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NEUESTE
BEITRÄGE:

  • AutorenbildChristoph Lorenz

Faun - Rummelsnuff - Heimataerde (2016)


Faun - Midgard (2016)

Genre: Pop / Folk / Alternative

Release: 19.08.2016

Label: We Love Music (Universal Music)

Spielzeit: 50 Minuten

Fazit:

"Kommerz!" oder "Schlagt ihr jetzt den gleichen Weg ein wie der Graf?" Was ging damals doch für ein Aufschrei durch Anhängerschaft und Szene, als die Pagan-Folker von "Faun" mit den ersten Hörproben ihr neues Album "Von Den Elben" vorstellten. Und tatsächlich: Durch und durch verpoppte Melodien, ein Höchstgrad an purer Eingängigkeit, Duette mit "Santiano" oder Auftritte bei Carmen Nebel und dem Vorentscheid des "Euro Vision Songcontest", kennzeichneten einen nur allzu deutlichen Gradwandel und zeugten scheinbar vom neuen Einfluss unter der "Universal Music Group". Nicht wenige Fans der ersten Stunde prophezeiten direkt den Untergang des Abendlandes und das Ende ihrer geliebten Band. Stand hier also der nächste "Verräter" in den Startlöchern, bereit die Charts für sich zu erobern? Schon wenig später gab man mit "Luna" und überzeugenden Auftritten in gewohnter Manier Entwarnung. Die Besinnung zu den einstigen Wurzeln und Hinwendung zum Geheimnisvollen war geglückt, die Fronten endgültig geklärt. Doch es ist, wie es immer ist und so regierte auch im Vorfeld der Veröffentlichung von "Midgard" ein weiteres Mal Angst und Misstrauen. Völlig unbegründet, denn wenn sich in der Vergangenheit ein Act in Bezug auf die Thematisierung alter Sagen und Mythen bewährt hat, dann die Münchner Formation um Frontmann Oliver S. Tyr. Mit dieser Tradition bricht man auch auf dem nunmehr neunten Studioalbum nicht und schlägt ein gänzlich neues Kapitel im eigenen Kosmos auf. Anno 2016 führt die Reise den Hörer in den Norden, um genauer zu sein ins historische Reich der Wikinger und Kelten. Der Einstieg in den inneren Kreis germanischer Sagen, gibt der "Midgard Prolog", der den Hörer direkt zu Beginn höchst atmosphärisch an die Hand nimmt und in das beschwingte "Federkleid" übergeht. Schon in den ersten Minuten erwacht durch die unverkennbare Instrumentierung eine einzigartige Vertrautheit zum Leben und öffnet mit ungeahnter, doch erhoffter Sogwirkung ihr Portal in vergangene Zeiten. Diesem Prinzip folgt etwa auch das leichte "Sonnenreigen (Lughnasad)", in welchem die umtriebigen Münchner die besungenen Festivitäten zu Ehren zeitgenössischer Gottheiten, durch einzigartige Vertonung und die wieder einmal überzeugende Stimmkunst von Fiona Rüggeberg und Katja Moslehner, glaubhaft auferstehen lassen.

Um dem Hörer einen schnellen Einstieg in die geschichtsträchtigen Erlebnisse zu gewähren, bedient man sich erneut einer reichhaltigen Auswahl an Instrumenten, wie etwa der Sackpfeife und Trommel oder zahlreichen Flöten, sowie der Drehleier durch Stephan Groth. Mit "Alba II" gibt es dann eine überarbeitete Version vom klanglichen Epos "Eden", die nun durch die tanzbaren Beats von Niel Mietra weniger zart und balladesk daherkommt. "Nacht Des Nordens" geht dann nahtlos in weitere Geschichten, wie die von "Macbeth" und das ausladende "Brandan" über. Ein besonderes Highlight des Neu-Releases stellt dann das verquere "Odin" dar, welches in enger Zusammenarbeit mit den Szene-Kollegen von "Wardruna" entstand und dank des gelungenen Wechselspiels wie aus einem Guss wirkt. Volkstümlichem Liedgut nehmen sich "Faun" dann mit der hierzulande recht unbekannten "Rabenballade" an, ehe "Midgard" mit dem ruhigen "Lange Schatten" behutsam ausklingt. Ähnlich der letzten Veröffentlichung lässt sich auch dieses Mal von einem Erfolg auf ganzer Linie sprechen, welcher nicht nur durch die hohe Platzierung in den Charts nur noch umso nachhaltiger begründet wird. Die erfolgreichen Pagan-Folker beschreiten unbeirrt ihren eingeschlagenen Weg, scheinen ihre Mitte gefunden zu haben und halten dabei mehr als je zuvor die Balance zwischen verspielter Eingängigkeit und ernsthafter Themenabhandlung. Allzu unangenehmer Pop bleibt aus, das zugrundeliegende Konzept-Korsett wird allenfalls etwas geöffnet und somit zugänglicher, doch keinesfalls belanglos. Ein Album, welches sowohl Neu-, vor allem aber auch Altfans zufrieden stellen dürfte. Erneute, vorschnelle Vorwürfe dürften also getrost im Shitstorm-Halfter stecken bleiben, die Vorfreude für die 2017 angesetzte Tour hingegen steigen.

Informationen:

http://www.faune.de/faun/pages/start_de.html

https://www.facebook.com/FaunOfficial/

 

Rummelsnuff - Rummelsnuff & Asbach (2016)

Genre: Electro / Alternative

Release: 02.09.2016

Label: Out Of Line (rough trade)

Spielzeit: 75 Minuten

Fazit:

Achtung, an alle Kenner und Liebhaber der außergewöhnlichen Musik: Segel hissen und Leinen los! Warum? Dieser Tage legt Deutschlands wohl virtuosester Kraftprotz sein neues Album vor und lädt den Hörer ein weiteres Mal auf eine facettenreiche Fahrt über die sieben Weltmeere und weit darüber hinaus ein. Richtig gehört. Der ehemalige Türsteher, mit bürgerlichem Namen Roger Baptist, segelt ein weiteres Mal unter der Flagge seines Alter Ego "Rummelsnuff". Doch das ist noch lange nicht alles, denn dieses Mal erhält die unbezwingbare Einmann-Crew höchst bereichernde Verstärkung, in Form von Christian "Maat" Asbach, der laut eigener Aussage nicht nur gesanglich mit dem selbsternannten Käpt'n fortan in See sticht, sondern auch ganz eigene Ideen in das kreative "Rummelversum" mit einbringt. Welche Betitelung für die neue Scheibe wäre da passender als "Rummelsnuff & Asbach"? Doch allen Fans des sympathischen Hanteldrückers sei Entwarnung gegeben, die Handschrift ist und bleibt nach wie vor unverkennbar. Das wird schon beim eröffnenden "Treidler" klar, wenn der gebürtige Sachse sich voll und ganz seiner besonderen Melange aus Arbeiter- und Volkslied hingibt und voller Inbrunst die Lasten echter Schwerstarbeit bedingt. Mit "Stille Im Maschinenraum" schlägt man ruhigere Töne an und widmet sich auch sensiblen Thematiken, wie dem Tod. Konträr, unerwartet und seltsam glamourös dann "Crystal Ball", in welchem Tenorbariton Asbach sein Können unter Beweis stellt. Es wirkt ein wenig wie verqueres Varieté, wenn sich die Stimme des Kapitäns Kumpanen zerbrechlich und operettenhaft an die sanften Melodien dieses Quasi-Walzers schmiegt.

Doch für die Tanzflächen sei vorgesorgt, wenn man von Maschinenwart "Helmut" berichtet, Dr. Rummel zu funkigen Beats mit seinem inneren Gegenspieler Mr. Snuff ringt und dem "Eisengott" unter mächtigem Orgeldröhnen in der EBM-Kirche gehuldigt wird. Welch guten Nährwert der "Harzer Käse" mit sich bringt, erfährt der geneigte Hörer wenig später, während das anschließende "Der Oger" streckenweise sogar Züge der Klassik enthält. Einige Anzüglichkeiten hält das Duo hingegen mit dem humorigen "Springkraut" parat und nimmt dabei ironisch die wortwörtliche Vorfreude so manchen Mannes aufs Korn, wohingegen es bei "Zuchtvieh" einige Tipps und Tricks zum Masseaufbau gibt. Das verspielte "Straßenbau" markiert die Zielgerade, vor der es mit "Bis Zum Schluß" nochmals derbere Töne zu vernehmen gibt, ehe man mit "Bursche" schließlich in den Heimathafen einläuft. Ein abwechslungsreiches Album über Muskeln und echte Männlichkeit, Matrosen- und Arbeiterkult, in welchem man sich nicht scheut, neben rauen Electro-Schüben auch hin und wieder einen weichen Kern zu offenbaren. Zugegeben speziell wie eh und je, irgendwo zwischen Punk, Pop, EBM, Folk und Seemannstradition, Kunst und Kitsch. Alles ist möglich, denn erlaubt ist, was Künstler und Fan gleichermaßen gefällt. Man es mögen oder nicht, doch eines liegt auf der Hand: Der Rummel-Käpt'n geht weiterhin unbeirrt seinen Weg.

Informationen:

http://www.rummelsnuff.de

https://de-de.facebook.com/Rummelsnuff/

 

Heimataerde - Aerdenbrand (2016)

Genre: Rock / Folk / Alternative

Release: 30.09.2016

Label: Out Of Line (rough trade)

Spielzeit: 46 Minuten

Fazit:

Mittelalter und Electro. Zwei Gegensätze par excellence und zudem gänzlich verschiedene Welten ganz für sich, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Und doch können sie unter gewissen Umständen zusammenfinden und ein homogenes Ganzes ergeben, wie man es kein zweites Mal zu finden vermag. Wie dieses experimentelle Zusammenspiel in der Realität aussieht und vornehmlich klingt, zeigen seit nunmehr über zehn Jahren die Templer von "Heimataerde". Mit dem neuen Opus "Aerdenbrand" setzen die Mannen um Anführer Ashlar von Megalon ihre eigene Geschichte voller Raffinesse fort, in der ein dunkler Engel auf die Erde niederstürzt, mit seinen Heerscharen den Irdischen das Licht auszulöschen. Die jüngste Schlacht wird vom Prolog "Ein Flammenmeer" äußerst stimmig eingeleitet, das sich halb instrumental, halb erzählerisch gesprochen präsentiert, immer weiter in epochale Cineastik steigert und somit einen atmosphärischen Einstieg für den Hörer zu bieten vermag. Der Opener und zugleich Titeltrack lässt dann keinen Zweifel an den Fähigkeiten des kreativen Kollektivs und vereint sofortig die schiere Kraft harter Gitarrenriffs und synthetischer Dudelsäcke, mit druckvollen Beats und sakralen Chorälen. Perfekt aufeinander abgestimmt, eingängig und höchst tanzbar! Doch muss die Band den Kampf nicht gänzlich allein führen, bekommt sie doch in "Fühl Die Zeit" prominente Unterstützung von Herbergsvater Joachim Witt. Ein echtes Highlight! Auch sanfte Töne halten auf dem neuen Longplayer Einzug, etwa in der balladesken Liebesbekundung "Und Wenn Ich Sag", welches in das bedrohliche "Veritas Domini" mündet. Erlesenste Up-Tempo-Nummern gibt es unter anderem mit "Die Erde Verdreht Sich" und dem starken "Hoch Hinaus" zu hören, die den beliebten Hits aus vorangegangenen Alben in keinster Weise nachstehen.

Besonders düstere Endzeit-Stimmung erhebt sich dann auf der zweiten Hälfte des Albums, wenn etwa orientalische Exotik bei "Folge Mir" aufkeimt oder Kinderchöre das makabere "Hick Hack Hackebeil" intonieren, bevor das poppig-elegische "Freiheit" die neue Saga perfekt vollendet. "Heimataerde" bleiben sich auch 2016 treu und vollbringen wieder einmal das Kunststück, das musikalisch Beste aus zwei völlig differenzierten Genres zu einen, ohne sich dabei auch nur ein einziges Mal zu wiederholen oder gar an Grenzen zu stoßen. Viel eher werden diese mit ganzer Kraft und allen Hindernissen zum Trotze durchstoßen, scheinbar Unpassendes miteinander verknüpft und kombiniert. Die Musiker schlagen gekonnt eine Brücke zwischen medievalen Sphären und der Neuzeit, zwischen wummernden Bässen, Beats, Gitarren und mittelalterlichen Instrumenten. Es ist diese eine Mischung aus Versatzstücken der Neuen Deutschen Härte, des Folk und des Electro, gepaart mit einem nicht zu verachtenden Anteil Authentizität, der diese Formation ausmacht. Nichts anderes ist es, was ihre Fans so lieben und auf "Aerdenbrand" bekommen sollen. Auch Neulinge, Interessierte oder Genre-Veteranen, die sich an Sparten und Schubladen nicht stören und bereit für Neues sind, sollten ein Ohr riskieren. Eine wahre Überraschung und die passende Unterhaltung für den nahenden Herbst!

Informationen:

http://www.heimataerde.de

https://www.facebook.com/HeimataerdeOffiziell/

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