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BEITRÄGE:

  • AutorenbildChristoph Lorenz

Hämatom - Die Liebe Ist Tot (2021)


Genre: Metal / Alternative


Release: 03.12.2021


Label: Columbia (Sony Music)


Spielzeit: 34 Minuten


Pressetext:


HÄMATOM sind zurück! Mit dem härtesten und kompromisslosesten Album ihrer Geschichte: "Die Liebe ist tot" - Lang lebe der Hass! Mit großen Schritten nähern sich HÄMATOM dem Release ihres siebten Studioalbums DIE LIEBE IST TOT, das am 03.12. das Licht der Welt erblicken wird. Bis dahin servieren uns die Masken-Metaler aber einen weiteren neuen Leckerbissen aus ihrem prallgefüllten Song-Buffet. FICKEN UNSREN KOPF heißt das schmackhafte Teil und soll nichts weniger, als die ultimative Party-Hymne der Post-Corona-Zeit werden. Und weil die vier Himmelsrichtungen schon seit jeher große Anhänger des Crossover sind, was ihre Songs u. a. mit TRAILERPARK zeigen, haben sich HÄMATOM für ihren neuesten Aufschlag den Support der 257ers gesichert. Und ja verdammt! Die Collabo mit den holzhackenden Sexdisko-Dancern aus der schönsten Stadt der Welt zeigt auf beeindruckende Weise, dass Metal und Hip Hop nach wie vor eine sehr geile Kombi bilden können. Der Tanz auf dem Vulkan und die Geduld sind vorbei, der Schnaps ist alle und die Liebe ist tot. Das ist der Nährboden, auf dem nichts – oder sehr Großes entsteht. Kopf in den Sand oder Knüppel aus dem Sack? HÄMATOM haben sich für den Knüppel entschieden und nehmen wieder ihren besten Aggregatzustand ein: zornig und dagegen. Wie gut das klingt, haben sie in ihrer Erfolgsgeschichte immer wieder bewiesen, setzen aber am 03.12.2021 direkt noch einen drauf. Das siebte Studioalbum verspricht das Härteste zu werden, was die Band seit langer Zeit aufgenommen hat.


Kritik:


„Sag' mir, wo die Träume sind


Wo sind sie geblieben?


Sag' mir, wo die Herzen sind


Wo sind sie geblieben?


Sag' mir, wo die Liebe ist?


Wie lang ist sie schon tot?“


Wie aus dem Nichts legt sich plötzlich ein oldschoolig tönender, authentisch retroesker Synthesizer-Sound im besten Stil der Achtzigerjahre minimalistisch und geheimnisvoll wabernd über die einstige Stille, als hätte man unbewusst eine alte VHS-Kassette in einen imaginären Recorder geschoben. Bald vereinen sich die elektrisierenden Klänge mit hohen, unschuldig singenden Kinderstimmen, die sich daraufhin zu einem klagenden Chor zusammenschließen: „Sag' mir, wo die Träume sind. Wo sind sie geblieben? Sag' mir, wo die Herzen sind. Wo sind sie geblieben? Sag' mir, wo die Liebe ist? Wie lang ist sie schon tot?“. Diese nachdenklich stimmenden Zeilen weisen mit ziemlicher Sicherheit nicht zufällig eine frappierende Ähnlichkeit zum 1955 geschriebenen Anti-Kriegslied-Klassiker „Where Have All The Flowers Gone“ von Pete Seeger, hierzulande besser als „Sag Mir Wo Die Blumen Sind“ in der Interpretation durch Marlene Dietrich bekannt geworden, auf. Das stimmungsvolle Intro verursacht fraglos eine riesige Gänsehaut, bis dann unter der hämmernden Macht aller Instrumente die verdammt aussagekräftigen Zeilen des Refrains vorausgeschickt werden. „Könnt ihr uns hören? Wir sind dagegen! Ein letztes Mal. Wir sind dagegen! Stehn’ heute hier, jeder für jeden. Mit Mittelfinger im Wasserwerfer-Regen!“, heißt es da in hymnischer Manier unmissverständlich, bis sich das druckvolle Schlagzeug, der raue Bass und die schreddernde Gitarre bestialisch aufbäumen und im rasenden Tempo nach vorne walzen. „Ich hab' seit Tagen keine Sonne mehr gesehen, nur Barrikaden und blaues Licht. Eure Panzer gegen unsere Steine, das Blut läuft mir übers Gesicht. Hab' keine Angst mehr, fühl' keinen Schmerz. Weiß nur, dass es richtig ist, denn wer keine Zukunft hat, der hat nichts zu verlieren!“, brüllt Sänger Nord mit aggressiver Stimme, sodass Enttäuschung und Trauer, aber auch Wut und Aufbegehren geradezu spürbar werden. Das brachiale Monster aus Melodie und Härte, „Dagegen“, zeigt viel Solidarität mit den von kranken System-Machtspielen gebeutelten Opfern und macht sich gleichzeitig stark für Chancengleichheit, Zusammenhalt, Toleranz, Menschenrechte und Frieden - Wow! Danach resultieren das rotierende Drumming und die nervösen Saiten aus den ersten paar Sekunden mit diesem krachend rockenden Up-Tempo wortwörtlich in einem großen Knall. „Ein ganzes Land in Zwei geteilt, vereint in Unnachgiebigkeit. Hass übt aus jedem Mal, Widerspruch wird Klassenfeind!“, lautet etwa nur ein kurzer Auszug aus der ersten Strophe, die zwar überaus zynisch, aber nicht weniger wahr den aktuellen und desolaten Zustand des gesellschaftlichen Zusammenlebens, welcher sich hier vollkommen berechtigt scharfe Kritik gefallen lassen muss, kommentiert: „Hier kämpft jeder, jeder, jеder für sein Lebеn und willst du und du nicht mehr Bruder sein, dann schlag’ ich dir in den Schädel ein! Einfach alle, alle, alle, alle spucken Blut, denn die Liebe ist schon lange tot!“, heißt es danach im sehr rhythmisch arrangierten Refrain, der einen wunderbaren Hybriden zwischen kickender Härte und groovender Tanzbarkeit abgibt. Eine Welt im Wahn: Es existiert schon lange kein echtes Miteinander mehr, nur noch stetes Gegeneinander. Keinen Austausch oder Dialog, keine Diskussion auf Augenhöhe. Das Zusammenleben ist zerrüttet. Egoistisch, eindimensional, soziopathisch, kalt, blind und taub für den jeweils anderen. Egal, um was genau es geht: Die Spaltung in zwei oder sogar noch mehr Lager schreitet immer weiter voran und wer nicht der eigenen Meinung ist, ist der erklärte Feind und muss umgehend mundtot, ja, unschädlich gemacht werden. Einer für alle und alle für Einen? Nein, hier heißt es Unten gegen Oben, Arm gegen Reich, Links gegen Rechts, A gegen B und „Jeder Gegen Jeden“!


Zuerst geht der Gesang von Nord in einen gedoppelten und dann in einen mehrstimmigen Chor über, der den Titel dieses Songs mehrmals hintereinander skandiert, bevor mit den unmissverständlichen Worten „… also könnt ihr bitte alle einfach mal die Fresse halten!?“ umgehend klare Verhältnisse geschaffen werden. Der Anschluss ist eine wild peitschende Dampfwalze aus schnellem, modernem Metal und gewohnt punkig-trotziger Mittelfinger-Attitüde. Die musikalisch getriebenen Strophen, in denen es unter anderem „Bohren, ja, sie bohren, wollen in mein Herz, doch sie stoßen auf Granit. Treu, bleib mir treu, werd' mich niemals beugen, bleibe meines Glückes Schmied.“ oder auch „Scheißegal, wie laut sie drohen. Scheißegal, wie fest sie ziehen. Nur mein Wille ist mein Retter, bleibe lieber Einzeltäter, als für sie zu salutieren!“ heißt, legen bis zum aufstrebend powernden Chorus mächtig Tempo vor und bilden lyrisch so eine Quasi-Fortsetzung zu „Mein Leben, Meine Regeln“ vom direkten Vorgängerwerk „Bestie Der Freiheit“. Mit „Ihr Wisst Gar Nichts Über Mich“ nehmen sich die vier Himmelsrichtungen dem unreflektiert wertenden Gerede, den böswilligen Gerüchten und der schieren Intoleranz jener Personen an, die nur allzu gerne unreflektiert über ihre Mitmenschen urteilen, ohne dabei wirklich mehr zu wissen oder gar Rücksicht auf ihre Gefühle und etwaige Folgen zu nehmen… Da hilft eigentlich nur eines, wie das drückend stampfende Finale bekennt: „Ich bin raus!“. Danach eröffnet ein extrem catchy groovendes Riff, das erst von einigen rhythmischen Drum-Schlägen untersetzt wird, bevor es dann mit gehörig Nachdruck kräftig in die Vollen geht, jedoch ohne dabei zu sehr in Richtung Härte abzudriften, sondern seinen eingängigen Drive mit leichter Poppigkeit beibehält. Die Strophen nehmen sich bei Tempo und Variation etwas zurück und lassen dem Text somit genug Spielraum zur Wirkung: „Ich zog einsam wie ein Wolf durch die Nacht ohne Plan und ohne Ziel. An jeder Ecke leichte Beute, doch ich wusste, dass ich etwas Besseres will. Ja, auch du warst auf der Flucht und mir war sofort klar, dich hab' ich schon lang gesucht. Wir haben kaum geredet, du nahmst einfach meine Hand und raubtest mir den letzten Rest Verstand!“. Das wunderbar schwarzhumorige „Liebe Auf Den Ersten Fick“ parodiert auf gekonnt charmante, augenzwinkernde Art und Weise das oberflächliche Balzverhalten in Zeiten von Online- und Speeddating, ohne den mahnenden Zeigefinger zu erheben. Möglichst zwanglos, möglichst verantwortungslos. Anonym. Distanziert. Ohne Zukunft. „Die Liebe Ist Tot“… Auch hier. Im direkten Vergleich zu den meisten anderen Stücken auf diesem Album, kommt der Song als wohltuende Auflockerung sehr unbefangen und humorig daher. Eine kurze, aber effektive Ruhepause, die es vor dem nächsten Paukenschlag auch dringend gebraucht hat… „Hey Du! Ja genau, Du! Was quatscht du denn so schlau!? Du hast keine Ahnung, also halt's Maul!“, durchbricht Nord gleich zu Beginn die vierte Wand mit einer direkten Ansprache an alle fortan aufgeführten, unliebsamen Adressaten. So prangert er etwa in der ersten Strophe „krude Parolen“, „Rassenlehre“ und die Ausbeutung der Armen für maßlosen Luxus an, führt dabei sogar etwa Höcke, Kalbitz, Kubitschek namentlich als erklärte Zielscheiben ins Feld und kokettiert dazwischen mit der obligatorischen, abgedroschenen Phrasen-Rechtfertigung „Das wird man wohl noch sagen dürfen!“. Anfangs dienen die rauen Saiten, welche zuerst eher bruchstückhaft angeschlagen werden, noch als aggressive Untermauerung, bevor das Arrangement dann kurzzeitig in einen energisch marschierenden Rhythmus übergeht, nur um wenig später in einem tosenden Orkan aus purer Verachtung zu enden: „Ich Hasse Euch Alle“ ist ein durchweg brutal um sich prügelndes Thrash-Metal-Massaker im geistigen Stil des Zweitlings „Wut“ mit infernalisch gedroschenem Schlagzeug-Gewitter, eksatatisch schreddernden Gitarren und einem rabiaten Text voller schonungsloser Zeilen, die ganz sicher kein Blatt vor den Mund nehmen. Top!


Achtung, es ist „Leck Mich“-Tag! „Ficken Unsren Kopf“ lockert das flächendeckend eher bedrückte und düstere Stimmungsbild zwischen sozialer Benachteiligung, Unterdrückung, unausgewogenen Machtverhältnissen, gesellschaftlicher Egozentrik und Faschismus gleich um ein Vielfaches wieder auf, denn das spaßige Featuring mit den bekannten „257ers“, einem bekannten Rap-Duo aus dem Ruhrgebiet, ist eine betont niveaulose und gerade dadurch extrem launige Party-Hymne der absoluten Extraklasse! In rotzig-punkiger Manier feiern die ungleichen Projekte hier sorglos den puren Exzess ohne Rücksicht auf Verluste oder einen Gedanken an morgen zu verschwenden. Wie der Titel schon verheißt, steht uns hier ein schnell treibender und amüsant getexteter Up-Tempo ins Haus, der das pure Chaos zelebriert. Auch der Part von den „257ers“ in der zweiten Strophe fügt sich nahtlos und harmonisch ins Gesamtbild ein, in der rasenden Bridge knallen dem Hörer dann Stakkato-Drumming und zuckende Electro-Sounds um die Ohren, bis der Refrain schließlich wieder zum Mitsingen einlädt. Gegensätze ziehen sich eben an! Doch bereits mit dem pechschwarzen „Zahltag“ verdunkeln sich die Wolken am lyrischen Firmament erneut, ist der enorm eindrucksvolle Song doch ebenso wie schon das vorausgegangene „Ich Hasse Euch Alle“ definitiv alles andere als leichte Kost und schon allein aufgrund seiner ungemein zermürbenden Thematik über Missbrauch im Kindesalter und die folgende Abrechnung mit dem Peiniger nur sehr schwer verdaulich. Rein atmosphärisch betrachtet erinnert der Track vor allem durch den gespenstischen Kinder-Gesang im Refrain zuweilen stark an das unheimliche „Sing“ von der „Keinzeitmensch“, wenngleich es hier um einiges herausfordernder, facettenreicher und vor allem härter arrangiert zu Werke geht. Zum bizarr verdrehten, herrlich kaputt klingenden Electro-Beat und einer verstörend leiernden Melodieführung, mischen sich bald verzerrter Sprechgesang und bitterböse Gitarren, der konträre Chorus wird dann hingegen von den oben erwähnten, tragischen Chor-Samples bestimmt. In den Strophen lebt Nord seine grausamen, doch berechtigten Rachefantasien aus der Perspektive des lange geschundenen Opfers voll aus, wenn er in blutdurstiger Rap-Manier detailliert von seinen künftigen Plänen erzählt. Ein genial unkonventioneller und rabiater Crossover aus sehr gut ausbalancierten Elementen des angedeuteten Hip-Hop und perfekt darin eingewobenen Metal-Sounds in enger Verbindung mit gewohnt viel Gesellschaftskritik! Ein von sphärisch angehauchten Synthie-Elementen unterfüttertes Intro entfacht gleich zu Beginn knisternde Spannung, welche durch das zusätzlich sehr präsent agierende Riff nur verstärkt wird, bevor dann der große Rundumschlag folgt: „So Wie Wir“ ist erneut eine waschechte Hymne mit allen nur erdenklichen Schikanen, die sowohl in ihrem trotzigen Grundtenor als auch der musikalischen Ausrichtung zuweilen vehement an „Wir Sind Keine Band“ erinnert, wenngleich der eigentliche Kontext hier viel mehr auf das gefestigte Gefüge innerhalb der Band selbst fokussiert, als auf die starke Verbindung mit den treuen Freak-Fans. Der selbstbewusste Up-Tempo-Rocker geht sehr gut und schnörkellos geradlinig nach vorne, ohne dabei zu sehr in artverwandte Genre-Extremen auszuscheren. Die kraftvollen Shouting-Einlagen in der Bridge verleihen dann zusätzliches Feuer, um in einem sympathisch-authentischen Mittelfinger-Refrain zu gipfeln, der einfach nur Laune macht und auf den (hoffentlich) bald stattfindenden Konzerten rasch zum Mitsingen animieren dürfte.


Ein recht griffiges Gitarrenriff in Verbindung mit einer eingängigen Melodie sind danach auch das Rezept für „Ich Will Erst Schlafen, Wenn Ich Tot Bin“. Ein durchweg solider Song im mittleren Tempo, der sich am ehesten in den reinrassigen Deutsch-Rock kategorisieren lässt. Leider kann die zugrundeliegende Musik den ausdrucksstarken Lyrics durch ihre Highlight-arme Berechenbarkeit nicht wirklich standhalten und fällt insbesondere im direkten Vergleich zu den vorherigen Stücken doch auffällig ab. Das gilt jedoch nicht für den gut gelungenen Text, der eine nicht zu vernachlässigende Problematik der heutigen Zeit aufgreift: Jeder Tag gleicht dem vorherigen, rund um die Uhr wird gearbeitet und das bis zum bitteren Ende. Uns bleiben nur wenige Tage im Jahr zur freien Verfügung und somit zu einem selbstbestimmten Leben. Einzig das nahende Wochenende oder der lang ersehnte Urlaub erlauben uns einen kurzzeitigen Ausstieg aus diesem beklemmenden Hamsterrad. Doch unser stetes Ziel bleibt immer das, was man eigentlich für kein Geld der Welt kaufen kann: Zeit. Es gibt noch so viel zu sehen und zu erleben… Nur wann? Widersetze dich und genieße jeden Moment, so lange du es noch kannst! Zum Abschluss werden dann tatsächlich doch nochmal bedeutend ruhigere Töne angeschlagen, denn nun gibt es final die obligatorische Power-Ballade. Und mit „Zeit Zu Gehen“ ist „Hämatom“ wirklich eine sehr anrührende und herzerwärmende, da eben hörbar aufrichtige, Power-Ballade voller Emotion gelungen, welche sogleich ganz viel wohlige Melancholie versprüht und die brennende Sehnsucht nach Live-Musik auf beiden Seiten schüren dürfte. „Ich drehe mich noch ein Mal um, mach‘ mir die letzte Kippe an und schaue in vertraute Augen. Bin glücklich, aber ohne Plan…“, heißt es da etwa in der ersten Strophe oder auch „Ich brauche euch, vergesst das nie. So schön bekloppt, wie ihr alle seid. Verdammt, ich hoffe wirklich sehr, in diesem Haufen werd' ich alt!“, wenn Nord hörbar demaskiert, nahbar und fast schon auffallend verletzlich kehlig mit verrauchter Stimme von gemeinsamen Träumen und Geschichten singt. Dazu gibt es erdige Percussion, kleine Live-Jubel-Samples, eine führende akustische Gitarre und hauptsächlich cleane Passagen in den Strophen, aus denen immerzu ganz viel Melancholie dringt. Es ist die emotionale Retrospektive nach dem Ende einer Show auf den im Song kürzlich vergangenen Abend, zusammen Erlebtes und bislang Erreichtes. Gerade vor dem aktuellen Hintergrund einer leidenden Veranstaltungsbranche hat die Ballade aber noch so viel mehr Gewicht: „Doch jetzt ist Zeit für mich zu gehen. Hab' meine sieben Sachen schon gepackt. Nur noch ein letztes Glas im Stehen. Macht’s gut ihr Freaks, gebt gut auf euch Acht!“, lautet danach der mitreißende Refrain mit absoluter Gänsehaut-Garantie. Was will man mehr… Ein idealer Closer für die hoffentlich kommende Tournee, oder?

Tracklist:


01. Dagegen


02. Jeder Gegen Jeden


03. Ihr Wisst Gar Nichts Über Mich


04. Liebe Auf Den Ersten Fick


05. Ich Hasse Euch Alle


06. Ficken Unsren Kopf (feat. 257ers)


07. Zahltag


08. So Wie Wir


09. Ich Will Erst Schlafen, Wenn Ich Tot Bin


10. Zeit Zu Gehen


Fazit:


„Die Liebe Ist Tot“… Und „Hämatom“ mischen pünktlich zum Jahresende nochmal ganz vorne alles auf! Nach ihrem überraschend ungewöhnlichen und gerade deshalb so erfrischend anderen Akustik-Ausflug ins schillernde Zeitalter von „Berlin“, gehen die vier berüchtigten Himmelsrichtungen mit ihrem zehnten Fulltime-Rock-Album dieser Tage ein ganzes Stück weit zurück zu ihren einstigen Wurzeln und das ist tatsächlich gleich in vielerlei Hinsicht wortwörtlich zu verstehen: Wie der jeglichen Optimismus entbehrende Titel vielleicht schon ungeschönt durchdringen lässt, fängt das fränkische Thrash-Metal-Quartett mit seinem neuesten Output einmal mehr die aktuelle Stimmung aus diversen Perspektiven und großen Disputen bis hin zu besorgniserregenden Anfeindungen und immer weiter zunehmender Spaltung, Verzweiflung, Frustration, Wut und Hass ein. Es sind gesellschaftliche Aspekte, die im alltäglichen Zusammenleben so zwar schon immer unterschwellig präsent waren, sich insbesondere über die letzten Jahre jedoch umso mehr beängstigend intensiviert haben zu scheinen. So ist das bezeichnende „Die Liebe Ist Tot“ anstelle billiger und plakativer Effekthascherei nur die allzu logische Konsequenz, ja, die aus dem derzeitigen Wandel resultierende Bestandsaufnahme, und somit ein natürlich reflektierendes Kind seiner Zeit, in der Verunsicherung und Angst auf der einen Seite stehen und auf der jeweils anderen jene, die exakt davon profitieren wollen. So wenig blumig, wie der oben stehende Titel des Albums, ist dann auch dessen eigentlicher Inhalt: Erbarmungslos ehrlich, gewohnt direkt und immer frei geradeaus, tänzeln „Hämatom“ thematisch mit erfreulich kompromissloser Härte zwischen den bitteren Machtspielen des Systems, politischen Fehlschlägen, Unterdrückung, Diskriminierung, sozialer Abgestumpftheit, Missbrauch und allerlei anderen Abgründen, propagieren aber ebenso immerzu Toleranz und Zusammenhalt, ohne aufgesetzt oder anbiedernd zu wirken. Es ist der etwas andere „Tanz Auf Dem Vulkan“. Die gerade einmal zehn Songs fassende Tracklist ist mit etwas über einer halben Stunde Spielzeit leider arg kurz geraten, dafür greift hier fast durchgängig das Prinzip „All killer, no filler“… Und was sind bitte schon zwanzig mittelmäßige Stücke gegen zehn ausgesprochen gute Songs!? Rein musikalisch gesehen, spielen „Hämatom“ ihre Stärken voll aus und fahren wie mit voller Selbstverständlichkeit eine bunte, facettenreiche Mischung aus bewährt rockenden Hymnen, aggressiv rasender Metal-Wut, sehr gelungenen Crossover-Elementen, ausgelassener Party und auch nachdenklichen Tönen auf, sodass jeder einzelne Hördurchgang einfach nur die helle Freude ist. So bewegt man sich zwar hauptsächlich in lange bekannten Bahnen, nur wirken viele der Arrangements jetzt in sich deutlich ausgefeilter, ihre Einzelteile sehr viel organischer, besser konkretisiert und miteinander verknüpft. Nebenbei erlauben sich Süd, West, Ost und Nord zudem glücklicherweise ein gesundes Maß an Experimentierfreude und kreativer Ausgelassenheit über den Genre-Tellerrand, wodurch „Die Liebe Ist Tot“ trotz seiner großen Vielfalt jederzeit wie aus einem Guss tönt. Auf diese Weise findet man ein wirklich gutes Gleichgewicht, um einerseits all die Wünsche der treuen Freak-Fans durch die verschiedenen Schaffensphasen hinweg zu bedienen und dennoch angenehm zu überraschen. Wer kann da schon widerstehen? In diesem Sinne: „All you need is love“… Und ein bisschen Sprengstoff!


Informationen:


http://www.haematom.de


https://www.facebook.com/haematommusic

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