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BEITRÄGE:

  • AutorenbildChristoph Lorenz

Castle Rock - Tag I + II - Schloss Broich, Mülheim an der Ruhr - 03.-04.07.2015


Veranstaltungsort:

Stadt: Mülheim an der Ruhr, Deutschland

Location: Schloss Broich

Kapazität: ca. 2.000

Stehplätze: Ja

Sitzplätze: Ja

Homepage: https://www.muelheim-ruhr.de/cms/n_e_w_s1.html

Einleitung:

Es ist Anfang Juli. Und sobald man auch nur einen Fuß vor die Tür setzt, verspürt man selbst als routinierter Konzert- und Festival-Gänger diese Wärme. Wobei Wärme eigentlich das völlig falsche Wort dafür ist und durch den Begriff "Hitze" ersetzt werden müsste. Die Sonne brennt geradezu vom wolkenlosen, blauen Himmel herab und scheint keine Gnade zu kennen. Die warme Luft ist drückend und kein Ende scheint in Sicht. In den Nachrichten als "heißestes Wochenende seit Jahren" propagiert, findet an genau diesen Tagen die neue und sechzehnte Ausgabe des Castle Rock Festivals, in Mülheim an der Ruhr statt. Im altehrwürdigen Innenhof des zentral gelegenen Schloss Broich, finden sich einmal im Jahr die Anhänger der schwarzen Szene zusammen, um gemeinsam im familiären Rahmen musikalische Acts unterschiedlichster Couleur zu feiern, sich an den zahlreichen Ständen umzusehen und neben kulinarischen Köstlichkeiten frisch vom Grill, paasend zum Wetter das ein oder andere kühle Getränk in Gemeinschaft zu genießen.

Freitag, 03.07.2015 - Castle Rock Tag 1:

Und so trotze nicht nur ich, sondern auch einige andere Musikbegeisterte den sommerlichen Temperaturen und begebe mich zum recht beschaulichen Mülheimer Hauptbahnhof. Von dort aus sind es dann auch nur noch wenige Minuten mit der U-Bahn, bis ich die Treppen nach oben steige, um wieder an die Erdoberfläche zu gelangen und die Straße zu überqueren. Vor dem großen Eingangstor werden den Besuchern die Hardtickets ausgehändigt und Festivalbändchen übergestreift, bevor es nach einer kurzen Taschenkontrolle hinein in den Hof geht. Vorbei an einigen Ständen mit offiziellem Band-Merch und Szene-affinen Accessoires, steht dort inmitten des Schlosshofs eine errichtete Bühne, vor welcher sich schon die ersten Gäste versammelt haben. Denn gleich ist es soweit und die erste Band des Tages entert die Bühne. Das wortwörtlich heißeste Festivalwochenende des Jahres ist somit eingeläutet, es geht los!

Mainstage, 17.30 Uhr - Aeon Sable:

Den ehrenvollen Part des Festival-Openers übernehmen an diesem sonnendurchfluteten, frühen Abend die Gothic-Rocker "Aeon Sable". Die Essener Formation besteht im weitesten Sinne seit dem Jahre 2008 und kann bis zum heutigen Zeitpunkt ganze drei Studioalben und somit einen großen Backkatalog vorweisen. Die Band um die Gründungsmitglieder Din-Tah Aeon und Nino Sable verstehen es trotz unnachgiebiger Wärme, im noch recht bescheiden besuchten Innenhof die Anwesenden mit ihrem oldschooligen Dark Rock inklusive erheblichem 80er-Einschlag, sowie einer souveränen und professionell-routinierten Performance zu begeistern. Mit aktuellen und beliebten Songs ihres letzten Albums "Aequinoctium", wie etwa dem einprägsamen "Tenfifteen" und Klassikern der Marke "Agnosia", bringen sie schnell Bewegung in die ersten Reihen vor der Bühne und sorgten in regelmäßigen Abständen für wohlwollenden, herzlichen Beifall des Publikums. Ein äußerst gelungener Einstand für dieses Festival!

Mainstage, 18.30 Uhr - Visions Of Atlantis:

Schon kurze Zeit später steht der nächste Act an. Die Östereicher von "Visions Of Atlantis" mit ihrer Mischung aus knackigem, schnellen Power-Metal und symphonischen Elementen, konnten für den zweiten Slot im Line-Up des ersten Festival-Tages gewonnen werden. Sowohl die außergewöhnliche Verquickung diverser musikalischer Stilmittel, zwischen hart und zart, als auch das stetige gegenseitige Gesangs-Wechselspiel zwischen Siegfried Samer und Clémentine Delauney, erinnern nicht selten äußerst positiv an Genre-Kollegen wie Nightwish, Within Temptation oder Edenbridge. Die 2000 gegründete Band hat zwar schon einige Besetzungswechsel hinter sich, glänzt aber gleichermaßen mit einem reichhaltigen Spektrum an Songs und kann somit auf ein großes Repertoire zurückgreifen. Zu epischen Brechern wie "New Dawn" und "Back Of Beyond", gesellen sich auch ruhigere Nummern wie das ergreifend-schöne "Vicious Circle", bei welchem die reduzierte Instrumentierung dem hochklassigen Gesang zugute kommt und das Können der einzelnen Musiker perfekt ins Licht rückt. Im mittlerweile gut gefüllten Hof sind während des Auftritts immer wieder Hände in der Luft und Begeisterung zu vernehmen und als sich die Gruppe nach gut vierzig Minuten von der Bühne verabschiedet, kann mit Fug und Recht von einer großartigen Show gesprochen werden.

Mainstage, 19.30 Uhr - Megaherz:

Als nächste Band sollten eigentlich die Dark Rocker von "Beloved Enemy" in Mülheim aufspielen, welche aufgrund eines Krankheitsfalls von Frontmann Peter Pathos, leider nicht teilnehmen konnten. Doch trotz der kurzfristigen Absage, konnten die Veranstalter noch einen hochwertigen Ersatz in Form der NDH-Band "Megaherz" finden, welche sich dazu bereit erklärten, die plötzliche Lücke angemessen zu füllen. Zu den ersten Takten des Openers und Titel-Tracks ihres gleichnamigen, akutellen Albums "Zombieland", betreten Schlagzeuger Jürgen Wiehler, Bassist Werner Weninger, sowie die beiden Gitarristen Christoph Klinke und Christian Bystron die Bretter, ehe Sänger Alexander Wohnhaas mit Baseballschläger in der Hand und Clownsschminke im Gesicht, eben diese als Letzter stürmt. Und spätestens ab dem zweiten Song "Fanatisch" gibt es im Publikum nun kein Halten mehr. Während bei Evergreens wie "Blender" riesige CO2-Kanonen ihre kühlen Ladungen, in Form von Fontänen Richtung Innenraum versprühen, werden überall die Arme zum klatschen hochgerissen und die Stimmen erhoben. Auch bewährtes Material des Vorgänger-Albums "Götterdämmerung" wird nicht ausgelassen und so präsentiert sich Fronter Lex abermals in Jackett und mit bizarrer Gestik und Mimik als böser Märchenonkel, bevor die Formation wieder zu Titeln jüngeren Datums wie etwa "Schwarzer Engel", "Himmelsstürmer" und der Ballade "Für Immer" greift, oder die Fans bei "Gegen den Wind" zum mitsingen animiert. Nicht nur unter den Anwesenden, sondern auch auf der Bühne herrscht erhebliche Bewegung, während bei Hits wie "Jagdzeit" und "Misstück" meterhohe Flammensäulen empor schnellen. Nach etwa einer Stunde verabschiedet sich die Band unter tosendem Applaus und so ziemlich jeder einzelne Gast dürfte nach diesem metallischen Inferno die Meinung vertreten: Ein äußerst würdiger Ersatz und Co-Headliner!


Mainstage, 20.45 Uhr - Poisonblack:

Nachdem sich die warme Sonne endlich gesenkt und einer angenehmen lauen Abendluft gewichen ist, darf die nun folgende Band den ersten Festival-Tag des Castle Rock beschließen. Als Headliner agieren heute die finnischen Rocker von "Poisonblack", um Gründer und Mastermind Ville Laihiala. Ganz locker und ohne große Vorankündigung, etwa durch ein imposantes Intro, betreten die Musiker die Bühne, um mit ihrem Stil-Mix aus Gothic, Rock und Metal dem versammelten Auditorium ihre warmen, emotionalen Songs, als auch nach vorn gehende Nummern wie "Bear The Cross" oder "Love Infernal" entgegenzubringen. Einen hohen Grad an Ohrwurm- und Hit-Qualitäten haben diese jedoch alle gemein. Die Stimmung reißt während des gut 70 Minuten langen Sets nicht ab, im Gegenteil. Bei nahezu jedem einzelnen Song im Set wird in den vorderen Reihen geheadbangt, Arme erstrecken sich in die Luft, um im Takt zu mitzuklatschen. Die Finnen treiben das Publikum immer weiter an, motivieren zum mitmachen und strahlen trotz Routine die ganze Zeit über eine enorme Spielfreude aus. Es geht ausgelassen zu im Innenhof zu Schloss Broich, bis mit dem letzten Song "Rush" um 22 Uhr der Vorhang für den ersten Tag fällt. Die Sonne ist nun kaum noch zu sehen, leichte Dunkelheit und Ruhe machen sich auf dem Gelände breit. Einige Besucher bleiben noch, um gemeinsam über den Tag mit all seinen musikalischen Höhepunkten zu philosophieren, gemeinsam den Durst oder Hunger an den Ständen zu stillen. Ein paar andere und auch ich, machen sich Richtung U-Bahn auf, um noch rechtzeitig zum Hauptbahnhof zu gelangen. Doch bei allen der ständige Begleiter: Die Vorfreude auf den zweiten Festival-Tag.


Samstag, 04.07.2015 - Castle Rock Tag 2:

Der Samstag erweist sich dann als noch um einiges heißer, als der Vortag. Sei es auf das Line-Up oder eben auf das Wetter bezogen. Schon wenige Minuten im Freien reichen dazu aus, um in Schweiß auszubrechen. Die Sonne brennt erbarmungslos vom Himmel, die Luft ist stickig, es ist noch um einiges wärmer als am Vortag. Der wohl "heißeste Tag des Jahres" und genau an diesem pilgern vom Mülheimer Hauptbahnhof so einige, schwarz gekleidete Personen Richtung Schloss Broich, misstrauische Blicke vieler Reisenden inklusive. Zu Gunsten und auf Nachfrage der Festivalbesucher haben die Veranstalter auf dem Gelände eine zusätzliche, kostenlose Trinkwasserstelle installiert, welche schon nach wenigen Minuten im Schlosshof gern und viel genutzt wird. Noch ist es aber, ähnlich wie am Vortag, relativ ruhig und beschaulich. Das Wetter scheint die meisten (noch) davon abzuhalten, sich in den sonnendurchfluteten Innenhof zu begeben. Aber zumindest die Sache mit der Ruhe soll schon bald durch den ersten Act des Tages geändert werden.

Mainstage, 13.00 Uhr - Aeverium:

Den Anfang an diesem Tag, macht die Gothic-Metal Band "Aeverium" aus Viersen. Die 2013 gegründete Kombo um Sänger Marcel Römer, Sängerin Aeva Maurelle, Gitarrist Michael Karius, Keyboarder Andreas Delvos, Bassist Lars Dannenberg und Schlagzeuger Klaus Radtke ist noch relativ jung in der Szene, kann aber schon auf einige Live-Gigs, sowie ein Album und eine EP vorweisen. Als Gewinner eines Votings sicherten sie sich unter anderem den Opener-Slot beim Mera Luna im Jahre 2014 und konnte damit ihren Bekannheitsgrad, als auch ihre Live-Erfahrung auf den großen Bühnen erweitern. Und genau das macht sich auch beim Auftritt auf dem diesjährigen Castle Rock bemerkbar. Mit ihrer klangvollen Mischung aus krachenden Drums und harten Gitarrenwäden, in Fusion mit aggressiven Shouts und klarem Gesang, lässt die Band schon zu früher Stunde erheblich aufhorchen. Ein interessanter Opener mit ordentlichem Potential für die musikalische Laufbahn in Zukunft.


Mainstage, 14.05 Uhr - Vlad In Tears:

Die Nachfolge wird an diesem Tag durch die seit 2005 bestehende Dark Rock-Band "Vlad In Tears" angetreten. Die Italiener dürften einigen der Anwesenden schon durch ihre Support-Aktivitäten für Bands wie "Stahlmann", "Unzucht" oder auch "Hämatom" bekannt sein. Dementsprechend gut ist die Stimmung bei diesem Auftritt, zu welchem sich eine kleine aber feine Fangemeinde vor der Bühne versammelt hat. Gespielt wurde ein Querschnitt aus den bisherigen vier Studioalben, sowie den zwei EPs der Band, welcher Songs wie "Feed On", "Here Comes The Rain" und "Mary" enthielt. Zu knallenden Gitarren und taktvollem Drumming, gesellt sich leichte Elektronik und der helle, klare Gesang von Frontmann Kris Vlad, welcher den unverkennbaren Hymnencharakter der Lieder perfekt unterstreicht. Ein gelungener, stimmungsvoller Auftritt dieser Ausnahmeband.

Mainstage, 15.10 Uhr - The Other:

Als nächstes stürmen die Horror-Punker "The Other" aus Nordrhein-Westfalen die Bretter. Die bekanntesten Vertreter ihres Genres in ganz Europa, füllen den Platz vor der Bühne dann erneut ein erhebliches Stück und lassen trotz sommerlichster Temperaturen regelrechte Düster-Stimmung aufkommen. Ihre eingängigen Nummern treffen sie bei vielen Besuchern sofort den Nerv und verstehen es sich und ihre Musik mit ihren außergewöhnlichen Outfits, welche einem Gruselstreifen entsprungen zu sein scheinen, gekonnt in Szene zu setzen. Der Fokus der Show liegt auf Klassikern der Marke "Skeletons In The Closet" und einigen Nummern ihres akutellen Albums "Fear Itself", wie etwa dem groovenden "Bloodsucker" oder dem deutschsprachigen Titel "Nie mehr". Derzeit wird es gerade in den vorderen Reihen eng, immer mehr Fans und Neugierige widmen sich der interessanten Musik und Performance, Horror-Punk scheint auch bei fast 40 Grad ein Stimmungsgarant der Szene zu sein. Nach etwas über vierzig Minuten verabchiedet sich die Band und lässt viele glückliche Gesichter im Publikum nach diesem (zu kurzen) Auftritt zurück.


Mainstage, 16.20 Uhr - Heldmaschine:

Die vierte Band an diesem Nachmittag ist eine der bemerkenswertesten Neuentdeckungen im Bereich der "Neuen Deutschen Härte": "Heldmaschine". Die 2011 gegründete Gruppe aus Koblenz erregte mit ihrem Debüt-Album "Weichen Und Zunder" einiges an Aufmerksamkeit in der Szene und legte im letzten Jahr mit dem gefeierten "Propaganda" nebst eigener Headliner-Tour, sowie Support auf den "Eisheiligen Nächten" von "Subway To Sally" nach, für Herbst diesen Jahres ist ein neues Album angekündigt. Im Hintergrund prangt ein imposantes Backdrop mit Bandlogo, unter fiependen, synthetischen Sounds betreten die einzelnen Musiker Tobias Kaiser (Gitarre), Dejan Dean Stankovic (Gitarre), Marco Schulte (Bass) und Dirk Oechsle (Schlagzeug) nun die Bühne, bevor Frontmann und Sänger René Anlauff diese mit einer stählernen, futuristischen Apparatur auf seinen Schultern eben diese betritt. Während diese passend zum Opener "Radioaktiv" grell-grüne Laserstrahlen verschießt, steigen Stimmung und Hitze auf Schloss Broich geradezu parallel an. In bester NDH-Manier präsentiert die Formation mit krachenden Gitarren, stimmungsvoller Elektronik und rauem, markantem Gesang Brecher wie "Ich Komme", das treibende "Weiter" oder auch das beliebte "Doktor" vom Vorgänger-Album, zu welchem sich der Frontmann in passender Montur und mit wahnsinniger Mimik den Besuchern präsentiert. Nicht nur Fans sind hier begeistert, überall wird nun geklatscht und gesungen, die Stimmung erreicht trotz unmenschlicher Wärme neue Werte. Nach einer guten Dreiviertelstunde endet die Show, danach sind die Musiker noch auf dem Gelände für Fotos und Autogramme anzutreffen. Einer der absoluten Höhepunkte des diesjährigen Castle Rock!


Mainstage, 17.30 Uhr - Whispers In The Shadows:

Die Österreicher "Whispers In The Shadow" bestehen seit 1996 und bespielen als nächste Band an diesem Tag mit ihrer Mischung aus alternativem Gothic-Rock und Dark Wave die Bühne. Die Gruppe um Sänger Ashley Dayour präsentiert ihren Oldschool-Sound im Stile der 80er, mit einigen Songs ihres akutellen Albums "Beyond The Cycles Of Time", als auch beliebten Klassikern wie "Lightbringer" und "Back To The Wound", von "The Rites Of Passage". Der düstere, rockige Sound geht schnell ins Ohr und zieht nicht nur Kenner in ihren Bann. Die Songs werden von dezenten Elektro-Sounds und solider Gitarren-Arbeit umscheichelt, über allem steht die Stimme des Frontmanns. Durch die Show, sowie die musikalische Komponente, erinnert diese feste Szene-Institution nicht selten positiv an Genre-Kollegen wie "Fields Of The Nephilim". Die Stimmung war auch hier, egal ob auf der Bühne oder davor, mehr als gut und ausgelassen. Ein unterhaltsamer Auftritt, durch eine sichere Performance und absolute Ohrwurm-Garantie.

Mainstage, 18.55 Uhr - Staubkind:

Danach ist es Zeit für den Co-Headliner des zweiten Festival-Tages. Diesen Slot belegt die deutschsprachige Rockband "Staubkind" aus Berlin, welche seit 2004 besteht. Diese konnten gerade durch ihren Support auf der letzten Tour der Chartstürmer "Unheilig" einen hohen Bekanntheitsgrad, sowie eine große Fangemeinde gewinnen und gehören seit einigen Jahren zu einer festen Größe in der Szene, als auch zu beliebten Gästen auf den Festivals diesen Landes. Dementsprechend herzlich fällt auch der Empfang beim Castle Rock aus, welcher sich durch großen Beifall und einen bestens ausgefüllten Platz vor der Bühne auszeichnet. Sänger Louis Manke stachelt das Publikum trotz Wetter zu Höchstleistungen an, welche dieses nur allzu gern erbringt. Unzählige Arme schnellen nach oben, begeistert erheben die Fans ihre Stimmen und bilden gemeinschaftliche Chöre, bei Songs wie "Dein Engel Schweigt" und "So Nah Bei Mir". Auch Lieder ihres aktuellen Albums "Alles Was Ich Bin" dürfen nicht fehlen und so erklingen die Single-Auskopplung "Wunder" und das dramatische, wenn auch wettertechnisch unpassende "Durch Den Regen". Die Hitdichte verstärkt sich zunehmends bei Songs wie "Irgendwann" und "Angekommen", die Stimmung mehr als nur gut. Und genauso herzlich wie "Staubkind" auf Schloss Broich in Empfang genommen wurden, fällt die begeisterte und lautstarke Verabschiedung aus, als die Band die Bühne nach über einer Stunde verlässt.

Mainstage, 20.30 Uhr - Joachim Witt:

Es ist Abend geworden und dennoch brennt die Sonne weiterhin unnachgiebig und erbarmungslos vom Himmel. Die Trinkwasserstelle wird nach wie vor ausgiebig genutzt, die Stimmung ist bestens und die Spannung auf den heutigen Headliner zum greifen nah. Mit einigen Minuten Verspätung ist es dann auch soweit und zum "Neumond"-Intro erklingt Witts Stimme aus dem Off und erfüllt den Schlosshof, während die Musiker seiner Live-Band die Bühne betreten. Unter frenetischem Applaus nehmen Schlagzeuger Sebsatian Rupio, Keyboarder Lennart Götzen und Gitarrist Ruben Roe auf dem Podest an ihren Instrumenten Platz, bevor kurze Zeit später der Meister selbst mit langsamen Schritten erscheint und den Opener "Aufstehen" intoniert. Spätestens beim ersten Refrain ist das Publikum nicht mehr zu halten und der Herbergsvater hat seine Anhänger fest in den Händen. Weitere aktuelle Songs wie "Die Erde Brennt" oder das melancholische "Mein Herz" folgen direkt im Anschluss, immer wieder unterfüttert von den bissigen und sarkastischen Ansagen des Herrn Witt, welche oft für einige Lacher und gute Unterhaltung sorgen. Das Set wird in der ersten Hälfte klar von den stimmungsvollen, elektronisch gehaltenen Songs der letzten Veröffentlichung "Neumond" bestimmt, ruhigere Nummern wie "Es Regnet In Mir" oder das schwermütige "Spät", stehen im direkten Wechselspiel zu Up-Tempo-Songs wie "Ohne Dich" oder dem rockigen "Dein Lied", inklusive ausgiebigem Gitarren-Solo und eigenem Outro, zu welchem Joachim die Bühne zum ersten Mal verlässt. Nach dem beschlossenen "Neumond"-Block im Set, kehrt er wieder zurück um vorne am Bühnenrand auf einem Hocker Platz zu nehmen und das ergreifende "Gloria" vom Album "DOM" vorzutragen, welches als kleiner Ruhepol im Set dient und von vielen Fans textsicher mitgesungen wird. Auch "Königreich" darf nicht fehlen, zu welchem sich der Frontmann dann von seinem Platz erhebt, über die Bretter schreitet und vom Bühnenrand aus mehrmals energisch-fordernd "Wir werden Könige sein!" in die Menge ruft. Und war dieses nicht schon nach den ersten paar Songs des Altmeisters stimmungsmäßig auf Hochtouren, so ist es das gesamte Schloss Broich jetzt, denn schon mit "Das Geht Tief", aus der "Bayreuth"-Reihe, folgt der nächste Brecher, perfekt unterstrichen von Witts theatralischer Mimik und kuriosen Tanzeinlagen. Das "Silly"-Cover "Batallion D'Amour" folgt direkt im Anschluss und gönnt der Menge ein wenig Ruhe, bevor mit dem sehnlichst erwarteten "Die Flut", ein weiterer Hit aus dem Repertoire zum Tragen kommt. Auch ohne Duett-Partner Peter Heppner funktioniert die Nummer bestens, unterstützt von Lennart Götzens Backgroundgesang im Refrain, sowie kühlenden CO2-Fontänen im Refrain. Nach einer weiteren Verabschiedung und kurzen Pause, betreten die Musiker erneut die Bühne, um das harte "Supergestört Und Superversaut" anzustimmen, welches durch perfekte Beleuchtung und stroboskopische Effekte passend düster untermalt wird, bevor mit "Eisenherz" ein weiterer beliebter Song vergangener Tage ans Licht gefördert und begeistert gefeiert wird. Obwohl die Uhr erbarmungslos tickt, scheint kein Ende in Sicht. Die Fans wollen mehr und nur allzu gerne erfüllt Joachim Witt diesen Wunsch, mit dem sehnsüchtig erwarteten "Goldener Reiter", welches nun aus nahezu allen Kehlen mitgesungen wird. Zur großartigen Stimmung gesellen sich im Refrain nun zusätzlich noch meterhohe Flammen, welche seitlich der Bühne empor schießen und das Gesamtbild perfekt abrunden. Doch anstatt die Show nun zu beenden, stimmen die Musiker trotz zeitlicher Überziehung nachträglich noch den NDW-Klassiker "Tri Tra Trullala (Herbergsvater)" als ausgiebige Zugabe an. Das gesamte Publikum singt und tanzt nun die letzten Minuten mit, Schloss Broich erbebt zum letzten Mal an diesem Wochenende, bevor Witt abschließend "Es ist spät geworden, ihr Lieben. Ich muss nach Hause!" ruft und die Bühne zusammen mit seiner Band nach einer Show, weit über die angesetzte Zeit hinaus, verlässt. Ein unterhaltsamer, professioneller Auftritt des unverwüstlichen Joachim Witt und ein ebenso würdiger Headliner, für die 2015er-Ausgabe des Castle Rock.


Und so endet das "heißeste Festival-Wochenende" des Jahres 2015. Noch lange Zeit nach der Show des Headliners, sitzen einige Gäste gemütlich auf den zahlreichen Bänken bei dem ein oder anderen Getränk zusammen und lassen den Tag Revue passieren. Während auf der Bühne schon fleißig abgebaut wird, unterhält man sich noch über die musikalischen Darbietungen und wirft einen Blick in die Zukunft und weiteren, anstehenden Festivals. Die Räumung des Geländes ist äußerst entspannt und ruhig, so wie alles an diesen beiden Tagen. Freundlich verabschiedet man sich noch voneinander und begibt sich langsam aber sicher zur Haltestelle Richtung Bahnhof. Mit großer Vorfreude auf die nächsten Festivals diesen Sommers und auch ganz sicher auf das nächste Castle Rock, welches schon jetzt für den 01. und 02.07.2016 angekündigt ist. In diesem Sinne: Bis bald!

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