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BEITRÄGE:

  • AutorenbildChristoph Lorenz

The Beauty Of Gemina - Stoneman - Palast (2016)


The Beauty Of Gemina - Minor Sun (2016)

Genre: Dark Wave / Alternative

Release: 02.09.2016

Label: tBoG Music (Alive)

Spielzeit: 60 Minuten

Fazit:

Große Melodien, doch niemals zu viel Bombast. Eindringlich in den Arrangements, doch nie zu nahbar. Melancholisch in Texten, doch nicht trauernd. Beschwörerisch mit der Stimme, doch keineswegs aufdringlich. Das sind auch nach nunmehr zehn Jahren noch immer die Markenzeichen von „The Beauty Of Gemina“, einem aus der Schweiz stammendem Projekt, welches 2006 von Liechtensteiner Michael Sele gegründet wurde. Will man den Stil genauer definieren, so muss man zu den Anfangstagen der alternativen und schwarzen Szene zurückgehen, scheint das kollektive Herz der Formation doch im absoluten Gleichklang für die Wurzeln eben dieser zu schlagen. Es ist die gekonnte Verbindung von dunkler Ästhetik und wärmender Poesie, die dem Hörer so manches Mal den Weg durch die Verzweigungen und Wirrungen menschlicher Zerbrechlichkeit weist. Düster, aussichtlos, kühl, gedankenschwer, wehklagend und doch immer auch sehnsuchtsvoll, gemahnt die Musik an den gotischen Ur-Stil, den sogenannten „Dark Wave“. Erst im letzten Jahr veröffentlichte man mit „Anthology Vol. 1“ eine reichhaltige Zusammenstellung der größten und prägendsten Titel. Genau zehn Jahre nach der Gründung und somit pünktlich zum Jubiläum, kredenzen Sele und seine Mitmusiker ihrer eingeschworenen Anhängerschaft eine neue Werkschau und leiten somit noch diesen September das zweite Jahrzehnt im eigenen Band-Kosmos ein. „Minor Sun“ heißt das neue Album und vereint allein schon durch den Titel zwei Worte, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten und auch der erste Song, schlicht und einfach „End“ benannt, gibt nicht nur ob der anachronistischen Anordnung Rätsel auf. Voll treibender Energien lädt das Album schon in seinen Anfängen dazu ein, in die Tiefe abzutauchen und sich von da an treiben zu lassen. Bereits in diesen ersten Zeilen liegt viel der bandeigenen Rast- und Ratlosigkeit, der Gedankenschwere, Verzweiflung und Sorge. Doch wohnt ihnen auch nicht zuletzt große Hoffnung, Kampfgeist und der Trieb des Voranschreitens inne. Aufgeben und Stillstand kommen keinesfalls in Frage. Viel mehr sind die Lieder durch ein Gefühl des Auf- und Umbruchs motiviert, wenn Sele von Abschied und Trennung singt, ohne dabei zu sehr zurückzublicken.

Kompositionen wie das anschließende „Waiting In The Forest“ oder „Endless Time To See“ wahren den zwiespältigen Charakter zwischen Resignation und Mut dabei weiterhin und vermögen es sogar, ein nicht unerhebliches Gefühl des Willkommen-, vor allem aber Angekommenseins, zu erzeugen. Auch die vorab als Single ausgekoppelte Cover-Version von Calvin Russells „Crossroads“, fügt sich mit ihren dezenten Americana-Einflüssen, instrumental und lyrisch perfekt in das Konzept. Immerzu stimmig, träumerisch schwebend und gleichsam protestierend, leitet die charismatische Stimme Seles durch das Album, nimmt den Hörer an die Hand und führt ihn immerzu weiter. Ohne den Hauch einer Maskerade und ohne Angst legen die Schweizer ihre sensibelsten Seiten offen, lassen Tragik und Schwere, Bedrücktheit und nackte Trauer furchtlos und öffentlich zu. „Down The Lane“ beispielsweise thematisiert den Tod einer engen Freundin Seles. Von mentaler Intimität gleicher Art, zeugen auch „A Thousand Lakes“, „Wonders“ und „Another Death“. Faszinierend und beängstigend zu gleich, wie greifbar Emotionen durch ehrliche Musik werden können. „Wednesday Radio“ büßt ebenfalls kein bisschen vom Pathos und der Eingängigkeit vorangegangener Songs ein, sticht durch sein Ohrwurm-Potential jedoch sicher aus dem Groß an schwer zugänglichen Melodien heraus. Die Band einzuordnen fällt auch beim abschließenden „Winter Song“ und „Silent Land“ nicht leichter. Nicht selten erinnern „The Beauty Of Gemina“ an Urgesteine wie Nick Cave, verlieren sich dabei genauso wenig in Plattitüden-Kitsch und Klischee-Einerlei. Die Querdenker bleiben sich mehr als nur treu und verstehen es, hochgradig emotionale Momente zu erschaffen und sie für den Hörer zu einem nahbaren Erlebnis zu machen. So sind „The Beauty Of Gemina“ auch 2016 zugleich Festung und letzte Bastion anspruchsvoller Musik.

Informationen:

http://www.thebeautyofgemina.com

https://de-de.facebook.com/TheBeautyOfGemina/

 

Stoneman - Steine (2016)

Genre: Rock / Alternative

Release: 23.09.2016

Label: NoCut

Spielzeit: 40 Minuten

Fazit:

Wenn die Katze aus dem Haus ist, tanzen die Mäuse auf dem Tisch. So oder so ähnlich könnte man die Entwicklung der einst totgesagten NDH-Szene in Hinblick auf die letzten Jahre wohl beschreiben. Kaum wurde es nach dem letzten, regulären Studioalbum "Liebe Ist Für Alle Da" und dem anschließenden Best-Of "Made In Germany" nebst großer Welttournee ruhig um die Skandal-Rocker aus Berlin, schossen die selbsternannten Erben und Nachfolger wie geklonte Pilze aus dem Boden. Kein Wunder, immerhin bestimmt doch erst die Nachfrage das Angebot und diese ist ob der, die wenigen Festivalauftritte einmal ausgenommen, noch immer andauernden Kreativ-Pause, heute so hoch wie damals. Doch haben die geschäftstüchtigen Nachahmer, die aus der langen Durststrecke von Fans des namhaften Originals und Genre-Anhängern schnellen Gewinn schlagen wollten, dabei oft nicht bemerkt, dass sich ein Phänomen, Innovation und der damit einhergehende, bahnbrechende Erfolg nicht reproduzieren lässt. Das macht es so einzigartig. Kein Wunder also, das bei all den plötzlich auftauchenden, nationalen Vertretern des harten und tanzbaren Provokationsmetal, zuerst einmal Skepsis herrscht. Die Schweizer von "Stoneman" sind da keine Ausnahme, traten sie doch erst vor rund zwei Jahren mit "Mord Ist Kunst" auf den sozialen Plattformen und wie aus dem Nichts urplötzlich in Erscheinung. Das es sich bei der Band allerdings keinesfalls um herangezüchtete Newcomer, sondern viel mehr um erfahrene Musiker handelte, wusste niemand so recht. Immerhin verdingte man sich bis dato mit englischsprachigen Lyrcis, "Goldmarie", so der Titel des NDH-Debuts, war zu diesem Zeitpunkt das erste Album mit neuem Stil und auf Deutsch. Die Erwartungen gering, die Befürchtungen groß. Braucht es wirklich noch einen Ableger, noch eine Kopie? Die erlösende Antwort: Ja, das braucht es wirklich und nein, das Quartett ist keine weiterer Act nach Schema F: Perfekt abgestimmte Härte, große Melodien, kreative Themen, ein abwechslungsreicher und variabler Gesang, fern der üblichen Stange und ein hohes Maß an Eingängigkeit, waren die Formel für Hits. Reinhören lohnte sich also. Die Beachtung dafür außerhalb von Likes, Followern und Co., sollte ebenso wie der Erfolg nicht mehr lange auf sich warten lassen. Support-Slots für die Vorreiter von "Megaherz" oder die Szene-Lieblinge von "Mono Inc.", trugen ihren Teil zuverlässig dazu bei. Zwei Jahre nach dem erfolgreichen Streifzug kündigte man im Sommer diesen Jahres mit der Single-Auskopplung "Steine" den Nachfolger an und erntete überwiegend positive Kritik. Das soll sich auch beim vollwertigen Endprodukt nicht ändern, das dieser Tage in den Handel kommt und die Schweizer haben nicht zu viel versprochen! Bereits der Opener "Wir Schreiben Geschichte" kommt kraftvoll und gleichsam hymnenhaft daher. Voller Bombast zelebrieren "Stoneman" in Wort und Ton ihre Rückkehr, legen ihr klares Motiv offen, mit dem neuen Werk gar Großes vollbringen zu wollen. Frontmann Mikki Chixx gibt die einzelnen Zeilen vorrangig im Clean-Gesang wieder, während er in Chorus und dem ausladenden Refrain von einer Gastsängerin tatkräftig unterstützt wird. Ungewohnt soft, doch sofort in den Gehörgängen manifestiert und somit der perfekte Einstieg! Typischere Band-Kost gibt es dann mit dem "Kofferlied", einer verzerrt-bizarren Betrachtung aus Attentäter-Sicht, auf aktuelle Terroranschläge. Bedrohliche Klänge und ein verspielter Hauptteil, bohren die zugrundeliegende Atmosphäre standesgemäß auf und sichern einen Platz im künftigen Live-Set. Das symphonisch bretternde "Eiskalt" erweitert den wilden Reigen dann gekonnt und fügt sich mit seiner Eisprinzessin-Assoziation perfekt in den Backkatalog der Formation ein. Deutlich sanfter und mit ordentlich Pop-Appeal ausgestattet, das zuvor ausgekoppelte "Steine".

Eine Ode an ein respektvolles Miteinander, Zusammenhalt, Gemeinschaftsgefühl, Herzlich- und Menschlichkeit, wie sie nicht wichtiger sein könnte, als in diesen Zeiten. Ein wichtiges Statement, eindrucksvoll umgesetzt! Der gefährlich-bösen Seite aller Weiblichkeit widmet man sich anschließend wieder bei "Wenn Der Teufel", einer deutschsprachigen Neu-Version, eines bereits bestehenden "Stoneman"-Klassikers und der zerbrechlichen Ballade "Ich Hasse Mich Nicht Genug, Um Dich Zu Lieben". Mit "Spiegelficker" und "An Der Leine" prescht man wieder in metallischere Gefilde vor und behandelt Genre-spezifische Themen wie Narzissmus und Schizophrenie. Das "Malaria"-Cover des kultigen "Kaltes Klares Wasser", welches zuerst exklusiv auf einem Szene-Sampler zu finden war, bannen Chixx und Co. ebenfalls auf den aktuellen Silberling. Lyrisch recht monoton und repetitiv gehalten, doch dafür instrumental umso druckvoller arrangiert. Das ruhige "Dein Geheimnis" setzt sodann den Schlusspunkt und lässt den Hörer etwas unbefriedigt zurück. Keine Frage: Was "Stoneman" hier abliefern, zeugt von hoher Professionalität und Expertise. Nahezu jeder Song geht schnell ins Ohr, verleitet mal zum tanzen und mitsingen, mal zum innehalten und nachdenken. Wenn es also um das Kreieren einprägsamer Melodien geht, haben die Vier weiterhin die Nase vorn und behaupten sich so gegen so manches verwaschene Riff-Gewitter und peinliche Copy-and-Paste-Aktionen der Kollegen. In Bezug auf die Texte jedoch, grast man eher großteilig Bekanntes und bereits Gehörtes ab und dreht sich, innerhalb der selbst abgesteckten Begrenzungen eines allzu straffen Korsetts, zu sehr im Kreis, um wirklich provozieren, auffallen oder interessant sein zu können. Es ist klassische "Neue Deutsche Härte", nur eben ohne dabei wirklich hart, noch wirklich neu zu klingen. Beliebte Kriterien und Alleinstellungsmerkmale des letzten Albums "Goldmarie", wie etwa eine ganz eigene Düsternis, das Wechselspiel zwischen Growl-Passagen und melodischem Gesang oder die lyrisch kreative Ausarbeitung, fehlen wie auch die einstige Härte nahezu komplett und verschwimmen in den Gefälligkeiten der offenbar angestrebten, breiten Zugänglichkeit. Es ist Musik die keinem wirklich weh tut und somit das Hauptkriterium der Sparte, unangenehm zu sein und den Finger in offene Wunden zu legen, gänzlich unbedient lässt. Ob die Hinzunahme zweiter bereits bestehender Songs notwendig war oder lediglich der Fülle dienen sollte, sein ebenfalls in Frage gestellt. Weiterentwicklung ist gut und wichtig, aber nicht mit einer kompletten Kursänderung gleichzusetzen. Nichtsdestotrotz erwartet Fans und Interessierte hier ein bestens produziertes und in der Summe gut gelungenes Album, einer durch und durch talentierten Band, die sich nach wie vor im Wandel befindet. Enttäuschen dürfte "Steine" jedenfalls niemanden. Sollten die künftige Wegfindung und das Vereinen der größten Stärken auch in Zukunft weiter ausgearbeitet werden, um vielleicht beim nächsten Album klar definiert Hand in Hand zu gehen, so erwartet die Szene hier der nächste Top-Act!

Informationen:

http://stonemanmusic.ch

https://de-de.facebook.com/stonemanmusic

 

Palast - Hush (2016)

Genre: Electro / Pop / Alternative

Release: 21.10.2016

Label: NoCut

Spielzeit: 14 Minuten

Fazit:

Das Erstaunen war nicht schlecht und die Überraschung nicht zu klein, als die neue und gleichsam erste Veröffentlichung der Newcomer "Palast", aus dem Hause "NoCut", plötzlich im Postfach lag und fortan zum Download bereitstand. Außer dem Cover lieferte lediglich ein knapper Pressetext nähere, doch dezent kryptische Informationen. Manchmal braucht es nicht viele Worte und offenbar schien gerade dieser Umstand seinem Ziel, nämlich neugierig zu machen und Interesse zu wecken, zuträglich zu sein. In Zeiten von täglich neuen Nachrichten und einem stetem Informationsüberfluss, scheint die Gewohnheit durchaus präsent, alles immerzu und überall in Gänze zu wissen. Ganz anders hingegen bei dem Berliner Trio, über welches nicht allzu viel bekannt ist. Lediglich die Namen der Bandmitglieder, um Sänger Sascha Pace, eine Stil-Beschreibung zwischen post-hipster, Fashion-beeinflusstem Synhtesizer-Sound und bombastischen Beats , sowie der nicht unerhebliche Fakt, es dank mannigfaltiger Umtriebigkeit wie weltweiten Tourneen und Produzentenarbeiten hier mit echten Profis zu tun zu haben, zeugen neben dem kreativen Schaffen von tatsächlicher Existenz, denn reiner Fiktion. Und das hört man direkt heraus. Die Electro-Verfechter scheinen keine Freunde überschwänglich vieler Worte zu sein und so bestätigt sich schon beim Anspielen des ersten Songs "Crucify" die zu Beginn aufgestellte These, dass echtes Können aussagekräftig genug ist, um die Musik für sich sprechen und arbeiten zu lassen. Helle Sound-Collagen und ein von Grund auf positiv gestimmtes Klangbild, bestimmen den einleitenden Song und vereinen sich bereits ab der ersten Zeile mit der einzigartigen Stimmfarbe Paces. Ohne Frage ein wahrlich unverkennbares Organ, das seine Spuren in der Musiklandschaft hinterlassen wird. In ähnliche Gefilde führt auch der zweite Track "Best Of Me", eine verträumt-sanfte Melange, welche allein durch das bloße Instrumental pures Freiheitsgefühl und unaufdringliche Erhabenheit ausstrahlt. Das Vorbild der 80er-Jahre wohnt allen gebotenen Songs tief, doch angenehm inne. Erinnerungen an Hits von Größen wie "Depeche Mode" erwachen langsam doch stetig, werden aber durch eigene, moderne Nuancen charmant erweitert und fokussiert gefestigt. "Können wir nicht einfach nur Freunde sein?".

Diesem bekannten und von vielen unglücklich Verliebten gefürchteten Satz, zollt man mit "Just Friends" Tribut. Deutlich temporeicher als zuvor, mit scharfen Synth-Einschüben und rhythmischem Drum-Elementen versehen, wendet man sich hier einer leicht düstereren Schlagseite des Genres zu. Sehr sphärisch und wie aus einer anderen Welt direkt in die Boxen gebeamt dann das futuristisch-leichte "Get Me". Hoch gepitchte Backround-Vocals, eine eingängige Melodieführung und unsagbar hohe Tanzbarkeit sind hier die Zutaten für einen einzigartigen Hit nach Maß. Der Titelsong "Hush" beendet die fünf Track starke EP dann letztlich und entfaltet sich als dunkel-mystisch schleppende Walze, welche den Weg der vorangegangenen Nummern fortsetzt und all die markigen Alleinstellungsmerkmale des kreativen Trios in sich vereint. Sascha Pace, Tommy Apus und Marcel Engel sind "Palast". Stilsicher, catchy, individuell und einzigartig. Schon vor der Veröffentlichung eines ersten Studioalbums kann diesem Künstler-Zusammenschluss eine erfolgreiche Zukunft vorausgesagt werden. Entgegen ausgetretener Pfade und fern von jeglicher Einöde, legen die Berliner eine sagenhafte Auswahl ihres Materials vor und zeigen selbst den ganz Großen der Szene, was mit Herzblut möglich ist. Der stylische Electro-Pop strotzt nur so vor Innovation und vollbringt es dabei, die bandeigene Schwäche für echtes 80er-Flair nicht zu verleugnen, sondern beizubehalten und diesem mit einer großen Prise Frische neues Leben einzuhauchen und zur Stärke werden zu lassen. Alte Hörgewohnheiten werden sinnvoll ausgebaut und mit einer nicht zu sehr belastenden Bedeutungsschwere, sowi großen und zugleich minimalistischen, doch immer hitverdächtigen Melodien garniert. Und auch auf die Gefahr hin, nun wie der Hauptteil einer reißerischen Pressemeldung zu klingen: Die neuen Stars am Synthie-Himmel -unbedingt reinhören und kaufen!

Informationen:

http://www.palastband.com

https://www.facebook.com/palastband/

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