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  • AutorenbildChristoph Lorenz

Unzucht - Interview (2017)


Roggenfaenger: Unglaublich, wie schnell die letzten Jahre doch vorbeigerauscht sind. Und in diesen ist wirklich viel passiert, unzählige Stunden harter Arbeit liegen jetzt hinter euch. Ihr habt eine ganze Menge Shows absolviert. Zuerst noch als reiner Support-Act und in kleineren Clubs, mittlerweile füllt ihr als Headliner vor einem immer größer werdenden Publikum selbst die Hallen. Auch auf zahlreichen Szene-Festivals seid ihr stets gern gesehene Gäste und reißt die Massen wortwörtlich mit. Auch eure Veröffentlichungen erfreuen sich stets großer Beliebtheit und klettern in den offiziellen Albumcharts weiter und weiter nach oben – Eure Karriere ist schlicht beeindruckend! Was genau hat sich seit dem Release eures Debüts „Todsünde 8“ und mit ansteigendem Bekanntheitsgrad eurer Meinung nach positiv verändert?

Toby Fuhrmann: Boah, das ist krass! Das ist jetzt schon ziemlich genau fünf Jahre her, dass die rausgekommen ist. In der Zeit hat sich natürlich viel verändert. Zuerst einmal ist es jetzt halt irgendwie witzig, dass man schon auf die Chartplatzierungen achtet, wenn man eine neue Platte rausbringt (lacht). Einfach deswegen, weil wir das seit der "Rosenkreuzer" tatsächlich immer geschafft haben. Ansonsten ist es einfach Wahnsinn, was an Feedback von den Leuten kommt. Das ist eigentlich der entscheidende Unterschied. Also das ist auf jeden Fall viel mehr geworden und ich persönlich habe auch das Gefühl, dass es intensiver geworden ist. Wir kriegen viele Rückmeldungen von Leuten, dass ihnen bestimmte Songs so ans Herz gehen und das ist auf jeden Fall schon ziemlich krass. Obwohl die Gruppe von den Personen, die unsere Musik hören, größer geworden ist, habe ich das Gefühl, dass wir irgendwie auf eine Weise enger mit ihnen zusammengewachsen sind. Auch wenn's jetzt gegenteilig klingt, aber es geht auch beides (lächelt).

Roggenfaenger: Euer aktuelles Studioalbum heißt „Neuntöter“ und wurde im September letzten Jahres über das Label Out Of Line veröffentlicht. Natürlich gab es anlässlich dessen auch wieder eine ausgedehnte und überaus erfolgreiche Tour, die euch quer durch Deutschland führte. Selbstverständlich lag euer Fokus beim Zusammenstellen der Setlist allen voran auf dem neuen Material, doch auch die drei vorherigen Werke bieten sich mit ihrer Hit-Dichte geradezu an. Wie geht ihr also bei den Planungen vor und anhand welcher Kriterien wählt ihr die jeweiligen Titel aus?


Toby Fuhrmann: Bei der Songauswahl ist es tatsächlich so, dass wir einfach unsere Köpfe zusammenstecken und schauen, was man irgendwie machen kann. Dann versuchen wir uns zu einigen, dabei hat jeder natürlich so seine Favoriten. Du hast Recht, es wird immer schwieriger, je mehr Alben am Start sind. Jetzt haben wir ja mittlerweile schon vier Alben und drei EPs, das summiert sich also langsam. Wie wir die auswählen, ist bei Festivalshows tatsächlich relativ einfach. Da gibt's halt so ein paar Dinger, die super funktionieren und die wir den Leuten natürlich auch nicht vorenthalten wollen. Bei der "Neuntöter"-Tour haben wir sehr viele Neue ins Programm genommen, was aber auch gut ankam. Das freut mich natürlich ganz besonders, weil ich halt finde, dass es irgendwie so eine Art Evolution zeigt, wenn die Leute nicht darüber schimpfen, dass eine Band jetzt irgendwie die Hälfte von dem neuen Album beim Konzert spielt (lacht). Dann ist das auf jeden Fall ein gutes Zeichen, weil das einfach bedeutet, dass die Band und das Publikum sozusagen zusammen weitergehen und nicht einfach irgendwie nur in der Vergangenheit stehenbleiben. Wobei das jetzt eigentlich viel zu negativ klingt. Also ich hätte da auch keinen Beef mit, wenn es halt so ist. Wir entscheiden halt immer einfach je nachdem, was es für eine Angelegenheit ist. Wenn wir eine eigene Headline-Show spielen, haben wir natürlich mehr Zeit und dann können wir da so ein bisschen aus dem Vollen schöpfen. Ansonsten beschränken sich die Auswahlmöglichkeiten natürlich, aber das ist nicht weiter wild. Mein Lieblingsbeispiel dafür ist, als ich jetzt "Papa Roach" vor ein paar Jahren mal als Support von "In Flames" gesehen habe. Die haben da hauptsächlich Songs von der "Infest", also sozusagen ihrem Durchbruchsalbum. Und das auch noch nach fast zwanzig Jahren! Das ist denen auch egal, die haben die Songs deswegen nicht mit weniger Hingabe gespielt (lacht). Und das finde ich cool, da will ich halt eigentlich hin. Ich finde es schön, dass die Leute Interesse an unseren neuen Sachen haben und dir gilt das auf jeden Fall (lächelt).

Roggenfaenger: Viele Fans haben lange darauf gewartet und nun ist es endlich soweit: Am 01.09.2017 erschien mit „Widerstand“ eure allererste Live-Veröffentlichung in Form von CD und DVD. Bisher gab es lediglich wenige Live-Tracks auf der Bonus-CD, welche der letzten Fan-Box beilag. Warum habt ihr euch speziell für eine Aufzeichnung der vergangenen „Neuntöter“-Tournee entschieden? Warum war die Zeit gerade jetzt reif dafür?

Toby Fuhrmann: Das Schöne ist, dass es dieses Mal eine komplett eigenständige Veröffentlichung ist. Bei der "Live From The Streets", die ja als Bonus in der Box von der "Neuntöter" lag, war es eher so, dass wir halt einfach irgendwie ein paar Konzerte aufgenommen hatten, quasi so nebenbei. Wir haben dann einfach mal geguckt, was dabei rauskommt und das fanden wir auf jeden Fall geil und dachten, da es noch gar nichts live von uns gibt, dass es halt einfach eine schöne Dreingabe wäre, wenn die richtigen Hardcore-Fans mal so etwas von uns haben. Daraus ist dann aber auch die Idee entstanden, bei der nächsten Tour vielleicht mal ein Konzert mit allem Pipapo richtig aufzunehmen, weil dazu natürlich noch viel mehr gehört. Du brauchst dann halt auch Raummikrofone, um die gesamte Atmosphäre einzufangen. Und dann dachten wir, wenn wir das Ganze schon mit mehr Aufwand betreiben, könnte man ja eigentlich auch gleich ein Video davon machen. Das wäre ja cool. Der Grund, weswegen wir das noch nicht eher gemacht haben, war eigentlich nur, dass wir uns bisher immer so auf andere Sachen konzentriert hatten (lacht). Jetzt war's einfach mal soweit und es ist auf jeden Fall ein sehr schönes Dokument geworden.

Roggenfaenger: Die Aufnahmen fanden im Hamburger Kult-Club „Knust“ statt. Weswegen fiel die Wahl für diesen Mitschnitt gerade auf die berühmte Hansestadt und diese Location?

Toby Fuhrmann: Hamburg liegt uns eh am Herzen, weil wir da halt immer super Konzerte hatten und der Laden einfach auch geil ist. Beim „Knust“ finde ich gerade auch super, dass der Laden einen Balkon hat und trotzdem relativ kompakt ist. Ich finde, dass das super für die DVD funktioniert hat. Also die Energie ist auf jeden Fall gut gecaptured worden.

Roggenfaenger: Der Titel bezieht sich gewiss auf den gleichnamigen Song auf dem Album „Neuntöter“. Warum habt ihr euch dafür entschieden, gerade diesen Titel als Aushängeschild für euer erstes Live-Dokument zu wählen? War auf eurem bisherigen Weg etwa einiges an „Widerstand“ notwendig, um erst an den Punkt zu gelangen, an dem ihr euch mittlerweile befindet und ist die Betitelung daher eventuell sogar als autobiografisch anzusehen?

Toby Fuhrmann: Also damit hast du auf jeden Fall ein Stück weit Recht. Wir haben den Titel nicht nur wegen des gleichnamigen Songs gepicked, sondern auch weil es einfach ein super Statement ist, wie ich finde. Um das mal anzuschneiden: Ich glaube nicht, dass wir den steinigen Weg schon hinter uns haben, sondern da die ganze Zeit drauf laufen. Aber ich sage das auch ohne zu jammern. Es ist halt einfach, wie es ist. Ich glaube, dass das sämtliche Bands, die es gibt, bestätigen können. Das alles durchzuziehen ist gar nicht so einfach.

Roggenfaenger: Auf der Bühne zu stehen und zu wissen, dass einige Kameras euer Tun für die Ewigkeit festhalten werden, macht sicher auch gestandene Musiker ein wenig nervös, oder? Welche Ansprüche habt ihr an diesem Abend an euch und euer Publikum gestellt? Habt ihr etwas grundlegend anders als sonst gemacht oder überwog zugunsten von mehr Authentizität doch eher die Routine?

Toby Fuhrmann: Im Fall von den DVD-Recordings haben wir es tatsächlich so gehandhabt, dass wir einfach alles wie immer gemacht haben. Die Idee dahinter war nämlich nicht, irgendeine spezielle Show für das Heimkino ausgelegt zu machen, sondern das Konzert stattdessen wie eine möglichst normale, typische "Unzucht"-Show sein zu lassen und das nicht so sehr in den Vordergrund zu stellen, dass gefilmt wird. Bei mir war es auf jeden Fall so, dass ich natürlich schon aufgeregter also sonst war, weil ich auch dachte, "Oh Gott, wenn ich mich ausgerechnet jetzt verspiele...". Man denkt einfach viel mehr darüber nach und ist deswegen halt so aufgeregt. Aber letzten Endes hat alles super funktioniert und dann waren wir danach auch sehr erleichtert und haben viel Alkohol getrunken (lacht).

Roggenfaenger: Diesen September und Oktober begleitet ihr das NDH-Flaggschiff von „Eisbrecher“ als Support-Band, bereits im vergangenen Jahr wart ihr schon auf der „Volle Kraft Voraus“-Tour mit an Bord. Wie kam diese Zusammenarbeit zustande und ist für die Zukunft vielleicht noch mehr geplant? Was genau wünscht ihr euch für diese Zeit?

Toby Fuhrmann: "Eisbrecher" haben wir auf einem Festival kennengelernt, ich glaube es war beim Blackfield. Da haben die sich auf jeden Fall unser ganzes Konzert reingezogen und haben danach auch gesagt, dass sie es total gut fanden und dann hatten wir die Einladung für die "Volle Kraft Voraus"-Tour bekommen. Weil wir uns bei den sechs Konzerten super verstanden haben, habe sie uns jetzt gefragt, ob wir bei der aktuellen Tour, die ja doppelt so lang ist, auch nochmal mitmachen möchten. Und wir so: "Natürlich, na klar!" (lächelt). Da kann man natürlich nicht "Nein" sagen und das wollten wir ja auch gar nicht. Also das ist auf jeden Fall super und ansonsten werden wir definitiv noch bei der Bootsfahrt auf dem Rhein mit dabei sein... Eigentlich Schifffahrt. So ein Quatsch, die MS RheinEnergie wäre ja auch ein bisschen zu groß für ein Boot (lacht). "Unter Schwarzer Flagge" heißt das Ganze und findet nächsten Mai statt. Da werden wir dann auch mit "Eisbrecher" und "Diary Of Dreams" unterwegs sein. Und "Unter Null"... Nee, Quatsch. Wie heißen die denn nochmal? "Null Positiv", so war's richtig! Die habe ich bisher noch gar nicht live gesehen, aber da freue ich mich schon drauf.

Roggenfaenger: Euer Arbeitspensum ist unglaublich! In den letzten Jahren habt ihr praktisch keinerlei Pause eingelegt und stetig an neuem Material gearbeitet. Einige Fans fragen sich daher bestimmt schon, ob uns vielleicht bereits in Kürze ein komplett neues Album ins Haus steht. Könnt ihr zum jetzigen Zeitpunkt vielleicht schon etwas dazu sagen?


Toby Fuhrmann: Wir arbeiten schon an neuem Material und ich hoffe auch, dass wir vielleicht nächstes Jahr schon soweit sind, um etwas veröffentlichen zu können. Es gibt allerdings noch keinen festen Termin. Also genaues kann ich dazu noch nicht sagen, aber wir sind natürlich, genau wie du schon gesagt hast, die ganze Zeit weiterhin am Ball. Nur weil wir dieses Jahr weniger Konzerte als im letzten Jahr gespielt haben, bedeutet es nicht, dass wir in der Zwischenzeit weniger haben (lächelt).

Roggenfaenger: Berühmte letzte Worte?

Toby Fuhrmann: Es gibt eine ganze Menge Leute, die genau das sagen, aber ich kann es nur wiederholen. Macht euer eigenes Ding und achtet auf euer Bauchgefühl! Wenn das Gefühl euch sagt, dass euch jemand in irgendeine Richtung drängen will, wo ihr euch nicht wohl fühlt, dann schlaft vielleicht nochmal eine Nacht drüber. Aber wenn das Gefühl dann immer noch da ist, zieht die Konsequenzen daraus.

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