhnten Teenager, welcher seiner Großmutter dauernd damit in den Ohren liegt, auch sitzen zu wollen, obwohl diese erst kürzlich zugestiegen sind. Das ist mir so lange egal, bis ich wenig freundlich von ihm aufgefordert werde, doch aufzustehen, damit er sich setzen könne. Könnte ich, tue ich aber nicht. Der Fremdscham-Faktor im Abteil steigt weiter an, als er schlussendlich der alten Dame den Platz abschwatzen will. Entnervt und mit einem entwürdigenden Spruch auf den Lippen, bitte ich ihn überzogen höflich, doch Platz zu nehmen und endlich ruhig zu sein, spreche seiner Oma mein herzliches Beileid aus und steige in der Domstadt aus. Den Koffer hinter mir herziehend, suche ich einen Taxi-Stand auf und nenne die Adresse meines Hotel. Das ich unbeabsichtigterweise gleich eine halbe Stadtrundfahrt mitgebucht habe, muss mir wohl entgangen sein, denn obwohl meine Pension nicht allzu weit entfernt liegt, fahren wir überall vorbei, nur nicht dort. Nachdem ich ganze vier Mal den Dom, die angrenzenden Tunnel und verdächtig oft das Schokoladenmuseum aus nächster Nähe betrachten durfte, fragt meine nette und nicht minder verzweifelte Fahrerin die Zentrale an, fährt vor und zurück und hält mittlerweile zum dritten Mal neben einem anderen Taxi, um dort den Weg zu erfragen. In dieser Zeit fällt mein Blick in unregelmäßigen Abständen immer wieder auf die tickende Uhr und den stetig steigenden Preis, welcher mit nun weit über 30 Euro das dreifache des gängigen Honorars für die geplante Strecke beträgt. Dieses wird mir dankbarerweise erlassen und ich steige letztlich ohne auch nur einen Cent zahlen zu müssen direkt in der Altstadt aus. Ich muntere die verwirrte Wahl-Kölnerin ein wenig auf und gebe für Mühe und Spritpreis dennoch ein Trinkgeld, welches sie dankbar entgegennimmt. Nach einer kleinen Odyssee durch verwinkelte Gassen, abgefuckt-charmante Hinterhöfe und Wohngegenden, welche ich durch das Geklapper meines Koffers auf zerrüttetem Kopfsteinpflaster nun weitestgehend wachgerüttelt haben dürfte, finde ich mein Hotel direkt am Ufer vor. Fast wäre ich daran vorbeigelaufen, so unscheinbar und einheitlich wirkt es zwischen all den anderen, gleich strukturierten Gebäuden. Ich unterschreibe schnell die nötigen Formulare und presche in den dritten Stock, geradewegs in mein Zimmer, nur um festzustellen, dass es hier nicht minder heiß als draußen ist und eine kühle Dusche vor meinem Festival-Antritt gerade richtig wäre. Gesagt, getan.

Samstag, 23.07.2016 - Amphi Festival Tag 1:

Das ich mir die dafür aufgewendete Zeit und Mühe redlich hätte sparen können, merke ich erst, als ich wieder aus dem Eingang des Hotels heraustrete, um mich Richtung Hauptbahnhof aufzumachen. Nicht nur, dass die allgegenwärtige Hitze fast unerträglich scheint, nein, nun beginnt es auch noch zu regnen. Bevor ich mich jedoch über die willkommene Abkühlung freuen kann, spüre ich schon nach den ersten Tropfen meine Hoffnung schwinden und bemerke, dass selbst diese wohl temperiert vom Himmel rieseln. Das ich, sollte sich die Sonne bald wieder zeigen, zu allem Überfluss auch noch meine Sonnenbrille vergessen habe, bemerke ich ebenfalls erst jetzt. Ich überlege kurzzeitig ein neues Exemplar zu kaufen und lasse es dann doch, wohl wissend, dass ich meine Sonnenbrille grundsätzlich vergesse und dann jedes Mal einen Ersatz kaufe, nur um bei der nächsten Gelegenheit wieder keine dabei zu haben. Ich flüchte in das erstbeste Taxi und werde keine 10 Minuten später vor den Kassen des Haupteingangs wieder entlassen. Wie es der Zufall will, hat sich der spontane Schauer genau so schnell wieder verzogen, wie er gekommen ist und während vom Gelände des Tanzbrunnens schon die ersten Takte von „Stage 2“ zu vernehmen sind, eile ich auf schnellstem Wege zu der Ausgabe der Pressetickets. Doch wie es der Zufall will, kann mich die zuständige Dame auf keiner der ihr vorliegenden Listen finden und so greife ich fragend zu meinem Handy, um meinen Medienpartner zu erreichen. Gerade als ich einen zweiten Versuch unternehmen will, tippt mir ein weiterer Mitarbeiter aus dem Kassenhäuschen auf die Schulter: „Komm’ rum, dann bekommst du dein Bändchen!“. Nachdem man die Liste erneut durchgegangen ist, hat sich mein dort verzeichneter Name doch finden lassen, ich wurde lediglich übersehen. Erleichterung! Ich lasse mir mein Presse-Band aushändigen, bedanke mich und steuere bei bester Laune auf den Einlass zu, an welchem die Ausgabe der regulären Festival-Bändchen stattfindet und nehme mir dort eines der liebevoll gestalteten Programmhefte vom Tisch. Ich schlendere den Pfad zum Zentrum hinab, vorbei an immer größeren Menschenmengen, welche sich angeregt unterhalten, für das leibliche Wohl die ein oder andere Wartezeit in Kauf nehmen oder in unterschiedlichste Richtungen strömen. Die Gastronomie verteilt sich auf vielfältigste Weise um den großen Brunnen, unter der markigen Zeltdach-Konstruktion auf diesem, befindet sich die ausgefallene „Met-Lounge“, in welcher es das beliebte Kalt- und Heißgetränk in unfassbaren Sorten und Kombinationen zum Kauf gibt. Umher gibt es von Merchandising, Ausgefallenem, Schmuck und Musik wirklich alles zu erstehen, was das schwarze Herz begehrt, der „Beach Club“ schließt sich direkt an. Das Duo von „[x]-Rx“ hat sein Set gerade deutlich hörbar beendet, wie ich annehme, denn zumindest herrscht vorerst Stille auf meinem Weg zur Mainstage. Schade, musste das junge Projekt doch bereits im letzten Jahr zeitliche Abstriche beim Set machen, überzogen „The Crüxshadows“ doch immens und brachten damit den ohnehin schon improvisierten Plan durcheinander. Ein dankbarerer Slot im Running Order wäre als Entschädigung daher durchaus angebracht gewesen.

Mainstage, 12.10 Uhr - Solitary Experiments:

Nicht minder undankbar oder zumindest fraglich die Spielzeit der Future-Pop-Combo „Solitary Experiments“, welche dieses Mal ungewöhnlich früh zur Tat schreiten und trotz dessen, wie erwartet, massig Publikum vor die Bühne ziehen. Mit „Trial And Error“ legt das Kollektiv um Bandkopf Dennis Schober sogleich los und heizt den Besuchern trotz des Wetters bestens ein, „Delight“ und das druckvolle „Point Of View“ schließen sich dem an. Nach „Immortal“ präsentieren die Musiker überraschend einen völlig neuen Song, genannt „I Am“, welcher von den eingefleischten Fans direkt wie ein alter Bekannter im Set gefeiert und mit Tänzen belohnt wird. „Pale Candle Light“, „Rise And Fall“ und „Epiphany“ sorgen weiterhin für gute Laune und mächtig Spaß im Publikum, welchen die Herren, hier abermals in ihre obligatorischen roten Hemden gekleidet, nur zu gerne teilen. Das träumerische „Stars“ setzt so dann den Schlusspunkt dieser kurzweiligen Show und lässt in jedem Fall glückliche Gesichter zurück und die anfangs gestellte Frage offen, weswegen ausgerechnet dieser Ausnahme-Institution nicht mehr Spielzeit zugestanden wurde.

Mainstage, 13.25 Uhr - Megaherz:

Pünktlich zur Mittagszeit eröffnen dann die bayerischen NDH-Veteranen von „Megaherz“ unter der, erbarmungslos durch die großen Sonnensegel brennenden, Sonne ihr Set. Obgleich die Band bereits im letzten Jahr fleißig die hiesigen Bühnen bespielte, wollen dennoch nicht gerade wenig Besucher dieses Urgestein live und hautnah erleben. So ist schon viele Minuten vor dem ersten Song zu beobachten, wie sich der recht großzügige Raum vor der Mainstage mehr und mehr verdichtet, bevor dröhnende Sirenen und kryptische Funksprüche aus den Boxen dröhnen und apokalyptische Endzeitstimmung verbreiten. Ohne auch nur eine einzige Sekunde zu verlieren, betritt Schlagzeuger Jürgen Wiehler sein Podest und gibt den Takt vor, als auch Bassist Werner Weninger, sowie die beiden Gitarristen Christian Bystron und Christoph Klinke die Bretter entern. Das markante Lächeln eines albtraumhaften Harlekins auf den Lippen und einen zum Mikrofonstativ umfunktionierten Baseballschläger im direkten Anschlag, stürmt auch Frontmann Alexander Wohnhaas hinzu, um mit dem altbekannten Opener „Zombieland“ zu starten, zu welchem man nun auf und vor der Bühne protestantisch fordernd die Fäuste in die Luft reckt. Auch die von wütend technoiden Einflüssen durchzogene Stalker-Nummer „Fanatisch“ darf nicht fehlen, bevor man mit „Glorreiche Zeiten“ und dem donnernden Horror-Märchen „Wer Hat Angst Vorm Schwarzen Mann?“ anschließend zwei Songs aus der aktuellen EP „Erdwärts“ vorstellt. Ungewöhnlich früh lässt man dann den Klassiker schlecthin, „Miststück“, von der Leine, bevor man mit dem treibenden „Jagdzeit“ wortwörtlich auch weiterhin in härteren Gefilden wildert. Mit der Trennungsballade „Einsam“ kehrt dann kurzzeitig Stille, bedingt durch emotionale Schwere ein, ehe es mit „Heuchler“ dann alsbald wieder schwermetallische Kost zu hören gibt. Nach anfänglichen Soundproblemen klingt dieser nun fast wie ausgewechselt und auch das Publikum ist mittlerweile großteilig im Bann der Herzen, die ihre Show mit dem poppigen „Für Immer“ und „Himmelsstürmer“ beschließen. Ein grundsolider Auftritt, der die meisten Zuschauer und vor allem Fans zufrieden gestellt haben dürfte, wenn auch der Fokus klar auf dem aktuelleren und mittlerweile doch zu oft gehörtem Material beruhte. Doch in diesem Punkt sollte schon bald Abhilfe geschafft werden können, denn bereits 2017 wird es etwas Neues zu hören geben, wie Sänger Lex dem Publikum nach einem Gruppenfoto abschließend noch versprach.

Mainstage, 14.50 Uhr - Stahlzeit – A Tribute To Rammstein:

Eine reine Coverband während der Nachmittagszeit auf der Mainstage des Kölner Tanzbrunnens? Und dann auch noch in Bezug auf genau den erfolgreichsten deutschen Musik-Export schlechthin? Dürfen die das? Oder viel essenzieller noch die Frage „Ist das überhaupt möglich?“. Die überraschende Antwort: Zwar mit einigen Einschränkungen, aber ja, möglich ist es durchaus. Viele interessante Theorien, vorzeitige Kritik und Verschmähung, aber auch durchaus lobende Worte waren während der zwischenzeitlichen Umbaupause auf dem Platz vor der Mainstage allerorts zu vernehmen und auch ich stehe dem angekündigten Ereignis nicht völlig unvoreingenommen gegenüber, zählt die Berliner Speerspitze des sogenannten „Tanz-Metal“ nicht nur zum engsten Reigen meiner liebsten Bands, sondern wurde mir erst kürzlich die große Ehre zu Teil, das Original an zwei aufeinander folgenden Tagen live in der Waldbühne zu sehen. Auch wenn mir die Gruppe aus Kulmbach bereits durchaus schon länger ein Begriff ist, unter anderem durch das eigenständige Projekt „Maerzfeld“, und diese gemeinsam mit „Feuerengel“ und „Völkerball“ aus dem schier endlosen Wust aus Nachahmern herausstechen, so ergab sich bisher noch nie die Gelegenheit zu einer Stippvisite. Erwartungsvoll blickt der gesamte Zuschauerraum gen Bühne, als die Band ihre industriell-imposanten Podeste betritt und mit den bekannten Takten von „Bück Dich“ beginnt, welches originalgetreu mit dem bizarren Schauspiel zwischen Sänger Heli Reißenweber und Thilo Weber wortwörtlich seinen Höhepunkt findet. Eine nette Performance durchaus, jedoch für einen eindrucksvollen Opener gänzlich ungeeignet. Diesen Eindruck bereinigen die Franken alsdann mit „Du Riechst So Gut“ vollends, zu dessen Auftakt der hühnenhafte Fronter den bekannten Funkenbogen im Kreis schwingt und meterhohe Pyros zum Gitarren-Solo in die Luft schießen. Chapeau, die Herren! Dank eigener Note und Authentizität denn peinlich anbiederndem Schmierentheater, gewinnen „Stahlzeit“ deutliche Sympathie-Punkte, was sich bereits beim dritten Song, „Asche Zu Asche“, deutlich zeigt. Besonders spektakulär die Inszenierung zur Kannibalen-Nummer „Mein Teil“, zu welchem Heli, hier als blutrünstiger Metzger verkleidet, einen großen Kessel auf die Bretter schiebt, um den sich darin befindenden Keyboarder anschließend durch die heißen Schübe eines Flammenwerfer zu garen. Ganz besonders charmant: Die showtechnische Nähe zum Original und das Verhindern von Abnutzung durch Aktualität. Wie auf vergangenen „Made In Germany“-Tour von Lindemann und Co., schafft man zur aberwitzigen Steigerung einen zweiten, noch größeren Brenner heran, ehe der Gepeinigte funkensprühend dem Kochtopf ensteigt. Auch Hits der Marke „Sonne“ oder rares Liedgut, wie das temporeiche „Waidmanns Heil“, kommen gut an und sorgen mit verschiedensten Effekten, wie etwa einem tiefroten Bengalo-Intermezzo, für beste Laune. Selbst riskante und nicht minder aufwändige Einlagen dürfen nicht fehlen und so speien die Mannen bei „Feuer Frei“ meterhohe Flammen Richtung Zuschauerraum, rocken gemeinsam mit dem Publikum zu Mitsing-Nummern wie „Du Hast und „Ich Will“, oder lassen Schlagzeuger Thomas Buchberger-Voigt beim Rausschmeißer „Engel“ die Bühne in ein goldenes Funkenmeer verwandeln, bevor man sich schließlich mehrmals artig verneigt, bedankt und unter wohlwollenden Begeisterungsstürmen Platz für den nächsten Act macht. Zum Schluss sind sich alle einig: Keine enttäuschend langweilige Coverband von der Stange, sondern ein unterhaltsames Projekt von Fans für Fans… Genau das war zu jeder einzelnen Sekunde zu spüren! Und so dürfte es nicht verwunderlich sein, wenn es für die Kulmbacher schon bald zum dritten Mal heißt: „Stahlzeit, Willkommen auf dem Amphi!“. „Ich will!“ – Wer noch?


Mainstage, 16.10 Uhr - Mono Inc.:

In der schwarzen Festival-Landschaft gibt es ein ungeschriebenes Gesetz mit Running-Gag-Charakter: Wenn „Mono Inc.“ spielen, hört es unverzüglich auf zu regnen! Und tatsächlich: Baute sich noch zwischenzeitlich nach „Megaherz“ und „Stahlzeit“ die ein oder anderen Front bedrohlich dunkler Wolken am Himmel auf, so gehören Regenströme oder gar ein aufziehendes Unwetter nun der Vergangenheit an. Glück gehabt, wurde 2015 der Festival-Charakter des frisch organisierten „Eventpark“ doch stark durch die niederträchtigen Witterungen eingeschränkt. Ganz anders am Tanzbrunnen: Die Sonne zeigt sich wieder und strahlt immer mehr vom Himmel herab… Es wird nicht nur warm, sondern geradezu unerträglich heiß. Insbesondere die direkte Nähe zum ikonischen Rheinufer, dürfte zum praktischen Nichtvorhandensein der notwendigen frischen Luft, dafür aber einer erhöhten Feuchtigkeit der selbigen beitragen. Ich werfe einen Blick auf die Uhr und verabschiede mich schweren Herzens von meinem lauschigen Plätzchen am sogenannten „Beach“. Nach seiner vorherigen Ausmusterung aus dem offiziellen Rahmenprogramm, dürfen die Besucher des „Amphi Festival“ im Jahr 2016 hier nun endlich wieder mit einem kühlen Drink oder Cocktail in der Hand auf einer der zahlreichen Bänke und Liegen entspannen, um dem stressigen Trubel für eine gewisse Zeit zu entfliehen. Und auch der extra abgesperrte Bereich für die Presse und VIPs lädt mit seinen großen Himmelbetten und einer gesonderten Bar direkt zum entspannen ein – absolutes Urlaubsfeeling, sowie entschleunigendes Relaxen am Sandstrand mitten in der Stadt, hervorragender Rhein- und Domblick inklusive… Und das mitten auf einem Festival-Gelände! Ein echtes Alleinstellungsmerkmal mit Wohlfühlfaktor und ein großer Gewinn für Publikum und Lokalität. Ich nehme einen letzten Schluck kühles Bier und hechte zur Mainstage, gerade noch rechtzeitig, wie ich schnell bemerken soll. Wie zu erwarten war, ziehen die erfolgreichen Hamburger von „Mono Inc.“ auch an diesem Wochenende wieder massig Leute an und so verwundert es nicht, dass nahezu der gesamte Raum vor der großen Bühne bereits dicht an dicht gefüllt ist. Verfolgte man die Vita der umtriebigen Dark-Rocker in den letzten Jahren etwas intensiver, so lässt sich durchaus eine rapide ansteigende Kurve in der Erfolgsskala verzeichnen, welche einfach nicht abreißen will und die starke Zugkraft dieser Band begründet. Diese Band ist auf der Überholspur und das nicht erst seit gestern. Der Erfolg gibt ihnen Recht: Als stürmische Böen, tiefe Glockenschläge und eine vertraute Frauenstimme den Platz erfüllen, bricht ohrenbetäubender Jubel los. Nacheinander nehmen Schlagzeugerin Katha Mia, Bassist Manuel Antoni und Gitarrist Carl Fornia ihre Plätze ein. Frontmann Martin Engler folgt ihnen als Letzter nach, in den bekannten Admiralsmantel vom Albumcover „Viva Hades“ gehüllt. Es geht los: „Arabia“. Mittelhohe Flammensäulen stechen im Refrain empor und kurbeln die Hitze weiter an, ebenso beim folgenden „Symphony Of Pain“. Das Set ist bereits von vergangenen Shows bekannt, die Hits altbewährt wie eh und je. So auch die Szene-Hymne „Gothic Queen“, die an diesem Nachmittag wohl jeder ebenso gut kennt wie aus voller Kehle mitsingt.

Nach diesem kleinen Best-Of gibt es anschließend neueres Material, mit der Mid-Tempo-Nummer „Never Ending Love Song“ oder dem „Snow Patrol“-Cover „Chasing Cars“, welche zwar mit gewohnt starkem Applaus honoriert werden, mich aber ein weiteres Mal mit der Frage zurücklassen, ob diese denn während eines derart kurzen Festival-Sets und an Stelle von Klassikern der Marke „Temple Of The Torn“ oder schwungvolleren Neuzugängen wie „Seligkeit“ und „Heiland“ wirklich Not tun. Auch die von vielen Fans erhoffte Reunion mit Joachim Witt zu „Kein Weg Zu Weit“ blieb leider aus und so geht es mit dem energetischen „Get Some Sleep“ weiter im Set, welches auch nach all den vielen Jahren nichts von seiner Intensität verloren hat. Die Uhr tickt erbarmungslos weiter, schneller als sonst. Kein Wunder, beziehen „Mono Inc.“ am heutigen Tage nicht wie so oft gewohnt den Co-Headliner-Slot. Nun tritt die sympathische Lady Katha Mia in den Vordergrund und animiert mit ihrem Drum-Solo auf einigen Fässern die Zuschauer zum mitmachen, doch auch Engler will sich nicht so einfach geschlagen geben und nimmt hinter dem Schlagzeug Platz, woraus ein eifriges Battle resultiert. Auch Carl und Manuel positionieren sich nun zu den Seiten an weiteren Klangerzeugern und so entsteht ein zwar altbekanntes und oft gesehenes, aber immer wieder schön Spektakel für Auge und Ohr gleichermaßen. Nach einer kurzen „Metallica“-Hommage geht man zum sakral-kritischen „Revenge“ über, zu welchem sich Sänger Martin optisch passend als Prediger präsentiert und so für einen weiteren Ohrwurm mit Message fleißig Applaus erntet. Nichts scheint dieser Tage treffender, als ein klar positionierter Anti-Kriegssong und so leitet man mit „After The War“, weiteren Pyros und einem Tusch das Finale ein. Ich checke meinen doch recht straffen Zeitplan und erstarre bei meinem Blick aufs Handy für einen kurzen Moment: „Spetsnaz“ haben bereits begonnen und so manövriere ich schnellstens aus dem Raum vor der Bühne und eile Richtung „Theater-Stage“. Ein grundsolider Auftritt der charismatischen Monos, wie ich finde, auch wenn die angesprochene Problematik, das Zelebrieren der eigenen Wiederholung, einen dezent faden Beigeschmack hinterlässt. Sicher, vielleicht hat noch nicht jeder Einzelne am heutigen Tag diese Band live erleben können, doch gemessen am immens gestiegenen Bekanntheitsgrad und den häufigen Besetzungen im Line-Up so ziemlichen jeden Szene-Festivals, sollte man die eigene Show vielleicht nicht immer nur um einige Nuancen aus-, sondern in nächster Zeit einmal komplett umbauen. Ein neues Bühnenbild, andere Effekte oder zumindest das Auswechseln eines eher verzichtbaren Songs, durch die ein oder andere lange nicht mehr gespielte Nummer, dürfte da schon einiges an Abhilfe und vor allem Abwechslung schaffen, um die Live-Auftritte auch für Viel-Besucher und vor allem sich selbst interessant zu halten. Und so blicke ich voller Spannung auf die folgende Akustik-Tour und so manche Neuerung… Vielleicht ja schon bald in Kombination mit neuem Studio-Album? Wer weiß.

Theater-Stage, 16.40 Uhr - Spetsnaz:

„Gut, dass die „Theater-Stage“ nicht weit ist“, denke ich noch und ehe ich mich versehe, stehe ich schon vor einem großen Schild: „Ausgang“. Fragend blicke ich mich um, bis mich einer der Securitas aufklärt. Der offizielle Eingang befindet sich aus Sicherheitsgründen nun auf der anderen Seite, will heißen, ich muss das gesamte Gelände einmal komplett verlassen und links um den zentralen Einlass herum gehen. Gesagt, getan. Ich eile durch den Haupteingang und biege um die Ecke. Dort stehen einige Gitter bereit, um ein möglich hohes Besucheraufkommen auffangen und ordnen zu können. Eine weitere Taschen- und Bändchenkontrolle steht an und schon befinde ich mich im Theater. Davor platziert sind noch einige Bänke an der frischen Luft und auch das separate Foyer, welches mit einer eigenen Garderobe und weiteren Sitzmöglichkeiten aufwartet, ist schon gut gefüllt, was mich zuerst zu dem Schluss einer Überfüllung kommen lässt. Weit gefehlt: Zwar ist es innen kuschelig warm, was bei den vorherrschenden Temperaturen alles andere als erstrebenswert, aber immerhin noch erträglich ist, doch ich gelange ohne Probleme in den recht kleinen Konzertsaal. In diesem geben Drummer Stefan Nilsson und Sänger Pontus Stålberg bereits alles und verausgaben sich wie gewohnt zu den harten Rhythmen ihres schwedischen Oldschool-EBM. Getanzt und leicht gepogt wird zu „Nothing But Black“, „Onwards“ oder „Allegiance“. Die schwarze Meute ist in Feierlaune, schert sich nicht um die drückende Hitze und das merkt man zu jeder Sekunde. Das markante Logo auf einer Leinwand im Hintergrund - mehr braucht es an Bühnenshow nicht, um die dichten Reihen immer weiter anzuheizen. Dröhnende Beats und Evergreens wie das tanzbare „Free Fall“, „Faustpakt“, „ManGod“ oder das viel umjubelte „Apathy“, reichen dazu vollkommen aus, sind diese doch mittlerweile längst zu wahren Szene-Lieblingen avanciert. Kein Wunder also, dass das Duo auch nach Jahren ohne einen neuen Release immer gern gesehene Stimmungsgaranten und Gäste auf nationalen, sowie internationalen Veranstaltungen sind. „That Perfect Body“ gibt dann krönenden Gnadenstoß und für viele der Gäste als auch mich, heißt es nun erstmal: Getränke kaufen! Dazu gibt es dankbarerweise gleich zwei Möglichkeiten neben dem Foyer und zwar im Saal selbst, in Form zweier Ausschänke. Die Preise mit 4,50 Euro zuzüglich Pfand gehoben, den meisten nun wohl aber fast gleichgültig.

Mainstage, 17.35 Uhr - Tarja:

Dank dem recht kurzen Weg gerade noch rechtzeitig an der Hauptbühne angelangt, steht nun ein weiterer Hochkaräter auf dem Programm, den es so nicht alle Tage zu bestaunen gibt: Ex-„Nightwish“-Sopranistin Tarja Turnen wandelt bereits seit einigen Jahren erfolgreich auf Solo-Pfaden und gibt sich heute tatsächlich am Tanzbrunnen die Ehre. Ganz gleich ob eingefleischter Fan oder Interessierter, dieser Auftritt ist für die meisten ein absolutes Muss, wofür es anhand des knapp gewordenen Platzes kein sonderlich geschultes Auge braucht. Neben ihrer Live-Band wird natürlich auch und vor allem die Künstlerin selbst herzlichst empfangen und startet mit „No Bitter End“ in den rund 60-minütigen Auftritt. In ein langes weißes Kleid und schwarze Federboa gehüllt, gibt Turnen vor ihrem kunstvollen Silhouetten-Backdrop die sympathische Diva, wirbelt zu orchestral-rockenden Sounds umher und verausgabt sich stimmlich auf ganzer Linie… Sehr zur Freude aller Anwesenden, wie sich in den vielen glücklichen Gesichtern ablesen lässt. „Never Enough“ zeigt Hit-Charakter und gibt die klare Marschrichtung für den frühen Abend vor, bevor es mit „Demons In You“ einen weiteren Vorgeschmack auf das im August erscheinende Album gibt. „Calling From The Wild“ markiert dann auch weiterhin die äußerst starke und gekonnte Promo-Phase, bevor es mit „Victim Of Ritual“ einen echten Gassenhauer auf die Ohren gibt. Regelmäßig verfällt der angeschlagene Ton deutlich in walzende Metal-Sphären, während sich Tarja in Sachen Gesang immer wieder mit ihrem Gitarristen abwechselt, von zart zu hart wechselt und sich ganz der Musik hingibt. „Die Alive“ und „Until My Last Breath“ erweisen sich insbesondere in ihren druckvollen Live-Versionen als klare Highlights, in denen die talentierte Finnin ihre Stärken voll und ganz ausspielen kann. „Over The Hills And Far Away“ beendet dann unter glückseligem Beifall seitens der Fans den imposanten Auftritt und lässt diese mit freudigen Erkenntnis zurück, eine wahre Ikone live erlebt haben zu dürfen, bevor es nun Zeit für deutlich ruhigere Klänge wird.

Zuvor versuche ich dennoch, einen kurzen Blick auf die „Theater-Stage“ zu werfen, auf welcher gerade die Electro-Berserker von „Aesthetic Perfection“ alles geben. Doch darf ich diese nur im vorbeilaufen und aus dem Ausgang heraus hören, denn der Zutritt bleibt nicht nur mir verwehrt: Vor dem Eingang hat sich die Straße hinunter eine enorm lange Schlange aus ungeduldigen Fans gebildet, welche hoffen, ihre Helden noch wenigstens für ein paar Minuten live erleben zu können. Offenbar wurde Einlass vorzeitig gestoppt, zu viele Besucher wollten das Konzert besuchen und so bleibt außer vielen enttäuschten Gesichtern nicht viel übrig, außer wieder umzukehren.

Mainstage, 19.10 Uhr - Peter Heppner:

An starken Formationen und großen Künstlern dieser Szene, mangelt es dem diesjährigen „Amphi Festival“ wohl wirklich nicht und irgendwie erwächst in mir so langsam die Erkenntnis, dass sich der oft beschriebene Platz vor der großen Bühne am heutigen Abend bis zum Schluss auch nicht mehr leeren wird. Also heißt es ausharren, will man unter einem der zahlreichen Zeltschirme Schutz vor der Sonne oder einen Platz mit guter Sicht auf das Geschehen haben. Ebendiesen wollen nun wohl so ziemlich alle Besucher haben, denn niemand Geringeres als eine der wohl außergewöhnlichsten Stimmen überhaupt hat in diesem Jahr seine Zusage erteilt und dem großteilig weit gereisten Publikum so die Möglichkeit gegeben, einem seiner raren Auftritte beizuwohnen. Nachdem sich seine Live-Band, unter anderem bestehend aus einem Schlagzeuger, Gitarristen, sowie Keyboarder, in Position gebracht hat, nimmt auch Heppner selbst seinen angestammten Platz vor seinem Notenständer ein und beginnt mit dem emotionalen „I Don’t Give Up“. Das nun folgende Set darf sich ohne Weiteres als absolutes Best-Of dieses Ausnahmekünstlers bezeichnen lassen, werden hier doch nahezu alle Wünsche erfüllt. Von seiner Ode an die Introvertiertheit, „Alleinesein“, über Material seiner letzten Studioalbumen mit dem verspielt-gesellschaftskritischen „Meine Welt“ oder „Being Me“, bis hin zu den mit Spannung erwarteten „Wolfsheim“-Stücken „One In A Lifetime“ oder „Künstliche Welten“. Düster verrucht und tanzbar zugleich, geht es dann bei „God Smoked“ zu, bis mit dem gefeierten Szene-Hit „The Sparrows And The Nightingales“ abermals schallender Applaus aus den Reihen hervorbricht. Etwas zuversichtlicher und dennoch mit dem gewohnten Touch an Melancholie, interpretiert Heppner mit „Leben… I Feel You“ einen Song aus einer Kollaboration mit dem deutschen Electro-Künstler „Schiller“, natürlich dicht gefolgt von weiteren Bekundungen der Begeisterung seitens des Publikums. Mit dem ermutigenden „Wir Sind Wir“, leitet die Band um den Mann mit der besonderen Stimmfarbe schließlich das Grande Finale ein, denn schon wenig später folgt mit dem todtraurigen Chart-Erfolg „Kein Zurück“ weiteres „Wolfsheim“-Liedgut und ganz sicher ein Titel, auf welchen hier so ziemlich jeder Einzelne sehnsüchtig gewartet hat. Die Augen fest geschlossen und ganz und gar in seinem Schaffen versunken, präsentiert Heppner „Das Geht Vorbei“, von seinem Album „Solo“, welches diesen bestens durchdachten und perfekt abgestimmten Strauß schwarzbunter Hits schlussendlich zu einem runden Abschluss bringt.

Mainstage, 20.45 Uhr - Blutengel:

Bevor sich der erste Festival-Tag dem großen Finale nähert, welches in diesem Jahr von Gothic-Pop-Koryphäe „Blutengel“ um Mastermind Chris Pohl zelebriert wird, ist die Zeit gekommen, noch einigen angeregten Gesprächen zu lauschen, um sich ganz ungeschönt den aktuellen Meinungen der diesjährigen Besucher widmen zu können. „Unglaublich heiß“, sei es dieses Mal und tatsächlich, dieser Umstand entgeht wohl wahrlich niemandem, der den heutigen Tag im sonnigen Köln oder gar am Tanzbrunnen selbst verbracht hat. Was ebenfalls allen Anwesenden klar ist, dass sich dieser hitzige Zustand ohne wenn und aber als Erzeugnis höherer Gewalt einstufen lassen dürfte, für den niemand aus der Veranstaltungsbranche etwas kann und über 30 Grad immerhin erfreulicher sind, als ein nahendes Unwetter mit verheerenden Folgen wie 2015. Deutlich negativ wirken sich hingegen die abermals angezogenen Getränkepreise auf die Gemüter aus, 4,50 Euro zuzüglich 0,50 Cent für den Pfand sind bei höheren Temperaturen dieser Art auch wahrlich kein Pappenstiel und im Gegenzug zu den drei Trinkwasser-Stellen zum befüllen selbst mitgeführter 0,5 Liter Flaschen, ist auch der kurz vor Beginn organisierte „Bonaqua“-Stand mit Preisen von 3,50 Euro plus Pfand, keine allzu große Abhilfe. Den größten Ärger verursachen in diesem Jahr jedoch klar und deutlich die Einteilung der Running Order, mit zeitlichen Überschneidungen ähnlich gearteter Bands, sowie die prekäre Einlass-Situation am Theater: Nicht nur, dass sich der Eingang jetzt nicht mehr in direkter Nähe befindet, sondern die Besucher vorerst den Haupteingang verlassen müssen, auch kommt es durch offensichtlichen Platzmangel und Verweilende auf dem Gelände des Theaters zu Stau beim Einlass durch Überfüllung. Der Wegfall des Staatenhauses macht sich hier am deutlichsten bemerkbar. Pünktlich um 20.45 Uhr ist dieser Ärger jedoch vorerst vergessen, denn das Geschwader um Herrn Pohl macht sich bereit. Zum epochalen Opener „Sing“ nimmt die Live-Band ihre Plätze ein und beginnt den Song mit heftigen Trommelschlägen, bevor Frontfrau Ulrike Goldmann, sowie der Zeremonienmeister höchstselbst erscheinen. Zwei mittelgroße Videoleinwände zu den Seiten, untermalen die einzelnen Stücke passend und blenden hin und wieder deren Titel oder die jeweiligen Textzeilen ein. Ein schöner, wenn auch etwas steriler und altbackener Atmosphäre-Bonus. „Lucifer“ oder Neues wie „Save Us“, vom letzten Album „Omen“, werden gespielt und halten wie gehabt die Waage zwischen alternativer anmutender Düsternis und gefälligem Pop. „Wir Sind Was Wir Sind“ weckt schließlich Kollektiv-Gefühle, wie man sie in der Szene gern hat, „Bloody Pleasures“ geht dann wieder etwas rasanter zu Werke und auch die aus dem Duett mit „Meinhard“ bekannte Single „Kinder Der Sterne“ darf nicht fehlen. Energetisch präsentieren sich „Dein Gott“ oder das kraftvolle „Krieger“, bevor man mit „Engelsblut“ langsam aber sicher den Endspurt einleitet. Auf ein hohes Maß an Effekthascherei oder gar imposante Pyro-Technik, verzichtet man wie auch schon bei der letzten Tournee nahezu komplett. Musik und Band, beziehungsweise deren Hauptakteure am vorderen Bühnenrand, stehen klar im Fokus. Ein Prinzip, welches dennoch so manches Mal von den schauspielerischen Einlagen einiger Show-Tänzerinnen aufgebrochen wird, unter anderem durch Feuerspucken. „You Walk Away“, „Black Roses“, „Asche Zu Asche“ und der Über-Hit „Reich Mir Die Hand“ beenden dann schließlich das kurzweilige Set, welches die meisten hier dankbar beklatschen und sich ob des dezent abgekühlten Wetters nun deutlich erleichtert zeigen.


Und so endet der erste Tag des "Amphi Festival" 2016. Ich schlendere entspannt aber erledigt Richtung Ausgang und mache mich so auf den Weg zurück zum Hotel. Ein paar Passanten schauen nicht schlecht, als sie die übergroße Meute Schwarzbekleideter aus der Anlage hinaus und schließlich entlang des Rheins spazieren sehen und blicken sich verwundert um. Die Sonne versinkt hinter der Kölner Skyline und in der weiten Ferne donnert wieder mal ein Zug über die Hohenzollernbrücke. Jedes Mal wieder ein unvergleichlich schönes Panorama, wie ich befinde. Auch die "MS RheinEnergie" liegt nicht unweit vor Anker und beherbergt die dritte Bühne, "Orbit Stage". Diese werde ich mir am Folgetag ansehen, wie ich beschließe. Zwar findet unter Deck nun noch das interaktive Songwriting mit "Welle:Erdball"-Frontmann Honey, sowie eine anschließende Aftershowparty statt, doch dazu reicht nach dem wahrlich kräftezehrenden Wetter einfach die Kraftreserve nicht mehr. Nach einem kleinen Spaziergang zur gegenüberliegenden Seite und einigen Minuten sitze ich schließlich wieder in meinem Zimmer und genieße eine weitere Dusche. Wasser kann so etwas Schönes sein! Die Energie wieder gebündelt, lasse ich in den nächsten Stunden bei dem ein oder anderen Kölsch, einem mitternächtlichen Snack und einer weiteren Erkundungstour durch die Gassen der Altstadt die Seele baumeln. Fast wie Urlaub, nur irgendwie anstrengender...

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