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BEITRÄGE:

  • AutorenbildChristoph Lorenz

Empathy Test - Solar Fake - Depeche Mode (2020)


Empathy Test - Monsters (2020)

Genre: Electro / Pop

Release: 22.05.2020

Label: Empathy Test (self-distribution)

Spielzeit: 42 Minuten

Fazit:

Innerhalb von wenigen Jahren haben sich „Empathy Test“ aus London in die Herzen der Liebhaber elektronischer Popmusik gespielt. Unzählige Auftritte im Vorprogramm anderer Größen sowie bislang zwei Tourneen mit mehreren ausverkauften Shows in Deutschland wurden zu ihren ersten beiden Alben gespielt. Im April erscheint die neue Single „Monsters“, dem Titeltrack zum gleichnamigen Album, welches im Mai diesen Jahres folgt. Wer ein physisches Exemplar des neuen Longpplayers „Monsters“ in seiner Sammlung wissen will, greift auf die streng limitierte CD-Ausgabe zurück: Das ab sofort vorbestellbare und in Cellophan geschlagene Single-Fold-Digipak kommt mit einem zwölfseitigen Booklet inklusive aller Texte und dem Original-Artwork von Adam Relf. Weiterhin enthalten sind unbegrenztes Streaming der Musik über die kostenlose Bandcamp-App und hochqualitative Downloads in MP3, FLAC und mehr. Das dritte Studioalbum von „Empathy Test“ erscheint am 22.05.2020 über den Eigenvertrieb auf allen bekannten Download-Portalen.

Erst im Herbst 2017 setzte die junge Band aus England mit den zwei veröffentlichten Vollzeit-Langspielern „Safe From Harm“ und „Losing Touch“, die sich unter wahren Kennern schnell als hochmelodiöse, elektronische Pop-Perlen zu erweisen wussten, quasi aus dem Nichts heraus ein überraschend starkes und frisches Zeichen im aktuellen Genre-Standard. So überzeugte man nicht nur die Fachpresse allein, sondern auch all jene aufmerksam Interessierten, welche die extrem vielversprechenden Senkrechtstarter bereits live als Support oder auf anderen Shows bewundern konnten. In den zwei Folgejahren gab es mit den beiden EPs „Holy Rivers“ und „Empty Handed“ dann grandiosen Nachschlag, der den bis dato etablierten Qualitätslevel zu halten und sogar noch zu steigern wusste. Um ein weiteres Mal gebührend nachzulegen, hat das Londoner Duo aus Adam Relf und Isaac Howlett für „Monsters“ jetzt erneut ganze zehn Songs vorbereitet, denen der typische Zauber der ambitionierten Electro-Newcomer innewohnt. So auch schon dem titelgebenden Opener, der zunächst mit einer vielschichtig angelegten Einführung aus druckvoll arrangiertem Drumming und experimentellen Details atmosphärisch glänzt, die alsbald von Howletts Gesang abgelöst werden, dessen warme Stimmfarbe es praktisch im Alleingang vollbringt, die übrigen Zwischenräume aus verschiedenen Tempo- und Stimmungswechseln hochgradig und flexibel auszufüllen. Das bereits bekannte „Empty Handed“ erzeugt mit seinen klaren und eingängigen Strukturen schnell leichten Nachdruck, der packende Gesang tut derweil sein Übriges. Auch das elegische betörende „Doubts“ reiht sich logisch in jene Riege und sticht mit vertrackter Rhythmik heraus, während „Making Worlds“ und „Stop“ mit ihrem leichten Retro-Touch zeitweise die Achtziger angedeutet aufleben lassen. „Holy Rivers“ bricht als erster Song in der Tracklist überhaupt auf enorm willkommene Weise mit dem bisherigen Vibe und gesteht sich dabei zu, die positiv geeichte Power mit einem tanzbar treibenden Beat noch etwas mehr zu erhöhen. So dann auch das sich nahtlos anschließende „Fear Of Disappearing“ oder „Skin“, welche die energetische Geschwindigkeit ebenfalls maßgeblich nach oben schrauben. Das alles funktioniert aber nicht nur in der hiermit erzielten Steigerung der natürlichen Spannungskurve ganz besonders gut, sondern entpuppt sich auch aus der rein dramaturgischen Perspektive als sehr durchdachte Entscheidung, die ihren wirkungsvollen Effekt dabei nicht verfehlt: So beginnt die sinnlich poppige Reise in befreit schwebender Leichtigkeit, die schon bald darauf in eine mutige Sturm-und-Drang-Phase übergeht, um später im finalen Schlussakkord bei „Incubation Song“ dann wieder etwas Spannung herauszunehmen und mit Track Nummer Zehn, „Love Moves“, abschließend abermals melancholisch bedachte Akzente zu setzen, die den Hörer innerlich betörend und tröstend zur Ruhe bitten. Wenngleich sich die meisten Songs in ihrer hier präsentierten Spielart nach wie vor doch sehr ähneln, so ist dieser Fakt aber keinesfalls als Stagnation oder gar Schwäche zu verorten, sondern erweist sich viel mehr als erfreulich beständige Konstante, die es scheinbar im Handumdrehen vermag, Nachdruck und Intensität äußerst sensibel, jedoch nicht störend plakativ und fast unbemerkt zu steigern, was in der Summe der Teile einem süßen und zugleich wunderbar geerdeten Electro-Pop-Traum allererster Güte gleichkommt. Ohne viel bemühte Effekthascherei, stilisierende Samples oder erzwungene Auftragsarbeit mit dem nächsten Club-Hit als erklärtes Ziel, setzen „Empathy Test“ ihren einschlagenden Weg mit Bravour fort und bieten stattdessen Musik mit ganz viel authentischem Gefühl, heimelige Emotionen, eine durchweg saubere Produktion auf hohem Niveau und hörbar durchdachte Arrangements mit einer perfekt austarierten Feelgood-Note, die genau dann am besten wirkt, wenn sich der Hörer in ruhigeren Stunden dafür empfänglich zeigt, um in melancholischen Sphären zu treiben, schweben und träumen. Noch immer sind „Empathy Test“ also ganz sie selbst und definitiv nicht die erste Anlaufstelle für stumpfen Party-Spaß und ausgelassene Feierlaune. Nein, „Monsters“ will aufmerksam gehört und vor allem gefühlt werden, fernab von Szene-Dancefloor und Co. - Ein ausgefeilter Synth-Pop-Geheimtipp für Hirn, Herz und Seele!

Informationen:

https://www.empathytest.com

https://www.facebook.com/empathytest

 

Solar Fake - Who Cares, It's Live (2020)

Genre: Electro / Alternative

Release: 26.06.2020

Label: Out Of Line (rough trade)

Spielzeit: 173 Minuten

Fazit:

„Uns haben so viele Leute geschrieben, dass sie sich ein Live-Album von uns wünschen!“, sagt Sänger und Bandgründer Sven Friedrich. Zurecht, denn „Who Cares, It's Live“ präsentiert eine Band in Höchstform. Hungrig, aber mit tänzerischer Leichtigkeit fangen „Solar Fake“ das Publikum im Leipziger Täubchenthal ein und spielen sich durch ein rund hundertminütiges Set, welches alte wie auch neue Songs in einer komplett neuen Energie zeigt. Ihr Future-Pop zeigt schon auf dem Album eine Tiefgründigkeit und Emotionalität, die sich im Konzertsaal auf die Fans überträgt und ein gemeinsames Erlebnis für alle schafft. Genau dieses Gefühl fängt „Who Cares, It' Llive“ ein. „Seit 2018 spielen wir live mit Drums und seit diesem Jahr teilweise auch mit Bass, sodass es tatsächlich nicht nur ein Studioalbum mit Applaus ist, sondern die Energie unserer Konzerte rüberbringt.“, heißt es. Mit „You Win. Who Cares?“ veröffentlichten „Solar Fake“ 2018 den bisherigen Höhepunkt ihrer Karriere. Die Tour zu diesem Album war ein einziger langer Triumphzug und führte die Band in Länder wie Großbritannien, Spanien, Russland, Finnland, Peru und viele mehr, sowie auf die Bühnen von Festivals wie dem Wave Gotik Treffen, W-Fest und Dark Storm. Es war nur naheliegend, auf dieser Tour ein Live-Album aufzunehmen... „Who Cares, It‘s Live“ kommt am 26.06.2020 als Download und insgesamt auf nur eintausend Einheiten limitierte Doppel-CD (komplettes Konzert Leipzig) inklusive DVD (Bonusmaterial Konzert Dresden) über Out Of Line zu euch.

Es gibt so manche Künstler in der schwarzen Szene, über die man mittlerweile eigentlich gar nicht mehr allzu viele Worte verlieren muss. Einfach aus dem simplen Grund, weil sie ihre musikalische Qualität ohnehin konstant zu halten wissen und ihr bloßer Name allein als höchstes Gütesiegel ausreicht: Im Jahr 2007 in Berlin von „Zeraphine“- und „Dreadful Shadows“-Mastermind Sven Friedrich erschaffen, um seinen elektronische Songs eine angemessene Plattform zu geben, konnte man bereits wenige Monate danach mit dem Debüt „Broken Grid“ oder später auch als Support für „Camouflage“, „Project Pitchfork“, „Covenant“ und „VNV Nation“ zunehmend von sich reden machen. Mit jedem neuen Release stiegen „Solar Fake“ nun sowohl in den internen DAC-Charts, in denen sich der Zweitling für den längstmöglichen Zeitraum hielt, als auch in der Gunst der schwarzen Szene immer weiter auf. Neben eigenen Club-Shows wurden jetzt auch die namhaften Festivals, wie das e-Tropolis, Nocturnal Culture Night oder Méra Luna bespielt. In 2014 trennte sich der angestammte Live-Keyboarder schließlich aus persönlichen Gründen von der Band und ließ diese als das allseits bekannte Duo zurück, was man bis heute kennt. Mit dem letzten, regulären Studioalbum „Another Maniac Episode“, erreichten die beiden Musiker dann vor drei Jahren ihren bisherigen Schaffenshöhepunkt: Platz 31 in den offiziellen Media Control Charts, so einige ausverkaufte Shows und die aufwändige Aufzeichnung der emotionalen Akustik-Tournee... Was will man mehr? Mit dem letzten Werk scheinbar auf dem Gipfel ihres bisherigen Schaffens angelangt, schickte sich das illustre Duo im Frühherbst 2018 mit „You Win. Who Cares“ ein weiteres Mal an, diesen Erfolg zu wiederholen. Das Vorhaben gelang und man konnte sich Platz Nummer 20 in den offiziellen Charts sichern! Nach fünf regulären Alben und gleich zwei Unplugged-Zeugnissen aus der Vergangenheit ist es 2020 endlich an der Zeit, auch der elektronischen Live-Präsenz ihren Tribut zu zollen... Nachdem die Band aus Live-Schlagzeuger Jens Halbauer, Keyboarder André Feller und Sänger Sven Friedrich zum sich langsam aufbauenden Intro und unter frenetischem Applaus der zahlreichen Fans im ausverkauften Leipziger Täubchenthal die Bühne betreten hat, ist der Grundstein für einen über zweistündigen Abend mit fantastischer Stimmung und einem ausgedehnten Set gelegt. Dabei besteht der hauptsächliche Kern der hier ausgewählten Songs selbstverständlich zu einem nicht unerheblichen Anteil aus dem neuen Album: „Sick Of You“, „A Bullet Left For You“, „Invisible“, „Too Late“, „The Pain That Kills You Too“ und „If This aus Hope“ decken das erstmalig vor Publikum zu präsentierende „You Win. Who Cares?“ als repräsentativer Rundumschlag ab. Mit „Under Control“, „All The Things You Say“, „I Don‘t Want You In Here“, „Not What I Wanted“, „Observer“, „If I Were You“ und „Stay“ ist zudem der nicht minder beliebte Vorgänger, „Another Manic Episode“, zu einem ähnlich großen Anteil vertreten, was die Hit-Dichte sicher nach oben treibt. Doch nicht nur die beiden jüngsten und zugleich bisher erfolgreichsten Releases von „Solar Fake“ sollen ihren verdienten Platz bei der Aufzeichnung einnehmen, auch die frühen Phasen ab 2010 und weit davor werden dankenswerterweise zu einem nicht unerheblichen Teil bedacht. So markieren „Reset To Default“, „I Hate You More Than My Life“ und das finale „My Spaces“ das dritte Fulltime-Werk „Reasons To Kill“, während „No Apologies“, „More Than This“, „Parasites“, „Under The Skies“ oder „Where Are You“ das eher düstere „Frontiers“-Kapitel gekonnt streifen und dabei einen weitreichenden Einblick in die Entwicklung von „Solar Fake“ geben. So auch das famose „Here I Stand“, welches die äußersten Wurzeln des Projekts vom Debüt „Broken Grid“ kurz näher beleuchtet. Sehr bemerkenswert ist die konstant energetische und positiv geartete Stimmung, die sich durch den gesamten Abend zieht... Völlig egal, welcher Song als Nächstes gespielt wird! Auch die kleinen, bescheidenen Ansagen und zwischenzeitlichen Bemerkungen von Friedrich und seinen Kollegen schrauben den ohnehin schon enorm hohen Sympathie-Faktor umso höher. Mit „Where Is My Mind“ und dem ebenfalls neuen „Papillon“ haben sich zudem gleich zwei Cover-Versionen von den „Pixies“ und „Editors“ zwischen die eigenen Klassiker geschlichen, deren ursprüngliche Herkunft zwar unterschiedlicher wohl nicht sein könnte, aber im elektronischen Sound-Gewand ebenso wunderbar stimmig funktionieren, wie der ganze Rest. Wer das neue Material nicht nur hören, sondern auch sehen will, bekommt mit der beiliegenden DVD die ideale Möglichkeit dazu geboten: Aufgezeichnet wurde im Dresdner Club Strasse E eine kleine Auswahl oben genannter Tracks, mit „Anything You Want“, „Just Like This“, „What If There‘s Nothing“ und „The Pages“ reihen sich jedoch nochmals zusätzlich vier Nummern ein, die nicht im regulären Set aus Leipzig enthalten waren. Das Bonusmaterial umfasst danach unter anderem kurze Interviews mit Fans, Impressionen und mehr. Na, wenn das mal keine vollgepackte Veröffentlichung ist! Als Belohnung winkte schon eine Woche später übrigens der fünfundzwanzigste Platz in den deutschen Top 100. „Wir freuen uns sehr und sagen danke an unsere Crew, unsere tollen Fans, unser Label und alle, die bei den Konzerten in Leipzig und Dresden dabei waren!“, äußerte sich Sven Friedrich dankbar dazu. Doch auch, wenn der Einstieg in die vorderen Charts erst just gelungen ist, so gilt für alle Fans und Sammler weiterhin: Zugreifen!

Informationen:

https://solarfake.de

https://www.facebook.com/SolarFake

 

Depeche Mode - Live Spirits (2020)

Genre: Rock / Alternative

Release: 26.06.2020

Label: Columbia (Sony Music)

Spielzeit: 323 Minuten

Fazit:

Die Presse war begeistert, die Fans aus dem Häuschen und die Kinos weltweit voll. Jetzt erscheint die innovative Full-Length-Dokumentation bzw. der Konzertfilm „Spirits In The Forest“ von „Depeche Mode“ nun auch als DVD und Blu-ray auf zwei Video-Discs und zwei Audio-Discs. „Depeche Mode: Spirits In The Forest“ besteht aus der „Spirits In The Forest“-Dokumentation, die unter der Regie von Anton Corbijn entstanden war, und „Live Spirits“, dem Mittschnitt des finalen Konzertes der Band im Rahmen ihrer „Global Spirit“-Tour in der legendären Waldbühne in Berlin. Das Material wurde in seiner Gesamtheit noch nirgendwo gezeigt, ausgestrahlt oder veröffentlicht. Neben den beiden Video Discs finden sich im Package zwei CDs mit dem „Live Spirits“-Soundtrack, der Live-Audio-Aufnahme des Konzerts vom 25.07.2018. „Spirits In The Forest“ wurde vom Forbes Magazin als „der neue Goldstandard in Sachen Konzertfilm“ geadelt und setzt neue Maßstäbe, was das Konzept der Musik-Dokumentation angeht. Corbijn zeigt die Geschichte von sechs Super-Fans aus verschiedenen Erdteilen, die alle extrem unterschiedlich sind, geeint einzig durch ihre Liebe zu „Depeche Mode“ und dem Einfluss der Musik der legendären britischen Band auf ihr Leben. Dazwischen sieht man Aufnahmen der finalen Berlin-Show auf der legendären Waldbühne („Forest Stage“), die den Abschluss der Rekorde brechenden „Global Spirit“-Tour 2018 bildete. Im Rahmen der Konzert-Reise, die 115 Shows umfasste, spielten „Depeche Mode“ vor mehr als drei Millionen Fans überall auf der Welt. Das randvolle Live-Package wird am 26.06.2020 auf insgesamt vier Discs mit DVD oder Blu-ray-Option via Columbia (Sony Music) veröffentlicht.

Am 23. und 25.07.2018 beehrte die englische Rock-Legende „Depeche Mode“ die altehrwürdige Waldbühne Berlin im Rahmen ihrer großen „Global Spirit“-Tour. Es ist bereits der zweite Live-Release aus der Hauptstadt in direkter Folge, was sicher nicht zuletzt auch in der persönlichen Bedeutung der berühmten Weltmetropole für die geschichtsträchtigen Wurzeln der Band aus Basildon begründet liegt. Ein wichtiges Wochenende für das Trio und seine Fans gleichwohl, für welches jene natürlich wieder aus aller Welt anreisten, um beim offiziellen Tour-Abschluss der „Spirit“-Ära sicher dabei sein zu können. Mit dem Support durch die EBM-Koryphäe „DAF“ und einem gar riesigen Füllhorn an verschiedenen Klassikern aus der gesamten Diskographie im Gepäck, hatten sich Andrew Fletcher, Martin L. Gore und Dave Gahan tatsächlich etwas ganz Besonderes ausgedacht. Keine Frage, dass dieses Spektakel unbedingt aufgezeichnet und für die Ewigkeit festgehalten werden musste, die Regie übernahm abermals Anton Corbijn... Wer das legendäre Trio aus Basildon kennt, der weiß ganz genau, dass während einer laufenden Welt-Tournee sehr gerne mal der ein oder andere Song überraschend ausgewechselt und gegen einen alten Klassiker, eine seltene Oldschool-Perle oder gar Premiere ersetzt wird, was den mehrfachen Besuch der Show zusätzlich aufwertet. So gab es dann auch an den beiden Abenden in der Berliner Waldbühne gleich zwei gänzlich verschiedene Variationen, die sich nur noch in einem losen Rahmen am standardisierten Set der „Spirit“-Tour orientierten. Sage und schreibe zehn Stücke unterschieden sich beim großen Finale in der weltbekannten Location der Hauptstadt, was gleichzeitig auch zum größten und traurigsten Manko dieser Veröffentlichung führt: Die lediglich am ersten Tag gespielten Songs „So Much Love“, „Barrel Of A Gun“, „Corrupt“, „Somebody“, „Home“, „In Your Room“, „Wrong“, „I Feel You“, „Strangelove“ und „A Question Of Time“ wurden bei der aktuellen Veröffentlichung sowohl auditiv als auch visuell leider komplett unbeachtet ausgelassen und sind demnach nicht in der Tracklist der Box enthalten. Ganz besonders schade, da so manch eine der äußerst gelungen und zeitgemäß dargebotenen Nummern nicht nur für die durchdachte Dramaturgie des ausgeglichenen Sets wertvoll sind und darüber hinaus ein wichtiges Zeitzeugnis des aktuellen Status Quo der Band abgegeben hätten, sondern insbesondere auch, weil einige der Songs entweder noch auf keinem einzigen Live-Release enthalten sind oder zumindest nicht in ihren neuesten, modernisierten Versionen... Stattdessen gibt es zu weiten Teilen ein durchschaubares Best-Of aus den zu erwartenden, immer gleichen Liedern wie „A Pain That I‘m Used To“, „Precious“, „Enjoy The Silence“, „Never Let Me Down Again“, „Walking In My Shoes“, „Personal Jesus“ und „Just Can‘t Get Enough“, die in dieser Konstellation unter anderem allein schon auf dem letzten Live-Dokument, „Live in Berlin“ aus 2014, zu finden waren, was dazu führt, dass der geneigte Fan dieselben Songs mittlerweile gleich mehrmals im Plattenschrank stehen hat. Selbstverständlich sind eben Genannte fraglos absolute Meilensteine der Musikgeschichte und noch immer bei jedem einzelnen Konzert unabdingbar, jedoch wäre der ein oder andere routinierte und in mehrfacher Ausführung erhältliche Hit mit Sicherheit verzichtbar gewesen, wenn man dafür bei der Abwechslung etwas mehr Mut zur ausgewogenen Vielfalt walten ließe und den Platz für Material vergeben würde, das bisher noch nicht offiziell veröffentlicht wurde. Hier wäre eine Bonus-Disc (CD, DVD und / oder Blu-ray) vermutlich der einfachste Kompromiss gewesen, gerne auch wahlweise gegen einen Aufpreis. Eine extrem fragwürdige Entscheidung also, zumal definitiv noch ausreichend Platz auf den gelieferten Silberlingen gewesen wäre. Dass die Aufnahmen der beiden Tage zugunsten des Gefühls einer zusammenhängenden Show nicht gemischt werden sollten, ist jedenfalls sehr unwahrscheinlich, da unangenehm auffällige und gedankenlos zusammengestellte Schnitte (beispielsweise Dave Gahan im Sekundenwechsel mit anderer Weste etc.) die gewünschte Immersion schnell zerstören. Auch die gelegentlich wackelige Kameraführung und amateurhafte, fast willkürlich wirkende Perspektiven schmälern das Gesamterlebnis an einigen Stellen weiter, was wohl kaum der Anspruch einer dermaßen berühmten Welt-Band sein kann. Entgegen den vorherigen Releases wird „Spirits In The Forest“ nicht etwa in einem großzügigen Mediabook oder einer stabilen Box präsentiert, sondern in einem mehrseitigen Digipak aus dünnem Karton, wodurch etwaige Knicke und Risse praktisch schon vorprogrammiert sind. Also ausschließlich Negatives? Mitnichten, denn dem gegenüber steht ein unglaublich stimmungsvolles Konzert, welches die spezielle Magie und gegenseitig befeuernde Synergie zwischen Band und Devotees stets atmosphärisch und glaubwürdig einfängt. So stampft das mächtige Intro hier ab der ersten Sekunde ungemein wuchtig aus den Boxen, gefolgt von den neuen Stücken „Going Backwards“, „Cover Me“, „Poison Heart“ und „Where‘s The Revolution“. Dazwischen dann rare Perlen wie „Useless“, „The Things You Said“, „Insight“ und „I Want You Now“, das emotionale Tribute an David Bowie‘s „Heroes“ oder grandios inszenierte Alltime-Favourites der Marke „It‘s No Good“, „World In My Eyes“, „Everything Counts“ und „Stripped“ in erfrischend aktualisierten und zugleich doch unverkennbar charakteristischen Versionen. Die größtenteils gelungene Abmischung des erfreulich druckvollen Sounds trägt einen wahren Löwenanteil der durchweg überzeugenden Atmosphäre und so ist das begeisterte Publikum stets gut hörbar, aber nie zu sehr im Vordergrund, wenn Gahan die ausgelassenen Fans mit seinen obligatorischen Zurufen animiert und Zehntausende im gigantischen Rund der Waldbühne zum Soundtrack ihres Lebens gemeinsam klatschen, jubeln und singen. Ebenso verhält es sich bei Instrumenten und Gesang, die zumeist im ausgewogenen Einklang zueinander stehen - Sehr schön! Neben dem vollständigen Konzert des zweiten Abends zum Hören und Sehen, wird das Package von der bereits aus den Kinos bekannten Dokumentation abgerundet, die es hier quasi als spendable Ergänzung dazu gibt. In dieser werden sechs Fans aus verschiedenen Teilen der Welt und bedeutende Ereignisse aus ihren Leben vorgestellt, die unter anderem nachvollziehbar, kurios oder auch tragisch prägend, dabei aber immer charmant und sympathisch ausfallen, und somit ihre starke Verbindung zur Musik von „Depeche Mode“ aufgreifen. Die intime und geerdete Darstellung weiß zu gefallen und vermittelt ein gutes Gefühl für die wichtige, individuelle Bedeutung des Trios für seine Anhänger. Schön ist, dass der Fokus bis auf wenige Live-Ausschnitte auf den Fans und ihren Erlebnissen ruht, bis schließlich alle zusammen den Tour-Abschluss in der Waldbühne feiern. Ein ziemlich großes, umfassendes Paket mit insgesamt vier Discs für überraschend wenig Geld, welches durch das oben genannte Ärgernis leider unnötig geschmälert wird, ansonsten aber einen wirklich tollen, günstigen Fan-Service bietet und somit versöhnlich stimmt, wenngleich beim nächsten Mal wieder verschiedene Editionen mit interessantem Bonusmaterial (fehlende Songs, Screenings etc.) wünschenswert wären. Alle Neulinge, die noch nicht alle (Live-)Alben ihr Eigen nennen, können hier selbstverständlich bedenkenlos zugreifen... Langjährige Devotees machen’s vermutlich ohnehin.

Informationen:

http://www.depechemode.com

https://www.facebook.com/depechemode

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