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BEITRÄGE:

  • AutorenbildChristoph Lorenz

Eisfabrik - Blutengel - In Extremo (2016)


Eisfabrik - Achtzehnhundertunderfroren (2016)

Genre: Electro / Alternative

Release: 25.11.2016

Label: NoCut

Spielzeit: 52 Minuten

Fazit:

Alle Jahre wieder ist es soweit: Die Tage werden allmählich länger, die Nächte beständig dunkler und das Thermostat tendiert frostig mehr und mehr gegen Null. Der Winter kommt und schickt sich allem Anschein und einem verlängerten Sommer nach deutlich an, die hiesigen Lande bereits zu seinen Anfangstagen besonders hart zu treffen. Äußerst passend zu den derzeit vorherrschenden Außentemperaturen also, veröffentlicht das Kreativ-Trio von "Eisfabrik" nun sein mittlerweile drittes Album unter dem mysteriösen Titel "Achtzehnhundertunderfroren". Der zugehörige Pressetext zur neuen Veröffentlichung gibt sich nicht weniger kryptisch als deren Bezeichnung selbst, erzählt unter anderem von einer Konzipierung des vorliegenden Materials in 1816, dem "Jahr ohne Sommer". Aufgrund der niedrigen Witterungsbedingungen jedoch, könne es erst jetzt, rund zwanzig Dekaden später, in Gänze veröffentlicht werden. So mussten etwa erst spezieller Forscher konsultiert werden, um Liedgut und Musiker aufzutauen. Auch wenn die Band sich mittlerweile ihrer Maskierungen entledigt hat, so ist nicht viel über sie bekannt. Die Homepage und offizielle Facebook-Seite stimmen in den oben beschriebenen Chor mit ein und stellen die drei Künstler als "Dr. Schnee" als Zuständigen für den Gesang, sowie "Der Frost" und "Celsius" an den Keyboards, vor. Wirklich viel ist also nicht über den Ursprung und die Protagonisten selbst bekannt, wie der geneigte Leser schon bemerkt haben dürfte. Und doch sind die geheimnisvollen "Eisfabrik", die ihren Stil gern als unterkühlten Dark-Electro und Future-Pop bezeichnen, längst kein unbeschriebenes Blatt mehr in der Szene: Bereits 2015 veröffentlichte man neben den jeweils vorauseilenden Singles "Ice Crystal" und "Maschinen", unter "When Winter Comes" und "Eisplanet" gleich zwei Alben in Folge. Dem melodiösen "Walking Towards The Sun" wurde daraufhin mit einer Einzelveröffentlichung ebenfalls Tribut gezollt. Eine beachtliche Leistung, der sich effektvolle und thematisch passende Live-Shows anschlossen.

Der Startschuss war also genauso unüberhörbar gefallen, wie die ersten Schneeflocken im Lande. Das Dreigespann hätte sich also keinen besseren Zeitpunkt aussuchen können, um mit ihrem neuen Release an vergangene Taten und vor allem Erfolge anzuknüpfen. Der eisige Einstieg gelingt mit "The Coldest Summer", dem ein dramatisch-epochales Intro zugrunde liegt und so Platz für einen durch und durch atmosphärischen Aufbau schafft. Nur wenig später dringen die markanten, kühlen Synthie-Spuren durch und liefern einen tanzbaren, doch zurückhaltenden Tanzflächenfüller ab. "A Murdered Love" kommt da mit seinen donnernden Beats schon streckenweise härter daher, kreiert durch einen vergleichsweise ruhigen Refrain dennoch abwechslungsreiche Kontraste. Ganz und gar klassisch präsentiert sich "Sensations Of Pain", welches trotz mancher Breaks, wie etwa verzerrten Sequenzen, sanft-poppig und hymnenhaft daherkommt. Ein guter, wie typischer Genre-Ableger. Betrachtet man die Tracklist etwas genauer, fallen dem Betrachter die zwei deutschsprachige Songs auf. Im direkten Vergleich also weitaus weniger, als noch bei "Eisplanet". Unverständlich und auf eine gewisse Art schade, kredenzt man seinen Hörern mit dem melancholischen "Zu Den Sternen" doch eines der charakteristischsten Aushängeschilder von "Achtzehnhundertunderfroren". Ein durch die Bank weg starkes, düsteres und sehnsüchtiges Liebeslied, wie es sein sollte - Chapeau! Einen absoluten Gegensatz hat man mit "Hell Is Made Of Ice" an die nächste Position gesetzt, dessen brodelnde Klangteppiche und repetitiven Elemente, echten EBM Einfluss offenbaren. Das verruchte "Love Planet 69", "Magical Winter" und "The Survival Of The Strongest" schließen sich in ihrer Instrumentierung dem rhythmischen Arsenal an, bevor es mit dem hoffnungsvollen "It's Not Goodbye" eine friedliche Ballade zum Innehalten gibt. Das energetische Ende der kühlen Expedition markieren "Millennium Find" und "Raindbow Child", bevor man das schwerfällig orchestrale "Die Letzte Seefahrt" ausruft, das vor allem durch seine dezent eingeflochtenen Choräle zu bestechen weiß. Klanggewaltig, eingänig und experimentell - das sind "Eisfabrik"... Und diese Zeilen hier eine klare Empfehlung einer durchweg guten Veröffentlichung, die gegenüber seines Vorreiters aber etwas abfällt. Freunde elektronischer Klänge können hier aber allemal bedenkenlos zugreifen. Die Eiszeit beginnt!

Informationen:

http://eismusik.de/eisfabrik/

https://www.facebook.com/eisfabrikofficial

 

Blutengel - Complete (2016)

Genre: Electro / Pop / Alternative

Release: 02.12.2016

Label: Out Of Line (rough trade)

Spielzeit: 17 Minuten

Fazit:

Das der natürlich Kreislauf des menschlichen Zusammenlebens nicht immer zwangsläufig nur helle Seiten hervorbringen muss, sondern gleichzeitig zu den einschneidendsten, da schmerzhaftesten Erfahrungen zählen kann, ist all jenen begreifbar, welche diesem schier unausweichlichen Erlebnis schon einmal unmittelbar gegenüber standen. Der tragische Verlust eines geliebten Menschen zählt zweifelsohne dazu und ist dadurch nicht selten eine der mit am häufigsten bearbeiteten Thematiken der Musiklandschaft. Das weiß auch Szene-Veteran Chris Pohl nur zu gut und nimmt sich dieser mit neuen Single "Complete" an, einem ersten Vorboten auf das 2017 erscheinende Album "Leitbild". Das Label selbst bezeichnet den neuen musikalischen Ausflug des "Blutengel"-Masterminds als "schwarzes Juwel elektronischer Popmusik" und soll damit Recht behalten. Die vier Track starke Maxi startet ganz traditionell mit dem titelgebenden Song, welchen es im Folgenden zusätzlich noch in einer alternativen Remix-Variante von "Massive Ego" zu hören gibt, die das ohnehin schon rhythmische Grundgerüst des Originals aufgreift, weiterhin aber durch einige Nuancen gekonnt erweitert.

Den emotionalen Grundcharakter dieser neuen Hymne erhalten hingegen beide Versionen, was nicht zuletzt durch den gefühlstechnisch glaubwürdigen Transport ausgefeilter Lyrcis gelingt. Löblich, entfernt man sich auf diesem Wege nämlich immer weiter von plumpen Klischees und gewollt verkitschter Düster-Romantik. So lässt sich schon zum jetzigen Zeitpunkt vage prognostizieren, dass Liebhaber des letzten Langspielers "Save Us", ehemals „Omen", im nächsten Jahr vollends auf ihre Kosten kommen dürften. Rein stilistisch betrachtet knüpfen die Berliner hier nämlich unverkennbar weiterhin an die einst mit "Monument" begonnene Ära an und kredenzen die geforderte Kost, die allein aus diesem Grund aber auch relativ arm an Überraschungen bleibt. "Nowhere" schlägt ähnlich gewohnte Pfade ein, wirkt durch ein temporeicheres Arrangement und dunkle Klangästhetik komplett anders. Harmonische Pop- und Balladen-Attitüde steht hier nicht zu erwarten, wendungsreiche Breaks oder der ganz große Wurf leider ebenso. Diesen Umstand weiß das unspektakuläre "Dust" nicht zu ändern, das mehr einem nichtssagenden Klangexperiment, denn eines wertigen Instrumentals gleicht und in seiner gesamten Spielzeit von glatten vier Minuten eher vor sich hin plätschert. Am Ende bleibt eine solide, doch an wahren Highlights arme Veröffentlichung, welche durchaus hätte neugierig machen können, an ihrer Berechenbarkeit aber schon früh versagt. So ist "Complete" viel eher eine Ergänzung für Sammler und die Art von eingefleischtem Fan, die den Release im neuen Jahr schon heute nicht mehr abwarten können. Für alle anderen bleibt anstelle eines interessanten Vorgeschmacks, eher ein fader Beigeschmack. Gespannt sein und bleiben auf "Leitbild" sollte man trotzdem, denn erfahrungsgemäß sind "Blutengel" in voller Länge am stärksten und, möchte man das Fazit nah am aktuellen Song orientieren, am "vollkommensten".

Informationen:

http://blutengel.de

https://de-de.facebook.com/BlutengelOfficial/

 

In Extremo - Quid Pro Quo Live (2016)

Genre: Metal / Folk / Alternative

Release: 02.12.2016


Label: Vertigo Berlin (Universal Music)

Spielzeit: 69 Minuten

Fazit:

"Es geht nur noch ums nehmen!", heißt es im Refrain des durchaus sozialkritischen Titeltracks. Doch nicht so im Hause der erfolgreichen Berliner von "In Extremo", deren aktuelles Album binnen kürzester Zeit die Spitze der nationalen Charts erklimmen konnte und so die Tradition von "Sängerkrieg", "Sterneneisen" und dem 2014 veröffentlichten "Kunstraub" logisch fortsetzt. Bereits im September vergangenen Jahres standen die Zeichen gehörig auf Sturm und man zeigte sich den weltweit rund 12.500 angereisten Fans auf der Freileichtbühne Loreley in St. Goarshausen durchaus bereit, für nunmehr "20 Wahre Jahre" etwas zurückgeben zu wollen. Die Rechnung ging vollends auf: Beging man den beschaulichen Auftakt noch mit intimer Atmosphäre und einer exklusiven Unplugged-Session auf der MS RheinEnergie, so sollte sich diese in den beiden Folgetagen durch ein eindrucksvolles Aufgebot befreundeter Bands wie "Eisbrecher", "Schandmaul", "Die Krupps" oder "Eluveitie", sowie zwei verschiedene Sets mit einem Querschnitt durch die gesamte Karriere, in ungeahnte Höhen katapultieren und zu einer einzigen Party werden, die wohl keiner jemals wieder vergessen wird. Diesem Credo scheinen sich die umtriebigen Spielmänner auch 2016 noch immer verschrieben zu haben, überzeugten sie auf "Quid Pro Quo" doch mit einer perfekten Mischung aus modernem Alternative-Rock und historischen Elementen, Neu- wie Alt-Fans gleichermaßen. Keine Frage, dass man seiner treuen Anhängerschaft vor allem live das neue Material näher bringen wollte, damals wie heute eine absolute Stärke der Formation. Im Rahmen ausgewählter Club-Konzerte zeigten sich die Musiker gewohnt publikumsnah, doch war dies erst der Anfang einer erneuten, langen Reise. Direkt im Anschluss daran ging es quer durch Russland, Weißrussland und die Ukraine, wo man vor restlos ausverkauften Häusern spielte und selbst dem unvergleichlichen Flair der sommerlichen Open-Airs, frönte man unter anderem auf dem Mera Luna-Festival oder der eigenen Burgen-Tournee. Allzeit unermüdlich, folgte dann bereits im Herbst diesen Jahres die neue Produktion mit einem spektakulären Bühnenbild, frischen Effekten und natürlich der ganzen Breitseite aktueller Songs. Die allerorts euphorische Stimmung beeindruckte nicht zuletzt die Künstler selbst nachhaltig, weswegen man sich früh dazu entschied, das Konzert vom 30.09.2016 im Kölner Palladium mitzuschneiden und ebenjenen Moment dadurch für die Nachwelt festzuhalten.

Folglich erscheint dieser Tage die mittlerweile siebte Live-Werkschau, welche es mit einer starken Auswahl von insgesamt 17 Songs zu vollbringen vermag, kollektive Erinnerungen zu wecken und aus lediglich Interessierten ganz nebenbei noch eingefleischte Fans zu machen. Um ein sofortiges Eintauchen in das notwendige Mittendrin-Gefühl zu gewährleisten, hat es glücklicherweise erneut das klanggewaltige Intro mit auf den Silberling geschafft, an das sich im Folgenden der treibende Hauptsong anschließt. Was selbst dem ungeschulten Ohr direkt besonders positiv auffällt, ist der ausgezeichnet klare und enorm druckvolle Sound. Dieser unterstreicht die hohe Intensität nur noch mehr, jedoch ohne dabei von seiner Rauheit und Authentizität durch eine allzu glatte Nachbearbeitung einzubüßen. Neben allen weiteren gespielten Neuzugängen wie etwa dem punkigen "Störtebeker", der Anti-Kriegshymne "Lieb Vaterland, Magst Ruhig Sein", den beiden Liebesbekundungen "Roter Stern" und "Schwarzer Rabe", "Moonshiner", "Pikse Palve" und natürlich der Hit-Single "Sternhagelvoll", bietet die Tracklist mit "Feuertaufe", "Gaukler", "Himmel Und Hölle" oder "Belladonna" auch einige bewährte Kracher der "Kunstraub"-Ära, die in ihren Live-Versionen bisher noch auf keines der zahlreichen Klangdokumente gebannt wurden. Dazwischen finden sich unter anderem mit dem beliebten "Spielmannsfluch" und "Zigeunerskat" zusätzlich vereinzelte Klassiker der vergangenen Jahre. Etwas schade ist hingegen, dass man sich lediglich auf eine einzelne CD beschränkt hat und so ganze sieben Perlen fehlen. Insbesondere das selten gespielte "Rotes Haar" oder die dezent abgeänderte Version von „Erdbeermund", die während des zweistündigen Konzerts in Köln absolute Highlights darstellten, wären hier anstelle bereits mehrfach veröffentlichten Outputs der Marke "Sängerkrieg" wirklich wünschenswert gewesen. Dennoch bleibt dies verständlicherweise vollkommen subjektiv und Kritik auf ganz hohem Niveau. Mit "Quid Pro Quo - Live" bedanken sich "In Extremo" auf respektvolle Weise bei all ihren Fans und machen diesen ein hochwertiges Geschenk, welches sich sowohl in der Standardausführung, wie im neu erhältlichen Doppelpack mit Studioalbum sicher bestens unter jedem festlich geschmückten Weihnachtsbaum macht...

Informationen: http://www.inextremo.de/de/ https://www.facebook.com/officialinextremo/

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