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BEITRÄGE:

  • AutorenbildChristoph Lorenz

Letzte Instanz - Liebe Im Krieg (2016)


Genre: Rock / Folk / Alternative

Release: 12.08.2016


Label: AFM Records (Soulfood)

Spielzeit: 44 Minuten

Pressetext:

Mit "Liebe Im Krieg" wollen LETZTE INSTANZ an den Erfolg der Vorgängeralben „Ewig“ und „Im Auge des Sturms“, die mit Rang 11 bzw. 14 hohe Chartplatzierungen erreichten, anknüpfen. Mit Produzent Markus Schlichtherle (Callejon, Juli, Polarkreis 18) im Gepäck, wollen sich die Herren aus Dresden 2016 mit einem „außergewöhnlich starken und frischem Album“ präsentieren.

Kritik:

„Es ist deine Liebe im Krieg, die alles Böse besiegt

Die wie ein Wunder wirkt, wenn ich am Boden lieg’

Deine Liebe im Krieg, ist alles was noch zählt

Wenn hier nichts mehr steht, was uns zusammen hält“

Im Wandel der Zeit: Ganz zwei Jahre sind seit der Veröffentlichung der vorherigen Langspielplatte „Im Auge Des Sturms“ nun ins Land gezogen, zusätzlich damit gehen einige Besetzungswechsel im Line-Up der Band einher. Zuerst verließ für viele Fans überraschend Holger „Holly D.“ Lieberenz die Formation, nur ein Jahr später taten Schlagzeuger David Pätsch und erst kürzlich Oliver Schmidt, der Mann an den Saiten, es ihm gleich. Und auch die weltliche Lage spitzt sich von Tag zu Tag scheinbar mehr zu, oftmals reicht nur ein einziger Blick in mediales Gewitter und Co: Neben den, fast zur traurigen Normalität entarteten Neuigkeiten, bricht verstärkt die kollektive Angst vor politischen Auseinandersetzungen, Rassismus, Krisen, Kriegen und Terror durch. Die Erde scheint still zu stehen, die Menschen aus ihrer eigenen Vergangenheit nichts gelernt zu haben. Doch von derlei internen Rückschlägen, als auch den allgegenwärtigen Missständen lässt sich die „Letzte Instanz“ auch 2016 keinesfalls beirren, sondern vielmehr dazu motivieren, aufzurütteln, ein Zeichen zu setzen und mit ihrem neuesten Album, punktgenau „Liebe Im Krieg“ betitelt, den revolutionär-friedlichen Aufstand zu proben. Schon das außergewöhnliche Albumcover, für welches abermals Andraj Sonnenkalb verantwortlich zeichnet, weiß den potentiellen Hörer sofortig in seinen Bann zu ziehen und somit verschiedenste Interpretationen anzustoßen: In den starken Armen eines Mannes, liegt geschützt und behütet ein verängstigt wirkenden Säugling. Beide Körper ziert ein ganz besonderes Emblem, einer Brandmarke gleich, zusammengesetzt aus einer Herz-Form und einer Unendlichkeitssymbolik. Eine Inszenierung, welche allein durch ihre schiere Aussagekraft zu beeindrucken weiß. Warum wir in Zeiten wie diesen ein musikalisches Werk wie das nun vorliegende dringend brauchen, lest ihr jetzt.

Ganz ohne Schnörkeleien, wie etwa einen Prolog oder ein instrumental angelegtes Intro, erklingt direkt in den ersten Sekunden ein kerniges Gitarrenriff. Nur wenig später knallen die Drums und fusionieren mit dem absoluten Erkennungsmerkmal der Formation, den virtuos arrangierten und symphonisch dargebrachten Streicher-Elementen, durch Cello und Violine. Es ist unverkennbar die spezielle Note von „Letzte Instanz“, welche in der starken Melodie des Openers und Titel-Tracks „Liebe Im Krieg“ mitschwingt. Ungeschönt, frei, direkt auf den Punkt gebracht, und powervoll tönt jeder einzelne der Akkorde aus den Boxen und legt sich erst wieder, als Holly Hoffmann das Wort in der ersten Strophe ergreift. Innerhalb dieser dominiert ganz klar der Gesang, dezent und doch perfekt ergänzend untermalt von Seiten der Streicherfraktion. Die hoffnungsvolle, aussagekräftige und zugleich maßgeblich gereift wirkende Lyrik, tuen ihr Übriges und stärken den ohnehin schon herausragenden Charakter des Songs zur Gänze. Die Klangfarbe und Ausrichtung dieser Up-Tempo-Nummer erinnert stellenweise an Hits der Marke „Flucht Ins Glück“, vereint stark nach vorn preschende Melodien aus straight rockenden Saiten und Ketten sprengender Orchestrierung. Auf inhaltliche Sicht völlig konträr dazu, zeigt sich dann das wütende „Tränen Aus Stein“, welches mit seiner Startposition im direkten Anschluss einen gelungenen Kontrast auf das kürzlich gezeichnete Bild aus Zuneigung und Einheit wirft. Während die Textzeilen von treibenden Schlagzeug-Rhythmen und brodelnden Basslinien getragen werden, verleiht Hoffmann diesen mit seiner eindringlichen Stimme die erforderliche Intensität, wechselt zwischen selbstbestimmender Reflexion von Vergangenem und kalter Gleichgültigkeit. Im Hintergrund baut sich klimaktisch eine Soundwand auf und entlädt sich im kräftigen, doch etwas vorhersehbaren Refrain. Doch widmet sich das neue Release der Dresdner Brachialromantiker nicht nur dieser Art von Liebe und Zusammengehörigkeit, auch eine andere Ebene dieser Thematik soll dieser Tage behandelt und vor allem gehört werden. „Steh Auf!“ richtet sich vor allem auf zwischenmenschliche Beziehungen und vermag es, den Hörer sowohl als Einzelperson, vor allem aber die Menschheit als gesamtes Kollektiv anzusprechen und nicht zuletzt den Versuch zu wagen, aus den allgegenwärtigen Albträumen aufzuwecken.

Insbesondere fällt hier vor allem die Instrumentierung ins Auge: Orientalisch anmutende Passagen stehen im direkten Wechselspiel mit peitschendem Chorus, aufstrebenden Strophen und einem ermutigenden Lichtblick-Refrain mit Befreiungsschlag-Attitüde. Gemeinsam statt gegeneinander, lautet die Message und nimmt sich direkt hoher Aktualität in vielerlei Hinsicht an. Piano-Klänge leiten alsdann das tragische „Tageslicht“ ein und beleuchtet die letzten Schritte, das jähe Ende und Folgen einer langwährenden Partnerschaft. Die balladesken Untertöne der emotionalen Komposition, werden durch ein Viel an Gitarrenarbeit in einem ausladenden Hauptteil ausgeglichen und verleihen vor allem auch durch Cello und Violine dramatische Schönheit und hauchdünner Zerbrechlichkeit. Den nächsten Schritt macht sodann die erste Single-Auskopplung „Wir Sind Eins“, welche zuvor schon auf der vergangenen Akustik-Tournee und der „Eisheiligen Nacht“ von den Genre-Kollegen „Subway To Sally“ seine Live-Premiere feierte. Beschwingt, leichtfüßig und doch bombastisch in Szene gesetzt, präsentiert sich der zuweilen Pop-lastige Sound in diesen Minuten und entfaltet schon nach kurzer Zeit ein wahres Ohrwurm-Potential. Kreativ, charmant und zeitgemäß wieder auch der besungene Text, welcher treffsicher mitten ins Herz zielt, ohne dabei aufgesetzten Schmalz zu vermitteln. Es wirkt einfach ehrlich, wenn die Instanzler auf so authentische und unverstellte Art und Weise von bedingungsloser Liebe erzählen und vielleicht ist dieser Denk- und Gefühlsanstoß auch genau das, was jeder Mensch in diesen Zeiten innerlich bei sich tragen sollte, um dieser Tage den allgegenwärtigen Schreckensmeldungen, Schlagzeilen und Gräueltaten mit Mut und Zuversicht entgegentreten zu können. Frei nach dem Motto: „Make Love - Not War“ eben, welches gut und gerne grundlegende Vorlage und Motivation für dieses Werk gewesen sein könnte.

Deutlich melancholischere Gefilde besiedelt man schließlich mit „Reise“, schon zu Beginn durch trauernde Chöre und ein schwermütig schleppendes Tempo eingeleitet. Thematisch widmet man sich hier sowohl instrumental, als auch textlich auf einer wärmend tröstenden und einfühlsamen Art dem Thema Abschied und überzeugt auch auf diesem sensiblen Gebiet mit der richtigen Wahl von Worten und Stilistik, anstatt an teils Szene-typischen Ausschlachtungen zum inszenatorischen Selbstzweck teilzuhaben. Noch eine Spur trauernder mehr ist dann „Weiß Wie Der Schnee“, welches den roten Faden des zuvor vorangegangenen Songs aufgreift und weiterhin ausarbeitet. Anders als bei diesem jedoch, sorgen hier nicht klagende Saiten für nachdenkliche Gänsehaut, sondern abermals die sachte Melodieführung von Klavier und Streichern. Zerschlagen wird die fast schon lähmende Melancholie dann von „Das Gerücht“, welches ganz im Sinne organisch und heavy rockender Nummern, wie etwa dem rauen „Nein“ vom vergangenen Album, steht. Treibend wie eine endlose Hetzjagd durch die Tiefen und Abgründe der menschlichen Sensationslüste, gibt sich der Grundtenor aggressiv, die Lyrics hingegen trumpfen durch geschickte Versinnbildlichung auf. Geben sich die einzelnen Strophen bedrohlich pirschend, so bricht der Refrain nur allzu deutlich aus dieser Passform hinaus und garantiert ordentlich Stoff für die nahenden Live-Shows! Als eine in sich verzahnte Mischung aus Power-Ballade und Rock-Nummer entwickelt sich dann „Blutmond“, mit seinen kryptisch gehaltenen Passagen, spannungsknisternden Strophen und einem grandiosen, epochalem Refrain. Vor allem Hollys Gesangsarbeit sticht deutlich aus dem täglichen und gewöhnlichem Einheitsbrei hervor und sorgt somit für ein echtes Hörerlebnis mit Wiedererkennungswert. Mit „Unsere Tage“ leitet die „Letzte Instanz“ dann langsam das große Finale von „Liebe Im Krieg“ ein und weiß auch dieses klanglich außergewöhnlich zu gestalten. Eben genannter Track mausert sich nämlich mit voranschreitender Spielzeit zu einem der überzeugendsten Vertreter dieser Neuveröffentlichung und schickt die Gefühle des Hörers auf eine erneut Berg- und Talfahrt Widerwillen. Allein das hoch dramaturgische Arrangement sorgt mit seiner einzigartigen Melodieführung irgendwo zwischen zerreißender Trostlosigkeit und „Schwanensee“-Anleihen für ein flaues Gefühl und lässt nach Ende der Spielzeit hoffnungslos und scheinbar allein zurück. Mit dem folgenden „Ich Werde Vor Dir Untergehen“ und „Weite Welt“ reihen sich schlussendlich die beiden schwächsten Songs hinten an, welche es weder auf instrumentaler, noch auf textlicher Eben vermögen, lange nach ihrem Verklingen im Gedächtnis des Hörers zu bleiben. Zu seicht wirken hier die Ausarbeitung der beiden Komponenten, zu wenig markante Merkmale und Eigenständigkeit bringen diese Titel auf - Schade! Doch immerhin gelingt so eine inhaltlich gerade Landung, welche das scheinbar allumfassende Thema dieses Konzeptwerks abschließend nochmals aufgreift uns abgerundet, sowie gelungen vollendet.

Tracklist:

01. Liebe Im Krieg

02. Tränen Aus Stein

03. Steh Auf!

04. Tageslicht

05. Wir Sind Eins

06. Reise

07. Weiß Wie Der Schnee

08. Das Gerücht

09. Blutmond

10. Unsere Tage

11. Ich Werde Vor Dir Untergehen

12. Weite Welt

Fazit:

„Letzte Instanz“ sind wieder da und präsentieren sich anno 2016 aktueller und hoffnungsspendender als jemals zuvor. Fernab von Stereotypen-Folk und Gothic-Klischee-Einerlei, entscheiden sich die Dresdner Mannen um Sänger Holly Hoffmann gegen die bombenfeste Nummer sicher und gehen dieser Tage auf zeitgemäßen Konfrontationskurs, in Anlehnung an derzeitige Weltgeschehnisse. Auf ermunternde, denn anstrengend mahnende Art, beschwören die Musiker hier Einheit und Menschlichkeit, zeigen genau das auf, was auf zwischenmenschlicher Basis vom Leben bis zum Tod wirklich von Bedeutung ist und tauschen im Kampf gegen Zerstörung, Angst und Schrecken, die Waffen dieser wunden Welt mit Gemeinsamkeit, Zusammenhalt, Einfühlsamkeit und Liebe. Diese Thematiken ziehen sich grundlegend wie ein leitender, roter Faden durch die Spielzeit des gesamten Albums, angefangen vom vielsagenden Cover-Artwork, über die Melodien, bis hin zu den aufwändig ausgefeilten Texten. Genau diese Punkte verleihen der 2016er-Veröffentlichung ihren besonderen Geist, wirkt doch neben künstlerischer Freiheit eine ebenso starke Seele und der simple, doch alles andere als naive Traum von einer besseren Welt, als Motor für „Liebe Im Krieg“, angefangen vom bloßen Konzept, bis zum fertigen Endprodukt. Gerade diesem innewohnenden Grundgedanken und der folglich erwachsenen, da kitschfreien Ausarbeitung ist es auch gedankt, dass man mit folgendem Werk nicht nur glaubhaft zu neuen Ufern aufbrechen, sondern sich auch gänzlich noch einmal neu erfinden kann, ohne dabei aufgesetzt oder völlig befremdlich zu wirken. Erlaubt ist, was gefällt und vor allem was echt ist! Lediglich der unwahrscheinlich hohe Anteil an Balladen und generell ruhiger angestimmten Titeln, bremst das neue Release auf Sicht der Abwechslung stellenweise rapide aus, sodass man die ureigene und Genre-bezeichnende Brachialität fast etwas zu sehr aus den Augen verliert. Ein paar Up-Tempos und harte Brecher mehr, hätten Tracklist und Wandelbarkeit sicher gut getan, somit bleibt die Höchstwertung leider vorerst aus. Doch wer weiß… Vielleicht kehrt die Instanz ja auf dem nächsten Werk etwas mehr zu dem Stil vergangener Alben und somit zu den eigenen Wurzeln zurück? Der erste Stein dazu wurde mit „Liebe Im Krieg“ bereits gelegt.

Informationen:

http://www.letzte-instanz.de

https://www.facebook.com/letzteinstanz

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