top of page
  • Facebook - White Circle
  • Instagram - White Circle
  • YouTube - White Circle

NEUESTE
BEITRÄGE:

  • AutorenbildChristoph Lorenz

Letzte Instanz - Ehrenwort (2021)


Genre: Rock / Folk / Alternative Release: 29.10.2021

Label: AFM Records (Soulfood)

Spielzeit: 49 Minuten

Pressetext:


LETZTE INSTANZ geben ihren Fans ein Ehrenwort und halten es auch auf ihrem neuen Album ein! „Ehrenwort" kommt gewohnt brachial und gesellschaftskritisch zurück. Auf 13 kraftvollen und zugleich sensitiven Songs eröffnet sich dem Hörer die unvergleichliche Bandbreite der LETZTE INSTANZ. In den vergangen Jahren konnte LETZTE INSTANZ sich mit ihrer Brachialromantik fest in die Herzen der Zuhörer spielen und gehört in Deutschland zu einem festen Bestandteil der musikalischen Szene im Bereich Gothic Rock. Nach den extrem erfolgreichen Longplayern Liebe Im Krieg" und „Morgenland" kehrt LETZTE INSTANZ jetzt mit einem Album zurück, das in einer unsicheren Zeit den Fans der Band Sicherheit schenkt. Das am 10.09.2021 erscheinende Album „Ehrenwort" hält, was es verspricht: Auf 13 eindrucksvollen, epischen Songs zeigen sich LETZTE INSTANZ gewohnt gesellschaftskritisch und trotzdem hoffnungsvoll auf eine bessere Zukunft!

Kritik:


„Wir sind immer für euch da, wir laufen euch nicht fort


Werden eure Zukunft sein, egal, an welchem Ort


Wir sind immer für euch da, wenn ihr uns haben wollt,


Geben wir euch eine neue Zeit, darauf habt ihr unser Ehrenwort!"

Ein ehrlicher Schwur. Eine bewusste Pflicht. Ein treuer Eid. „Ehrenwort“: Ein festes und bindendes Versprechen, auf das sich beide Seiten zu jeder Zeit unabdingbar verlassen können, wie auf einen alten Freund. Vielleicht vereint die Eröffnung mit dem gleichnamigen Titeltrack auch deswegen die bekannten und beliebten Trademarks von „Letzte Instanz“ als stimmig ineinandergreifende Symbiose aus Deutsch-Rock mit moderner Ader und energiegeladenem Folk. Und das gleich von Beginn an, wenn ein tief knurrendes Riff überdeutlich die klare Richtung für die nächsten Minuten vorgibt und dann zusammen mit einem druckvoll kickenden Schlagzeug das Startsignal erteilt. Nicht nur danach, sondern immer wieder dominiert dabei die virtuos-straighte, aufpeitschende Melodie aus dem herrlich furiosen Zusammenspiel zwischen Cello und Violine, das sich hier auch in den dramaturgisch perfekt gesetzten Zwischenspielen zeigt. Die Strophen präsentieren sich mit ihrem rhythmischen Drumming und den angespannt gezupften Saiten hingegen etwas reduzierter und legen ihr Hauptaugenmerk so verstärkt auf den dunklen, sich flüsternd einschmeichelnden Gesang von Holly Hoffmann: „Wir sind eine Einheit. Wir marschieren voran. Wir erzählen die Zeit und kommen doch nie an. Im Sand sind wir gefangen, der durch die Enge rinnt. Wir finden kein Ende. Wir kennen keinen Beginn.“, heißt es da etwa in den ersten Zeilen, die sich verklausulierter, leicht kryptischer Bildsprache bedienen. Im Kontrast dazu steht ein sehr direkter, unmissverständlicher Refrain, der Verlässlich- und Beständigkeit beschwört, später folgt noch ein ausgedehntes Gitarren-Solo. Zum Einstieg zelebrieren die sechs Musiker bodenständige, kompakte Einfachheit ohne überzogenen Theatralik oder schweren Bombast-Ballast. Leicht und eingängig, aber trotzdem kernig und voller Power. Eine authentische Ode an die Ehrlichkeit, an Freundschaft und Zusammenhalt. Jene wahren Werte, die heute oftmals nur noch selten zu finden sind, was sie umso wertvoller macht. Das feste Band zwischen den Mitgliedern der Band, aber auch zu und unter ihren Anhängern, ist fester Bestandteil und zugleich lyrisches Leitmotiv, das viele Songs des neuen Albums inhaltlich miteinander verbindet, so beispielsweise auch das folgende „Entzündet Die Feuer“, das erst vom schwelgerischen Spiel der Geige eingeleitet wird und sich dann unter ordentlichem Einsatz von Drums, Bass und Gitarren in energetischer Dynamik bis hin zur großen Hymne aufschwingt. Dabei gelingt den Instanzlern mit ihrer ureigenen Mischung mühelos die waghalsige Balance zwischen heimeliger Lagerfeuer-Atmosphäre und mitreißendem Stadion-Rock. Der herzerwärmende Text kommt zwar nicht ohne unterschwellig präsente Kritik am mehr und mehr distanzierten Zusammenleben und einer immer weiter auseinander klaffenden Gesellschaft aus, erhebt jedoch zu keiner Zeit den mahnenden Zeigefinger, sondern will stattdessen die Hand reichen und in den gemeinsamen Kreis einladen. So animiert der gediegene Mid-Tempo-Rocker in befreiender Gelassenheit und optimistischer Zuversicht zum Heraustreten aus der eigenen begrenzten Comfortzone, zum Ablegen von altgedienten Zweifeln und Ängsten und dem Auftauen aus der im Alltagstrott angeeigneten, emotionalen Kältestarre. Zu mehr Geben, als Nehmen und zum gegenseitigen Dialog. Für weniger Spaltung, Hass und „Ich“, sondern mehr „Wir“.


Generell merkt man dem Album seine Entstehungsphase während der Pandemie schon sehr früh durch die starke, innewohnende Sehnsucht nach mehr Gemeinsamkeit und Zusammenhalt an, regiert doch eine durchweg positiv aufgeladene Melancholie im richtungsweisenden Spirit. Ferner schimmern in den Texten trotz ihres hohen Ohrwurmpotentials immerzu sympathische Ecken und Kanten durch, etwa wenn manche Reime nicht ganz aufgehen, damit aber auch nicht zu vorhersehbar sind. Generell arbeitet man gerne mit kleineren Disharmonien, wie auch „Du Bist Nicht Verloren“ zeigt, das von der ersten Sekunde an in Richtung Up-Tempo geht und die klassische, filmreif vertonte Geschichte über eine verbotene Liebe und die „Flucht Ins Glück“ ihrer zwei Protagonisten erzählt. Es geht um das gegenseitige Überwinden von Hürden und allen anderen Widrigkeiten und unterstreicht, dass für wahre Gefühle kein Weg zu weit ist und führt er auch durch das hier besungene „Feuerland“. Auf ein kurzes Intro folgt die unvermittelt die treibenden Melodie der starken Streicher-Fraktion, die zusammen mit der elektronisch grundierten Basis auch in den sphärisch angehauchten Strophen erfreulich präsent ist. Erwähnenswert auch Hoffmanns Gesang, der von einfühlsam und zart schnell zu dringlich und fordernd wechselt, sehr ausdrucksstark! Auch „Unsere Fahnen“, welches geistig genauso gut auf dem direkten Vorgänger „Morgenland“ seinen berechtigten Platz gefunden hätte, folgt dem eingangs eingeführten Prinzip: Schlagzeug und Gitarren im mittleren Tempo. Dazu hell gestimmte, aufstrebende Streicher, die Strophen dann wiederum etwas ruhiger und fokussierter mit einem leichten Aufbau aller bisher verwendeten Elemente bis hin zur kraftvolleren Bridge, die wieder mehr an Fahrt aufnimmt und in einem hymnischen, doch schwermütigen Refrain mündet. Das wird gerade im Hinblick auf die noch folgenden Songs leider etwas arg berechenbar, sorgt jedoch oft für eine sehr stimmige Dynamik, die alle bekannten Stärken der Instanz logisch und zu ausgewogenen Anteilen miteinander vereint. Auch sticht einmal mehr die wirklich gute Textarbeit heraus, die zwar manches Mal leicht am Pathos vorbeistreift, aber dennoch mit ihrem angenehmen Gleichgewicht zwischen passenden Wortspielen und angenehmer Direktheit enorm positiv auffällt, um mehr Toleranz und Vielfalt zu beschwören. So bewegen sich die Dresdner Brachialromantiker absolut nahe am Puls der Zeit, bleiben modern und aktuell, ohne dabei an Authentizität einzubüßen, was nicht vielen so scheinbar selbstverständlich gelingt. Die erste, reinrassige Ballade des neuen Albums gibt es danach mit dem bereits vorab veröffentlichten „In Deiner Spur“. Dessen sanftmütige Strophen werden maßgeblich von den wunderbar warmen Akkorden der Akustikgitarre bestimmt, dazu tritt die Violine mit gezupften Saiten als kleines Detail zurückhaltend in den Hintergrund, während das klagende Cello die Melodie gedrückt fortträgt. „Für dich bleib ich wach, hellwach. Ich lasse dich nicht allein. Ich wache über dich, über mich, über uns, um nicht einsam zu sein.“, singt Hoffmann und portraitiert in gut gewählten Worten den rastlosen Rückhalt, was einer gewissen Tragik nicht entbehren kann, wenn das lyrische Ich einfach nicht aufgibt und sich hörbar erschöpft zum Weitermachen bewegt, um stark genug für Zwei sein und den Gegenpart aus seinem Tief retten zu können. Wieder sind es die stets omnipräsenten Motive von Zuversicht, Gemeinsamkeit und Rückhalt, die eine gewisse Courage zur Selbstlosigkeit ebenso sehr erfordern, wie im auch gesunden Ausgleich den eigenen Schutz vor der drohenden Selbstaufgabe. Somit baut sich schnell verträumte und zugleich ungemein tragische Stimmung auf, die dennoch einen unterschwellig warnenden Unterton in sich trägt, aber im aufbegehrenden Chorus etwas hoffnungsfroher aufklart.


„Illusion“ ist kein eigenständiger, vollwertiger Song, sondern viel mehr ein rein instrumentales Interludium von knapp unter einer Minute, welches das dunkel-melancholische Grundgefühl des vorherigen Stücks zu einem gewissen Anteil aufgreift und so zur zweiten Hälfte des Albums überführt. Durch die überraschend elektronisch ausgeprägte Schlagseite aus nervös flimmerndem Fiepen und Knacken entsteht langsam ein verworrener, psychedelischer Sound, der unerwartet viel beunruhigende Düsternis in sich trägt, welche jedoch sehr bald vom beruhigenden Spiel der schwelgerischen Gitarre vertrieben wird und kurzerhand in dem wahrlich epischen Beginn von „Retter Der Träumer“ mündet: In wortwörtlich brachial-romantisch rockender Manier geht es hier sofort mit vollem Tempo nach vorne. Geleitet von der hymnisch-bombastischen Power des Cellos und der Geige, die in ihrer enormen Intensität fast infernalischen Blechbläsern gleichkommen, setzen zusätzlich drückende Double-Bass-Attacken des donnernden Schlagzeugs und harte Gitarren ein, die trotz ihrer stringenten Übermacht den leidenschaftlichen Grundtenor nicht zu übertönen versuchen. „Schwarze Löcher, keine Sterne. Nebelgrau verschwimmt die Welt. Keine Sonne, die von Ferne, diese dunkle Zeit erhellt.“, zeichnen die nüchternen Strophen ein trauriges, graues Bild der ausweglosen Tristesse, immerzu untermalt vom hintergründig dezent begleitenden Klavier. Gefangen im ewigen Hamsterrad des Alltags, gebeutelt von schmerzhaften Erfahrungen der Vergangenheit und desillusioniert durch das grausam kalte Weltgeschehen haben wir unsere einstige Unbeschwertheit und Sorglosigkeit schon lange verloren, haben vergessen zu träumen. Noch ein einziges Mal Kind sein und die Welt mit anderen Augen sehen. Noch einmal hoffen, glauben, fliegen. „Doch folgt ein Licht dem dunklen Tage. Es gibt eine Hand, die deine hält. Wenn du sie nur nimmst, kann ich dich tragen. Zurück zu deinen Träumen, den Lichtern der Welt.“, erscheint alsbald ein nahender Hoffnungsschimmer am Horizont und der wärmende Gesang von Hoffmann ermutigt zum endgültigen Befreiungsschlag, reicht dem Hörer die Hände und entführt auf eine Reise in die eigene Vergangenheit. Hin zu längst vergessen geglaubten Wünschen und brachliegenden Fantasien: „Ich geb’ dir die Wurzeln, dass du wieder stehen kannst. Leih’ dir meine Flügel und lade dich ein. Zum Mondflug, zur Liebe, zum magischen Feentanz. Lass uns die Retter der Träume sein!“. Im darauffolgenden Mittelteil, in welchem das „Lass uns die Retter der Träume sein!“-Mantra als leises Echo immerzu wiederholt wird, heißt es dann noch „Aus Träumen werden Gedanken geboren. Sie wachsen heran zu lichten Ideen. Sie bauen einen Weg bis hin zu großen Taten. Schließ‘ deine Augen und du wirst sehen.“ - Ein gewaltig aufrüttelnder Appell an das innere Kind, das Zulassen von Hoffnung und den Wagemut, seine verborgenen Sehnsüchte zu Wirklichkeit werden zu lassen. Träume als rettender Anker. Eine Hymne auf klassische Instanz-Art und zugleich ein absolutes Paradebeispiel für das eigens geschaffene Genre der hier zelebrierten Brachialromantik!


„Meine Welt ist auch deine Welt, weil das Schicksal uns zusammenhält!“, singt daraufhin ein zarter Kinderchor, gefolgt von erhabenen Streichern und einem hell klingelnden Glockenspiel. „Meine Welt“ wohnt der tiefe Wunsch nach einer gemeinsamen Welt in trauter Einigkeit und Frieden inne. Wissen der von positivem Pathos genährte Text und die lobenswerte Message noch durchaus zu gefallen, so rutscht man musikalisch leider sehr stark in Richtung Kitsch und Schunkel-Schlager ab… „Santa Aurelia“ fängt zwar ebenfalls ruhig an, wechselt dann aber sehr schnell zum Mid-Tempo-Rock inklusive „Ohoho“-Zurufen. Zu treibenden Drums, fetzenden Gitarren und klagenden Streichern wird hier in bester Storyteller-Manier die Geschichte eines bei Unwetter sinkenden Schiffs und seiner Besatzung erzählt. Besonders die facettenreiche Intonation weiß zu gefallen, die von rauem Flüstern bis hin zu purer Leidenschaft im Refrain reicht. Auch „Vogelfrei“ ist in diesem Fahrwasser angesiedelt und schnellt ab Sekunde Eins mit aller Kraft voran. In den Strophen sticht besonders die prägnante Percussion heraus, im hochmelodiösen Chorus sind es dann aber gerade wieder Cello und Violine, die viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Diese sind es dann auch, die „Fels In Der Brandung“ nicht nur stimmungsvoll einleiten, sondern den Song auch zusammen mit den eher zurückhaltenden E-Gitarren bis zum erbauenden Hauptteil mittragen, der in der Wahl seiner Motive und Worte leider abermals sehr vorhersehbar ausfällt. Die zauberhaften Klänge einer Harfe und eine geraunte Spoken-Word-Passage leiten hingegen „Bis Zum Letzten Tag“ ein, welches anfangs generell viel von seinem eindringlichen Gesang lebt, vereinen sich die Instrumente doch erst ab dem Refrain zu ihrer gewohnten Stärke, um das Thema Gemeinsamkeit und Verlust zu behandeln, bis mit „Zeig Uns Dein Licht“ das letzte Lied naht. Jenes wird zunächst von exotischen, leicht orientalisch angehauchten Klängen eingeleitet und entfacht so eine mystische Stimmung, die darauf in einen stark von treibenden Gitarren geprägten Sound übergeht, welcher sich unter der späteren Hinzunahme kleiner Elektronik-Spielereien und natürlich auch der Streicher fortan durch die gesamte Spielzeit zieht und in einen harmonischen Refrain, der herzlich in den gemeinsamen Kreis einlädt, fließt. Egal, woher du kommst, was du schon alles erlebt hast, woran du glaubst oder wer du bist: Hier ist jeder willkommen! Mit dieser versöhnlichen Botschaft, in deren thematischem Rahmen sich ohnehin ein Großteil von „Ehrenwort“ bewegt hat, schließt sich der vereinende Reigen so friedvoll akzentuiert, wie er einst begonnen hat.

Tracklist:

01. Ehrenwort


02. Entzündet Die Feuer


03. Du Bist Nicht Verloren


04. Unsere Fahnen


05. In Deiner Spur


06. Illusion


07. Retter Der Träume


08. Meine Welt


09. Santa Aurelia


10. Vogelfrei


11. Fels In Der Brandung


12. Bis Zum Letzten Tag


13. Zeig Uns Dein Licht

Fazit:


Von der hart umkämpften „Liebe Im Krieg“ ins gelobte „Morgenland“ hinein und dann wieder zurück… Gut drei Jahre hat es gedauert, bis die Brachialromantiker von „Letzte Instanz“ endlich mit einem neuen Studioalbum zurückkehren und der treuen Fangemeinde in diesen schweren Tagen ihr „Ehrenwort“ auf ein gemeinsames Wiedersehen in Zukunft und alles Kommende geben. Dabei ist das jüngste Werk der sechs Dresdner nicht nur ein logischer Nachfolger der zwei oben genannten Veröffentlichungen, sondern tatsächlich auch deutlich hörbar ein (gebranntes) Kind seiner Zeit, was man ihm in jeder Faser anmerkt. Das soll jetzt nicht etwa bedeuten, dass „Ehrenwort“ ein schlechtes Album wäre. Nein, es ist durch und durch grundsolide und spielt in vielen seiner Songs die arrangementtechnischen Stärken und bekannten Tugenden des sympathischen Sextetts voll und ganz aus. Nur scheinen „Letzte Instanz“ seit nunmehr einigen Jahren einen deutlich differenzierten Kurs eingeschlagen zu haben und sich damit mittlerweile zunehmend von manchen ihrer Wurzeln immer weiter zu verabschieden, was wirklich schade ist. Wenn die sonst so vielschichtigen, philosophischen Texte plötzlich direktem Alltagssprech und manches Mal lange schon abgedroschenen Mutmach-Parolen weichen oder bombastischer Folk und energetisch gespielter, dunkler Gothic Rock sich in gutmenschelnder Liedermacher-Lyrik mit gerne leicht schlageresker Pop-Attitüde verliert, hinterlässt das nicht nur einen faden Beigeschmack, sondern auch eine ziemlich große Lücke in der Erwartungshaltung. In fast allen der insgesamt dreizehn Songs nutzen die Instanzler ihre Sprachrohr-Funktion als Musiker sehr ehrenwert und vermitteln eine positive und vor allem wichtige Message von Harmonie, Zusammenleben, Vielfalt, Frieden und Freundschaft. Damit entspricht man natürlich dem aktuellen Zeitgeist, doch sind es Werte, für welche die Band bereits seit vielen Jahren in ihrer Kunst einsteht. Das alles geschieht gerade deshalb angenehm authentisch und ohne belehrenden Fingerzeig, nur ermüdet jene thematische Armut zumindest auf die Länge eines kompletten Albums gesehen ziemlich, was sich leider auch im gesamten, generell sehr gleichförmigen Sound niederschlägt. Dieser kommt, wie schon auf „Im Auge Des Sturms“ oder „Liebe Im Krieg“, sehr organisch und erschreckend schmucklos daher, gleichzeitig fast gänzlich frei von seiner einstigen Kraft oder anderen Experimenten, was stark zulasten des musikalischen Facettenreichtums und der generellen Abwechslung unter den Liedern geht. Bis auf wenige Ausnahmen mit dem Titeltrack, „Du Bist Nicht Verloren“, „Retter Der Träume“ und „Santa Aurelia“ gestaltet sich die Tracklist hauptsächlich melancholisch und handzahm, um nicht zu sagen relativ zahnlos und gänzlich ohne Biss. Zuweilen fehlen somit die ausgeprägten Themenspektren, die packende Power, ganz großen Melodien und auch die hymnischen Refrains, welche die brachiale Romantik erst vollkommen gemacht haben. Stattdessen mutet „Ehrenwort“ an vielen Stellen oft kraftlos, müde, vorübergehend altersmilde und lyrisch uninspiriert an, sodass sich anstelle des offenbar beabsichtigten, aufrüttelnden „Komm, steh‘ auf. Wir ändern jetzt gemeinsam etwas!“-Effekts eher der Eindruck eines altbekannten Freundes einstellt, der sich verständnisvoll, aber mindestens ebenso ratlos und stillschweigend neben dem Hörer niederlässt, um zusammen Trübsal zu blasen. Das kann zwar auch nett sein, hilft aber in den seltensten Fällen und zeichnet leider ein etwas trauriges Bild einer sonst so starken und einzigartigen Band, die mit einer Änderung der aktuellen Lage hoffentlich bald wieder zu alter Größe zurückkehren wird.

Informationen:

http://www.letzte-instanz.de

https://www.facebook.com/letzteinstanz

bottom of page