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BEITRÄGE:

  • AutorenbildChristoph Lorenz

Die Apokalyptischen Reiter - Der Rote Reiter (2017)


Genre: Metal / Alternative

Release: 25.08.2017


Label: Nuclear Blast

Spielzeit: 54 Minuten

Pressetext:

"Die Apokalyptischen Reiter" aus Weimar sind eine der aufregendsten Bands der Zeit. Mit Einflüssen aus den Anfangszeiten des Extreme Metal im Verbund mit heroischen Melodien und Biss konzentrieren sie sich auf Leidenschaft und hohe Energie, wobei ihre Texte ein breites Spektrum von Liebe bis Untergang umfassen. Der Reiter-Effekt geht weit über das Musikalische hinaus. Die Fans vereinen sich unter dem Banner „Reitermania“, entsprechend wild und zügellos sind die fulminanten Liveshows. So kann so mancher Fan ein Lied davon singen, während eines Konzertes im Schlauchboot über ein Meer aus Händen und Köpfen gereist zu sein. Die Reiter geben immer alles und noch ein kleines bisschen mehr. Man hat vergeblich versucht, sie in musikalische Gehege zu sperren. Sie sind wild und unberechenbar, sie schlagen Haken, die zu überraschend wissen. Auf die Reiter kann man sich nicht vorbereiten. Sie sind da und dann muss man mit allem rechnen.

Auf "Der Rote Reiter", dem 10. Studioalbum der Band, verkündet das Quintett so unmittelbar und zügellos das nahende Ende, dass man fast sehnsüchtig den Untergang herbeisehnen möchte. Es sind klare Worte voller Kraft und Schönheit, mal still, mal schreiend laut... bis Musik und Gesang zur Einheit verschmelzen und die Intensität der Songs weiter und weiter in ungeahnte Höhen und Tiefen vorantreiben. Die Reiter gönnen sich und ihrem geneigten Auditorium nur wenige Momente der Ruhe und des Innehaltens, bevor die wilde Hatz in die nächste Runde geht. Musikalisch zeigt sich die Band fokussierter als auf den verspielteren Vorgängern. Mehr Biss, mehr klare Kante und eine mitunter entfesselt intensiv inszenierte Wand aus Stahl und Eisen, die sich meterhoch aufzutürmen scheint. Durch die Untiefen der unsicheren Zeit steuern die Reiter ihr Schiff auf der rauen See, jedoch auch stets darauf bedacht, Momente der Stille und Freiheit in den Gesamtsound zu integrieren. Es ist das kunstvoll inszenierte Erklimmen ungeahnter Höhen und der umso jähere Absturz in die eisige Finsternis der Neuzeit. DIE REITER haben all ihre Erfahrung und die Kraft der Vergangenheit in diesem fast einstündigen Werk konzentriert.

Kritik: "Ein Reiter steigt vom Himmel, ein blutender Vulkan

Ihm trotzt kein Widerstand, er nimmt Fleisch und Land

Ein Reiter steigt vom Himmel, das Ross in Blut getaucht

Ihm folgt der Tod, die Welt wird rot"

Im Jahr 1995 schlossen sie sich in Weimar bei Thüringen zusammen, um gemeinsam in die Schlacht zu ziehen und den Untergang zu verkünden: "Die Apokalyptischen Reiter". Der erste Stein für den ruhmreichen Siegeszug war gelegt. Bis zum heutigen Tage erreichten sie mit ihrer brachialen Mixtur aus Black-, Death und Thrash-Metal sowohl in der deutschen als auch internationalen Szene einen hohen Bekanntheitsgrad, der sich mit zunehmender Dauer in schwindelerregende Höhen erheben sollte. Im Mai 2014 erschien das letzte Studio-Doppelalbum "Tief. Tiefer", welches neben neuem Material auch akustische Versionen bereits bekannter Songs auf der zweiten CD enthielt. Anstelle der einstigen Lobeshymnen treuer Anhänger, stand nun vordergründig harsche Kritik im Raum. Entgegen ihrem Ruf, für welchen sie seit jeher bekannt sind und gleichermaßen geliebt wie auch gehasst werden, fiel die gesamte Veröffentlichung zu zahm und gewöhnungsbedürftig. Die markante Härte von einst schien verloren gegangen. Nach ausgiebigen Touraktivitäten, lud man anschließend unter dem Titel "Das letzte Abendmahl" zum zwanzigjährigen Jubiläum nach Jena. Es sollte der vorerst letzte Galopp von Schlagzeuger Georg "Sir G." Lenhardt, Bassist Volkmar "Volk-Man" Weber, Keyboarder Mark "Dr. Pest" Szakul, Gitarrist Adrian "Ady" Vogel und Sänger Daniel "Fuchs" Täumel sein, eine mögliche Wiederkehr war zu diesem Zeitpunkt noch ungewiss. Nach ganzen drei Jahren der kreativen Schaffenspause erscheint nun am 25.08.2017 das neue Album "Der Rote Reiter" unter der Flagge von Stammlabel Nuclear Blast. Bereits die ersten, über die Social-Media-Kanäle promoteten Single-Auskopplungen führten zu glückseligen Reaktionen innerhalb der treuen Community und ließen die Hoffnung auf ein Comeback der ganz besonderen Art aufflammen. Die Wolken verfinstern sich endlich wieder und die fünf Reiter steigen auf ihren Rössern vom Himmel herab. Ob sie dabei den Spirit der alten Tage wieder aufleben lassen können oder sich erneut in den Tiefen der Melancholie verlieren, lest ihr in der folgenden Rezension. "Wir Sind Zurück" ist gleich zu Beginn die schier unmissverständliche Ansage an die Anhängerschaft und zugleich auch Kritiker. Die Reiter satteln erneut auf und galoppieren wieder! Passend zum aussagekräftigen Statement gestaltet sich der typische Opener kraftvoll und energetisch, reißt den Hörer sofort aus seinem Alltag heraus und nimmt diesen auf eine turbulente Reise mit. Fernab der authentischen, neu erstarkten Lyrics wird es endlich wieder temporeich und metallisch, straight voran peitschend und eingängig mit der notwendigen, augenzwinkernden Prise aus punkigem Trotz und selbstbewusstem Widerstand versehen. Mit "Der Rote Reiter" geht es blitzschnell weiter zum Titeltrack. Aggressive Riffs brodeln bedrohlich unter dem erbebenden Erdboden, während scheppernde Drums wutentbrannt kochend auf ihren baldigen Einsatz warten. Frontmann Fuchs besingt die Zeilen mit abgründig tiefen Growls, bis der Refrain schlussendlich den kompletten Zorn der Apokalypse entfesselt und majestätisch den Anfang vom Ende verkündet. Der gelungene Mittelpart gemahnt in seiner Interpretation an die NDH-Ikone "Rammstein", bis orchestrale Elemente und Screams den blutigen Reigen jäh beschließen. Eine durch und durch düster-atmosphärische Death-Metal-Walze mit überraschend wechselnden Tempi und der ausgewogenen Balance aus brutaler Härte und pointiert eingesetzter Melodiösität. Durch das folgende "Auf Und Nieder" besinnt man sich danach auf jüngere Glanztaten, die ab dem Album "Licht" oftmals den Sound der Weimarer dominierten und von den Alt-Fans teilweise eher zwiespältig aufgenommen wurden. Der Up-Tempo erinnert in seiner Machart an launige Nummern der Marke "Adrenalin" oder "Seemann", setzt eine ausgelassen folkige Energie frei und verbindet diese mit einem Kraft spendendem Text, aus bewährten Durchhalte- und Mutmach-Parolen. Dazu kann man als Hörer stehen wie man will, ein durchweg eingängiges Hit-Potential mit absoluter Ohrwurm-Garantie, ist diesem Song hingegen aber wirklich nicht abzusprechen, der gerade durch seinen hymnischen Refrain zum feiern einlädt. Was bleibt da abschließend noch zu sagen, außer der treffenden Zitat-Aussage "So schreibt das Leben seine Lieder!"? "Folgt Uns" tritt dann wieder deutlich in die Sporen und nimmt erneut einiges an Fahrt auf. Hart und schnell geht es weiter. Die Reiter laden zum gemeinsamen Kampf gegen weltliche Konventionen und die Verteidigung von Werten ein. Ein ausladendes und entschleunigendes Gitarren-Solo vergönnt eine kurze Pause, bis der epische Refrain dann nochmal so richtig auftrumpft und diesen Reißer zu einem Beispiel für Power-Metal allererster Güte kürt, der thematisch etwa an "Revolution" angelehnt ist. Wer zieht mit? Mit einem Mal legt sich ein düsterer Schatten schwer und schwarz wie klebriger Teer über die Gehörgänge: "Hört Mich An". Schwer stampfend, gewaltig niederdonnernd, mit schleppend krachenden Gitarren und schallenden Glockenschlägen, kündet man unheilvoll vom weltlichen Untergang im Industrial-Metal-Stil. Hier schöpft Fuchs wieder aus der kompletten Breite seiner variablen Stimme. Er flüstert, schreit und brüllt die hasserfüllten Zeilen dem gespannten Hörer entgegen und gestaltet diese Endzeit-Prophezeiung zu einem unberechenbaren Nackenbrecher. "The Great Experience Of Ecstasy" ist dann wohl die Überraschung schlechthin, erinnert sie doch am ehesten an alte Zeiten und kehrt unbarmherzig zu den Wurzeln des schonungs- und schnörkellosen Death-Metal wie "All You Need Is Love" zurück. Die Lyrics werden in englischer und indischer Sprache präsentiert, was eine rätselhafte Mystik erzeugt, welche der Atmosphäre sehr zugute kommt. Vereint mit ungestümen Blast-Beats und einem halsbrecherischen Tempo, zeigt man sich so ungezähmt wie schon lange nicht mehr und integriert eine klassische Black-Metal-Attitüde in den zeitgemäßen Sound. Mit dem beschwingten "Franz Weiss" erzählen die Reiter einmal mehr spannende Geschichten, drücken das Gaspedal auch weiterhin durch und galoppieren in Richtung des Höhepunkts ihrer bisherigen Schaffensphase. Hier vermengen sich rockende Gitarren mit experimenteller Note, wenn der Wahnwitz aus metallischer Schlagseite und verrückten Piano-Passagen zum Tanze bitten. So dermaßen abwechslungsreich und doch perfekt stimmig, klangen die fünf Musiker zuletzt selten. Gespenstische Choräle leiten sogleich "Die Freiheit Ist Eine Pflicht" ein, welches sofort mit druckvollen Saitenwänden und aufreibenden Schlachtrufen jeglichen Anflug von aufkeimender Stille und Harmonie zerreißt. Feinsinnige Verspieltheit sucht man hier vergebens, dafür geben wieder durchschlagende Härte und tiefer Groll den Ton an. In seiner gesamten Struktur hätte sich der Titel gut in die Tracklist von "Moral & Wahnsinn" eingefügt und verleitet insbesondere durch den eingängigen Refrain zum mitmachen bei den kommenden Live-Shows im Oktober. Ein aufrüttelndes Zeichen am Puls der Zeit. Ein markantes Riff ebnet den Weg für das kraftvolle "Herz In Flammen", welches mit seinem powernden Rhythmus schon zu Beginn ein gehöriges Tempo entfesselt und überraschend direkt von Null auf Hundert geht. Drückende Drums, sägende Gitarren und schnelle, von beherzten Screams durchsetzte Strophen sind hier die perfekt aufeinander abgestimmten Zutaten und zeichnen ein überaus stimmiges Bild des Melodic-Metal. Dem ganzen wird dann nur noch vom konträren, sehnsuchtsvoll im Clean-Gesang intonierten Refrain die Krone aufgesetzt. So klingt wahre Leidenschaft! Die Reiter wollen Welt und Herzen gleichermaßen in Flammen setzen. Es gelingt. Das schwungvolle "Brüder Auf Leben Und Tod" ist eine echte Freibeuter-Nummer, mit dem der Hörer auch sogleich zur wilden Seefahrt eingeladen wird. Einige Shouts und atmosphärische Backingvocals erzeugen stimmungsvolle Dynamik und zeigen ganz klar, dass man sich hier einmal mehr im absolut richtigen Fahrwasser befindet, bevor man durch "Ich Bin Weg" einen nicht zu verachtenden Hauch an Fernweh versprüht. Nur einmal aus den gewohnten Strukturen und dem Alltag ausbrechen, auf und davon... Wer hat nicht schon so manches Mal daran gedacht, einfach seine Koffer zu packen und sich auf den Weg zu machen Leichte Einflüsse aus Punk und Swing sind zu vernehmen und durchbrechen abermals angenehm erfrischend den metallischen Sound. Ein akustisches Zwischenspiel weiß zudem zu überraschen und lädt darüber hinaus zum entschleunigenden träumen ein. Einen kleinen Ausreißer gibt es dann aber doch: "Ich Nehm Dir Deine Welt" kommt mit seinen Wechseln aus psychedelischer Härte und leichten Doom-Elementen zwar gelungen düster und progressiv daher, lässt einige Tugenden der Reiter aber vermissen und fällt zum Rest des Albums eher hinten ab. Dennoch weiß die flexible Variabilität der ruhigen und schnellen Parts hier ebenso zu gefallen, wie auch das Tastenspiel des Dr. Pest und der äußerst wechselhafte Gesang, der mal gesprochen und dann wieder wie von Sinnen geschrieen daherkommt. "Ich Werd Bleiben" weiß hingegen wieder etwas Boden gutzumachen und bietet zum Abschluss ganz obligatorisch eine versöhnliche, anmutig melancholische Ballade als wohlakzentuierten Ruhepol zum nachdenken. Was für ein Ritt!

Tracklist:

01. Wir Sind Zurück

02. Der Rote Reiter

03. Auf Und Nieder

04. Folgt Uns

05. Hört Mich An

06. The Great Experience Of Ecstasy

07. Franz Weiss

08. Die Freiheit Ist Eine Pflicht

09. Herz In Flammen

10. Brüder Auf Leben Und Tod

11. Ich Bin Weg

12. Ich Nehm Dir Deine Welt

13. Ich Werd Bleiben Fazit:

Sie sind zurück, ein Sturm wird über euch kommen... Und was für einer! Ganze drei Jahre nach ihrem letzten Album und der anschließenden Pause, legen die Weimarer Reiter nun endlich nach. Selbstverständlich ist ihnen nicht abzusprechen, dass sich der Sound insbesondere über die letzten Jahre entscheidend zu den Anfängen verändert hat. Zwar sind die fünf Herren über die gesamte Zeitspanne älter und weiser, dabei aber keineswegs ruhiger geworden und scheinen sich dem Begehren der treuen Fans angenommen und die Freude an den lauten Tönen wiedergefunden zu haben. Immerhin war es doch gerade der oftmals ungezügelte Wahnwitz, welcher ihnen zu ihrem Ruf verhalf und dem Quartett auch einfach besser steht. Es ist diese einzigartige Mischung aus unbarmherziger Härte, ergänzender Düsternis, tiefen Growls und gellenden Screams. Aus eingängigen, folkig beseelten Rock-Melodien und einfühlsamen, zarten Balladen, die als pointiert eingesetzte Ruhepausen dazwischen interessante Akzente setzen. Das Ergebnis ist trotz der facettenreichen Auswahl an Titeln durchweg homogen ausgefallen und bestens aufeinander abgestimmt. Fast ausnahmslos dominieren durchweg starke Songs, deren Balance aus metallisch entfesselter Schlagseite, ehrlichen Gefühlen, bombastischen Melodien und großer, aber nicht zu überzogener Geste, ein purer Gewinn ist, bei dem im direkten Vergleich lediglich mancher Text etwas schwächelt. Insgesamt kann "Der Rote Reiter" als logische und konsequente Fortsetzung von Erfolgsalben wie "Licht" gesehen werden, der über die gesamte Spielzeit mit durchaus charmanten Abstechern in die eigene, musikalische Vergangenheit und doch erfrischenden Einflüssen punktet. Es ist eine Neuschöpfungen der Urkräfte, eine gekonnte Weiterentwicklung und zugleich auch Rückbesinnung. "Back to the roots" und dabei doch unerbittlich nach vorn. Zwei scheinbar unvereinbare Gegensätze, die hier Wahrheit werden. Denn wie sang Fuchs einst so schön? "Metal never dies!" -Chapeau. Punkt.

Informationen:

http://www.reitermania.de/tour2017/

https://de-de.facebook.com/Reitermania/

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