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BEITRÄGE:

  • AutorenbildChristoph Lorenz

Subway To Sally - „Eisheilige Nacht" - RuhrCongress, Bochum - 26.12.2016


Veranstaltungsort:

Stadt: Bochum, Deutschland Location: RuhrCongress

Kapazität: ca. 5.000

Stehplätze: Ja

Sitzplätze: Nein

Homepage: https://www.ruhrcongress-bochum.de

Einleitung:

"Stille Nacht, heilige Nacht. Alles schläft, nur wir sind wach. Fassen die Hände zum inneren Kreis, singen von Feuer und ewigem Eis. Stille Nacht, eisheilige Nacht.", so heißt es in der polyphonen Ouvertüre "Sarabande De Noir", welche das Erfolgsalbum "Nord Nord Ost" des Szene-Urgesteins "Subway To Sally" anno 2005 klanggewaltig eröffnete. Diese Worte sollten noch Jahre später musikalische Geschichte schreiben und das Leitmotiv für eine Event-Reihe der Extraklasse werden. In alter Tradition gab die umtriebige Band nämlich alljährlich am 30. Dezember ein furioses Jahresabschlusskonzert in ihrer Heimat Potsdam, woraus sich schon wenig später ein eigenständiges, reisendes Winter-Festival entwickeln sollte. Der durchschlagende Erfolg in aller Herren Bundesländer gibt der Formation recht und so entwickelte sich die "Eisheilige Nacht" über die Zeit zu einem fest im Kalender eingetragenen, nicht mehr wegzudenkenden Bestandteil der Feiertage, zahlreicher Fans und Sympathisanten des Genres. Ein hochgradig monumentales, wie organisatorisch aufwändiges Unterfangen, welches in dieser Form sicher einzigartig und gerade deswegen auch so besonders ist. Entschied man sich 2010 noch für die Turbinenhalle Oberhausen als Austragungsort für Nordrhein-Westfalen, sollte dieser nach einem katastrophalen, witterungsbedingten Einstand schon ein Jahr später ins Herz des Ruhrgebiets, nämlich in die großen Hallen des RuhrCongress Bochum, verlegt werden, in denen das winterliche Spektakel bis heute sein Zuhause gefunden hat. Eine gute Entscheidung, wie die konstant hohen Besucherzahlen der letzten Jahre deutlich zeigten und zudem wenig verwunderlich, nimmt man das große Einzugsgebiet einmal näher in Augenschein. Auch für meine Wenigkeit gehört die "Eisheilige Nacht" mit ihren hochkarätigen Line-Ups seit jeher als letztes Konzert des Jahres einfach dazu und so ist es trotz Feiertagsträgheit auch dieses Mal eine absolute Selbstverständlichkeit, den erfreulich kurzen Weg anzutreten. Durch den Umstand mir mit den Vorbereitungen dieses Mal etwas Zeit gelassen zu haben, schaffe ich es trotz erfreulicher Überpünktlichkeit der öffentlichen Verkehrsmittel nicht, in diesem Jahr pünktlich zum Einlass zu erscheinen. Ein Großteil der vor den Toren wartenden Menge hat ebendiese schon hinter sich gelassen und befindet sich nun im Warmen. Nach einer kurzen Taschenkontrolle teile ich diese kleinen Luxus mit Ihnen und beginne damit, mich im großen, hellen Foyer umzusehen. Wie gewohnt, haben hier die einzelnen Bands ihre eigenen Merchandising-Stände aufgebaut und locken mit reichhaltigen Angeboten selbst zu dieser frühen Stunde schon den ein oder anderen Interessenten an. Auch das Team der "Matrix" ist wieder vertreten und sorgt mit einem freundlichen Service, Engagement und einer Vielzahl kühler Getränke für das leibliche Wohl an den zahlreichen Theken, das vom örtlichen Catering des RuhrCongress durch frische Snacks wie kleine Salate, Wraps und leckere Currywurst zusätzlich ergänzt wird.

Vroudenspil:

Kurz vor 19.00 Uhr höre ich dann plötzlich eine mir wohlbekannte Stimme durch die schweren Doppeltüren des Veranstaltungssaals hindurch und folge ihr. Es ist niemand Geringeres als "Subway To Sally"-Frontmann Eric Fish, der es sich wieder einmal nicht nehmen lässt, das Publikum höchstpersönlich Willkommen zu heißen und im selben Atemzug den ersten Act des Abends anzukündigen. Dieser soll es in sich haben, denn für die Eröffnung hat man die Münchner Freibeuter von "Vroudenspil" auserkoren, die Menge für das Kommende ordentlich aufzuwärmen. Mit "Wiedergänger" und dem spaßigen "Knochensack" startet das bunte Septett auch gleich durch und feiert einen gelungenen Einstand nach Maß. Vieler Worte bedarf es da auch von Kapitän Ratz nicht mehr, haben die gut gelaunten Spielleute alle Anwesenden doch mehr als gut im Griff. Die eigenwillige Mischung aus temporeichem Gute-Laune-Folk und Ska-Elementen kommt bei allen Feierwilligen an und so haben es auch die folgenden Nummern wie "Püppchen", "Vampirat" oder "Fauler Zauber" alles andere als schwer, ausreichend zu überzeugen. Insbesondere die kreativ-verrückte Bühnenshow ist mit ihrem gewitzten Ideenreichtum ein echter Hingucker und trägt ihr Übriges dazu bei. So darf zum flotten "Plankentango" dann fleißig im Taktgesprungen werden, bevor man mit "Rebellion" nach einer halben Stunde wieder im Heimathafen einläuft.

Lord Of The Lost:

Die Umbaupause geht verhältnismäßig zügig von statten, ist ein Großteil der Instrumente doch bereits im Vorfeld aufgebaut worden und muss nur noch in Position gebracht und einem kurzen Soundcheck unterzogen werden. So dauert es dann auch nicht mehr lange, bis tosender Applaus für die zweite Band losbricht, welche es sich auf die Fahnen geschrieben zu haben scheint, den Härtegrad gewaltig anzuziehen. Zu den verzerrten Klängen des Openers "The Love Of God", macht sich das hanseatische Geschwader um Sänger Chris Harms schließlich bereit, die breite Halle in Schutt und Asche zu legen. Es ist nicht zu übersehen, dass die Wiederholungstäter von "Lord Of The Lost", welche schon die "Eisheilige Nacht" 2014 begleiteten, viele Fans aus den eigenen Reihen mitgebracht haben. Wer tatsächlich noch nichts von den sympathischen Szene-Überfliegern gehört haben sollte, wird nun mit einem metallischem Dauerfeuer der Extraklasse eines besseren belehrt. "Kill It With Fire" erhöht das Tempo dann nochmal, danach gibt es mit "Drag Me To Hell" eine Live-Kostprobe neueren Datums vom aktuellen Werk "Empyrean" auf die Ohren. Die Stimmung kocht im wahrsten Sinne des Wortes fast über, woran das melancholisch powernde "Dry The Rain" mindestens ebenso beteiligt ist, wie das brutale "Full Metal Whore" von der gleichnamigen EP. Dass die bedrohlich geschminkten Herrschaften ob ihrer reichlich vorhandenen Festival-Erfahrung nur zu gut wissen, wie man die Massen für sich gewinnt, stellen sie auch heute wieder einmal eindrucksvoll unter Beweis. Das Set ist durchdacht gewählt und reicht von eingängigen Ohrwürmern der Marke "Six Feet Underground", über die schwelgerischen Töne von "In Silence", zu welchen erst jüngst ein kunstvolles Video veröffentlicht worden ist, bis zu wilden Riff-Exzessen mit "Fists Up In The Air". Die raue Performance entfaltet schnell ihren ganz eigenen Charme und besticht durch ungebändigte Tanzeinlagen und spektakuläre Solos. Weiterhin gibt es auch einen Neuzugang in der Saiten-Fraktion zu vermelden, nachdem der langjährige Gitarrist "Bo Six" vor kurzem seinen Rücktritt öffentlich bekannt gab. Doch von zurückhaltender Schüchternheit keine Spur! Im Gegenteil: "Pi" fegt wie ein Derwisch über die Bretter und rockt gemeinsam mit den restlichen Mitglieder ganz so, als sei er schon immer dabei gewesen. Das dunkel-verruchte "Black Lolita" wird von der unbarmherzigen Party-Hymne "Die Tomorrow" abgelöst und gibt sich mit "Blood For Blood" die Klinke in die Hand. Ausnahmezustand in Bochum und das zurecht! Höhepunkt ist dann das neu interpretierte Cover von "Last Christmas", zu Ehren des kürzlich verstorbenen George Michael, sowie der exotische Crossover-Tango "La Bomba", der mit seinem augenzwinkernden Charme und allerhand verspielten Elementen zu überraschen weiß. Erfolg auf ganzer Linie... Wen wundert es?

Eluveitie:

Der letzte Anheizer an diesem Abend ist beinahe ein ebenso großer Name im Genre, wie der Gastgeber selbst und schaut man einmal in die zahlreichen, erwartungsfrohen Gesichter rund im Saal, so dürften es nicht gerade wenig Besucher sein, die dem Auftritt der Schweizer mit Spannung entgegensehen. Die durch "Lord Of The Lost" vorgelegte Härte können "Eluveitie" dabei mühelos halten und reichern ihren Death-Metal zusätzlich mit keltischen Mythen und Sagen an. Vermutlich gibt es weltweit keinen weiteren Act, der es vermag, zwei von Grund auf vollkommen unterschiedliche Welten derart gekonnt zu verknüpfen. Das beeindruckende Alleinstellungsmerkmal eines echten Unikats! Dieses und viele andere Charakteristika werden durch das monumentale "King", "Neverland" oder "Thousandfold" nur noch untermauert, die Grenzen sind fließend und scheinbar gar nicht mehr existent. Die Rechnung geht schon seit Jahren auf, wie die euphorischen Reaktionen eines gemischten Publikums beweisen. Vom Mittelalter-Fanatiker, über den Vollblut-Goth, bis hin zum alteingesessenen Metaller ist hier jeder gut bedient. Wie gut die nahtlose Symbiose aus Vergangenheit und Moderne funktionieren kann, zeigt beispielsweise auch das ausgelassene "Tegernako", welches eindeutig die unverkennbare Seele Irlands geatmet hat und an den Seiten zu standesgemäßen Tänzen führt. Dass die hoch talentierten Multiinstrumentalisten um Frontstimme Christian Glanzmann auch die tief einfühlsamen Töne beherrschen, machen sie im Folgenden klar: Nachdem mehrere Roadies eifrig einen kleinen Kreis aus Hockern errichtet haben, nimmt die Band auf diesen Platz, um eine träumerische Akustik-Session in das Set einzubauen. Eingeleitet durch das gesanglose "Isara", gibt man mit "Grannus" einen Einblick in die laufenden Arbeiten zum neuen Album "Evocation II", bevor man mit Laura Fella eine junge Gastsängerin zur Unterstützung hinzubittet. In dieser erweiterten Konstellation aufgestellt, werden fortan zum klanglichen Ambiente passende Titel wie "Carnutian Forest", das gefeierte "Omnos" oder "A Rose For Epona" interpretiert. Neben einer Besinnung auf die Ursprünge handgemachter Musik und einer Reduktion auf den innewohnenden Kern, bieten sich dem aufmerksamen Zuschauer alternative Blickwinkel. Ganz ohne Strom und Verstärker. Besonders gefällt das intensive Zusammenspiel von Glanzmann und Fella, welches stimmlich komplett andere Facetten offenlegt und gerade wegen seiner Unterschiede so unfassbar gut miteinander harmoniert. Nach dem naturverbundenen "Call Of The Mountains", soll es etwa mit "Helvetios" und "Nil" aber wieder in halsbrecherische Gefilde gehen, welche von jetzt auf gleich im Stande sind, den Boden erzittern zu lassen und einen soliden Moshpit in der Hallenmitte entfachen. Als die fordernden Zurufe auch nach Ende des Gigs noch lange nicht verhallen wollen, kehren "Eluveitie" schlussendlich erneut zurück, um mit "Inis Mona" eine Zugabe zu geben. Chapeau!

Subway To Sally:

Wer dieser Tage versucht war, doch noch um das Vernehmen festlicher Klänge herumzukommen, war genau diesen spätestens zum jetzigen Zeitpunkt doch noch schutzlos ausgeliefert. Denn während noch das ein oder andere Crew-Mitglied vorsorglich letzte Feinarbeiten hinter dem großen Drum-Set vornimmt oder die drei Mikrofone an vorderster Front noch einem kurzen Soundcheck unterzog, schallte stimmungsvoll-melancholische Weihnachtsmusik durch die weitläufigen Räumlichkeiten des RuhrCongress. Eine augenzwinkernd scherzhafte, vor allem aber unterschwellig ungemein effektive Tradition, die man sich offenbar aus dem Vorjahr bewahrt hat. Und ebenso wie anno 2015 scheint diese ihre Wirkung in keinster Weise zu verfehlen, denn auch wenn die "Eisheilige Nacht" seit jeher und einem ganz anderen musikalischen Stern steht, macht sich in den einzelnen Reihen tatsächlich eine andächtig gespannte Stille breit. Als um genau 22.30 Uhr schließlich die Hallenlichter erlischen, steigt diese spürbar nur noch umso mehr an und webt einen feinen Schleier aus erwartungsvoller Vorfreude. Tosende Windböen, schallendes Möwengekreisch und das unverwechselbare Rauschen herannahender Wellen, zeichnen Panoramen von einsamen Stränden und dem ungebändigten Meer in seiner reinsten Form. Die weitläufige Bühne erstrahlt in eisblauen, kühlen Farbtönen. Ansonsten ist es jedoch still. Zu still. Alle Augen sind nach vorne gerichtet und erst als die imposanten Lichtkegel sich langsam drehen und sodann den Blick auf das Geschehen freigeben, erheben sich gleichmäßig tausende Hände, um Simon Michael lautstark zu begrüßen, der just in diesem Moment hinter seinem wuchtigen Schlagzeug Platz nimmt und den Takt angibt. Dann geht es plötzlich ganz schnell und die Silhoutten von Silvio "Sugar Ray" Runge, Ingo Hampf, Ally Storch, Michael "Bodenski" Boden und Simon Levko werden aus der tiefen Dunkelheit heraus langsam sichtbar. Liebliche Chöre legen sich über den Saal, ein verzerrtes Riff erklingt und gelbe Flammen schießen aus dem Boden hervor, als Mastermind Eric Fish zum Opener "Grausame Schwester" als Letzter die schweren Bretter entert. Zum Refrain hin bedarf es dann auch keinerlei Interaktion oder gar Anweisung mehr, denn Bochum weiß ganz genau was zu tun ist und reckt alle Arme in die Lüfte, um der Band ihre ganz eigenen Wogen darzubringen und die Textzeilen bild-, vor allem aber stimmgewaltig zu unterstreichen. Die Fans sind begeistert! Dieser Zustand soll sich aber noch als steigerungsfähig herausstellen, als eine wohlbekannte Rhythmik und düstere Glockenschläge die Ankunft der "Henkersbraut" verheißen, welche auch sogleich von zahlreichen, eindrucksvoll unter die Hallendecke empor schießenden Pyro-Kometen begleitet wird. Eine von Anfang an derart gelöste Stimmung, gelingt eben ausnahmslos nur den wahren Könnern im Business. "Hallo Freunde! Ein herzliches Willkommen von uns und den Kollegen hinter der Bühne. Der Worte sind genug gewechselt, lassen wir nun die Noten sprechen! Singt das nächste Lied für uns, denn wer könnte dies wohl besser, als ihr?", begrüßt Fish die treuen Anhänger freudig und kündigt im selben Atemzug den unverwüstlichen Everblack "Kleid Aus Rosen" an, der dieses Mal überraschend früh im Set platziert wurde. Es sind vor allem derlei ungeahnte Feinheiten, das unermüdliche experimentieren mit kleinen Details und die unvorhersehbaren Abänderungen des lange schon Gewohnten, welche die Shows von "Subway To Sally" insbesondere seit den letzten Jahren auch für all jene Wegbegleiter dauerhaft interessant halten, die mit den grundlegenden Abläufen durchaus vertraut und somit eigentlich gar nicht mehr zu verblüffen sind. Festgefahrenen, müden Alltagstrott sucht man bei den Potsdamern auch nach all der langen Zeit noch immer vergebens, denn Stillstand bedeutet früher oder später bekanntermaßen den künstlerischen Freitod. Darum weiß auch die Band und vollbringt, wie auch schon auf der "Neon"-Tour Anfang diesen Jahres, das gekonnte Meisterstück, die eigenen Grenzen unverwechselbar auszuloten und sich stets neu zu erfinden... Jedoch ohne dabei den unverwechselbaren Charakter und die innewohnende Seele alter, wie auch neuer Stücke zu vernachlässigen. Nicht vielen, die auf eine derart langjährige Karriere zurückblicken können, gelingt dieser Schritt auch nur ansatzweise. Ganz und gar diesem Kontext treu, geht es sodann mit dem brachialen "Unsterblich" vom Album "Engelskrieger" weiter. Auch dieses schon länger nicht mehr live gespielte Stück, glänzt mit einer stimmigen Rundumerneuerung in Sachen Arrangement und wird zu einem viel umjubelten Höhepunkt des Abends, gefolgt von der träumerischen Fan-Hymne "Eisblumen". "Was für ein schönes Gefühl. Kommt, seid mit uns!", heizt der energische Frontmann die Bochumer zum kritischen "Falscher Heiland" weiter an und schon fährt der kollektive Schlachtruf aus allen Kehlen. Dass nicht mehr viel Nachdruck zur Mobilisierung der Massen von Nöten ist, beweist auch der treibende "Tanz Auf Dem Vulkan", welcher wieder einmal äußerst passend von meterhohen Feuersäulen untermalt wird.

"Eigentlich hat sie sich durch ihr Spiel schon selbst vorgestellt. Begrüßen wir sie dennoch in unsrer Mitte.", bittet der Sänger mit der markanten Stimme um Aufmerksamkeit und stellt mit Ally Storch die Neue an der Violine vor, welche von Ex-Mitglied Silke "Frau Schmitt" Meyer persönlich für die nun zu füllende Lücke ausgesucht wurde. Dass diese schon längst kein unbeschriebenes Blatt in der Szene mehr und eine durchaus würdige Nachfolgerin ist, zeigt sie im Folgenden auch dem letzten Zweiflernmit ihrem leidenschaftlich-virtuosen Solo, welches gleichsam als einleitende Melodie zu "Für Immer" fungiert. Als die anderen musikalisch einsteigen, wirkt es ganz so, als wäre sie schon immer Teil dieser einzigartigen Formation gewesen. Das Bild wird von kräftigen Funkenschüben komplettiert, die im bedrohlichen Refrain des "MitGift"-Stücks immer wieder am vorderen Rand entfacht werden. Ein lauter Donnerschlag sorgt dann für ein "Böses Erwachen", bevor Eric Fish seine Worte wieder direkt an das Publikum richtet. "Die Zeiten ändern sich und das Publikum verändert sich mit. Wird zum Beispiel immer jünger. Das bemerken auch wir hier oben auf der Bühne. Als wir damals noch in den kleinen Clubs gespielt haben, wurden wir regelmäßig von den Veranstaltern angesprochen, weil die Fans alles abgerissen hatten und teilweise sogar die Keller bei Songs wie "Henkersbraut" eingestürzt sind. Bei dem nächsten Lied wusste ich schon im Studio, dass es wieder so sein wird. Man muss es einfach tun, also springt!", fordert er zum kräftigen "Arme Ellen Schmitt" auf und die Besucher in den erste Reihen tun, wie Ihnen geheißen. "Was für ein Anblick, Danke euch! Könnt ihr noch?". Bochum kann noch und tritt mit einem spontanen Circle-Pit bei "Besser Du Rennst" den Beweis an. Beim folkigen "Ohne Liebe" soll jeder seinen Nebenmann umarmen, um der Aussage des bloßen Titels zu trotzen und die Welt für einen kurzen Moment zu einer besseren zu machen, dann begibt man sich mit "Sag Dem Teufel" nochmals auf Zeitreise, bevor es dann Richtung Finale geht. Dieses leitet Zeremonienmeister Fish dann mit den folgenden Worten ein: "Lange Rede und gar kein Sinn. Ich habe schlicht keine Lust mehr, denn ihr wisst ganz genau, was jetzt kommt. Erinnert ihr euch noch an die zugehörigen Fingerspielchen?", spielt er auf die Band-Hymne "Sieben" an. Wie könnte man das auch nur vergessen? So strecken sich schon kurz danach hunderte Hände in die Höhe, um ebenjenem Titel angemessenen Tribut zu zollen, ehe der hypnotische "Veitstanz" für wilde Bewegungen in den Reihen sorgt und mit zahlreichen Feuer- und Funkenschüben das furiose Ende des regulären Sets markiert. Unter schallendem Applaus verabschieden sich "Subway To Sally" ausgiebig vom Ruhrpott, dann verlassen sie geschlossen die Bühne. Natürlich soll dies noch lange nicht alles gewesen sein und wer den gar zahlreichen "Blut, Blut, Räuber saufen Blut!"-Gesängen einmal aufmerksam sein Ohr schenkt, dürfte bemerken, dass auch die versammelten Gäste noch lange nicht genug von ihren Helden haben. Für die Zugabe haben sich die Potsdamer etwas ganz besonderes einfallen lassen und zelebrieren die Rückkehr auf die Bretter in Tradition vergangener eisheiliger Nächte und zwar mit tatkräftiger Verstärkung im Rücken. So tritt neben der Freibeuter-Besatzung "Vroudenspil" und der Folk-Fraktion von "Eluveitie", auch "Lord Of The Lost"-Fronter Chris Harms mit einem Cello in Erscheinung, um gemeinsam mit den Gastgebern das melancholisch-maritime "Seemannslied" zu intonieren. Ein wahrlich spektakulärer und rührender Abschluss, welcher, den vor den Toren vorherrschenden Temperaturen zum Trotz, wohl niemanden kalt gelassen haben dürfte. "Das war schon echt gut...", setzt Simon Levko zum Dialog mit dem Publikum an. "Wir Feilen jetzt an den Details in Form und Ton!", fordert er alle Männer, Frauen und Personen unter sechzehn Jahren im Saal auf, nicht nur die Stimme zu erheben, sondern auch abwechselnd mit den Fingern zu wackeln. Vorbereitung ist eben alles! Wer schon einmal ein Konzert der Potsdamer gesehen hat, weiß ganz genau, welcher Titel nun folgt: "Julia Und Die Räuber". Wohl der unverzichtbare Rausschmeißer schlechthin und nach all den Jahren im Set mindestens so unabdingbar und unerschütterlich, wie die "Eisheilige Nacht" selbst. Und so runden die Sieben einen wieder mal höchst abwechslungs- und facettenreichen Abend mit dem sehnsüchtig geforderten Folk-Komplettpaket ab, bevor sie zur bekannten Melodie ihr Spiel beenden und von der Bühne steigen. Eric Fish ist traditionell nicht nur der Erste, der diese vor vielen Stunden um 19.00 Uhr betreten hat, sondern auch der letzte Verbleibende, dessen ehrenvolle Aufgabe als guter Gastgeber es nun ist, die versammelten Anhänger durch die letzten Klänge seiner geschulterten Sackpfeife hinaus in die kühle Winterluft zu geleiten. Ein schöner Schlusspunkt für das letzte Festival des Jahres, dessen ansonsten guter Gesamteindruck, wie schon 2015, lediglich durch eine recht vorhersehbare Titelauswahl und eine zu kurze Spielzeit des Headliners geschmälert wurde. Also dann: Auf ein Neues! Dann mit "Mr. Harley Und Die Pulveraffen", "Feuerschwanz", "Mono Inc." und vielleicht ja auch wieder mit einem neuen Album und frischen Songs von "Subway To Sally"... Wir werden es sehen, wenn sich am 26.12.2017, zur selben Zeit und am selben Ort wieder einmal nächtliche Choräle in die eisig klaren Winterlüfte erheben. Es bleibt spannend!

Setlist:

01. Intro

02. Grausame Schwester

03. Henkersbraut

04. Kleid Aus Rosen

05. Unsterblich

06. Eisblumen

07. Falscher Heiland

08. Tanz Auf Dem Vulkan

09. Für Immer

10. Böses Erwachen

11. Arme Ellen Schmitt

12. Besser Du Rennst

13. Ohne Liebe

14. Sag Dem Teufel

15. Sieben

16. Veitstanz

17. Seemannslied

18. Julia Und Die Räuber

Impressionen:

Jobst Meese - Jodocus Obscurus Photography

http://www.jobstmeese.de

https://de-de.facebook.com/Jodocus.Obscurus/

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